Trauma beim Hund...
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Hallo ihr Lieben,
Da mir die letzten Wochen ziemlich an die Nerven gingen und wir auch noch mittendrin sind, muss ich mir das einfach mal von der Seele schreiben...
Vielleicht hat der eine oder andere ja noch hilfreiche Tipps, Vorschläge oder einfach nur mutmachende Worte, weil er selbst so etwas erlebt hat...Achtung der Text ist etwas länger, aber ich denke das ist wichtig, dass ihr ein umfassendes Bild bekommt...
März 2012 zog der 2,5 Jahre alte Border Collie Eliot bei mir ein... ich wollte nie einen Rüden und schon gar keinen Border Collie... aber das Herz hat über den Verstand gesiegt...
Ein Jahr lang hab ich Tierheimeseiten und Tierheime selbst besucht und immer hat irgendwas nicht gepasst, bis ich dann Eliot fand...Der Kleine wuchs an der Kette auf, wo er quasi mit 7/8 Wochen hinkam und wuchs dann bis man sich entschloss ihn ins Tierheim zu geben, weitestgehend isoliert auf.
Er wurde misshandelt und vermutlich haben ihm besonders Kinder übel mitgespielt.Ich sah ihn im Tierheim, war mit ihm spazieren und verlor mein Herz...
Er zog an einem Freitag ein.
Die Woche drauf Donnerstags hätte ich ihn schon fast verloren, denn Babesiose brach bei ihm aus. Die Ärzte gaben ihm nicht viele Chancen, doch ich wollte meinen Traumhund nicht aufgeben... das Wunder geschah und er überlebte ohne bleibende Schäden...
Jetzt sollte das Leben endlich losgehen...
Denkste... schon vom ersten Tag an fiel uns ein Humpeln und eine dicke Pfote auf... die im Tierheim meinten nur, dass sei nichts schlimmes, er hätte versucht auszubrechen und dabei wäre die Pfote geprellt worden...Leider nicht die Wahrheit... nachdem es nicht besser wurde ließen wir die Pfote röntgen und das Ergebnis war schrecklich. Die Pfote war richtig zertrümmert wurden, zwei Ärzte, die Klinik, sowie die Physiotherapeutin meinten unabhängig voneinander, dass da wohl jemand seine Wut an dem Tier ausgelassen hat...
3/4 Physiotherapie und auch das wurde besser... er wird nie springen dürfen und gewisse Sportarten sind tabu, aber so hat er keine Einschränkungen...
Neben den gesundheitlichen Problemen hatten wir auch mit Verhaltensauffälligkeiten zu kämpfen.
Pöbeln bei Hunden und schnappen nach Menschen...
Besonders das nach Menschen schnappen, selbst wenn 5-8m zwischen ihm und diesen war, hat mich besonders belastet.
Wir haben mit Mantrailing angefangen und dadurch seine Unsicherheit Stück für Stück in den Griff bekommen.
Mittlerweile kann er stressfrei durch die Stadt gehen und von Tierarzt, wie auch Physio ohne Maulkorb behandelt werden.Achso, bevor ich es vergesse, taub ist der Gute auch noch, vermutlich aber von Geburt an
Unser Leben war einfach traumhaft, dieser Hund wurde Tag für Tag perfekter und taute richtig auf...
Bis Anfang Februar 2014...
Er wollte weniger spazieren gehen, war allgemein lustloser und selbst bei der Arbeit, die ihm sonst immer so viel Spaß machte, war er unkonzentriert...
Hab es erst einmal auf mich und den Stress geschoben, als er dann aber mittags plötzlich gar nicht mehr vor die Tür wollte, ging es zum Tierarzt...Die Wirbelsäule war verspannt und sie vermutete Blockaden... also nochmal Termin bei der Physio
Die hat dann getestet und meinte, dass könnte sogar ein Bandscheibenvorfall sein.
Die Symptome würden passen.
Der Schock war natürlich groß, zumal er ja in der Wohnung normal war und nur draußen Probleme hat.
