Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Der HSH unterscheidet mehr in der Kategorie "Angreifer oder nicht" - obs ein Fuchs, ein Hund, ein Wolf oder Greifvogel ist, ist dabei egal. Grundsätzlich wird alles Fremde durch Imponiergehabe und Verbellen von der Herde ferngehalten, bei einem tatsächlichen Angriff gehts dann anders rund.

    Das hebe ich noch mal hervor, weil dies tatsächlich eine sehr wertvolle Eigenschaft und Fähigkeit ist bei HSH - sie ERKENNEN und unterscheiden zwischen "Angriff = tatsächliche Gefahr" und "unbedarfte Trottel = lästig, aber keine Gefahr".

    Nur ist auch diese Veranlagung eben abhängig von
    - den Lernerfahrungen eines Hundes; bekommt er sie nicht, wird sich diese Fähigkeit nicht (in dem gewünschten Maße) ausbilden
    - durch hohen Stress (beispielsweise viele Touristen mit frei laufenden Hunden, die immer wieder zu nah rankommen) verändert sich auch Verhalten. Ermüdung oder Senkung der Reizschwelle können die Folgen sein.

    Ersteres liegt in den Händen derjenigen, die Herdenschutz mit Hunden betreiben wollen; Zweiteres berührt jedoch das Komfortverhalten der am Herdenschutz nicht beteiligten - und auch das ist ein Aspekt, der bei dem Gesamtmanagement der Rückkehr des Wolfes in unser Umfeld noch gar nicht berücksichtigt wird.


    P.S.: Es heißt "geschnürt", mit "n", kommt von "wie an der Schnur gezogen" ... ich lese hier immer wieder "geschürt", und habe Kopfkino, wie dieser falsche Wortgebrauch außerhalb dieses Threads, im Gespräch mit anderen Menschen ankommen könnte... *korinthenkackermodus Ende*

  • - durch hohen Stress (beispielsweise viele Touristen mit frei laufenden Hunden, die immer wieder zu nah rankommen) verändert sich auch Verhalten. Ermüdung oder Senkung der Reizschwelle können die Folgen sein.

    Ja, ganz wichtiger Punkt!
    Unsere Hunde arbeiten nicht in den Karpaten, sondern in Regionen mit extrem hohem Freizeitaufkommen.
    Hier gibts z. B. je nach Jahreszeit:
    Skiläufer, Schneeschuhwanderer, Reiter, Drachensteigenlasser, normale Wanderer, Hunde-Spaziergänger, Radfahrer, Enduro-Heizer, Fesselballons, Segelflieger, Drohnen, ferngesteuerte Autos, spielende Kinder an den Ferienwohnungen nebenan, landwirtschaftliche Tätigkeiten, Wild in allen Facetten - das sind enorme Anforderungen an die Hunde und selbst, wenn sie an diese Aussenreize gewöhnt sind, nehmen sie sie ja dennoch wahr, was immer ein wenig "kraft" kostet.

    Die Schweizer berichten davon, dass die in Freiweide auf Almen eingesetzten Hunde nach 3 Monaten Alm-Saison deutlich reaktiver sind als zu Beginn der Saison. Für mich ein Zeichen dafür, dass die Anstrengungen der zahlreichen Touri-Reize deutlich unterschätzt werden. Die Haupt-"Arbeits"-Zeit der Hunde ist nun mal zur Nacht hin, wenn da viel los war und das ist es in etablierten Wolfsregionen nun mal häufig, fehlt ihnen am Tag die Reserve, um auch noch mit zahlreichen sonstigen Aussenreizen klar zu kommen. Die Überforderung ist da vorprogrammiert.


    ...

    Der bayerische Aktionsplan Wolf ist raus - ich muss ihn selbst erst noch lesen:
    Bayerischer Aktionsplan Wolf
    (nicht vom shop-link irritieren lassen, ist ein kostenloser Download)

  • Der bayerische Aktionsplan Wolf ist raus - ich muss ihn selbst erst noch lesen:
    Bayerischer Aktionsplan Wolf
    (nicht vom shop-link irritieren lassen, ist ein kostenloser Download)

    Ich habe jetzt nur mal die Eckpunkte durchgelesen.

    Ganz klar: Es wird in Bayern eine Populationskontrolle geben (d.h., auch für eine Bejagung ist damit zumindest grundsätzlich eine rechtliche Basis angelegt; Wie sich das äußern, bzw. praktisch umgesetzt wird, ist nicht klar). Ich finde, das hat Signalwirkung.

    Was ich in den Eckpunkten gefunden habe: Entschädigungen/Ausgleichszahlungen sollen zwar unbürokratischer vonstatten gehen, beziehen sich aber immer noch nur auf den tatsächlichen Schadensfall.

    Einen Hinweis auf finanzielle Unterstützung für präventive Maßnahmen habe ich jetzt dort nicht gefunden - Schade, mMn.

    Ich habe es jetzt nur "überflogen", evtl. dabei was übersehen.

    Was meint ihr - ist dieser Aktionsplan ein Schritt in die richtige Richtung?

  • Ich hoffe mal, dass für die Festlegung dieser (präventiven!) Förderrichtlinien nicht wieder so viele Jahre vergehen, wie es gedauert hat um den Wolf von Managementplanung Stufe 1 in Managementplanung Stufe 3 einzustufen ...

    Das hat jetzt 12 Jahre gedauert (Stufe 1 war 2007), und in 2009 wurde der erste Wolf dokumentiert, der standorttreu zu sein schien...

    Seit 2009 (für die Wissenschaftler/Woflsexperten wohl schon deutlich eher) ist also bekannt, dass aufgrund der neuen Wanderungstendenzen bei Wölfen die Wahrscheinlichkeit standorttreuer und damit reproduzierender Wölfe sehr wahrscheinlich ist...

    ... und es wird immer noch rumgehampelt, welche finanziellen Unterstützungen es geben soll um präventive, wirksame Maßnahmen einrichten zu können.

    Ätzend.

  • Ich hoffe mal, dass für die Festlegung dieser (präventiven!) Förderrichtlinien nicht wieder so viele Jahre vergehen, wie es gedauert hat um den Wolf von Managementplanung Stufe 1 in Managementplanung Stufe 3 einzustufen ...

    Ach was, für Bayern war das doch regelrecht schnell - sonst wird da eher in Generationen gedacht. :lol:

  • Förderungen gibts ja in fast allen Bundesländern (Thüringen ist eine ruhmreiche Ausnahme) erst, wenn ein residenter Wolf sich da bereits 6 Monate in einer Region rumtreibt - derweil kann er schon prima üben, wie man an Nutztiere kommt.
    WENN denn dann der Wolf schon um die Herden schleicht UND endlich die Förderkulisse ausgerufen wurde, kommt dann erst mal das:
    Antragsverfahren Herdenschutzförderung S-H

    Die Bearbeitungszeit ist je nach Aufkommen und Bundesland unterschiedlich, aber man muss da mindestens in Wochen, wenn nicht sogar in Monaten rechnen.
    Anfangen - das Zeug selbst kaufen und aufbauen/einsetzen, darf man nach den Förderrichtlinien aber nicht, dann verfällt die Fördermaßnahme.

    Das ist in Sachen Wolf und Herdenschutz völlig idiotisch.

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