Hund hat panische Angst und will flüchten

  • Hallo,
    ich bin neu hier im Forum weil ich eure Hilfe bezüglich meines Hundes bräuchte.
    Wir haben ihn vor fünf Tagen im Tierheim abgeholt, er ist ein einjähriger Mischling, vermutlich aus Labrador und Schäferhund. Über seine Vorgeschichte wissen wir nur, dass er in Italien in der Kanalisation aufgewachsen ist und seit Oktober 2013 in einem deutschen Tierheim aufgenommen wurde.
    Er ist ein ganz lieber, ruhiger, zurückhaltender, schüchterner, aber auch neugieriger Genosse. Auf dem Feld tobt er ausgelassen, da fühlt er sich total wohl und da steigt er auch schon drauf ein mit einem zu spielen, nur müssen wir, um zum Feld zu gelangen, durch ein Wohngebiet in dem viel los ist oder durch ein Industriegebiet mit entsprechendem Lärm. Beide Wege führen über eine Brücke, die eine Bundesstraße überquert. Der Weg zum Feld geht einigermaßen weil er ja da hin möchte, aber auf dem Rückweg ist es ab der Brücke vorbei, da möchte er partout nicht mehr weiterlaufen, er will in die Richtung zurück zum Feld ziehen oder dreht sich um und versucht rückwärts zu gehen und steigt dabei wie ein Pferd um sich aus dem Geschirr zu befreien. Manchmal klappt es, dass er trotzdem mitkommt wenn man ihn freundlich mit "Na komm" dazu bewegt, aber oft geht auch minutenlang gar nichts und er steigert sich hinein und rennt rückwärts auf die Straße und rutscht fast aus dem Geschirr heraus oder zieht so fest dass er würgen muss (er ist beim Weg zum und vom Feld immer doppelt gesichert mit Halsband und Geschirr). Ich hatte jetzt schon ein paar mal die Situation, dass wir schon fast auf der Straße waren und Autos für uns bremsen mussten. Manchmal hilft es, wenn ich mich klein mache und ihn dadurch vorwärts bewege. Gestern habe ich mich mit einer Hundetrainerin getroffen, die dann meinte ich soll einfach mal weglaufen, mal sehen ob er folgt, und siehe da, er kam mir tatsächlich auch nach, aber das ist natürlich keine Lösung des Problems und funktioniert ja nur wenn man zu zweit ist. Trotzalledem habe ich den Eindruck, dass er weniger stark streikt, wenn mein Freund und ich zusammen mit ihm sind als wenn nur einer von uns mit ihm geht.
    Auf dem Weg durchs Wohngebiet kommt man außerdem an einem Spielplatz vorbei, wo auch immer Kinder spielen. Das macht ihn ebenfalls so Angst, dass er nicht daran vorbei laufen möchte und es jedesmal ein ca. 5-minütiger Kampf ist, bis wir ihn endlich daran vorbei gelockt haben. Manchmal hilft es bestimmt aufzutreten und ihn kurz etwas mitzuziehen, dann geht er auch von sich aus wieder vollkommen normal mit, aber manchmal streikt er total und rutscht wie gesagt fast aus dem Geschirr. Ich weiß einfach nicht wie ich in solchen Situationen mit ihn umgehen soll, weil 1. will und muss ich die Entscheidungen treffen und 2. möchte ich nicht das gerade etwas aufgebaute Vertrauen gleich wieder zerstören indem ich ihn vielleicht gewaltsam (indem ich ihn etwas ziehe) daran vorbei zerre. Wenn er nur bei Autos oder Fahrradfahrern streikt hilft es eigentlich immer mal kurz anzuhalten und ihn gucken zu lassen, aber sobald zu viel Input kommt (z. B. fahrendes Auto auf der Straße und entgegenkommende Fußgänger) macht er dicht und drängt sich rückwärts an den Zaun o. ä. Am meisten hat er Angst vor Menschen ab 2 Personen und kleinen Kindern. Was er auch nicht mag ist, wenn Leute hinter uns laufen. Da dreht er sich ständig um und will nach denen sehen. Ich kann ihn halt leider nicht die Sicherheit vermitteln wie ich es gerne täte.
