Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Das Saarland hätte noch die Möglichkeite, es besser zu machen, als andere Bundesländer, tuts aber auch nicht:


    Auf Nachfragen räumte das Ministerium allerdings ein, dass diese Fördermaßnahmen „erst beginnen, wenn das Vorkommen des ersten Wolfes im Saarland nachgewiesen ist“.

    Dabei muss man dann wieder berücksichtigen, wie lange es dauert, bis wirklich gesicherte Hinweise da sind und dass es da nicht genügt, wenn mehrfach Sichtungen durch unqualifiziertes Personal stattgefunden haben.



    Wissenschaftler und zuständige Behörden unterscheiden Hinweise auf Wölfe in unterschiedliche Qualitäten. Prinzipiell sprechen sie von Nachweisen, Hinweisen und Falschmeldungen. Drei Kategorien werden vergeben: C1, C2 und C3. Als Nachweis (C1) für einen Wolf gelten ausschließlich harte Fakten, also ein lebend gefangenes Tier, ein Totfund, ein genetischer Nachweis, ein Foto oder die Ortung eines Wolfes, der mit einem Senderhalsband ausgestattet ist. Hinweise werden noch einmal in bestätigte Hinweise (C2) und unbestätigte Hinweise (C3) unterteilt. „Bestätigt“ (also C2) sind Hinweise dann, wenn eine erfahrene Person den Hinweis überprüft und bestätigt hat. Erfahrene Personen sind in der Regel Wildbiologen, die dafür speziell ausgebildet und beauftragt worden sind. Unbestätigte Hinweise können auch noch einmal in „wahrscheinlich“ und „unwahrscheinlich“ klassifiziert werden.


    Richtig tolle Nachweismöglichkeiten gibts, wenn die ersten Nutztiere gerissen werden. Finde den Fehler.....



    LG, Chris

  • Die aktuelle Verbreitung in Brandenburg - Stand 12/2015:
    https://www.facebook.com/photo…0484212884&type=3&theater


    Ich bin gespannt auf die Zusammenfassung der Info-Veranstaltung in Wietzendorf, wo sowohl Schäfer aus Wolfsregionen von ihren Erfahrungen berichten, als auch Mutterkuhhalter. Leider habe ich noch nichts dazu finden können.


    Bei dem Rinderhalter im Heidekreis, dem nun nach Kälberrissen in den Vorwochen auch eine erwachsene Limousin-Mutterkuh gerissen wurde, werden 180 Rinder extensiv mit offener Scheune als Schutzhütte gehalten, von mehreren Reihen Stacheldraht eingezäunt (wie viele Reihen, weiss ich nicht) und auch der weiss noch nicht ob und wie er mit der Mutterkuhhaltung weiter machen kann. Bei der extensiven Weidehaltung von Rindern rechnet man 1 - 2 ha Fläche pro Rind - wie soll man sowas wolfssicher einzäunen? Und die Politik, die von den Weidetierhaltern immer so rasche Reaktionen erwartet, reagiert nicht - immer noch werden Rinderhalter in Niedersachsen nur in Ausnahmefällen gefördert, um Herdenschutzmaßnahmen zu verbessern. Der betroffene Rinderhalter hat auf eigene Kosten eine Untersuchung der Mutterkuh veranlasst, um die Todesursache feststellen zu lassen, weil er nicht wochen- bis monatelang auf das Ergebnis warten will.....so stehts in einem Artikel in der Böhmezeitung, der leider nur gegen Bezahlung zu lesen ist.


    LG, Chris

  • Hmm...Ich stelle mir das schwierig bis beinahe unmöglich vor, Rinder Wolfssicher einzuzäunen...
    Ich kenne viele verschiedene Methoden, von einer Litze mit Strom, bis 5 Reihen Stacheldraht ohne Strom und 5 Reihen Litze unter Starkstrom für Bullen, ganz ehrlich, alle Hunde, die an den Tieren gearbeitet haben, hatten irgendwann raus, wie sie unbeschadet zwischen den Litzen durch kommen, auch die die Strom geführt haben.
    Ein Wolf wird das ziemlich sicher auch raus kriegen.
    Einzige Idee wäre es Flatterband dran zu binden oder CD's die reflektieren!?
    Ich wüsste nicht, was wir tun würden...über die Hälfte unserer Rinder läuft vom frühen Frühjahr bis spätem Herbst draußen.

