Korrekturen heizen meinen Hund noch mehr an!

  • Um es jetzt mal grob vermenschlicht auszudrücken, vor allem wenn Dein Hund aus Unsicherheit pöbelt:
    "Da kommt ein Hund, ich fühl mich schlecht, Hund hau ab, Hund soll abhauen ich hab Schiss........ jetzt ist Frauchen auch noch aufgeregt, hab ich doch recht das Hunde schrecklich sind, warum kann ich denn nicht weg dann muss ich ja böse werden, Frauchen wird ja auch immer böser und schimpft............"


    Das erhebt jetzt keinen Anspruch auf absolute Korrektheit, aber so in etwa fühlt sich Dein Hund. Unsichere Hunde wollen Distanz zu den Dingen aufbauen / haben, vor denen sie sich fürchten. Wenn das nicht geht (leine) dann wird gepöbelt um sich diesen "Schrecken" vom Leib zu halten. Kommt vom Menschen dann noch eine Maßregelung, fühtl sich der Hund bestätigt in seinem Tun und hilflos in seiner Unsicherheit.


    Stell Dir vor, Du hast Angst vor Spinnen und sollst an einer Spinne vorbei gehen - ganz dicht. Wenn Dich Dein Partner dann an der Spinne vorbeizerrt und Dich anschnauzt, daß Du Dich nicht so anstellen sollst - hast Du dann was gelernt?? Höchstens, daß Dich keiner versteht.... :fear:


    Redet er aber lieb auf Dich ein, führt Dich in einem Bogen an der Spinne vorbei und Du kriegst auch noch Schoki - dann lernst Du, das es noch andere Wege gibt und das jemand deine Ängste wahrnimmt und auf Dich eingeht :smile:


    So grundsätzlich ist das Verhalten von Hunden bei massiver Pöbelei zu verstehen - maßregeln bringt da gar nichts. Schwierig machen zwei Dinge diese Pöbelei bei Hunden: man kann die Auslöser nicht immer meiden und das Verhalten hat sich schon ziemlich verselbständigt.


    Gegenarbeiten kannst Du jetzt mit dem Klicker und mit dem oben verlinkten "Zeigen&Benennen" durch das bei richtigem Training viele Dinge ihren Schrecken verlieren.

  • Du, ich bewerfe meine Hunde sogar mit Keksen wenn sie gerade ausrasten. Warum? Weil ich sie damit prima da raus holen kann und sie sich danach eher zu mir umorientieren können, und keiner von beiden bellt dadurch häufiger, eher im Gegenteil.



    Das Problem ist, wenn der Hund ausrastet ist die Distanz zu dicht! Dein Hund macht das, weil er dir damit was sagen möchte, nicht um dich zu ärgern!
    Im Alltag gibt es durchaus mal Situationen, wo man einfach "Augen zu und durch" machen muss, aber dann mach ich meinem Hund die Begegnung nicht noch unangenehmer durch Bestrafung.


    Ich habe hier ja auch zwei extrem unsichere Hunde und ich nutze den Clicker. Der Clicker gibt ihnen Sicherheit, bzw. ist er meine "Kommunikationshilfe" in schwierigen Situationen. Auf den Clicker hin drehen sie sich zu mir um, auch wenn sie gerade den anderen "anstarren". Die eigentliche Belohnung gibt es dann bei mir, nach der Umorientierung -> ich belohne das zu mir kommen.


    Ich würde auch unbedingt ausserhalb des Alltags üben. Bei meinen hat sich das "Pendeln" bewährt. Ich laufe auf den anderen Hund zu, als Belohnung drehen wir wieder um und entfernen uns. Dann wieder auf den Hund zu, dabei etwas dichter und wieder rum.
    Meine Hunde haben dadurch ein Alternativverhalten gelernt. Sie müssen jetzt nicht gleich Terror machen, sondern dürfen mir den WEg abschneiden (manchmal sind es sogar nur cm) und mir somit anzeigen "mir ist das zu nah" und ich reagiere darauf mit Distanzvergrößerung.



