Passt ein Hund zu meinem Leben?

  • Wir haben hier die gleiche Konstellation. Ich verlasse das Haus derzeit um 7:30 Uhr (mein Mann um 8 Uhr) und komme um 17:30 Uhr wieder. Eben, eine normale 40 Std Woche. Das muss jetzt halt noch bis August so sein, danach sind's wieder 32 - 35, wenn nicht sogar 30 Std. Ich habe mich noch keinen Morgen, noch Abend davor gescheut mit meinem Hund 45 Min Plus zu gehen. Bei Wind, Wetter, Kälte, Dunkelheit, Krankheit etc, bis auf ein paarmal, in denen mein Mann einspringen musste. Und auf den Gassirunden werden Kopf und Körper des Hundes beansprucht. Der legt sich danach freiwillig in sein Bett und relaxt. Zum Alleinsein bekommt er Beschäftigung in Form eines Kong's mit tiefgefrorener Füllung, da ist er mind. ne Std beschäftigt. Mittags kommt eine Gassigeherin für mind. eine Std., um ihn auf Feld und Wiese zu bespaßen, übt mit ihm und spielt mit ihm. Ich hätte Plan B UND C, falls diese Ausfallen würde.


    Da mein Hund zum Glück keinerlei Probleme mit dem Alleinsein hat, mache ich mir ehrlich gesagt auch keine Gedanken in meiner Abwesenheit. Er ist ruhig und wenn ich abends nach Hause komme, pennt er. Wenn ich z. B. am WE zu Hause bin, dann wird er ja auch nicht von mir unterhalten, nur weil ich zu Hause bin. Er schläft dann, oder ich gebe ihm etwas zum Kauen, oder Spielen. Ich muss lernen, mit meinem Mann den Haushalt schmeißen, und habe auch noch Hobbys. Das war aber monatelange Arbeit , bis er so entspannt alleine bleiben konnte, oder besser, ich hatte halt einfach keinen Stress, es ihm beizubringen (4,5 Monate war ich nur für den Welpen, dann Junghund da)!!!


    Dass dies widernatürlich für einen Hund ist, war mir von Anfang an klar. Ein Hund "möchte" nicht alleine sein. Er möchte aber auch nicht von sich aus an der Leine gehen und Kommandos wie Sitz, Platz sind ebenso widernatürlich. Es ist ein Tier, dass sich den Bedürfnissen seines Halters "anzupasen" hat, so ist die Lage in der Vorstellung. Ich kenne kaum einen Hundehalter, der 24 Std am Tag mit seinem Hund verbringt, 6 Std am Tag mit dem Hund draußen ist, einen Parkähnlichen Garten hat und sich immer nur nach dem Hund richtet......Wenn man sich einen Hund hält, dann muss man sich bewusst sein, dass der HUND einen Kompromiss eingeht.


    Die Gestaltung unserer gemeinsamen Freizeit ist dafür qualitativ hochwertig. Anstatt mich mit "meinen Mädels" Sonntag zum Cafe zu treffen, gehe ich lieber 3-4 Std mit dem Hund. Wenn man arbeitstechnisch eingespannt ist, dann muss der Hund einfach eine Passion sein. Der Hund verzeiht einem es schon einmal, wenns hart auf hart kommt, und man es mal einen Tag nicht schafft, ihn zu 100% auszulasten. Mei, shit happens. Aber, das darf einfach nur in absoluten Notsituationen geschehen....es gibt sicherlich genügsame Hunde, meiner ist jetzt zeittechnisch auch nicht soooooooo anspruchsvoll. Dinge zusammen "erleben" und rumblödeln, Nähe und Zuneigung und eine klare Führung, das ist wichtig...


    Das ist jetzt meine Ansicht, aber, wenn man einen Hund haben möchte, jedoch Vollzeit arbeiten geht, dann muss man vieles ändern uns sich im Klaren darüber sein, dass manche Dinge einfach nicht mehr so funktionieren, wie gehabt. Ich habe das allerdings nie so gesehen :smile: Es ist kein Kompromiss, den ich tagtäglich eingehe, sondern, die Erfüllung eines Traumes. Aber, es MUSS funktionieren und dafür gibt es keine Garantie. Ist ja schließlich ein Lebewesen.


    Und auch ein älterer Hund, der scheinbar gut erzogen ist, kann Probleme bereiten..... es gibt einfach keine Garantie. Ich persönlich hätte mir nie einen Hund ins Haus geholt, wenn ich nicht über 4 Monate die Sicherheit gehabt hätte, zu Hause und für den Hund da zu sein. Und selbst das, ich möchte ganz ehrlich sein, war ein Vorhaben mit viel "Gottesvertrauen"...es hätte auch alles anders kommen können....ich habe mich Wochen vor den Entschluss, einen Hund ins Haus zu holen, informiert, abgewägt, Pläne ausgeheckt etc......


    Und heute darf ich mir von gewissen Personen, die mich, oder den Hund, gar nicht, oder nur oberflächlich kennen, anhören, dass eine Hundehaltung mit Vollzeitjob nicht funktionieren kann!!! DOCH! Das kann sie. Es muss nur alles sehr gut durchdacht und strukturiert sein. Und ein Quäntchen Glück, muss auch mitspielen......

