Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Was mich auch immer wundert ist, wie total vergessen wird, das hinter jedem der den Wölfen so selbstverständlich zugesprochenen Weidetier auch ein Besitzer steht.


    Das ist Eigentum, ob das nun genehm ist oder nicht, und dass es irgendwann geschlachtet wird, ist absolut kein Argument. Deswegen verliert der Besitzer keinerlei Rechte. Es werden ja auch nicht alle Autos generell zum Abfackeln/Zertrümmern freigegeben, weil die eines Tages eh verschrottet werden.


    Aber über die Tiere anderer Leute kann man frei verfügen, weil Narrenfreiheit für die heilige Kuh Wolf ein höherwertiges Interesse ist? Werde ich nie verstehen - ich möchte immer noch selbst entscheiden, ob und wann MEIN Pferd eingeschläfert wird - auch wenn es schon 30 ist, keinen materiellen Wert mehr hat und ohnehin in absehbarer Zeit stirbt.

  • @naijra, du rufst nicht nach Ausrottung, das ist aber das, was in Südtirol derzeit als die Lösung propagiert wird, aus dem Umfeld kommt meine Argumentation. Ansonsten sind wir eigentlich Recht nah beieinander.

  • Du musst Dich nicht entschuldigen @rinski - ich kann gut damit leben, dass es auch vegane Meinungen zur Viehhaltung gibt.

    Die Bauern, Jäger und Politiker rufen nach Abschuss und verpassen die Chance, sich frühzeitig auf die Anwesenheit von Beutegreifern ein zu stellen.


    Ganz ehrlich - die Tierhalter sind bei dieser Thematik die absolut Angearschten.
    Wir sollen Herdenschutz umsetzen in einem Umfeld, das überhaupt noch nicht darauf vorbereitet ist. Herdenschutz heisst nicht allein Zäune bauen und/oder Hunde einsetzen, sondern Herdenschutz heisst vor allem, das Umfeld mit aller Gewalt an das Wolfsthema zu erinnern und an liebgewonnenen Gewohnheiten zu rütteln.


    Um in einem Bundesland wie Bayern z. B. zu den ersten Tierhaltern zu gehören, die Herdenschutzhunde einsetzen, brauchst Du Nerven wie Drahtseile. Ich bin mittlerweile so stoisch geworden, dass ich mich manchmal frage, ob ich überhaupt noch lebe.


    Ich habe vollstes Verständnis mittlerweile für jeden Tierhalter, der sich DAS einfach nicht antun will.


    Herdenschutz sollte uns Tierhaltern eine grosse Sorge weniger bescheren - nicht eine grosse Sorge durch zahlreiche andere, auch existentielle Sorgen ersetzen.


    LG, Chris

  • Womit wir wieder an dem Punkt sind, daß das eigentliche Problem der Mensch ist, aus deiner Sicht eben in erster Linie das 'unvorbereitete Umfeld', aus meiner Sicht außerdem (!) das Prinzip Viehhaltung überhaupt :ka:
    Die Deppen die auf der Alm Kühe ärgern oder Ansagen von HSH ignorieren sind definitiv nicht hilfreich

  • Ich würde mir manches Mal wünschen, dass einer von den absoluten Wolfsbefürwortern mal ein paar Tage in meiner Haut steckt und mein derzeitiges Leben lebt.


    Das fühlt, was ich fühle, wenn ich feststelle, dass ich meine Tiere nicht werde schützen können, weil mir ein effizienter Herdenschutz unmöglich gemacht wird.
    Weil Tourismus über Naturschutz und Flächeneigentum steht und weil Kohle die Welt regiert.


    Und dennoch schaffe ich es immer noch, das nicht dem Wolf an sich anzulasten.


    LG, Chris

  • ich finde wirklich, dass dieser post genau das ausdrückt, was du uns seit jahr und tag versuchst, nahezubringen.
    dafür größten respekt- und die diskussion jetzt auf die notwendigkeit versus abscheulichkeit von viehhaltung als solcher runterzubrechen, bringt nichts.
    es gibt vieh. es gibt wölfe und sie werden mehr.


    wie also geht man damit um.

  • Lustigerweise wird der Tourismus hier als Hauptargument angeführt, um Wolf und Bär in der Region aus zu rotten.

    Glaubst Du an Zufall, dass bei dem Schweizer Vofall mit dem HSH ausgerechnet der Wanderwegbetreuer betroffen war?
    Die waren hier auch schon. Deshalb hätte ich ja so gern die Cams. Um mal zu sehen, warum manche Leute einfach an den Hunden vorbeigehen können und manche nicht.


    LG, Chris

  • Glaubst du echt, der hat sich absichtlich beißen lassen? Das wäre ziemlich böse.


    Persönlich bin ich an einem HSH nicht vorbei gekommen, an anderen schon.
    Der erste wirkte eher unsicher und hatte seine Herde großflächig auf meinem geplanten Weg stehen(ich habe einen Hund abgeleint, schleimen geschickt und nach Deeskalation die Richtung geändert), bei den anderen konnte ich auf Abstand an Hunden und Herde vorbei gehen.
    Meine Hunde durften auch schon direkt durch Herden gehen (im Gegensatz zu praktisch allen Hunden deren Besitzer ich zum Thema gesprochen habe), nachdem die Hirtenhunde sie gecheckt haben, strahlen wohl eher nicht so sehr das Raubtier aus.


    Ich versuche bei HSH eigentlich dem Hund mit zu teilen, das ich mich an seine Ansage halten werde, also weiter gehe wenn er den Weg frei gibt und abdrehe, falls nicht.


    Wirklich problematisch fand ich bisher keine Begegnung, der geänderte Weg im ersten Fall hat mir eine Nachtwanderung und Wolfsichtung beschert und ja, ich hab mich gefreut darüber.


    Wie man dem 'gemeinen Wanderer' allerdings erklärt, daß im Zweifel der Hund Recht hat und man sein Wegerecht im Zweifel besser nicht durchsetzen sollte weiß ich jetzt auch nicht.

  • Na vielleicht war er nicht unbedingt auf Löcher aus, nur auf ein bisschen Konflikt und hat mehr bekommen als gewünscht. Zutrauen tu ichs Menschen inzwischen. Ich hab schon gehört, dass Hunde absichtlich provoziert werden um Schmerzensgeld etc zu kassieren, Gefährdungshaftung sei dank. Warum also nicht in solch Fall?


    Wir durften in Frankreich auch mit Hunden durch die Herde. Die Herdis haben uns nur ruhig begleitet. Ich fand diese Souveränität beeindruckend und Josy auch. Die war völlig entspannt und friedlich. :D Wie man den "ich zuerst und alles andere erst viel später" Genossen respektvollen Umgang mit der Natur beibringt, tja.. ich wäre ja für aussetzen ohne jegliche Annehmlichkeiten auf einer einsamen Insel bis sie mal aufm Teppich der Tatsachen angekommen sind aber wahrscheinlich nicht umsetzbar. |)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!