    Vor zwei Tagen haben wir ausprobiert wie es mit anderen Hunden ist weil er total sozialverträglich ist. Und siehe da, wenn ein souveräner Hund dabei ist, läuft er nahezu anstandslos an den Problemstellen vorbei. Also er orientiert sich sehr stark an anderen Hunden und misstraut allen Menschen.
    Heute ging mein Freund mit ihm alleine Gassi und dabei hat er sozusagen dreimal den Hund entscheiden lassen wohin gelaufen wird (Hund wollte immer abbiegen Richtung Feld und mein Freund eigentlich nicht, aber da der Hund soviel gezogen und so "dramatisch" gestreikt hat, hat er nachgegeben) und jetzt meint der Hund natürlich schon erst recht er müsste bocken und kommt damit durch. Mittlerweile kommt es mir in manchen Situationen auch gar nicht mehr wie Angst vor, sondern Trotz und Grenzen austesten. Aber zu 95 % ist es schon Angst, also richtig mit eingeklemmten Schwanz, geduckten Kopf, zurückgezogenen Ohren, ängstlichem Blick etc.
    Bei Menschenkontakt (z. B. unsere Vermieter im Haus) vermeidet er Blickkontakt und geht auf niemanden zu solange er bedrängt wird. Am besten ist es wirklich man ignoriert ihn total, da wird er am ehesten neugierig und baut von sich Kontakt auf, aber dazu braucht man natürlich viel Zeit und das funktioniert ja nicht bei Menschenbegegnungen auf der Straße etc.
    Ansonsten ist er eigentlich sehr brav. In der Wohnung wird er schnell hellhörig bei Geräuschen außerhalb der Wohnung, aber die allermeisten Geräusche, die wir in der Wohnung erzeugen (Spülmaschine, Fön, Klappern beim Geschirr ausräumen, wenn mal was runterfällt o. ä.) lassen ihn kalt oder machen ihn neugierig, sodass er kommt und schnuppert was das jetzt ist. In der Wohnung ist er zwar nicht so entspannt wie im Feld, aber es geht.
    Im Garten ist er neugierig solange außenrum alles ruhig ist, sobald irgendwelche Leute auf der Straße sind oder sich irgendwas tut hat er aber wieder Angst und zeigt auch hier Fluchttendenzen. Spielen im Garten o. ä. funktioniert im Mom. also leider auch nicht.
    In der Wohnung läuft er mir viel hinterher, da bin ich mir ehrlich gesagt auch unsicher, ob er das braucht um eine Bindung aufzubauen, oder ob er mich kontrollieren will. Aber wenn ich mal die Tür vor ihm zu mach ist das eigentlich auch ok für ihn und er legt sich dann entweder in dem Raum ab wo er gerade ist oder läuft zu seinen Platz und legt sich dort hin. Entspannen kann er generell relativ schnell muss man sagen...
    So, ich hoffe mein Problem einigermaßen gut geschildert zu haben und wäre für jegliche Anregungen dankbar. Vorallem wie ich ihn in so für ihn schlimmen Situationen weiterhelfen kann bzw. wie ich reagieren soll. Die Hundetrainerin meinte übrigens, ich soll mit ihn in der Wohnung Kommandos üben und wenn das klappt auf den Garten ausdehen, dann immer mehr Straßen dazunehmen und so nach und nach das Gebiet ausdehnen, und erstmal gar nicht zu Fuß ins Feld weil halt der Rückweg zu riskant ist. Parallel dazu übe ich mit ihn ins Auto einzusteigen, damit ich erstmal mit ihn ins Feld fahren kann, aber dadurch, dass er so ängstlich ist, ist er halt auch mit Futter total schwer zu locken, vorallem wenn draußen viel los ist. Ich würde ihn aber trotzdem total gern den Feldgang ermöglichen, weil das für ihn das Highlight des Tages ist und es ja auch ein gemeinsames Erlebnis ist und unsere Bindung stärkt. Will ihn ungern das einzig schöne nehmen... :verzweifelt:
    Also schonmal vielen Dank und liebe Grüße aus Hessen!