  • Respekt :gut: selten einen besseren Beitrag zu dem Thema gelesen.

  • Zitat


    Dass dies widernatürlich für einen Hund ist, war mir von Anfang an klar. Ein Hund "möchte" nicht alleine sein. Er möchte aber auch nicht von sich aus an der Leine gehen und Kommandos wie Sitz, Platz sind ebenso widernatürlich. Es ist ein Tier, dass sich den Bedürfnissen seines Halters "anzupasen" hat, so ist die Lage in der Vorstellung. Ich kenne kaum einen Hundehalter, der 24 Std am Tag mit seinem Hund verbringt, 6 Std am Tag mit dem Hund draußen ist, einen Parkähnlichen Garten hat und sich immer nur nach dem Hund richtet......Wenn man sich einen Hund hält, dann muss man sich bewusst sein, dass der HUND einen Kompromiss eingeht.


    ...eingehen muss. Er hat ja kein Mitspracherecht, und wenn er trotzdem "mitredet", wird er womöglich im Tierheim abgegeben, weil er nicht alleine bleiben kann, bellt und Sachen zerstört.
    Du hast natürlich Recht, auch an der Leine gehen ist widernatürlich - also muss ich zusehen, dass mein Hund möglichst viel ohne Leine laufen kann. Ein Hund will nicht alleine sein, also muss ich zusehen, dass er möglichst wenig alleine ist. Sitz und Platz können meine Hunde auch nicht, aber das Thema kann wohl ins Uferlose führen...


    Die Frage ist nur: Wo zieht man die Grenze? Die liegt bei jedem wohl woanders, aber man muss sich bei der Sache ganz ehrlich fragen, ob man im Sinne des Hundes entscheidet oder in seinem eigenen.


    Du schreibst, der Hund hat sich den Bedürfnissen seines Halters anzupassen. Das sehe ich anders, auch wenn es in vielen Bereichen natürlich so ist, auch bei mir. Aber umgekehrt hat sich der Mensch als allererstes den Bedürfnissen des Hundes anzupassen, denn er entscheidet, dass der Hund bei ihm leben soll und nicht umgekehrt.
    Deinen Hinweis darauf, dass es keine Garantie gibt, finde ich absolut richtig und wichtig.


    An vier Tagen die Woche 2x4 Stunden allein sein finde ich nicht optimal, aber akzeptabel, wenn man all die angesprochenen Punkte berücksichtigt.

  • Zitat


    unser hund ist, seit mein mann vollzeit arbeitet und ich auf 30 stunden bin, von morgens sieben bis mittags um eins, halb zwei, manchmal auch bis zwei allein (vorher von halb acht bis halb eins) und abgesehen davon, dass oft eins der kinder meist schon vor mir da ist und den hund bei bedarf schon mal in den garten läßt (dann aber oben in seinem zimmer sitzt und der hund unten wieder allein ist, bis ich komme), fange ich so ab halb zwei im büro an nervös zu werden, weil ich eben weiß, dass er wartet.


    Ich weiß ja nicht, wie alt Deine Kinder sind, aber bestände da nicht die Möglichkeit, dass das Kind, das als erstes zu Hause ist, schon mal ne kleine Runde mit dem Hund geht? Dann müsstest Du nicht im Büro nervös werden. ;)

  • Zitat


    Ich weiß ja nicht, wie alt Deine Kinder sind, aber bestände da nicht die Möglichkeit, dass das Kind, das als erstes zu Hause ist, schon mal ne kleine Runde mit dem Hund geht? Dann müsstest Du nicht im Büro nervös werden. ;)


    Die Große wird 13, die Kleine (meist als erste zu Hause) ist 11.
    Die beiden gehen nicht so gern mit dem Hund, allenfalls mal an die Hecke, weil auf der Strecke, die ich üblicherweise gehe und wo er auch rennen und spielen kann, zwei riesige Doggen hinterm Zaun warten und alles anbellen, was vorbei läuft - und es leider auch schon das eine oder andere Mal geschafft haben, eben diesen Zaun zu überwinden. Da haben die Mädels einfach Angst, was ich auch verstehe. An der Alternativstrecke wohnt Diegos Erzfeind - wenn die beiden sich sehen, wird wild gepöbelt und geprollt von beiden Seiten. Eigentlich haben die Besitzer die Auflage, diesen Hund nur noch an der Leine zu führen, aber leider büxt der ab und an aus und dann heißt es nur noch "rette sich, wer kann". Diesen Hund abzuwehren und schlimmes zu verhindern traue ich meinen Mädels nicht zu und will es ihnen auch nicht zumuten.

