Leinenpöbelei, nichts scheint zu helfen

  • Hallo,

    bislang habe ich immer nur still mitgelesen, da ich aber mittlerweile nicht mehr weiter weiß, würde ich mich über eure Einschätzung freuen.

    Vor gut 3 Jahren ist Hexe (Dt. Schäferhund- Dackelmischling, Hündin, kastriert) mit 7 Monaten bei mir eingezogen, Hexe hatte davor 3 Vorbesitzer und wurde von den Vorbesitzern abgegeben, da sie mit vier Hunden und drei Kleinkindern überfordert waren. Hexe ist ein sehr lernwilliger Hund, hat seit sie hier ist auch schon viel gelernt, aber ich schaffe es nicht, die Leinenpöbelei in den Griff zu kriegen, die sie schon zeigte, als ich mit dem Ersthund das erste mal bei ihr war.

    Treffen wir auf einen Hund, fängt sie schon an zu kläffen, wenn der Hund noch geschätzte 200m weit weg ist. Dieses Verhalten zeigt sie auch an der 15m Schleppleine. Der einzige Unterschied ist, das sie da nicht drauf gehen würde, sondern kläffend entweder hinter mir Schutz sucht wenn der Hund schon zu nah ist, oder mit 1-2m Sicherheitsabstand vor ihm "rumtänzelt". Ist sie an der kurzen Leine und der andere Hund kommt dank Flexi oder weil er nicht angeleint ist zu nah und ich es nicht schaffe ihn abzuwehren, da ich schon Schwierigkeiten habe, den tobenden Hund an der Leine zu bändigen, geht sie auch drauf. Bislang eher schein als sein, da sie nach 5 sec lautem Getöse ohne Probleme zu trennen sind. Bevor der Eindruck entsteht, es würde öfter Vorkommen, in den 3 Jahren ist es zweimal passiert, das ich es nicht rechtzeitig geschafft habe, den entgegenkommenden Hund abzuwehren. Geht man ca. 5 Minuten mit Sicherheitsabstand nebeneinander her, beruhigt sie sich und sie geraten im Freilauf dann auch nicht aneinander. Aufgrund dessen, hat sie auch nicht viele Sozialkontakte. Nur den Ersthund, ab und zu den Schäferhund der Schwiegereltern und bis vor einiger Zeit, den Hund einer Bekannten. Bis vor einiger Zeit habe ich noch versucht andere Hundebesitzer anzusprechen, damit sie mehr Sozialkontakte hat, aber die meisten winkend dankend ab (was ich verstehen kann, wenn die "Bestie" an der Leine loslegt, würde ich wahrscheinlich auch nein sagen) und mittlerweile bin ich so "verzweifelt" und habe auch den Eindruck das Hexe nicht unbedingt andere Hunde braucht um glücklich zu sein, probiere ich es gar nicht mehr, da es auch sehr unangenehm ist, wenn alle dankend ablehnen.

    Da mir relativ schnell klar wurde, das ich es nicht alleine schaffe, hatte ich bislang zwei Hundetrainer. Mit der ersten Trainerin hatte ich drei Einzelstunden, ihre Theorie war, das Hexe aus Unsicherheit pöbelt, nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Bei Hundebegegnungen sollte ich, wenn Hexe pöbelt steif auf sie zugehen und mit einem lauten "Nein" und meiner Körpersprache signalisieren, das dieses Verhalten nicht erwünscht ist. Ehrlich gesagt habe ich das nicht lange durchgezogen, da sie dann zwar kurz zurück gezuckt ist, aber sofort weiter gepöbelt hat. Da die Trainerin auch nicht ganz zu mir passte, habe ich es danach mit Zeigen und Benennen probiert, da es zb bei Menschen mit Hut oder Stock, Kühen und Pferden auch funktioniert hat, allerdings hat sie sich da nie so extrem reingesteigert. Zeigen und Benennen habe ich bestimmt ein Jahr durchgezogen, es zeigte auch Fortschritte, wenn auch sehr kleine, zb das sie sich wenn die Entfernung groß genug, zu mir umdrehen konnte und den Hund nicht mehr permanent fixierte. Da dieser Fortschritt aber so minimal war und die Hunde, die ständig ohne Leine angerannt kommen alles zunichte machen, habe ich auch das nur noch halbherzig gemacht. Zwischendurch habe ich auch ehrlich gesagt zeitweise kapituliert und mich mit dem Verhalten abgefunden, da ich so frustriert war. Hier auf dem Land komme ich gut damit klar, da man kaum Hunde trifft, wenn man es nicht möchte. Als Alternativverhalten habe ich es mit Sitz und dem Dummy probiert, aber keine Chance, da sie sich so reinsteigert, das sie nicht mehr auf mich reagieren kann. Aktuell bin ich bei einem Hundetrainer, der mir sagte ich solle bei Hundebegegnungen gar nicht reagieren und einfach an der kurzen Leine weitergehen, haben wir den Hund passiert, soll ich umdrehen und 3m hinter dem anderen Hund hergehen und mich dann wieder umdrehen und normal weiter gehe. Zudem arbeitet er mit Aufmerksamkeitsübungen, z.B. plötzlich umdrehen oder nach 10...8...6...4 usw Schritten ein Sitz einfordern. Ohne andere Hunde klappt das wunderbar, kommt aber ein anderer Hund, ist sie nicht mehr ansprechbar und die Leinenführigkeit ist auch vergessen. Das machen wir jetzt seit gut 3 Monaten, aber bislang sehe ich noch so gar keinen Fortschritt, nicht den kleinsten, außer das sie vllt sonst etwas aufmerksamer ist und mehr auf mich achtet.

