Selbsthilfegruppe "Gestresste Stadthunde"

  • Zitat

    Ich drücke die Daumen und würde mich freuen, wenn du dann erzählst, was die Trainerin dazu sagt. :suess:


    Erst wollte ich fragen, ob nicht ein paar Ruhetage nach so einem großen Schritt einen Versuch wert wären, aber da du schreibst, dass ihr dann schon direkt an der Haustür alles zu viel sein kann und der Hund ja nun mal zum Lösen raus muss, ist das wohl nicht praktikabel. :tropf: Kleine Schritte und überhaupt erst mal Analyse durch die Trainerin sind sicher eh eine bessere Idee.


    Klar, ich berichte gerne, wie's weitergeht...ihr dann bitte aber auch (eigentlich geht's hier ja hauptsächlich um euch ^^;)


    Unter der Woche handhabe ich das, bzw versuche ich das nach Kräften so zu handhaben, dass wir, wenn wir einen Tag was Aufregendes erlebt haben, die nächsten 2-3 Tage nur "Pipi-Runden" zu drehen...eben, weil ich ja schon beim Geschirranziehen merke: "uh, heut is wieder schlimm". Oft verschiebe ich die Abendrunde dann auch so weit es geht in die "Nacht", damit wenigstens der letzte Gang ruhig und ohne viele Reize erfolgen kann, morgens dann entsprechend superfrüh.


    Parallel treffen wir uns jetzt häufiger mit anderen Shar Pei, damit sie selbstbewusster wird und im Umgang mit ihnen lernt, auch mal Konflikte auszutragen und selber zu lösen (Rat der Trainerin, ihrer Meinung nach regel ich zu viel für sie und lasse sie nicht genug ausprobieren).




    Gestern beim Holen der neuen Cam hatte Mücke nen kurzen, aber heftigen Kommentkampf (wenn an das überhaupt schon so nennen kann) mit der läufigen Junghündin der Kamera-Besitzerin - wir haben's zuerst laufen lassen, obwohl ich am liebsten immer sofort dazwischengehen würde...ich hab immer Schiss, dass sie andere Hunde beißen könnte (tut sie natürlich nicht, aber um meinen Hund hab ich irgendwie nie Schiss, immer nur um die andern).


    Das Ergebnis: die andere Hündin hat ihr erstes Loch getackert bekommen, weil sie immer wieder nachgesetzt hat, und sich im letzten Moment weggedreht hat - Mücke hatte nur abgeschnappt und scheint unglücklich hängengeblieben zu sein. Meine Hündin war danach sichtlich "größer", weil sie sich behaupten durfte, obwohl wir es abgebrochen haben, als die Junghündin immer heftiger wurde - nach dem Abbruch war alles wieder gut, die Kleine brauchte eine kurze Auszeit im Haus, hat aber keine Anstalten mehr gemacht, weiter zu bedrängen.


    Für mich ist es schwierig, sie selber entscheiden zu lassen, aber wie gesagt, die Hundetrainerin ermutigt mich, auch solche Konflikte zuzulassen - normal verstehen unsere Hunde sich, aber gestern das erste Mal bei der Kleinen zu Haus und sie dann auch noch kurz vor der ersten Standhitze, klar, dass es dann kurz knallt.


    Entstanden ist der Konflikt eigentlich nur, weil die Junghündin gern "nervt", bis man spielt, Mücke aber überhaupt keinen Bock auf sowas hat ;) und sie dann irgendwann halt deutlich sagen wollte: "Hau ab, Kind!" und wie Kinder so sind - haben sie Widerworte :hust:


    Und Molosser sind da ja nochmal ne Spur dickfelliger *hihi*
    Alles in allem war's eine entspannte Hundebegegnung, bis auf diese 2 Minuten, die Kleine hat ein vielleicht 0,5 cm langes Loch/einen Riss, hat ihr Gesicht wahren können, weil ich Mücke abgerufen hab und alle sind mit einem "Ha! DER hab ich's aber gezeigt! Jawohl!"-Gefühl aus der Situation gegangen.
    Direkt danach (während der Auszeit) gab's dann direkt auch ein Renn-Rempel-Spiel mit dem Kastraten und wir sind müde, aber zufrieden wieder heimgefahren :D


    Heute fallen ergo die Gassigänge sehr kurz aus - nachher kurzes Lösen, bevor ich mich mit dem Feiertagsstau auf dem Weg nach Hannover rumplagen kann, danach ne ruhige Runde in den Feldern, mal sehen, wie's dann morgen aussieht, bei meinen Eltern ist es sehr ländlich, da kommt sie gut runter.