  • Zitat

    Die Große wird 13, die Kleine (meist als erste zu Hause) ist 11.
    Die beiden gehen nicht so gern mit dem Hund, allenfalls mal an die Hecke, weil auf der Strecke, die ich üblicherweise gehe und wo er auch rennen und spielen kann, zwei riesige Doggen hinterm Zaun warten und alles anbellen, was vorbei läuft - und es leider auch schon das eine oder andere Mal geschafft haben, eben diesen Zaun zu überwinden. Da haben die Mädels einfach Angst, was ich auch verstehe. An der Alternativstrecke wohnt Diegos Erzfeind - wenn die beiden sich sehen, wird wild gepöbelt und geprollt von beiden Seiten. Eigentlich haben die Besitzer die Auflage, diesen Hund nur noch an der Leine zu führen, aber leider büxt der ab und an aus und dann heißt es nur noch "rette sich, wer kann". Diesen Hund abzuwehren und schlimmes zu verhindern traue ich meinen Mädels nicht zu und will es ihnen auch nicht zumuten.


    Ach so, nein, dann würde ich die beiden auch nicht allein mit dem Hund gehen lassen. Solche Situationen habe ich hier auch öfter (pöbelnder Hund hinterm Zaun, der auch schon drüber gesprungen ist und auf einmal vor uns auf der Straße stand). Das war selbst mir auch nicht geheuer, es ist nichts passiert, ich hab es aber den Hundehaltern gesagt, da er öfter darüber springt und die haben nun den Zaun höher gemacht, er pöbelt aber trotzdem noch. Und das mit dem Erzfeind würde ich Mädels in dem Alter auch nicht zumuten.



  • Genau, der Hund MUSS einen Kompromiss eingehen, weniger der Mensch. Und ich meinte das eher sarkastisch mit dem "der Hund hat sich den Bedürfnissen des Menschen anzupassen". Das war darauf bezogen, wie viele Menschen die Hundehaltung genauso sehen.....

  • Zitat

    Ach so. :smile:


    Noch dazu ist mir eine Sache in den Sinn gekommen: Die Hundehaltung ist niemals selbstlos, und niemals voll und ganz im Sinne des Hundes. Aber, unser Leben ist ebenso niemals voll und ganz im Sinne unserer Interessen, Bedürfnisse oder Vorstellungen. Auch WIR beugen uns nach Regeln, Verordnungen, Bestrafungen, Verpflichtungen....auch wir werden in vielerlei Hinsicht "entmündigt". Wir, als Menschen, können uns Ausgleich verschaffen, mit Hobbys, Freunden etc. Ein Hund hat nur UNS aus Ausgleich und das, was wir ihm erlauben zu tun...das, was wir ihm bieten, ist seine Möglickeit, Ausgleich von all dem zu erlangen, was wir ihm VERBIETEN.


    Jeder Hundehalter muss sich selbst Fragen: "Werde ich meinem Hund gerecht?" Und die Wenigsten könnten das mit einem klaren JA beantworten, wenn man sich auf die eigentlichen Bedrüfnisse bezieht. Wie Du schon sagtest, sollte man in Anbetracht dessen, dass ein Hund nicht "gerne" an der Leine läuft, darauf achten, DASS der Hund möglichst viel Freilauf hat. Und in Anbetracht dessen, dass ein Hund nicht gern alleine ist, sollte man darauf achten, DASS er möglichst wenig alleine ist. Andere Bedürfnisse kommen hierbei auch noch mit ins Spiel.....je nachdem, wie der Hund gestrickt ist....


    Im Endeffekt könnte wirklich nur ein Mensch, der nicht arbeitet, sich voll und Ganz auf die Führung seines Hundes konzentriert, jeden Tag mehrere Stunden (4-5 Std. aufwärts) am Tag mit dem Hund draußen verbringt, mit ihm "jagd", oder den Interessen des Hundes nachgeht, klare Führung gibt und ihn auch aufgrund von Hobbys nicht hinten anstellt, am besten noch nen riesen Garten hat, einem Hund gerecht werden. :D Wer kann das schon? Dennoch halten sich viele Menschen Hunde, und es funktioniert, ohne dass der Hund daran zu Grunde geht.....


    Der Hund hinterfragt nicht, ob dies oder jenes schlecht, oder gut ist, denn er kann nicht soweit denken. Denken tun wir Menschen. Und ich bin der Ansicht, wenn jeder Hundehalter nach seinem besten Gewissen handelt, hat man viel getan. Gesunder Menschenverstand und Einfühlungsvermögen in Maßen, vorausgesetzt.

  • Hallo liebe TE,


    seitdem wir einen Hund in unsere Familie haben steht eigentlich für mich fest, dass ich keinen Hund haben will, wenn ich vollzeit arbeiten gehe, aber das bin ich. Ich kann mir auch nicht vorstellen nach einen 10 Stunden Job noch Laufen zu gehen, aber manche machen das. Wenn du eher aktiv bist und deine Ruhezeiten nicht so brauchst, finde ich steht dem Projekt Hund nichts im Wege.
    Wir haben einen Hund aus dem TH und der bleibt bis heute (4 Monate ) nicht alleine. Warum- weil wir es uns leisten können und er sehr sensibel ist, was das betrifft. Es hat schon eine Zeit gedauert bis er nicht ausgeflippt ist, wenn ich aus dem Haus gegangen bin (da waren auch andere zu Hause).

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