ständiges Bellen (Bus, Ampel)

  • Hallo ihr Lieben,

    ich habe ein Problem mit meinem Parson Rüden (14 Monate). Bis vor kurzem war alles prima. Man muss dazu sagen, er ist schon immer etwas dickköpfig gewesen, aber wenn ich klare ansagen gemacht habe hat alles prima geklappt. Ich denke er ist einfach der Typ der klare Regeln braucht (Terrier eben).

    Seit ca 2 Wochen habe ich aber das Gefühl, dass täglich neue Baustellen dazu kommen.

    Aktuell haben wir vor allem folgende Probleme:

    - wenn wir z.B. im Cafe sind jault er nach kürzester Zeit, sobald er einen anderen Hund sieht kläfft er total wild.
    - im Bus genau das gleiche
    - an jeder roten Ampel an der wir warten müssen kläfft und bellt er wie ein irrer.


    Ich habe zunächst versucht es zu ignorieren, er hält das jaulen dann aber ewig durch. Das ist also keine Möglichkeit. Wenn ich ihn irgendwie versuche zu maßregeln dreht er erst richtig auf. Ich habe es mit einem Leinenruck versucht, das nützt leider gar nichts. Wenn ich ihm in die Seite greife (haben wir in der Hundeschule gelernt um ungewünschtes Verhalten zu unterbrechen) hat es anfangs auch gut funktioniert und er hat aufgehört. Mittlerweile rechnet er aber mit dieser Reaktion von mir, und es nützt leider nichts mehr.

    Wenn wir nun zum Beispiel im Cafe sitzen und ich einen Hund kommen sehe spreche ich meinen im Normalfall vorher an, so dass er mich anschaut, und lenke ihn damit quasi ab. Dann bekommt er ein Leckerli wenn der andere Hund vorbei ist und es gut geklappt hat. Ist das ein guter Weg - oder eher ungeeignet?

    Mit der Ampel bin ich nun völlig überfragt. Da auch mit Leckerli arbeiten? Aber es sollte ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein das er am Strassenrand wartet. War es ja bisher auch. Ich weiß nicht warum er plötzlich anfängt so einen Aufstand zu machen. Und für sowas Alltägliches möchte ich ihn eigentlich auch gar nicht belohnen, oder doch?

    Wie würdet ihr euch verhalten?
    Danke

  • Irgendwann funktioniert "auf den Deckel" hauen nicht mehr. Dann ist das Fass halt voll... und Frustverhalten deckeln ist eh ein sehr schwieriges Thema. Das können Hunde nur bis zu einem gewissen Maß schlucken und dann bricht es halt richtig raus (merkst Du ja jetzt).

    Natürlich muss man einem jungen Hund ruhiges Warten und Ruhe halten beibringen. Woher soll der das können ;) Vor allem, wenn er einer so schnell erregbaren Rasse angehört. =)

    Also: Jeden richtigen Schritt belohnen. Jeden. Also wirklich jeden! Du musst da jetzt ganz von vorne Anfangen und da braucht es viel Bestätigung.

    Viele Grüße
    Corinna

  • Ich kann halt nicht verstehen, warum es monatelang problemlos klappte und dann plötzlich nicht mehr?

    Ok, dann werde ich erstmal wieder viel mit Leckerli üben. Aber besteht nicht die Gefahr, dass er das Lob mit dem negativen Verhalten verknüpft? Denkt wenn er ein Aufstand macht bekommt er ein Leckerli? Davor habe ich etwas Sorge...

    Danke für deine Antwort.

  • Das alles hat der Hund vorher nicht gemacht? Oder konntest Du es nur besser abstellen?

    Auf jeden Fall hat das alles mit Frust zu tun. Hast Du Frustrationstoleranz mit ihm von Anfang an bewusst geübt?
    Wird der Hund jagdalternativ in irgendeiner Form beschäftigt?

    Ich denke, mit Futterablenkung wird man in den meisten Fällen keinen dauerhaften Erfolg erzielen können und bei falschem Timing evtl. noch eine falsche Verknüpfung herstellen. Und selbst wenn man so die Situationen managen kann, hat man lediglich das Symptom abgestellt und die Gefahr ist groß, dass das Frustverhalten an anderer Stelle wieder gezeigt wird.

    Ich würde demnach bewusst an die Frustrationstoleranz ran gehen, und zwar in allen Bereichen. Auch Zuhause. Und aufregende Situationen bis zum Trainingserfolg erst mal meiden, um das nicht erwünschte Verhalten nicht zu ritualisieren.

