Hund ist aufgeregt/ nervös und bellt viel

  • Hallo!
    Bin neu hier und habe gleich mal eine Frage bezüglich meinem Hund.
    Er ist männlich, kastriert, 8 Jahre alt und laut Tierheim ein Labrador-Bracke-Mischling. Ich habe ihn mit 6 Monaten aus dem Tierheim geholt. Er war schon immer ein aufgedrehter und verrückter Hund. Habe ich aber immer auf sein junges Alter geschoben.
    Mittlerweile ist es aber so, dass er noch nervöser/ aufgedrehter ist und sehr viel bellt. Er hat eine Grundruhe bekommen, in dem er mittlerweile seit ca. 3 Jahren auch mal entspannt in seinem Körbchen liegt und ein paar Stunden schlafen kann. Aber diese Unruhe/ Hektik in bestimmten Situationen ist schlimmer geworden.
    Gerade, wenn ich oder mein Freund nach Hause kommen (egal ob tagsüber oder nachts) und den Schlüssel ins Türschloss stecken, rennt er ganz aufgeregt und bellend zur Tür. Oft wartet er schon mit gespitzten Ohren auf ein Geräusch (Aufzug etc.), das darauf hindeutet, dass gleich jemand nach Hause kommen könnte und schlägt schon mal vorsichtshalber bei jedem kleinsten Geräusch an. Wenn er dann merkt, dass es z.B. nur der Nachbar war, der aus dem Aufzug gestiegen ist und nicht einer von uns zu Hause rein möchte, hört das bellen sofort auf. Das gleiche natürlich auch, wenn es klingelt und Besuch kommt. Obwohl mir das Bellen bei Besuch noch aus Hundesicht „normal“ erscheint. Aber ich verstehe nicht, warum er bellt, wenn er weiß, dass Frauchen und Herrchen heim kommen. Ist das dann nur Freude?
    Er bellt genauso, wenn wir zu unseren Eltern zu Besuch kommen und er die Wohnung betritt. Dann wird erstmal lautstark in der Wohnung gebellt und ganz aufgeregt durch die Gegend gelaufen und zu jedem hingegangen um sich streicheln zu lassen. Nach einiger Zeit beruhigt er sich auch wieder. Aber sobald wieder etwas Aufregendes passiert, indem jemand ihn anspricht, fängt er wieder an zu bellen.
    Er beherrscht viele Kommandos (Sitz, Bleib, Platz, Liegen, Pfote, Männchen, etc.) auf Handzeichen ohne Worte. Die führt er in weniger als einer Sekunde aus. Wird aber danach auch mega aufgedreht und spult alles was er kann in Rekordzeit automatisch ab und wird immer nervöser und fängt dann auch wieder vor Aufregung an zu bellen.
    Bevor ich auf das Pferd steige und er weiß es geht gleich los, bellt er auch ununterbrochen. Dies ist für mich auch irgendwie verständlich und es ist wohl einfach Aufregung, weil es gleich los geht und er sich freut.
    Aber das nervöse, aufgeregte Bellen zu Hause oder wenn man etwas von ihm verlangt/ ihm fordert, leuchtet mir nicht ein.
    Da ich nicht weiß was der Grund ist, weiß ich auch nicht wie ich dem entgegenwirken kann.
    Ist er in dieser Hinsicht einfach nur unerzogen? Wir haben leider fast keine Möglichkeit ihm das Bellen abzugewöhnen, weil wenn wir „Aus“ oder „Schluss“ sagen, erfolgt das beim Bellen meistens zu einem falschen Zeitpunkt. Er bellt einmal, ich rufe (in der Sekunde, in der ich rufe, hat er aufgehört), ich bin ruhig und er bellt wieder einmal. Nicht beachten des Bellens treibt uns zur Weißglut, weil es einfach nicht aufhört und wir unser Umfeld und die Nachbarn natürlich nicht noch mehr belasten wollen. Oder sollten wir dies wirklich mal durchziehen. Aber gerade das Anschlagen, wenn er auf meinen Freund wartet, bis er nach Hause kommt. Sind oft nur ca. 10 Beller und dann ist eh Ruhe. Das ignoriere ich mittlerweile sowieso immer. Aber dadurch hört es ja nicht auf.
    Vielleicht hat jemand irgendwelche Tipps für mich oder hat auch schon solche Erfahrungen gemacht?
    Ich hoffe ich habe mich verständlich genug ausgedrückt. Ansonsten einfach gerne nochmal nachfragen. 
    Liebe Grüße

  • Eine Ferndiagnose in solchen Fällen zu stellen ist immer schwierig. Am besten ist du suchst dir einen
    guten "Hundetrainer" der auch Erfahrung und Wissen in Verhalten, Psychologie und Erziehung hat.
    Leider nennen sich immer mehr Leute "Hundetrainer" aber haben eigentlich nichts drauf, verhalten sich aber
    wie Allwissende. Wo wohnst du denn?