  • Zitat

    (eigentlich geht's hier ja hauptsächlich um euch ^^;)


    Wie kommst du denn darauf? :lookwrong:


    Ehrlich gesagt, hatte ich darauf gehofft, dass die Gruppe eher ein Selbstläufer wird und ich nicht viel schreiben muss. Selbst schreiben gefällt mir nämlich so gar nicht. Ich dachte immer, in eine Selbsthilfegruppe darf jeder rein und man erzählt einfach so von den eigenen Problemen und im besten Fall gibt es einen Austausch untereinander oder einfach die Erkenntnis, dass man nicht der einzige Mensch mit dem Problem ist.

  • Ich hatte den Anfangspost so verstanden, dass du Erfahrungen anderer hören möchtest, damit du vielleicht


    a) neue Betrachtungsweisen mit in euer Training einbinden kannst
    b) nicht das Gefühl hast, mit diesem Problem alleine dazustehen => "geteiltes Leid ist halbes Leid" :)


    Daher hab ich immer ein "schlechtes Gewissen" gehabt, wenn ich so ultralange Texte verfasst hab und sich dann mehrere Beiträge lang >>nur um mein Problem<< gekümmert wurde, obwohl du extra nen Thread gestartet hattest...


    Wenn ich das falsch verstanden hab, bin ich erleichtert :D

  • Oh. Ja, komplett falsch verstanden. Siehst du, deshalb schreibe ich u.a. auch so ungern, weil ich mich grundsätzlich so ausdrücke, dass es keiner versteht. :headbash:


    Also du darfst gerne alles hier rein schreiben, sei es "Leidensweg" oder Fortschritte oder Fragen oder Tipps oder was auch immer.

  • Ich muss mich hier einreihen. Chili ist jetzt so unglaublich hysterisch draußen, kläfft, fiebt, schrubt sich an Hauswände. Hat jemand Erfahrung mit den Thundershirts bzw Calming Caps? Wo kann man das kaufen?

  • Die Thundershirts gibt's mittlerweile sogar im Fressnapf :)


    Und nein, Alina, das hat nichts mit falsch ausdrücken zu tun - ich hab das bloß falsch interpretiert :)

  • Ich fürchte, ich habe die Nervosität meines Hundes in der Stadt selbst verschuldet. Als ich ihn bekam, als Welpe, da war er extrem entspannt. So entspannt, dass er im Einkaufswagen geschlafen hat und zuließ, dass ich ihn durchs Kaufland rolle und Klopapier auf ihn stapele. So entspannt, dass er auf dem Zugsitz einfach weiterpennte, wenn ich kurz wohin musste. Und so entspannt, dass er sich auf meine Füße legte und sich am Bäuchlein kraulen ließ, wenn gerade ein Güterzug am Bahnhof vorbei donnerte.


    Aber ich bin kein Stadtmensch. Ich hasse den Lärm, die Reizüberflutung und den Schmutz, und deshalb gehe ich wirklich nur in die Stadt hinein, wenn ich muss. Ich bin deutlich eher der Wald/Wiesen/Wassertyp. Demzufolge hat mein Hund es wohl einfach irgendwann verlernt. Ich gebe zu, als er sein Problem mit anderen Rüden entwickelte (Prollerei und Leinenaggression) da begann ich, solche Situationen, in denen ich nicht ausweichen kann, zu meiden. Und dazu gehört auch die Fußgängerzone oder volle Straßen, weil ich da manchmal nicht genug Distanz zwischen die Hunde bringen kann (oder, Gott bewahre, sowas wie ein Bus! Was mach ich denn, wenn ein anderer Rüde einsteigt?). Ich hörte auf ihn mal vor dem Laden anzubinden, als er einmal hinter mir in den Laden kam, den Fahrradständer, an den er gebunden war, hinter sich herschleifend. Inzwischen ist er einfach zu groß und zu schwer, als dass ich da irgendeinem Gegenstand vertrauen würde.


    Ich arbeite täglich hart an der Stressresistenz. Interessanterweise hat er vor manchen Sachen panische Angst (wie einem Windstoß, der die Vorhänge bläht) und vor anderen nicht (Bohrmaschine direkt neben ihm).
    Sobald ich das Rüdenproblem soweit habe, dass ich meine, es ist im Griff, habe ich aber schon vor, das Stadttraining wieder aufzunehmen. Dazu werde ich aber erst mal dran arbeiten, dass ICH nicht gestresst bin in der Stadt, denn das überträgt sich dann natürlich auf meinem supersensiblen Hund, der sich nach jeder meiner Launen wie ein Fähnchen im Wind richtet.