  • Hi,


    ich weiß nicht, ob ich dir einen guten Tipp geben kann, da ich selber keinen Angsthund habe, aber vielleicht kann ich dir trotzdem etwas Mut machen. Meine Freundin hat vor drei Monaten einen Hund aus Rumänien bekommen. Lotte hatte draußen nur Angst. Autos, Fahrräder, Kinder, Männer, Frauen,... Sie hat bis heute eine Veränderung um 500% gemacht. Sie hat immer noch Angst, aber sie läuft an vielen Stellen an lockerer Leine. Euer Hund ist erst fünf Tage bei euch, also Geduld. Das wird schon ;)


    Was der richtige Weg für euch ist, kann ich so nicht sagen. Für Lotte war es eine Mischung aus "da musst du halt jetzt durch" und absoluter Verfressenheit. Diesen bestimmten Weg musste sie zurück gehen. Dabei durfte sie ziehen (sie wollte dann nach Hause, also leider das Gegenteil von euch). Parallel wurde im Feld fleißig "Fuß" geübt, was sie schnell kapiert hat. Lotte will unbedingt gefallen und macht für Futter auch jede Menge.
    Nimmt euer Hund draußen Futter an?


    Ich würde dem Hund zuerst ein sehr gutes Geschirr kaufen. Es gibt spezielle Sicherheitsgeschirre aus denen die Hunde nicht rausschlüpfen können.
    z.B.:
    http://www.annyx.de/shop/produ….php?info=p71_safety.html
    http://www.erpaki.de/Geschirre…rr---Massanfertigung.html


    Wenn ihr die Möglichkeit habt mit anderen Hunden zu gehen, würde ich das regelmäßig machen. Für Lotte war uns ist das eine tolle Orientierung und gibt ihr viel Sicherheit.


    Viel Erfolg!

  • Hallo Mia1996,
    danke für den Tipp mit dem Sicherheitsgeschirr, werde mich gleich morgen darum kümmern ein passendes zu kaufen.
    Leider ist er nicht sehr verfressen, er lässt sich mehr über Spiel und Stimme motivieren, aber eben auch nur am Feld wenn er losgelassen ist. Hatte ihn mal am Feld gerufen und er kam sogar gleich auf direkten Weg zu mir, dafür wollte ich ihn natürlich mit einem Leckerli belohnen aber das hat ihn gar nicht interessiert. Ansonsten nimmt er schon mal Leckerlies von uns am Feld an, aber da er ja noch nicht so lange bei uns ist habe ich da leider noch nicht das passende gefunden, die meisten sind ihn zu hart und er kaut entweder ewig darauf herum oder er spuckt sie wieder aus...
    Und wenn er Stress hatte verweigert er auch mal das Futter wie heute die halbe Abendmahlzeit. Das rührt wahrscheinlich auch von seiner Streuner-Vergangenheit, da hatte er vielleicht auch nicht jeden Tag genug Nahrung...

  • Zu den Leckerlies: Frikadellen, Wienerle, Käse, Fleischwurst - kleingeschnitten im Leckerliebeutel - denen kann fast kein Hund widerstehen.


    Zu dem anderen: ihr habt den Hund erst seit 5 Tagen und wißt um seine Herkunft - findest du es wirklcih so verwunderlich wenn er vor allem und jedem Angst hat ?
    Bitte mutet ihm noch nicht so viel zu, er ist noch gar nicht bei euch angekommen und schon muß er sich mit so schrecklichen Dingen wie Kindern, Brücke, Menschenansammlungen auseinandersetzen.
    Gibt es keine andere Möglichkeit zum Gassigehen - so 2-3 kleine Pipirunden auf irgendeinem Grün nahe bei oder einfach nur ruhig um einen Häuserblock ohne viel Trubel? Und nur eine größere Runde täglich zum Auslaufen. Mehr braucht er im Moment ganz bestimmt nicht, er ist wahrscheinlich mit den ganzen Eindrücken heillos überfordert. Er hat soviel Stress daß er nicht frißt!!
    So wie ich das verstanden habe ist er das erste Mal in seinem Leben in einer Wohnung untergebracht, hat eine Familie, Geschirr, Leine, Gassizeiten und Spielregeln sowie viel Umwelt. Das ist schon eine ganze Menge für einen Hund mit so einer Vorgeschichte - geht es echt langsamer an.
    Er braucht ganz viel Zeit und Ruhe und von euch ein behutsames Vorgehen damit er stressfrei in seinem neuen Leben ankommen kann !!!