    Zitat

    sobald er den anderen hund sieht, korrigiere ich.



    Damit machst du den anderen Hund aber leider noch blöder... Dein Hund wird darauf konditioniert, dass andere Hunde Ärger bedeuten.



    Es gibt nunmal Hunde, die eine enorme Wohlfühldistanz haben. Wir haben glaube ich bei 100m angefangen, mittlerweile sind wir an sehr guten Tagen bei ca 5 Metern.



    Hier mal ein Beispiel von einem unsicheren Hund. DIe 1. Szene zeigt sein bisherigen Verhalten. Der Rüde ist mittlerweile ziemlich entspannt- ohne auch nur eine Bestrafung!


    [youtube]

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  • wenn ich ehrlich bin kommt es auf meine tagesform an. manchmal bin ich extrem genervt und auch grob mit dem hund. aber halt nicht immer. manchmal bin ich auch ganz ruhig und gelassen.


    ich hatte eigentlich ein anderes problem, was viel schlimmer war. der hund bellt auch besuch an und das nicht zu wenig! auch wenn es geklingelt hat ist er ausgetickt. was nicht so dramatisch wäre... jedoch nehme ich ihn mit zur arbeit (kleine werbeagentur). und kunden anzubellen geht halt garnicht. war kurz davor den hund abzugeben deswegen. aber das habe ich in den griff bekommen. wenn es nun klingelt bleibt er schön in seinem häuschen und ist ruhig. da das behoben ist, sehe ich die bellsache draußen als nicht mehr tragisch an. es nervt zwar, aber es hat langfristig keine konsequenzen für unsere beziehung. dadruch habe ich neue hoffnung und bin eigentlich gut gestimmt!

  • oh, habe die zweite seite nicht gesehen :).


    ich schau mir das video gleich mal an (bin noch auf der arbeit).


    also viele sachen hören sich logisch an, aber nicht alles. wenn seine eigentlich wunschreaktion flüchten wäre, warum rennt er dann ohne leine zu allen hunden hin?

  • Zitat


    ich habe auch etwas schiss, das mein hund sich fürs anstarren belohnt fühlt :(.


    Und wenn es so wäre, wäre es ja dennoch ein Fortschritt.. ich meine, wenn er starrt und nicht mehr explodiert =) . Wenn du ihn so tatsächlich am Pöbeln hindern könntest, bleibt er auf einem viel niedrigeren Erregungslevel, zumal wenn er wirklich noch Leckerlie annehmen kann. Es liefe dann auf: er sieht Hund -> Leckerlie hinaus, was letztlich die Gefühle deines Hundes bei Fremdhundsichtung grundlegend ändern könnte...

  • ich hab ja schon einiges probiert. unter anderem auch eine belohnung mit fleischwurst! (er bekommt sonst nur trockenfutter). dh wenn er einen anderen hund sieht, habe ich mit der zunge geschnalzt. wenn er geguckt hat und den blick gehalten hat, hat er fleischwurst bekommen. das hat gut geklappt. aber ab einer bestimmten distanz war der reiz des hundes zu groß.


    aber ich will nochmal sagen, das ich mir garnicht mal so unsicher bin ob es wirklich unsicherheit ist. wenn ich hinter einem hund herlaufe, dann wird er ganz wild und schnüffelt sehr viel und zieht stark, weil er zum hund will.

  • Zitat

    wenn ich ehrlich bin kommt es auf meine tagesform an. manchmal bin ich extrem genervt und auch grob mit dem hund. aber halt nicht immer. manchmal bin ich auch ganz ruhig und gelassen.


    Das bedeutet für deinen Hund nichts anderes, als das du unberechenbar bist.


    Es ist nicht leicht, erstmal sich selber zu verändern ;)


    Aber trotzdem ist es erstmal an dir, dein Verhalten zu verändern - dann klappte es meist auch besser mit dem Hund.