  • Ein Wolf wird das ziemlich sicher auch raus kriegen.

    Unsere Füchse hier haben kein 3/4 Jahr gebraucht, um zu kapieren, dass ihnen beim 7-reihigen E-Zaun nix passiert, wenn sie "auf Lücke" durchspringen. Da sind 8000 drauf, die Reihen liegen max. 20 cm auseinander.
    Im vergangenen Winter konnte ich im Schnee sehen, wie sie (Füchse) ganz akribisch den Zaun abgelaufen sind, um "Schwachstellen" zu finden. Vor einigen Tagen erst habe ich das erste Mal seit langer Zeit wieder Fuchskot auf meiner eingezäunten Fläche gehabt.


    Bei mir haben vor der Heu-Ernte die aufgehängten CDs bereits am 2. Tag die Wirkung gegenüber Rehen verloren. Ich glaub nicht, dass ein Wolf da lange drauf reinfällt. Auch die Lappenzäune nach Wolfsübergriffen, sind ja nur eine vorübergehende Lösung.


    In einem Film über indische Wölfe

    kann man sehen, wie unglaublich lernfähig die Tiere sind - die haben dort sogar gelernt, die Holzstecken, an denen der Maschenzaun aufgehängt ist, aus dem Boden zu ziehen.


    Da bleiben im Endeffekt nur Zäune, die auf eine Kombination von mechanischer Anti-Schlupf-Sicherung plus Strom setzen, plus natürlich der Untergrabungsschutz, denn wenn man sieht, was für Riesen-Löcher ein Wolf in kürzester Zeit buddeln kann, nützt einem alles Oberirdische nichts. Das dann noch alles auch schneetauglich. Klingt für mich mittlerweile nach mission impossible.



    LG, Chris

  • Na also, da haben wir es doch, füttert die Wölfe mit Bananen und das Problem ist gelöst ...


    Entschuldigung, den Satz konnt ich mir grad nicht verkneifen :ops:


    Aber mal im Ernst, dieser Film den Chris da verlinkt hat war für mich außerordentlich interessant. Die Hirten dort haben eine Art und Weise gefunden mit dem Wolf zu leben. Ohne sauteure Schutzmaßnahmen aber mit der Toleranz das sich der Wolf gelegentlich aus ihren Herden bedient. Ob da nun wirklich die Sage der Hintergrund ist oder ob sie es einfach so tolerieren sei mal dahingestellt.


    Nur kann ich mir nicht vorstellen, daß diese Art des Lebens mit dem Wolf auf unsere Gegebenheiten übertragbar ist. Aber eins ist mir klar geworden, die Aufrüstung mit immer teureren Schutzmitteln bringt es wohl nicht. Ich hoffe, das irgendwer eine Lösung findet die diesen außerordentlich faszinierenden Tieren eine Überlebenschance gibt ohne die artgerechte und natürliche Tierhaltung einschränken zu müssen.

  • Ich bin gespannt auf die Zusammenfassung der Info-Veranstaltung in Wietzendorf, wo sowohl Schäfer aus Wolfsregionen von ihren Erfahrungen berichten, als auch Mutterkuhhalter. Leider habe ich noch nichts dazu finden können.

    In der CZ ist heute ein Artikel dazu. Leider nicht öffentlich verfügbar. Aber eigentlich verpasst Du auch nichts - steht nichts drin.


    Etwa 170 Mitglieder der Weidetierhalter Nordost-Niedersachsen sind erschienen - Minister Wenzel nicht. Der Artikel liest sich lediglich als Information der Nutztierhalter an... ja, an wen? Das ist mir überhaupt nicht klar.

  • Der Artikel liest sich lediglich als Information der Nutztierhalter an... ja, an wen? Das ist mir überhaupt nicht klar.

    Vermutlich an niemanden. Weil es ausser den wirklich Betroffenen eigentlich niemanden zu interessieren scheint. Für die Betroffenen ändert sich alles - für die anderen doch im Grunde nichts.