Sie meinte, ich sollte einen Spezialisten drauf schauen lassen... nach zwei Wochen Wartezeit hatten wir dort einen Termin
Und dann die Entwarnung: Bandscheibenvorfall kann er sich nicht vorstellen, eher eine Art Hexenschuss (selbst ohne Schmerzmittel ließ Eliot anstandslos alle Tests mit sich machen)Aber das Problem, dass mein Hund nicht raus möchte, blieb...
Wir haben dann eine Trailkollegin, die Hundetrainerin ist und auf jahrelange Erfahrung zurückblickt, drauf schauen lassen und dadurch kam ich letztlich auch darauf, dass Eliot einfach etwas falsch verknüpft hat.
Wer weiß wie lange er schon die Schmerzen hatte...
Durch die Schmerzen, die er wohl hauptsächlich bei Bewegung hatte, kam diese falsche Verknüpfung, die vermutlich auch das eine oder andere Trauma aus der Vergangenheit ausgelöst hatte.Sie verwies uns dann noch an eine Tierheilpraktikerin, die wir eh schon kannten, da Dream dort in Behandlung ist.
Diese unterstützt Eliot jetzt noch und vor ca. 12 Tagen gab es das erste Mittel, in zwei Wochen müssen wir nochmal hin.Wir machen Fortschritte...
Tagsüber geht er wieder relativ gut mit, nutzt auch seine 10m Leine aus. Wo er vor 2 Wochen nicht mal aus dem Auto wollte, geht er heute schon wieder eine Stunde lang...
Der Alte ist er noch nicht wieder, aber man erkennt ihn...
Mittlerweile haben wir tagsüber wieder drei Gassigebiete, wo er gut mitläuft. Ab und zu muss man ihn locken, doch dann geht er von selbst gut mit.Aber:
Im Dunkeln geht er gar nicht raus... Dunkelheit war schon immer schwierig und jetzt verweigert er alles.
Im Augenblick fange ich morgens schon eine Stunde später an zu arbeiten, damit ich noch gut mit ihm gehen kann. Und das hat immerhin den Erfolg, dass er da wirklich wenigstens Pipi macht. Seit gut einer Woche ging auch nichts mehr in die Wohnung (zwischenzeitlich hatte er sich nur in der Wohnung lösen können, weil er draußen zu großen Stress hatte)
Aber Dämmerung und Dunkelheit sind ganz, ganz schwer...
Letzten Freitag gab es einen Minifortschritt... ich war mit Pepper trailen und Eliot saß im Auto
Hab ihn dann dort nochmal kurz rausgeholt und er hat sogar Pipi gemacht...und da war es schon 20UhrAber eben zum Beispiel, so gegen sieben, Dämmerung... ist er nur bis zur Hälfte des Weges mitgegangen... also vielleicht so ca. 30m und an lösen war gar nicht zu denken...
Ich weiß das so etwas nicht von heute auf morgen geht, aber manchmal habe ich einfach Angst, dass wir das nie wieder hinbekommen.
Zumal jetzt die Problematik kommt, dass wenn die Uhr umgestellt wird, es morgens wieder Dunkel ist
Und ich kann nicht noch später anfangen, weil die Hunde sonst zu lange alleine sind.
Das mit denen klappt nur so gut, weil mein Papa und ich versetzt arbeiten...
Klar denen macht es wahrscheinlich nicht viel aus, ob sie nun 7 oder 8 Std allein sind (zwischendurch kommt jemand zum Pipi machen), aber ich setze mich dann immer so unter Druck, weil ich eigentlich schon schauen möchte, dass wir die 7 nicht überschreiten...Mir geht das alles einfach langsam an die Substanz, weil immer diese kleine Stimme im Kopf ist, die so pessimistisch gestimmt ist... und dann ist es natürlich auch heftig, da ich Dream nicht vernachlässigen möchte und das schon ein schmaler Grad ist beiden Hunden gerecht zu werden
Danke, falls ihr euch durch diesen Text gequält habt und vielleicht habt ihr ja eine kleine Mutmach Geschichte für mich oder einen Tipp...