    Meine sind nun nicht extrem - aber auch sie pöbelten gerne mal über die Straße. Nachdem mir bewusst wurde, wie sehr ich durch meine Stimmung, Erwartungen und Angespanntheit unbewusst meine Hunde beeinflusse, habe ich an mir gearbeitet - mich immer wieder überprüft und mit der Zeit konnte ich so auch die automatisierten Reaktionen wieder abstellen. Sie laufen eben meist völlig unbewusst ab und sind daher nicht so schnell abzustellen - sondern es bedeutet eben auch Arbeit an mir selbst.


    Mittlerweile habe das Problem der Pöbelei gut im Griff - klar gibt es immer noch Ausrutscher, aber sehr selten.


    Und wenn ich mal nicht gut drauf bin - wir sind alle keine Maschinen - dann korrigiere ich nicht, weil es dann eben nichts bringt, den der Hund merkt einfach, dass ich wütend, genervt usw bin - das muss auch gar nicht wegen ihm sein.


    Hunde spüren mehr, als wir gemeinhin annehmen und lassen sich eben davon eben sehr beeinflussen - ist mir auch nach fast 20 Jahren Hundehaltung erst vor nicht allzulanger Zeit klar geworden - aber die Erfolge, die ich erzielt habe, nur weil ich mich besser im Griff habe und eben einfach um die Sache weiß - hat mich meinen Hunden noch viel näher gebracht und unser Zusammenleben sehr bereichert.


    Hunde leben im Hier und Jetzt - wenn sie sich gegenseitig wegen was korrigieren, dann sind sie weder davor sauer, wütend usw, noch sind sie nachtragend. Sie teilen dem anderen Hund mit - wie auch immer - das finde ich jetzt doof - aber dann ist sofort wieder gut. Das fällt uns Menschen superschwer - aber je bewusster man sich dessen ist, um so besser hat man sich dann im Griff.


    Das sind meine Erfahrungen und ich kann sagen - es funktioniert wirklich :smile:


    Und es ist völlig egal welche Korrekturen, Erziehungsprogamme usw man anwendet - wenn man als Mensch genervt, ungeduldig, wütend usw ist - dann kann es nichts werden. ;)


    Und erwarte keine Wunder - nur weil etwas nicht nach ein paar Tagen Früchte trägt, muss es nicht falsch sein - sondern meist ist man als Mensch viel zu ungeduldig - hat hohe Erwartungshaltung an diese oder jene Methode und schon überträgt man wieder den Druck durch die Erwartungshaltung auf den Hund und eben dann auch wieder die eigene Ungeduld.


    Vielleicht kann dir ja jemand hier einen guten Trainer in deiner Nähe empfehlen - denn so wie es rauslese, wirst du selber das Problem nicht in Griff bekommen - das ist auch nicht schlimm - dafür sind ja Trainer da ;)

  • Zitat

    ich hab ja schon einiges probiert. unter anderem auch eine belohnung mit fleischwurst! (er bekommt sonst nur trockenfutter). dh wenn er einen anderen hund sieht, habe ich mit der zunge geschnalzt. wenn er geguckt hat und den blick gehalten hat, hat er fleischwurst bekommen. das hat gut geklappt. aber ab einer bestimmten distanz war der reiz des hundes zu groß.


    Aber vergiss nicht - der Clicker dient nicht dem Umorientieren wie man das aus dem Video schließen könnte.
    Du kannst deine Zungenschnalzen auch als Markerwort konditionieren oder ein Markerwort nehmen. Zumindest ist ein Clicker besser weil er "weiter ins Gehirn" des Hundes vor drängt. Nur erst mal Angucken lassen ist der Anfang aber im Grunde geht es darum, dass der Hund a) keine miese Stimmung mit einem anderen Hund mehr verknüpft und b) locker bleiben kann und sein Ding machen kann.

    Zitat


    aber ich will nochmal sagen, das ich mir garnicht mal so unsicher bin ob es wirklich unsicherheit ist. wenn ich hinter einem hund herlaufe, dann wird er ganz wild und schnüffelt sehr viel und zieht stark, weil er zum hund will.


    Zieh doch einen guten Hunde(halter)trainer (bei ibh-hundeschulen.de findeste welche) hinzu um das heraus zu finden.

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