    LG, Chris

  • Die Stimmung in der Lausitz unter den Weidetierhaltern, inklusive der Rinderhalter, scheint auch allmählich zu "wackeln":
    http://www.niederlausitz-aktue…g-zur-gefahrenabwehr.html



    Der Sinn einer Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Herdenschutz hingegen scheint uns immer fragwürdiger, wenn das Ministerium nicht von seinem Ziel einer flächendeckenden Ausbreitung des Wolfes in Brandenburg Abstand nimmt. Die hier diskutierten wolfssicheren Zäune sind, soviel hat die Befassung in der Arbeitsgruppe immerhin ergeben, unbezahlbar. Würde man diese als feste Bauwerke (160 cm mit 50 cm Unterwühlschutz) auf dem gesamten Weideland in Brandenburg etablieren, belaufen sich die Kosten dafür nach ersten vorsichtigen Schätzungen auf rund 250 Millionen Euro – das entspricht etwa der Größenordnung aller Agrarumweltmaßnahmen dieser Förderperiode. Feste Bauwerke wären zwar relativ sicher, hätten aber gravierende Auswirkungen auf das Landschaftsbild und würden natürlich nicht nur den Wolf, sondern das gesamte Wild aus einem nennenswerten Teil der Landesfläche aussperren. Würde man wolfssichere Zäune hingegen als mobile Bauwerke ausführen (5 Litzen, die unterste 20 cm über dem Erdboden), würde sich der immer wiederkehrende Arbeitsaufwand beim Zaunbau mehr als verdreifachen, bei der Pflege mindestens verdoppeln (vorausgesetzt die Ausbringung von Glyphosat mit der Rückenspritze stellt kein Problem dar, denn mit der Motorsense ist die Freihaltung der untersten Litze in der Vegetationsperiode schlichtweg nicht zu bewältigen).


    Unbezahlbarer Herdenschutz, unbezahlbare Folgen, unzumutbarer Arbeitsaufwand, unbedachte Auswirkungen auf sonstige Wildbestände.


    LG, Chris

  • Förderwirrwarr:


    3 offzielle Aussagen, die Niedersachsen betreffen:


    1. "Keine Förderung von Präventionsmaßnahmen bei Hobbytierhaltern."
    http://www.umwelt.niedersachse…roeffentlicht-129515.html


    2. Mit der Aufnahme in die BG sind auch ihre Präventionsmaßnahmen nach der „Richtlinie Wolf“ förderfähig.


    http://www.der-wolf-in-nieders…comment-page-36/#comments , dort Antwort des Umweltministeriums im Dialogfenster


    3. Die einzigen Auswahlkriterien im Antragsvordruck:

    Status der Tierhaltung□ Haupterwerb□ Nebenerwerb (berufsgenossenschaftspflichtig)


    http://www.umwelt.niedersachse…smassnahme_Nov._2014_.doc


    Ich bin froh, dass ich kein Niedersachse mehr bin, denn ich raff das nicht.
    In dem Dialogfenster habe ich eine Frage zu den Begrifflichkeiten gestellt, die noch auf Freischaltung wartet. Ich bin gespannt auf die Antwort.



    Nach Angaben von Klaus Gerdes, Zuchtleiter beim Landesschafzuchtverband Weser-Ems, besteht im Emsland seit diesem Monat die Vorgabe, Schafweiden nach dem vom Land vorgegebenen Standard des „wolfsabweisenden Grundschutzes“ zu sichern. Wer bestimmte Zaunhöhen samt Untergrabeschutz oder Elektrifizierung nicht einhält oder sich Herdenschutzhunde anschafft, bekommt im Schadensfall keine Entschädigung mehr.Das Problem: Das Land fördert die Anschaffungen zwar mit bis zu 80 Prozent der Kosten. Hobbyhalter sind von der Förderung aber ausgeschlossen, die Kosten stehen trotz Förderung oft in keinem Verhältnis zum Aufwand, und vor allem richtet sich die Höhe der Zuschüsse nicht nach den konkreten Anforderungen der jeweiligen Betriebe, sondern pauschal nach der Zahl der Schafe. Wer große Flächen mit wenigen Schafen im Sinne des Naturschutzes beweidet, erhält deshalb nicht die maximal pro Betrieb in drei Jahren möglichen 15000 Euro.

    LG, Chris

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