  • Ich geselle mich mal dazu! :smile:


    Wir wohnen hier am Innenstadtrand und es ist eigentlich nicht sooo laut hier. ABER es ist halt deutlich stressiger als am Stadtrand bei meinen Eltern, wo wir vorher gewohnt haben.
    Nach dem Studium will ich auch unbedingt aufs Land ziehen, aber die nächsten 2,5 Jahre müssen wir da noch durch.


    Lilly hat vor allem ein Problem mit lauten Geräuschen. Ein lautes Knallen oder eine Krankenwagensirene können dazu führen, dass sie völlig durchdreht. Danach ist sie dann auch noch tagelang unter Strom und erschreckt sich vor jeder zuschlagenden Autotür.
    Das war aber nicht immer so schlimm, sondern ist dadurch entstanden, dass hier mind. 2x die WOche abends Böller hochgejagd werden, das ganze Jahr über...
    Momentan geht es eigentlich, ich hoffe das bleibt so.


    Ein weiteres Problem ist das Markieren. Wenn ich sie lassen würde, würde sie alle 10 Meter hinmachen. Vor allem Hauswände sind sehr begehrt (und verboten!!). Ihre Blase ist absolut ok, wurde untersucht und sie hält nachts locker 12 Stunden durch. Außerhalb der Stadt markiert sie auch weniger...


    Ansonsten ist sie aber, wenn sie einen guten Tag hat, absolut cool. Ich kann sie mit in Restaurants, Bars und Cafes nehmen, sie legt sich sofort hin und pennt. Auch zum shoppen geht sie notfalls mal mit, auch wenn das natürlich für uns beide nicht so richtig entspannt ist...

  • Ich *möchte* hier auch mitmachen ;)


    Hab hier auch so ein Exemplar sitzen, das, bis er mit 7 Monaten zu mir kam, nur ein Wohnzimmer mit Terasse kannte, und dementsprechend von Anfang an komplett überfordert war... mit eigentlich allem.


    Insgesamt klappt es inzwischen toll, laute Geräusche, Öffis fahren, in Menschenmassen unterwegs sein... aber alles in Maßen. Es geht alles *mal*, aber nicht jeden Tag und nicht mit Zwang. Es gibt Tage, da geht das alles gar nicht gut, dann ist er total gestresst. Die Tage werden immer weniger, aber es gibt sie immer noch. Dann bleiben wir "in unserer Siedlung", da ist es schön ruhig (für Berliner Verhältnisse) und er kann entspannen oder wir fahren irgendwo nach Brandenburg wo sonst keiner ist ;).


    Wir haben nach wie vor ein Problem mit fremden Hunden, das wird immer besser, aber mit der Hundedichte hier kann er nach wie vor nicht umgehen und muss sich sehr anstrengen nicht zu pöbeln. Leider hat er da die vernünftige Kommunikation nie richtig gelernt und ich habe das Verhalten zu lange festigen lassen :/ Umso schwerer ist es nun, das wieder raus zu bekommen.


    Bei uns ist immer noch ein Problem, wenn viele Dinge aufeinander kommen. Der Müllwagen kommt um die Ecke, gleichzeitig lärmt eine Schar Kinder vorbei, in der Ferne ist schon wieder ein Hund und dann kommt vielleicht noch ein Betrunkener... dann geht der Stress los.


    Ich vermeide es in solche Situationen zu kommen, so gut ich eben kann.


    Und da in einem anderen Thread gerade die Diskussion ist: Wenn ich absehen kann, dass ihm gleich alles zu viel wird, nehme ich ihn auf den Arm und trage ihn "an der Situation vorbei". Das bringt uns deutlich weiter als wieder ein stressiges Erlebnis, das uns die nächsten Stunden wieder schwerer macht. Wenn ich ihn trage, fühlt er sich sicherer und ich kann verhindern, dass er "austickt". Das passiert selten, weil ich die meisten Situationen so betreten kann, dass es für uns eine Übung ist und ich seine Reizschwelle nicht überschreite.


    Das Wichtigste: Wir haben einen Weg gefunden einigermaßen stressfrei in der Stadt zu leben, auch wenn das viel, viel Training erfordert (das kennen sicher viele hier: jeder Spaziergang ist Training), aber das wird ja schnell zum Automatismus und läft "von alleine" :lol: ;)

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