    Mit großer Wahrscheinlichkeit bin ich das Problem und schaffe es einfach nicht ihr klar zu machen, was ich von ihr möchte. Sollte ich bei dem langen Text irgendetwas vergessen haben, einfach Nachfragen.

    Danke fürs lesen.

    Liebe Grüße,

    Kerstin

  • Versuch doch mal deinem Hund eine Aufgabe zu geben. Ich habe einen Leinenpöbler so in den Griff
    bekommen. Beim Spaziergang hat er eine Frisbeescheibe ins Maul bekommen. Er hat sie gehütet wie
    seinen Augapfel, kein anderer Hund war mehr interessant. :D
    Selbst sein Todfeind durfte an uns vorbeigehen, ohne daß mein Hund reagiert hätte; im Gegenteil,
    sein Gesichtsausdruck schien zu sagen: siehst du nicht , ich hab was wichtigeres zu tun als dich zu
    beachten.

  • Meine Hündin neigt in letzter Zeit leider auch zur Leinenpöbelei.

    Die Chance, dass den Hund das Spielzeugtragen davon abhält, ist wohl eher gering.
    Meine würde in der Situation sowas absolut nicht interessieren, die hat´s sonst auch nicht mit irgendwelchen Objekten oder mit dem Tragen von Gegenständen.
    Und ich bezweifle, dass das für einen Hund, bei dem das schon so ritualisiert ist, eine Lösung ist.

    Ich hätte dir jetzt auch zu Z & B geraten. Vielleicht solltest du das doch nochmal konsequent so angehen?

    Ich bin auch auf weitere Tipps gespannt.

  • Was macht sie denn, wenn du sie absitzen lässt, dich frontal davor, Blickrichtung versperren und anderen Hund passieren lassen?

    Nachdem unsere kleine angegriffen wurde, hat sie sich aus Unsicherheit/Angst ins pöbeln reingesteigert. Ich hab mich wie oben frontal als sichtschutz und generell Sicherheit vor sie gestellt. Damit ist sie auch viel entspannter und andere Hunde können vorbei, auch wenn der fremde bellt bleibt sie meist cool.
    Zur Belohnung rangel ich mit ihr und sie darf wild um mich rumspringen.

  • Hast du mal versucht deinen Hund kurz zu nehmen (nicht straff) ins Fuß, aber n kleines bissl hinter dir gehen zu lassen? Also meinte wie in Fußposition, aber mit der Schnauze maximal bis auf deine Beinhöhe. sodass es den Anschein hat, dass du vor dem Hund gehst. Dazu noch auf der vom Fremdhund abgewanten Seite laufen lassen. Dabei solltest du selbst aber auch so ruhig wie möglich bleiben und deinen Puls runterfahren. Die eigene Unsicherheit überträgt sich nämlich schneller auf den Hund als man denkt.
    Diese kleine Veränderung im Händling hat bei uns große Wirkung gezeigt. Sie lässt mittlerweile sogar andere keife-Hunde links liegen.
    Und wenn mal ein unangeleinter Hund dahergerannt kommt, kann man den auch noch einigermaßen gut blocken, weil man ja sowieso nur einen Schritt nach vorn zu machen braucht, damit man zwischen dem eigenen und dem fremden Hund steht.

    Übrigens habe ich lange Zeit die Methode der Ablenkung versucht, was Null Besserung gebracht hatte. Und superanstregend war das natürlich auch noch, grad wenn der eigene Hund weder leckerchengeil noch spielzeuggeil ist.

  • Ich hab hier zu Hause auch einen Dackelmischling und sie hat leider extreme Probleme mit großen Hunden. Es reicht schon wenn sie die anderen Hunde aus Entfernung sieht, dann ist es genau wie bei deinem Hund. Ich lass sie momentan auch nicht mehr an große Hunde ran, weil sie den Hund dann auch anspringen würde, und das nicht gerade freundlich. Sie hat zwar noch nie andere Hunde gebissen ( sie wurde leider mal von einem Bernhardiner gebissen ) aber ich möchte dennoch nichts riskieren.