    Aufgestossen ist mir:

    Zitat

    er lässt sich mehr über Spiel und Stimme motivieren, aber eben auch nur am Feld wenn er losgelassen ist.


    Du läßt allen Ernstes einen Angsthund nach so kurzer Zeit ohne Leine laufen?? Wirklich, ich meins nicht böse - aber zu so viel Naivität fällt mir nichts mehr ein. Es ist unverantwortlich - was machst du wenn da auf einmal so ein Irrer mit einem Moped angeknattert kommt während Hundi viele Meter von dir weg ist? Wenn ein Trecker, ein anderer Hund mit nicht so freundlichen Absichten ihn so erschreckt? Er kennt doch noch gar nichts, kennt sich bei euch noch nicht aus und würde dann völlig kopflos in Panik abhauen.
    Gerade Angsthunde sind in der ersten Zeit extrem "weglauf-gefährdet" - deshalb ist absolute Leinenpflicht das oberste Gebot!!!

  • Ganz kurz, wir haben es so gehandhabt:


    -in den ersten Tagen nur Aufenthalt im Garten, angeleint
    -danach vorsichtig einige Meter auf der Straße ( wir wohnen sehr ländlich, kaum PKWs ), angelockt mit Futter
    -bei Verweigerung sofort zurück nach Hause in sicheres Terrain
    -den Radius langsam vergrößern, aber immer dieselben Strecken laufen
    -Straßen MEIDEN, wenn der Hund Panik zeigt


    Inzwischen können wir, nach einem Jahr, mehrere Strecken mit Zazi laufen, auch mehrere Kilometer. Schwierig ist es nach wie vor bei unbekannten Strecken, es dauert einige tage, bis Zazi entspannt mitläuft. Ganz wichtig ist eine gute Sicherung, damit euch der Kleine nicht entwischen kann.

  • Hallo,


    das hört sich so an, als würdet ihr mitten in der Großstadt wohnen?
    Nicht so optimal für solch einen ängstlichen Hund. Das ist natürlich sehr gefährlich, wenn der Hund sich aus dem Geschirr windet.


    Ich kann Dir auch noch ein Geschirr empfehlen:
    http://www.hund-unterwegs.de/r…LeZxpiMk70CFeXLtAodgHUAHg


    Wenn Du neben den Fotos auf Video klickst, siehst Du, wie das Geschirr in Bewegung am Körper sitzt.
    Durch den zweiten Bauchgurt, der hinter den Rippen sitzt, ist das Geschirr relativ ausbruchsicher. Sagen wir mal zu 99 %. Ein Sicherheit von 100 % gibt es bei keinem Geschirr. Man darf nie ziehen, wenn der Hund versucht, sich aus dem Geschirr zu winden, sondern muss sofort mit der Leine nachgeben.


    Ich glaube nicht, dass der Hund Dich kontrollieren will. Der muss erstmal eine Bindung aufbauen. Das Nachlaufen in der Wohnung ist sein Weg dahin.


    Ich würde den Hund nicht "gewaltsam" an alles mögliche heranführen oder weiterziehen.
    Erstmal würde ich tatsächlich nur zum Pinkeln in den Garten gehen und für Spaziergänge auf das Feld mit dem Auto fahren.


    An Autos, fremde Menschen, Kinder, Straßen usw. würde ich ihn wie einen Welpen heranführen. Immer in kleinen Schritten, nicht jeden Tag etwas Neues. Vielleicht so 3 mal die Woche. Wichtig ist immer, einen Abstand zu halten, so dass er in Ruhe schauen kann.
    Dabei auf den Hund achten, dass er nicht überfordert wird.


    Wenn ihr euch mit einem anderen Hundehalter anfreunden könnt, dann geht viel gemeinsam spazieren.

