schwerst traumatisierte Hunde

  • Zitat

    Hm... so ein Tierheim ist ja auch nicht der richtige Platz für einen traumatisierten Hund. Ich meine den ganzen Tag hinter Gittern mit einem Rüden, wie soll sie sich da entwickeln?


    Sicherlich wird sie vom Personal den Möglichkeiten entsprechend umsorgt werden, aber so viel Zeit haben die nun mal auch nicht. Leider hört man von Menschen aus dem Tierschutz auch oft, das man den Hunden das Leid weg streicheln soll, was aber genau der falsche Weg ist.


    So ein Hund braucht eben Anschluß, Ansprache, Training - je mehr um so besser, einen geregelten Tagesablauf, Dinge auf die sie sich verlassen kann einfach. Um so sicherer wird sie sich fühlen. Wie soll sie sich festigen im Zwinger - da ist ja nichts?


    Hm, ich glaube, ich sprach eher von Hunden mit sehr stark ausgeprägtem Deprivationssyndrom und weniger von traumatisierten Hunden, wenn ich nochmal drüber nachdenke.


    Es gibt Hunde, die mit dem Zusammenleben mit Menschen heillos überfordert sind, sich in hündischer Gesellschaft aber wohl fühlen. Ein Tierheim in Deutschland ist selten der richtige Ort dafür, zu viel los, zu hohe Vermittlungsquoten (etwaige sicherheitgebende Kumpels werden womöglich "wegvermittelt"). Ich kannte mal ein Tierheim in Italien, das einen "Angsthasenzwinger" hatte. Für diese Hunde war es die richtige Entscheidung, sie da zu lassen.
    Warum sollen Hunde sich mit viel Arbeit und Mühe entwickeln, nur um in einer Umgebung klarzukommen, in der sie eigentlich nicht sein müssten?
    Zumal es so viele Hunde gibt, die ein Zuhause brauchen und sich ohne größere Probleme einfügen.


    Wenn ein Hund in einem miesen Tierheim ist und/oder dort nur leidet, dann ist was anderes. Dann muss man ihn rausholen und versuchen, einen besseren Platz zu finden. Ganz klar. Bei vollkommen hoffnungslose Fällen, Hunden, die ununterbrochen unter Angst leiden, egal in welcher Umgebung und ob in Gesellschaft oder allein, würde ich allerdings auch übers Einschläfern nachdenken.


    Damit will ich aber nicht sagen, dass wir es hier mit so einem Fall zu tun haben, das ist nur allgemein gesprochen.
    Und nicht, dass das jetzt falsch verstanden wird: Das heißt nicht, dass ich gegen eine Vermittlung von sehr ängstlichen Hunden bin! Es muss wie immer für jeden Hund der richtige Platz gefunden werden. Und das ist eben auch nicht einfach.

  • ich glaube man muss schon unterscheiden zwischen extrem ängstlichen hunden welche einen fortschritt machen können und solche welche es nicht packen. im moment arbeite ich in der hundeschule mit einem solchen hund zusammen. wenn der draussen ist und eine person sieht sackt er augenblicklich zusammen. dieser hund wird nun zurecht eingeschläfert. angst ist wohl der schrecklichste gemütszustand und wenn ein tier in permanenter angst leben muss so wird der tod wohl eine erlösung sein.

  • Zitat

    Hm, ich glaube, ich sprach eher von Hunden mit sehr stark ausgeprägtem Deprivationssyndrom und weniger von traumatisierten Hunden, wenn ich nochmal drüber nachdenke.


    Hier könnte der Supergau eingetreten sein: Ein deprivierter Hund wurde traumatisiert... :/

  • Zitat

    ich glaube man muss schon unterscheiden zwischen extrem ängstlichen hunden welche einen fortschritt machen können und solche welche es nicht packen.


    Ja, natürlich ist das so! Und selbstverständlich muss bei jedem Hund genau abgewogen werden, ob das Einschläfern angebracht ist oder nicht, genauso wie bei körperlichen Gebrechen.
    Ich glaube aber, dass es selten so schlimm ist, dass der Hund nicht in einer entsprechenden Umgebung noch ein gutes Leben führen könnte.
    Aber wie gesagt - solche Plätze muss man auch erstmal haben.

  • Ja, das sehe ich auch so.