    Mit einem Spielzeug dran vorbei zu gehen hab ich auch schon überlegt, nur falls ich es mal nicht schaffen sollte, dass ein frei laufender Hund auf uns zu kommt, zeigt Lola leider sehr deutlich, dass es ihr Spielzeug ist.

    Bin auch auf weitere Tipps gespannt.

  • Ich lese mal mit.

    Ich kenne das Problem und jedes Mal, wenn wir erfolge haben und die Pöbelei 2 Wochen weg war, kommt ein Hund und macht alles kaputt. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich neu begonnen hab und was ich nicht schon alles ausprobiert hat.

    Vorvorgestern erst wieder. 2 Wochen stilles vorbeigehen ist zunichte gemacht und wir wieder am Ausgangspunkt. Rat habe ich keinen.

    Das Einzige was fruchtet ist strafe, und das kann ich mit einem zweiten, unsicheren, Hund nicht wirklich machen..

    von unterwegs..

  • Wie soll sie sich auch sicher fühlen, wenn du als ihr Besitzer und Beschützer es nicht schaffst, Hunde von ihr weg zu halten?
    Bei einem unsicheren Hund muss man Sicherheit ausstrahlen und souverän sein und das kann man nicht spielen. Ich kenne das selber und ja, dazu gehört auch, dass man seinem Hund souverän und deutlich sagt, dass man jetzt übernimmt. Ich bin da also ganz bei deiner ersten Trainerin. Nur anscheinend ist dein Nein und auf sie zugehen ein Witz für deine Hündin, sonst hätte sie ihr Verhalten eingestellt.
    Und den Nachteil an Z&B, nämlixch fehlende Laborbedingungen, die einen immer wieder tzurückwerfen hast du ja auch schon erkannt.
    Also eigentlich kannst du nur an deinem Auftreten gegenüber deiner Hündin arbeiten, denn sie fühlt sich bei dir nicht sicher, nimmt aber auch dir nicht ab, dass du das Sagen in so einer Situation hast. Und beides ist notwendig, um Leinenpöbeln in den Griff zu kriegen.
    Mein Hund hat das sehr schnell gelernt, er hat nur ganz selten noch Momente, wo er wirklich nochmal Terz macht, aber immer dann wenn ich grad den Zweithund händle oder nicht bei ihm bin. Dann merkt er, ich habe die Situation nicht im Griff und er neigt dann dazu, selber zu regeln, bevor keiner regelt.

  • Danke für eure Antworten. Es motiviert schon, wenn man weiß das man mit dem Problem nicht alleine ist, auch wenn's natürlich für keinen von uns so toll ist, einen Leinenpöbler zu haben.

    Versuche ich sie frontal vor mich zu setzen, schafft sie es immer wieder, rechts oder links an mir vorbei zu gucken, da sie ja schon anfängt zu pöbeln, wenn der Hund am Horizont auftaucht. Bei Hundebegegnungen nehme ich sie sowieso kürzer und wenn ich sie auf die Höhe nehme das sie fast hinter mir läuft, versucht sie sich an mir vorbeizudrängen, da ist es ihr auch egal wenn sie ihren Kopf an meine Beine quetschen muss, weil sie nicht mehr Spielraum an der Leine hat. Und ich weiß auch, dass ich viel ruhiger bleiben muss, das sagt mir auch mein Hundetrainer aber das ist leichter gesagt als getan. Und zu dem abwehren, ich würde es ja gerne können, aber es gibt Situationen, da ist es mir persönlich unmöglich so schnell zu reagieren. Kann ich das Gebiet zb wegen einer Kurve nicht einsehen, läuft sie sowieso bei Fuß, damit ich schneller eingreifen kann, kommt der Hund aber Grade um die Ecke, bin ich zu langsam um zu reagieren. Oder erst gestern passiert, wir passieren den Hund mit 20m Sicherheitsabstand, Hund läuft frei macht aber keine Anstalten zu uns zu laufen, da sind wir Grade 3m weiter und der Hund kommt von hinten angeschossen.

    Achso, ablenken geht nur, wenn der Hund hinterm Zaun ist und das auch nur, mit irgendwas richtig leckerem. Spielzeug nimmt sie in diesen Situationen gar nicht wahr.

  • Ich glaube, dass du einfach schneller werden musst. Setze sie vor dir hin und blocke sie jedes mal zurück, wenn sie vorbei will. Zur Not nen richtig energischen Schritt auf sie zu. Dann wieder zu dir einladen und weiter blocken, wenn sie vorbei will. Stell dich richtig gerade hin, zur Not die arme mit ausbreiten und so wirken, als ob du Hulk persönlich wärest.

    Und wenn das ganze eben Kilometer weit von dem anderen Hund weg passiert, dann ist das so.

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