Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Wer legt sich wo hin?

    Das ist irgendwo hier im Thread verbuddelt. Weiss nicht mehr, ob es eine Journalistin war oder einfach eine Spaziergängerin. Sie ist einem Trupp Wölfen (weiss nicht mehr wie vielen) begegnet und hat sich auf die Wiese gesetzt und gelegt, damit es zur Kontaktaufnahme kommt (was so auch passiert ist). Und das Video ging quasi viral, um zu zeigen, wie harmlos und kuschelig Wölfe gegenüber eingestellt sein sollen.


    Erinnere mich weiterhin, dass das hier im Thread eher anders gewertet wurde. Nicht als kuschelige Kontaktaufnahme, sondern vorsichtiges anprobieren.

  • Aber wie soll man es denn nennen?

    Man könnte es "die Scheu eines Beutegreifers" nennen und das ein wenig mit Inhalt füllen, damit die Leuts nicht denken, ein Wolf müsse abzischen wie ein hochflüchtiges Reh. Einfach, um Missverständnissen vorzubeugen.


    Meinst Du die Gudrun Pflüger?

  • Ich denke, das praktische Problem ist, dass die angeborene Wildtierscheu (die ein Wolf zweifellos erstmal hat), durch Lernerfahrungen sehr weitgehend überwunden werden kann. Dass ein Tier damit geboren wird, heißt ja nicht, dass es scheu bleibt - sonst könnte man keine Eichhörnchen im Kurpark füttern. Oder Fohlen anlernen, die ja sogar nach langer Domestikation erstmal eine gewisse Scheu mit auf die Welt bringen und die überwinden lernen.


    Warum sollte also ausgerechnet ein derart lernfähiges Tier wie der Wolf zeitlebens im Angeborenen verharren? Wenn ihm doch das stückweise Ablegen dieser Scheu hierzulande so große Vorteile bringt? Wenn er nur lernt, dass Menschenwitterung und Menschen nicht nur total harmlos sind, sondern Futter versprechen?


    Bestes Beispiel, wie schnell diese Lektion gelernt wird, sind doch die Wölfe, die in Jagden laufen, also durch Futterbelohnung gelernt haben, sich weder vor Knallen noch vor Lärm noch vor vielen Menschen zu fürchten. Da, wo sie bejagt werden, meiden und fliehen sie solche Situationen strikt, hier nehmen sie sie als Dinnereinladung - obwohl alle Wölfe ursprünglich mit dem gleichen Maß Scheu geboren sein müssen.

  • Meinst Du die Gudrun Pflüger?

    Habe keine Ahnung, kann mich einfach nicht genau erinnern. Irgendwer hatte das Video verlinkt ... hier im Thread. Sind aber ein paar Seiten ....


    Man könnte es "die Scheu eines Beutegreifers" nennen und das ein wenig mit Inhalt füllen, damit die Leuts nicht denken, ein Wolf müsse abzischen wie ein hochflüchtiges Reh. Einfach, um Missverständnissen vorzubeugen.

    Das Problem ist, dass Mensch eh nur liest und versteht, was in seinem Gedankenuniversum vorkommt, und das obendrein gerne durch das verfärbt, wie er es denn lieber hätte. Das geht alles durch den selektiven Filter. Aber vorschlagen kann man es. Zumindest mal hier: https://www.dwds.de/wb/scheu


    Schön, dass Pferde gesondert aufgeführt werden ... Ansonsten zeigt die Definition genau auf das Problem, was Du ansprichst.

  • Ich denke, das praktische Problem ist, dass die angeborene Wildtierscheu (die ein Wolf zweifellos erstmal hat), durch Lernerfahrungen sehr weitgehend überwunden werden kann.

    betrachte doch das Verhalten von Fuchs, Dachs, Wildschwein, Rabe (ich könnte jetzt so ziemlich alles jagdbare Wild aufzählen). In Revieren mit sehr wenig Jagddruck sind sie vertraut, da kannst du am Tag Füchse sehen die dich ansehen und gaanz ruhig weiter den Rastplatz inspizieren. Im Revier mit Jagddruck ist das Verhalten ganz anders, da sind sie ganz schnell weg. So funktioniert das wohl mit allen wildlebenden Tieren. Die sind alle überlebenstüchtig und lernen schnell den Menschen als Gefahr einzuschätzen und zu meiden.

  • Genau! Es ist oft ein großer evolutionärer Vorteil, Angeborenes zu überwinden. Und wie fix das in der Praxis geht, kriegen wir von den Wölfen ja gerade eindrucksvoll demonstriert.

  • Wobei "angeboren" ja nlcht spezifisch auf Menschenscheu zielt.

    Dass der Wolf genetisch vorgeprägt ist, menschenscheu zu sein, ist schon evolutionär unwahrscheinlich, denn dazu gibt es homo sapiens noch gar nicht lange genug.

    Natürlich ist der Wolf vorsichtig, aber wovor er sich fürchten muss, wird Lern- und Erfahrungswissen sein.

    Deshalb ist er ja grade so intelligent und lernfähig, um nicht tollpatschig in jede Gefahr zu stolpern.

    LG

  • Dass der Wolf genetisch vorgeprägt ist, menschenscheu zu sein, ist schon evolutionär unwahrscheinlich, denn dazu gibt es homo sapiens noch gar nicht lange genug.

    Würde das auch nicht auf den Menschen begrenzen. Auch gegenüber verschiedenem andere (=)xD ) Primaten-Arten ist eine gewisse Vorsicht geboten :hust:. Scherz beiseite, denke, diese vorgeprägte Scheue betrifft alle Arten, die nicht gleich unter Beute fallen, sondern ein gewisses anderes Schema/Grund-Muster erfüllen (Bären, sicherlich ebenso ... und könnte mir vorstellen, dass man einem Wolf nicht beibringen muss, dass bei einem Nashorn Vorsicht geboten ist, auch wenn er noch niemals zuvor eines gesehen hat).

  • Passt grad ganz gut in die "Scheu"-Debatte:

    https://www.jagderleben.de/new…ufnahme-wildkamera-712328


    Aus dem Artikel:

    "Jagdpächter M. Jonas erlegte am selben Abend um 20:00 Uhr, in 50 Meter Entfernung zum späteren Geschehen, einen Frischling. Gegen 21:50 Uhr baumte er ab, um das Stück zu bergen. Jonas brach die 30 Kilogramm schwere Sau auf und zog sie 100 Meter durch den Kiefernbestand zu seinem Auto. Kaum hatte er nach dem Versorgen des Frischlings seine Jagdhütte erreicht, klingelte der Wildkamera-Alarm. Sein Handy übermittelte dem Jäger das Foto, auf dem der Wolf in der Nähe des Anschusses das Stück Rotwild reißt. „Das hat eine andere Qualität. Der Wolf stört sich überhaupt nicht daran, dass mein Hund und ich eine halbe Stunde zuvor noch unsere Wittrung dort verbreitet haben“, berichtet der Jäger."

  • Warum sollte der Wolf Respekt vor dem Menschen- und Hundegeruch haben? Beide hätten sich bei Wolfssichtung doch schleunigst verzogen. Es ist wohl schon ein paar Generationen Wolf her dass die Wolfs-Elterntiere etwas anderes weitergegeben haben.

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