Ach noch was, in 2 Wochen haben wir noch einen Termin bei einer Osteopathin, die ihn auch nochmal gründlich auf Blockaden checkt...
Bisher war er aber bei allen Kontrolluntersuchungen des Tierarztes schmerzfrei
Allerdings schaut die ja nochmal anders...Liebe Grüße
Julia und die 2 1/2 Border... -
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Oh weh, das hört sich ja schlimm an. Man kann ja nur vermuten was dein armer Hund in seiner kurzen Zeit schon alle über sich ergehen haben muss (beim Vorbesitzer). Ich kann dir leider keine Tipps geben nur etwas Mut machen und hoffen das ihr das in den Griff bekommt. Fühl dich gedrückt.
Alles Gute und viel Kraft.
Nicole -
Danke
Ich möchte gar nicht wissen was er alles mitgemacht hat :|Als ich den Beitrag jetzt nochmal gelesen habe muss ich ja schon sagen dass wir deutliche Fortschritte gemacht haben.
Man fühlt sich oft nur einfach hilflosGesendet von meinem GT-I9300 mit Tapatalk
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Eine zündende Idee hab ich auch nicht,es hört sich so an,als ob Du da bisher alles richtig gemacht hast...
Als Tip fällt mir nur grad das neue Buch von Birgit Laser ein,- "Leben will gelernt sein" http://www.laserdogs.de/shop.html
Wenn Du das noch nicht kennst,vielleicht gibt es neue Ideen...?
Ich selbst hab es noch nicht durch,denn ich kann nur schwer kleine Schrift lesen nach einer Netzhaut-OP,aber ich kenne Birgit gut und ihre anderen Bücher sind sehr hilfreich.
In jedem Fall ziehe ich meinen Hut vor Dir: Was für ein Engagement und was für eine tolle Leistung! Verlier nicht den Mut,es gibt immer Rückschläge,das ist normal...
Fühl Dich unbekannterweise lieb gedrückt! -
Oh jee...
Da kann man wirklich nur den Hut ziehen.
Zwar hab ich auch keine Tips parat, aber mir ist da ein "Nebensatz" aufgefallen. Der Hund ist taub.
Vielleicht resultiert ja daraus auch ein hohes Maß an Streß, weil Hunde uns (unsere Stimmungen) auch über die Stimme wahrnehmen. Er ist also wesentlich mehr darauf angewiesen alles zu beobachten und zu "ertasten". Durch mehr Berührungen und streicheln.
Und da ist eben (wie du schreibst) garade überall Streß.
Meine wunderschöne Süße Ronja ist jatzt auch 6 Wochen bei mir, greift andere Hunde an, was das Zeug hält.
Es bessert sich dadurch, daß ich mir jeden Tag eine Stunde Zeit nehm, mit dem Hund ins Bett geh (da ist Platz zum lang machen und es ist ne Decke drunter ) und sie massiere, streichel und kraule.
Dabei ist sie "meine braaaaave" Ronja... "ganz ruuuuhig ist sie.. so braav...."
(Auch wenn dein Hund es nicht "hören" kann bin ich sicher, daß er es über die Handflächen fühlt).Und siehe da: Das Wort "ganz ruuhig" wirkt inzwischen auch draußen.
Zwar ist sie noch aggro... läßt sich aber kurz entspannen um sich mit nem Stöckchen ablenken zu lassen und das Spielen ist ihr inzwischen wichtiger.Ich drück euch die Daumen und wünsch euch Glück.
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Also mit ca. sieben Woche kam er an die Kette, schreibst Du. Jetzt ist er 2,5 Jahre. Wann kam er von der Kette weg, wohin und in welchem Alter zu Dir?
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Zitat
Also mit ca. sieben Woche kam er an die Kette, schreibst Du. Jetzt ist er 2,5 Jahre. Wann kam er von der Kette weg, wohin und in welchem Alter zu Dir?