  • Hallo,
    danke schon mal für eure Antworten. :smile:
    Erstmal zu Dächsin:
    Mit "losgelassen" meinte ich seinen Gemütszustand, also wenn er sich wohlfühlt und dann eben "losgelassen" ist. Ich würde ihn um Gottes Willen nie von der Leine lassen und mir ist auch bewusst, dass das auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird bis wir so weit sind...
    Wir wohnen zwar ländlich in einer 30iger Zone, trotzdem ist hier relativ viel los, gleich die Straße runter ist z. B. ein Kindergarten (ca. 100 m vom Haus entfernt), vor dem er Angst hat wenn da Kinder draußen sind, dann reicht das schon wenn er sie hört und er möchte nicht rechts herum zum Grünstreifen wo er sich lösen kann wo wir normalerweise entlang laufen. Einzelne Autos, Fahrradfahrer oder Fußgänger sind auch ok für ihn, aber wenn zu viel auf einmal kommt (z. B. Auto von vorne, Fußgänger von hinten) wird ihn das schon zu viel. Das sind natürlich Sachen, die ich nicht steuern kann und ich möchte ihn gern die nötige Sicherheit vermitteln. Oft bleibe ich dann auch einfach stehen, setz mich zu ihn und warte, bis alle vorüber sind, dann können wir schön weiterlaufen und er konnte sich die Situation anschauen. Es wird ja auch von Tag zu Tag besser wenn ich die kleine Pipirunde mit ihm lauf aber dann muss nur mal an einer Stelle was sein (Frau holt Mülltonnen rein, Auto kommt und noch irgendwas) und er speichert die Stelle sofort als negativ ab und möchte das nächste mal da nicht mehr lang obwohl wir da vorher schon mehrmals vorbeigelaufen sind und nie was war. Mittlerweile habe ich mir auch angewöhnt auf der Straßenseite zu laufen und ihn dadurch etwas abzuschirmen, das klappt meistens zumindest ganz gut, aber da wo es zum Feld geht versucht er immer in die Richtung zu ziehen und kann nicht verstehen warum wir da jetzt nicht hin gehen. (Machen im Mom. nur Mini-Pipi-Runde um den Block.) Er kennt halt auch ganz genau die Richtung zum Feld und obwohl er Angst hat durchs Industriegebiet zu gehen, möchte er immer am liebsten zum Feld laufen, weil er sich da halt wohl fühlt. Aber die Hundetrainerin meinte, er muss sich erst mal zuhause wohlfühlen und das als Rückzugsort betrachten.
    Nachts und früh morgens ist es natürlich am Besten Runden durchs Wohngebiet zu gehen weil da am wenigsten los ist...
    Leine und Geschirr kannte er schon vom Tierheim, das ist kein Problem für ihn, aber eben leben in einer Wohnung ist natürlich vollkommen neu. Und darum fühlt er sich auch auf dem Feld am wohlsten, da ist er der glücklichste Hund er Welt, freut sich, spielt, tobt und da machen ihn auch die Sachen, die ihn im Wohngebiet schon zu viel sind, nichts aus. In der Wohnung entspannt er auch sehr schnell, also er legt sich sehr schnell ab und schläft auch schnell ein (sind ja viele Eindrücke zu verarbeiten), da frisst er auch schön etc., aber sobald außen ein lautes Geräusch ist oder z. B. die Vermieter die Treppen runter gehen wird er sofort hellhörig, unterbricht das Fressen wenn er gerade frisst und geht in die Richtung aus der das Geräusch kommt um zu lauschen. Das finde ich jetzt auch nicht groß verwunderlich, aber kann oder soll ich ihn da ansprechen oder anschauen dass es nichts schlimmes ist und ich es auch registriert habe oder eher ignorieren? Dass ich ihn praktisch zeige, ich habe es auch gehört und ich kümmer mich darum, er ist in Sicherheit?
    Nochmal kurz zur Brücke: Die Brücke an sich macht ihn scheinbar nicht viel aus, da läuft er ziemlich locker drüber, bleibt auch mal stehen um interessiert in den fließenden Verkehr zu gucken, aber das Ende der Brücke zum Wohngebiet (nur auf dem Rückweg), das ist sozusagen die Schwelle zwischen "Gut und Böse" (Feld-Wohngebiet) so habe ich den Eindruck...