    Und dann noch die Erklärungsnot hier in unserer Gesellschaft, wo man den Hund ja nun mittlerweile überall mit hinschleppt... Nicht nur, dass die Leute ihr eigenes Leben oft für einen solchen Hund umstellen, sie werden dann auch noch gerne als "unfähig" betitelt: "Wie, ihr macht jetzt seit fünf Jahren Training und DAS kann der immer noch nicht?"


    Man braucht harte Nerven...

  • Zitat

    Ich glaube aber, dass es selten so schlimm ist, dass der Hund nicht in einer entsprechenden Umgebung noch ein gutes Leben führen könnte.


    leider aber sehr selten. hunde welche sich nicht streicheln lassen sind jedenfalls hier in schweizer tierheimen fasst hoffnungslos zu vermitteln.



    Zitat

    "Wie, ihr macht jetzt seit fünf Jahren Training und DAS kann der immer noch nicht?"


    ja. es ist unglaublich wie man angefeindet wird, vor allem von hundehaltern. "was ihr verzichtet momentan auf besuch zu hause? wie soll sie's dann lernen".... oder wenn wenn mein hund aus angst andere (meist freilaufende) hunde anbellt dann kommt sofort: jetzt erziehen sie doch ihren hund endlich. ja, angst erzieht man weg. schon klar.


    und nein, mein hund muss weder auf eine kunstausstellung, auf eine geburtstagsparty oder in die stadt ("och, der hund hat angst vor menschen, gehen sie doch einfach mit ihm in die stadt"...).

  • Letztens habe ich auch eine HH getroffen und sie gebeten ihren Hund anzuleinen, weil Socke geknurrt und hinter mir versteckt hatte.
    Ich: "können sie bitte anleinen" (dort herrscht übrigens leinenpflicht)
    sie " der tut nix"
    Ich " meiner vielleicht schon"
    sie (geschrien) "dann sozialisiere ihn doch"


    Ich hätte so ausflippen können und hätte nicht Socke meinen Schutz und Ruhe gebraucht, dann wäre :mute:

  • Zitat

    Ja, das sehe ich auch so.


    Und dann noch die Erklärungsnot hier in unserer Gesellschaft, wo man den Hund ja nun mittlerweile überall mit hinschleppt... Nicht nur, dass die Leute ihr eigenes Leben oft für einen solchen Hund umstellen, sie werden dann auch noch gerne als "unfähig" betitelt: "Wie, ihr macht jetzt seit fünf Jahren Training und DAS kann der immer noch nicht?"


    Man braucht harte Nerven...


    Zitat

    Letztens habe ich auch eine HH getroffen und sie gebeten ihren Hund anzuleinen, weil Socke geknurrt und hinter mir versteckt hatte.
    Ich: "können sie bitte anleinen" (dort herrscht übrigens leinenpflicht)
    sie " der tut nix"
    Ich " meiner vielleicht schon"
    sie (geschrien) "dann sozialisiere ihn doch"


    Ich hätte so ausflippen können und hätte nicht Socke meinen Schutz und Ruhe gebraucht, dann wäre :mute:


    Ich finde, das sind ganz gute Beispiele für ein Problem, dass mir im Laufe der Zeit immer stärker auffällt: Irgendwie wird von unseren Hunde wahnsinnig viel erwartet. Und die Hundehalter übernehmen diese irrsinnig hohen Erwartungen teilweise auch noch.
    Hunde dürfen nicht mehr knurren - NIEMALS dürfen sie irgendwie die Zähne einsetzen oder auch nur zeigen. Auch bellen ist unerwünscht. Nicht mal reagieren dürfen sie bei einigen Hundeführerschineprüfungen - auch auf wirklich starke Reize wie dicht vorebifahrende Skateboarder oder eine MEnschenmenge, die auf sie zu läuft. Da darf nicht mal mehr gebellt werden, sonst fällen Hunde-Halter Team durch. Und was in manchen WEsenstests verlangt wird, ist auch nur surreal.


    Und viele Halter erwarten noch dazu, dass alle Hunde sich immer und überall total gut vertragen.
    Ach ja, und natürlcih soll ein Hund sich jederzeit von jedem Menschen streicheln lassen - und von Kindern sowieso.


    Wieso wird von Hunden so wahnsinnig viel erwartet? Es sind doch nur Tiere und keine Kuschelautomaten.


    Ist das bei anderen Tieren (Pferden, Katzen) auch so? War das schon immer so? Ich hab ja hier meinen ersten Hund sitzen und hab keinen Vergleich.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!