  • Das ist mir natürlich auch schon in den Sinn gekommen.
    Aber so ein Hundetrainer, der zu einem nach Hause kommt und Übungen/ Training mit einem macht, kostet dann oft mehrere Hundert Euro. Das Geld hab ich auch nicht mal eben so übrig. Muss immer gut überlegt sein. Natürlich ist mir mein Hund und ein guter Hundetrainer das wert. Aber oft weiß man nicht welcher Trainer gut ist und helfen kann. Und leider muss man dann auch oft "Lehrgeld" bezahlen.
    Und natürlich ist mir klar, dass eine Ferndiagnose schwierig ist. Aber das ist bei allen Problemen oder Themen hier im Forum so. Würde man alle Themen so abtun, würde das Forum ja gar nicht überleben. :-)
    Aber ich habe mir einfach noch ein paar Tipps oder Erfahrungsberichte erhofft. :-)

  • Hallo,


    ein bißchen liest es sich so, als ob der Hund arg unter Anspannung steht.
    Er scheint nicht wirklich gelernt zu haben, auch mal in "ungewöhnlichen Situationen", oder auch "Streßsituationen", wie zum Beispiel Besuch zu bekommen, runter zu kommen.


    Bellen hilft dem dann, seine innere Anspannung zu "lockern".
    Das ist dann irgendwo auch "selbstbelohnend", da es ihm im Augenblick gut tut.
    Logisch dann auch, daß er dieses Verhalten öfters zeigen wird.


    Hinzu kommt ja noch die Belohnung / Bestätigung durch Euch in Form von Streicheleinheiten.



    Auch alles andere, was Du da sonst noch so beschreibst, klingt nach einem hibbeligen Hund, der schwer zu Ruhe kommt.



    Vielleicht würde es Euch und ihm helfen, wenn Ihr ihm Alternativverhalten zeigt.
    Also, statt am Besuch hochzuspringen, was putscht, ist es viel schöner, wenn er zum Körbchen geht - mal so als Beispiel.
    Aber das müßt Ihr ihm erst einmal "erklären", also zeigen, was Ihr haben wollt.
    Bei einem derartig festgefahrenem Verhalten könnte dies eine Weile dauern.



    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • Danke, SheltiePower.
    Meinst du, dass wir einfach sobald er anfängt mit Bellen und wieder so hektisch wird ihn einfach auf seinen Platz schicken sollen und ihn dafür dann belohnen sollen? Und wenn er auf seinem Platz weiterbellt?
    Wenn er bellt oder so nervös ist, streicheln wir ihn nicht. Manchmal halte ich ihn kurz fest bis er sich wieder etwas beruhigt hat. Das Festhalten hindert ihn öfter daran sich noch weiter reinzusteigern.
    Ich habe auch schon vermutet, dass das Bellen für ihn eine Form ist, um seiner Aufregung "freie Luft" zu verschaffen.
    Generell hat er aber schon in jungen Jahren viel vom Alltag gelernt. Er geht immer mit, wenn wir in einer Wirtschaft essen gehen und kann mittlerweile auch dort entspannen und legt sich hin. Er kennt Besuch. Wir nehmen ihn auch überall zu Freunden und Verwandten mit. Eigentlich ist er soweit es möglich ist schon immer überall dabei. Hat es also gelernt. Ist aber erst seit ca. 2 Jahren so extrem in seiner Aufgeregtheit geworden. Könnte mich aber nicht bewusst an ein Schlüsselerlebnis erinnern.

  • Wenn er erst einmal hochgeputscht ist, wird es schwierig werden, ihn auf den Platz zu schicken.
    Vor allem dann, wenn diese Aktion für ihn ungewohnt und neu in der Situation ist, weil er es vorher nicht so machen mußte.
    Im Streßmodus lernt es sich etwas schwer.



    Die Hektik muß ja von irgendwoher kommen.


    Es können so Kleinigkeiten sein:
    - nicht wirklich richtig von Anfang an Ruhe und Impulskontrolle gelernt
    - Halter macht selbst (unbewußt) hektische Bewegungen
    - Hund ist nicht (richtig) ausgelastet
    - Hund macht viel zu viel, bekommt viel zu viel Input und weiß nicht, wohin mit dem Input
    - Hund ist mit der Situation an sich überfordert




    Da mußt Du erst die Ursache finden.
    Dann kannst Du daran gezielter arbeiten.



    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • Hab noch etwas vergessen zu erwähnen, das vielleicht auch mit seiner Aufgeregtheit zu tun hat.
    Da er ja immer überall dabei ist, fährt er natürlich auch oft Auto. Hier fängt er dann immer, sobald wir langsamer werden oder die Umgebung grüner etc. wird, an mit jaulen und winseln (auch sehr laut). Das hört dann erst auf, wenn wir wieder schneller fahren oder wir anhalten und er aussteigen darf.
    Wir haben schon überlegt, den Kofferraum komplett abzudunkeln (wie wir das machen, wissen wir noch nicht genau), um hier ihn vielleicht "auszutricksen". Aber er wird sicher auch ohne Blick nach draußen merken, wenn wir langsamer fahren. Habt ihr damit schon Erfahrung gemacht. Sollten wir dies mal ausprobieren?