Nur schnell darauf die Antwort, allea andere lese und beantworte ich heute Abend ausführlich.
Habe mich da wohl etwas doof ausgedrückt.
Er ist jetzt 4,5 Jahre und seit zwei Jahren bei mir. An der Kette lebte er ca 2,5 Jahre. Im Tierheim war er nur 6-8Wochen.Wir hatten in den zwei Jahren ja wirklich viel geschafft und jetzt vermutlich durch den Hexenschuss gab es diesen riesen Rückschritt.
Bis Anfang Februar hat er keine Auffälligkeiten mehr gezeigt
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2,5 Jahre an der Kette ist natürlich eine lange Zeit. Ich hatte gehofft, es wäre kürzer gewesen.
Zitat
Wir hatten in den zwei Jahren ja wirklich viel geschafft und jetzt vermutlich durch den Hexenschuss gab es diesen riesen Rückschritt.Eigentlich ist es nicht ungewöhnlich für deprivierte Hunde, dass "Störungen" sie stark zurückwerfen. Es ist bei denen eben leider nicht so, dass man sich wohin trainiert mit denen und das dann einfach so bleibt. Das Gerüst ist wackelig und man fällt immer mal wieder zurück. Mit der Zeit werden diese Rückfälle aber nicht mehr so massiv nach unten gehen, also etwas gedämpfter sein und kürzer. Völlig wegtrainieren lässt sich das leider nie wirklich.
Wichtig finde ich, dass man sich ein wenig von den "das hat man mit dem Hund zu tun, sonst ist man ein schlechter Hundehalter"-Dingen etwas lossagt bei solchen Hunden und sich da einfach mal nach dem Hund richtet. So kann es in der Tat sein, dass für einen solchen Hund es entspannter sein kann, eben Mal nicht zum Spaziergang mit zu müssen, wenn er es an dem Tag schlecht aushalten kann. Oder man ihn eben länger Zuhause lässt, wenn man sieht, dass es für DIESEN Hund im Augenblick die bessere Entscheidung ist. Mein AH, auch schwer depriviert, jetzt 11 Jahre, liebt es in der dunkelsten Kellerecke zu hocken. Das ist ein fensterloses, dunkles Loch unter der Treppe! Und, wenn er richtig schlecht drauf ist, dann hockt der den lieben, langen schönsten sonnigen Sommertag da drin (der hat da auch eine gemütliche Decke
). Zwingt man ihn raus, weil man es gut meint, stresst ihn das mehr, als wenn man ihm den Tag gönnt... Verstehst Du was ich meine?
Ich meine damit natürlich nicht, dass man die Trainingsmühen einstellen soll. Natürlich soll das weitergehen.
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Danke für eure Worte und Tipps. Das Buch schaue ich mir auf jeden Fall mal an.
Eliot und ich kuscheln auch viel und das tut ihm auch immer gut.
Nur leider kann er diese Entspannung nicht immer mitnehmen nach draußen.Danke Corinna für deinen langen Text. Der macht Mut. Da Eliot mein erster eigener Hund ist bin ich von diesem normalen Hundehalterdenken zum Glück eh weiter weg, da ich von Anfang an andere Wege mit ihm gehen musste.
Morgens nehme ich ihn zum Beispiel im Moment gar nicht mit wenn ich mit Dreamy gehe, denn morgens braucht Eliot Ruhe und eben mich allein, also meine ungeteilte AufmerksamkeitEine Frage habe ich noch. Vielleicht hast du da einen Tipp oder Anregung. Wir machen seit 12 Tagen ja im hellen gute Fortschritte. Würdest du das jetzt erst einmal festigen und Dunkelheit vermeiden oder schon parallel auch Dunkelheit und späte Dämmerung trainieren?
Zu Hause arbeitet er auch wieder in der Geruchsdifferenzierung gut mit. Sobald die Osteopathin das okay gibt darf er auch wieder trailen. Denke das würde ihm auch wieder Selbstbewusstsein geben
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Hast Du schon mal im Dunkeln getrailt?
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