  • Nein das hat er vorher alles nicht gemacht. Ich weiss nicht warum er plötzlich damit anfängt. Frustrationstoleranz haben wir eigentlich immer viel geübt, aber ich werde da nochmal ansetzen. Er macht es auch nicht immer, hauptsächlich zb. Bei der Amoel an viel befahrenen Straßen. Im bus auch mehr wenn er voll ist. So als wenn es ihn plötzlich stresst, früher war das kein Problem

  • Die Wahrnehmung ändert sich. Als Jagdhund reagiert er mit erwachendem Jagdinstinkt immer massiver auf viele optische und akustische Reize drumherum. Daher sollte man so etwas in der Zeit vorher schon viel über positive Methoden solche Dinge aufbauen. Klar: Man fragt sich, warum man was üben soll, was der Hund schon kann... Das ist eben der Trick: Manche Dinge sind ziemlich voraussehbar bei bestimmten Rassen. Der Verlauf wundert wirklich wenig (also mich, jetzt...). Wenn Du konkret Verhalten in der Situation belohnst, dann hat das nichts mit Ablenken zu tun und hilft dem Hund sich auf erwünschtes zu konzentrieren. Das nimmt Frust.

  • Leider muss ich das Thema nochmal hochholen.
    Wir waren in der Hundeschule und haben dieses Problem besprochen. Dort wurde mir empfohlen ihn mit einem gezielten Wurf mit Schellen zu unterbrechen. Ich weiß, dass es viele Gegner dieser Methode gibt, aber ich muss sagen bei uns hat sie prima funktioniert. Ziemlich schnell war das Problem an der Ampel Vergangenheit und er lief wieder brav über die Strasse.

    Vor einer Woche hat er dann mit dem Kläffen an der Strasse wieder angefangen. Ich dachte ich würde es mit den Schellen wieder schnell in Griff bekommen, aber Pustekuchen. Es hat dazu geführt, dass Hugo total nervös an der Strasse wurde und wir nicht mal mehr normal an einer Strasse längs gehen konnten, vom überqueren ganz zu schweige. Da wir aber in der Großstadt wohnen muss sich die Situation dringend ändern!!

    Ich trainiere jetzt seit vier Tagen mit dem Clicker und habe mir überlegt erstmal nur das gute Verhalten zu loben (wenn er brav an der Strasse wartet, wenn er ordentlich neben mir geht etc.) und das negative zu ignorieren, bzw. wenn ich merke er wird unruhig ihn aus der Situation raus zu nehmen. Haltet ihr das für sinnvoll?

    Wie gesagt, ich habe vor 4 Tagen damit angefangen. Den Clicker kennt Hugo durchs tricksen aber schon deutlich länger. Nun meine Frage, wann belohne ich? Ich dachte immer am Ende, wenn wir die Strasse ruhig überquert haben? Und an viel befahrenen Strassen, die für ihn besonders schwierig sind, auch wenn er brav bei rot wartet oder?

    Aber was ist brav rüber gehen? Darf ich ihn belohnen wenn er sichtbar nervös ist? Weil er ja nicht bellt? Wenn er leiste quietscht weil er ja nicht bellt? Auch wenn er an der Leine zieht solange er nicht bellt? Ich bin da sehr unsicher und möchte natürlich auch nichts falsches bestätigen. Aber zu warten bis er brav und still neben mir über die Strasse geht und erst dann belohnen geht ja auch nicht, ich muss ihm ja auch den Weg dahin zeigen. Aber wie?

    Bitte helft mir :) Ich würde mich über euren Input sehr freuen! Danke

  • Nicht umsonst gibt es viele Gegner von Schellen. Timing alleine schon (!) ist extrem schwierig. Das Risiko von Fehlverknüpfungen enorm hoch (evtl. bei dir sogar passiert). Am Ende versaut man sich damit den Hund, weil (wie du schon gewarnt wurdest) das Verhalten nicht 'von Zauberhand verschwindet' sondern unterdrückt wird (Stichwort Meidverhalten). Ich vermute der Hund hat in der Schellenzeit keine Alternaive geboten bekommen?!

    Du musst die Ursache finden. Auf was reagiert er krass, was macht ihn nervös (warten, Hunde, Menschen, Autos, da gibt es einiges). Und dann muss man eben kreativ sein. Was führt zu einer Stressreduktion und zu Entspannung. Des Weiteren würde ich dir zu einem fähigem (!) Trainer raten, der sich da vor Ort anschaut, wenn das Thema für dich derart wichtig ist. Und keinesfalls einen, der zu Schellen oder so einem Mist rät.

    Nochmal: du wirst das Problem so nicht in den Griff bekommen. Ich habe so einen Hund und der ist wie ich behaupten würde noch ein paar Stufen krasser, je mehr man deckeln desto schlimmer wird es (wenn auch nicht sofort). Wo sollen sie denn auch hin mit Frust und Stress?

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