  • Hallo,
    ich wollte mich mal zu Wort melden und berichten wie es uns seit dem letzten Beitrag ergangen ist. Vielleicht auch zur Beruhigung für Leute mit ähnlichen Problemen... ;)
    Also wir haben unseren Schatz jetzt genau drei Monate und in der Zeit hat sich einiges getan:
    Als erstes haben wir uns ein Sicherheitsgeschirr gekauft (vielen Dank für die Tipps Bubuka und Mia1996!) und das hat auch gleich Wunder gewirkt: Bei Situationen, die sonst Angst ausgelöst haben, hat er gemerkt, dass flüchten nicht hilft weil er einfach nicht weg kommt, er sich der Situation stellen muss und mir vertrauen muss. Jeden Tag, den er bei uns ist, ist das Vertrauen gewachsen und wir konnten so nach und nach unser Gassigebiet Straßenweise erweitern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist "da musst du jetzt einfach mal durch". Wir haben ihn sachte mit Dingen konfrontiert, sodass er merken musste dass es ja gar nicht so schlimm ist. Und je nach Reaktion etc. gesteigert. Mittlerweile können wir ihn total gut einschätzen und das ist auch wichtig: wir haben ihn kennen gelernt und er uns. Wir wissen jetzt, wie er wann reagiert und können dementsprechend agieren. Nun ist er im Wohngebiet bei uns absolut stressfrei, wir laufen jeden Tag zusätzlich mal eine kleine Runde durch belebtere Straßen oder unserer Ortsmitte, abgestimmt auf die Verfassung, Reaktion etc. und dehnen das langsam aus. Das macht er total super. Er vertraut uns nun, orientiert sich an uns und kann an durchhängender Leine laufen. Ab und zu zeigt er mal stressbedingtes Verhalten, aber da hilft es meistens schon, nochmal ein paar Schritte zurück zu gehen um wiederholt an dem "Angstauslöser" vorbei zu laufen (ihn aus der Unsicherheit und vor allem dem Tunnelblick, den er dann entwickelt, rauszuholen) oder anzusprechen. Außerdem sind wir einem Hundeverein beigetreten, wo er viel Kontakt zu anderen Hunden hat, da sieht er auch dass das alles nicht so schlimm ist. Er fährt problemlos Auto, kann ein paar Stunden alleine bleiben und traut sich mittlerweile schon für kurze Zeit alleine in den Garten. Fahrradfahren haben wir auch schon angefangen zu üben, was ebenfalls super klappt. Mittlerweile ist er auch etwas verfressener geworden, was das Training natürlich auch erleichtert. Die Grundkommandos beherrscht er alle perfekt. Und solange ihn fremde Menschen ignorieren ist das alles auch kein Problem für ihn. Am meisten musste ich mich leider über unsere Mitmenschen ärgern, die schon sehen, dass es sich um einen ängstlichen Hund handelt, sich dann aber a) vorneüber beugen, ihn b) in die Augen gucken und dann auch noch sagen "komm doch mal her, vor mir brauchst du doch keine Angst haben!". Sie meinen es ja nur gut aber tun in Hundesprache genau das Gegenteil. Da muss man auch selbst an sich arbeiten um mit solchen Situationen adäquat umzugehen um weder den Menschen blöd da stehen zu lassen, noch das Vertrauen vom Hund schwinden zu lassen. Und es ist Wahnsinn wie viele Kinder angerannt kommen und ungefragt fremde Hunde streicheln wollen. Sowas war für unseren Angsthasen natürlich gleich immer eine riesen Bedrohung. Aber auch das haben wir soweit im Griff und wir können solche Situationen meistern. Er ist ein wahrer Schatz, der zwar noch einiges lernen muss, aber sich binnen Wochen um 180 ° gewandelt hat. Man braucht eben nur Geduld und eine gute Bindung, dann kommt das alles von allein.
    Danke jedenfalls für die ganzen wertvollen Tipps von euch, die haben uns auf jeden Fall weiter geholfen. Und vor allem der Rat zur Geduld! :-)
    Und wer das liest und ähnliche Probleme hat: ihr könnt mich bei Fragen gerne kontaktieren! Bin ja jetzt Profi! :hust:
    Liebe Grüße!

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