  • Ihn auf den Platz zu schicken ist kein Problem. Auch wenn er nervös ist und bellt. Er hört sehr gut und lässt sich da dann auch "kommandieren". Das einzige was dann passiert, ist dass er immer wieder aufsteht und weiter bellt.
    Wir werden es aber auf jeden Fall mal ausprobieren.
    Wir achten selbst sehr stark darauf, dass wir ruhig bleiben.
    Was verstehst du unter "Ruhe und Impulskontrolle"? Also ich kenne von einer Freundin, die Ihren Borders Ruhephasen beigebracht hat und ihnen quasi gelernt hat um eine bestimmte Uhrzeit einfach abzuschalten und zu schlafen. Meinst du das? Das hat meiner leider nicht gelernt. Habe ich damals nicht gewusst.
    Ausgelastet ist er am Wochenende natürlich mehr als unter der Woche. Aber ich habe es auch schon ausprobiert ihn über einen Zeitraum bewusst körperlich und geistig auszulasten und zu schauen, ob es dann besser wird. Leider gab es hier keine Verbesserung.
    Ich würde auch gerne die genaue Ursache kennen, dann könnte ich sicher auch besser etwas dagegen unternehmen. Bin aber ratlos wie ich die Ursachen herausfinden kann.

  • Zitat

    Ihn auf den Platz zu schicken ist kein Problem. Auch wenn er nervös ist und bellt. Er hört sehr gut und lässt sich da dann auch "kommandieren". Das einzige was dann passiert, ist dass er immer wieder aufsteht und weiter bellt.


    Ist ja schon mal gut, daß es in diesem Moment "funktioniert".
    Aber er steht doch immer wieder auf und bellt.



    Zitat


    Was verstehst du unter "Ruhe und Impulskontrolle"? Also ich kenne von einer Freundin, die Ihren Borders Ruhephasen beigebracht hat und ihnen quasi gelernt hat um eine bestimmte Uhrzeit einfach abzuschalten und zu schlafen. Meinst du das? Das hat meiner leider nicht gelernt. Habe ich damals nicht gewusst.


    Ja, so in etwa.
    Man muß dies nicht unbedingt auf Kommando tun, oder nach festen Uhrzeiten.
    Aber es bringt dem Hund wirklich sehr viel, wenn er sich entspannen kann. Denn nur so kommt die Ruhe rein.
    Ein Hund, der bei jeder kleinen Bewegung aufspringt, kann ja vorher nicht entspannt gelegen haben. Der war dann auf "Hab-Acht-Modus".


    Es gibt so Hunde, die bei jeder Bewegung, bei jeder Action, bei jeden "Du darfst jetzt nicht xxxx" sich so extrem hochputschen, bellen, jaulen, springen, was weiß ich sonst noch. Die haben nicht gelernt, daß man nicht immer hinter einem (als Beispiel) wegrollendem Ball herlaufen muß. Sie kommen nicht mit Frust klar, können ihre Impulse, etwas "tun zu müssen", nicht kontrollieren.
    Die scheinen irgendwie nicht gelernt zu haben, daß es auch anders gehen kann.




    Zitat

    Ausgelastet ist er am Wochenende natürlich mehr als unter der Woche. Aber ich habe es auch schon ausprobiert ihn über einen Zeitraum bewusst körperlich und geistig auszulasten und zu schauen, ob es dann besser wird. Leider gab es hier keine Verbesserung.


    Das Problem bei solchen, nennen wir es mal hyperaktiven Hunden ist,
    daß die Anzeichen von Überlastung ähnlich sind, wie bei Unterforderung.
    Ich habe meist das Gefühl, daß die Hunde eher überfordert, als unterfordert sind.
    Der Nachteil, also aus Hundesicht, ist, daß die Halter dann meinen, noch mehr mit ihren Hunden tun zu müssen, damit sie endlich müde werden. Da tritt sehr oft das Gegenteil auf!
    Wer zu sehr hochgeputscht, aufgedreht ist, kann nicht sofort abschalten und schlafen!


    Meist hilft man solchen Hunden, wenn man das ganze Programm etwas runter fährt.
    Dabei darf man nicht vergessen, daß diese Änderung im Programm eben auch dafür sorgen kann, daß der Hund etwas gestreßt ist, da eben sein "Normal-Modus" nicht eingehaltet wurde. Das muß er auch erst einmal "verkraften".


    Zitat

    Ich würde auch gerne die genaue Ursache kennen, dann könnte ich sicher auch besser etwas dagegen unternehmen. Bin aber ratlos wie ich die Ursachen herausfinden kann.


    Über Netz kann man Dir da nicht so gut helfen.
    Schließlich muß man Dich und Deinen Hund sehen können.
    Da könnte Dir tatsächlich ein Trainer vor Ort viel besser helfen. Oder wenn man Freunde hat, die Hundeerfahren sind, die mal eben bittet, ein Auge drauf zu haben.



    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

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