Aussie will Fahrräder und Autos jagen

  • Hallo zusammen,


    ich weiß nicht ob der Beitrag hier richtig ist, wenn nicht einmal verschieben! :???:
    ich habe ein Problem und hoffe hier auf ein paar gute Tips.
    Es geht nicht um mich und meinen Hund, sondern um eine sehr gute Freundin und ihren Aussie.
    Ihr Aussie hat seit neuestem die Angewohnheit Fahrradfahrer jagen zu wollen und gestern morgen ist er fast in ein Auto rein gesprungen und hat dabei geknurrt und gebellt wie nicht mehr ganz klar. Zum Glück hatte sie ihn an einer kurzen Leine und konnte somit schlimmeres verhindern.
    Gestern abend in der Hundeschule hat man ihr dann dazu geraten, dem Hund „vorübergehend“ ein Stachelhalsband anzuziehen um dieses Verhalten zu unterbinden. Davon hält sie aber gar nichts und ich übrigens auch nicht. Aber Fakt ist ja, es muss sich etwas ändern bevor die Lage noch schlimmer eskaliert.
    Noch kurz zum Hund: es ist ein 1,5 Jahre alter Aussie Rüde (intakt) und sie hat ihn seit er 12 Wochen alt ist. Im ersten Jahr hat sie wirklich nicht viel mit ihm gemacht und war nur einmal die Woche in der Welpenspielstunde und ansonsten kurze Gassirunden, da man ja im ersten Jahr den Hunden möglichst „Ruhe" beibringen soll.
    Seit einem guten halben Jahr geht sie mit ihm zweimal die Woche in die Hundeschule (einmal Unterordnung und einmal THS). Ansonsten geht sie mit ihm am Tag so ca 1,5 Std. spazieren und übt zu Hause mit ihm Tricks.
    Ist das zu viel oder zu wenig? Und vor allem wie kann man dieses Problem mit den Autos und Fahrrädern lösen? :hilfe:


    Viele liebe Grüße, Maggie

  • Hallo!


    Zuerst einmal, das mit dem Ruhe im ersten Jahr habe ich noch nie gehört. Welpen müssen doch toben dürfen und spielen , vorallem draussen, drinnen kann man ja klare Regeln aufstellen, wann Ruhe ist und wann gespielt wird. Und Grundkommandos sollte man draussen doch auch üben.
    Ich vermute bei ihrem Hund Unterforderung. 1,5 Stunden täglich ? mit Spiel oder ohne ? was für Tricks? ansonsten Suchspiele,Nasenarbeit... Alles was ihm Spaß macht.
    Wir haben einen Aussie-Mix, zwar eine Hündin aber im selben Alter. Wir sind bestimmt 2,5-3 Stunden täglich draussen (im Freilauf) , fahren Fahrrad, spielen mit ihr, sie darf mit Hunden spielen, machen Suchspiele.. und selbst das ist manchmal noch zu wenig für sie, zumindest vom Kopf her.
    So, und da ihm "langweilig" ist, bzw er unterfordert ist, sucht er sich nun eine andere Beschäftigung, und das ist eben das "jagen", wobei ich da auch eher vermute, dass er versucht die Autos und Fahrräder zum stehen zu bekommen, bzw einzufangen/zu hüten.
    Was ich also empfehlen würde: Den Hund mehr auslasten (vllt löst sich das Problem dann schon von alleine), in solchen Situationen ruhig bleiben, wenn der Hund nichts macht loben, wenn er etwas macht an der Leine einfach weiter. Rückruf üben oder nur mit Schleppleine spazieren gehen, damit man ihn aus solchen Situationen, insofern er frei laufen darf, rausholen kann.
    Ich hoffe das konnte erst mal ein wenig helfen :)

  • Ein Aussie ist ein HÜTEhund.


    Schau mal hier:
    "Fehlgeleitetes Hüteverhalten kann sich im Treiben von Autos, Fahrrädern oder Inline-Skatern, Hüten von Kindern oder Fußgängern, Jagen von Vieh oder Wildtieren und vielen anderen unerwünschten Verhaltensweisen äußern."(Quelle: http://www.edoras-aussies.de/html/huten.html)


    Google mal nach "Aussie hütet Autos/Aussie jagt Autos", da findest du mehr als nur eine handvoll Ergebnisse.

  • Ich finde das mit der Ruhe im ersten Jahr bei der Rasse nicht verkehrt.


    Wichtig ist, dass man das Nachrennen hinter bewegten Objekten nicht stimuliert.


    Zusätzlich sollte man besonderen Wert auf den Aufbau eines Abbruchssignals und der Impulskontrolle legen. Und das kann man schon bei einem Welpen anfangen und bei mir kämen solche Lektionen immer vor allem anderen wie Sitz, Platz oder Fuß.


    Da ein Aussie ein rechter Spätentwickler ist und mit ca. 3 Jahren erst ausgereift ist, ergeben sich die meisten Probleme erst ca. zwischen ein und zwei Jahren wie z.B. häufig vorkommende Leinenaggressionen, Schutztrieb, unkontrolliertes Jagdverhalten usw.


    Da Hüten der Ansatz von Jagdverhalten ist, tendiert diese Rasse dazu, auf bewegte Reize sehr schnell zu reagieren.
    Ein gute Impulskontrolle ist daher unbedingt von Nöten.


    Erziehungsmaßnahmen wie ein Stachelhalsband werden da nicht helfen und schlimmstenfalls das Verhalten verschlechtern.


    Deine Freundin sollte erst mal an der Frustrationstoleranz, der Impulskontrolle und einem Abbruchsignal arbeiten und dem Hund gleichzeitig Alternativen aufzeigen, wo er kontrolliert "jagen" darf.


    Ich würde empfehlen, einen Trainer für Einzeltunterricht zu suchen, der mit Deiner Freundin genau auf den Punkt arbeiten kann, bevor das Verhalten sich erst festigt oder durch falsche Maßnahmen verschlimmert wird.

  • Hallo...


    Natürlich darf und durfte der Hund auch mit anderen Hunden spielen. Meiner ist ja gleichalt und die beiden toben auch täglich zusammen. Mit wenig spazieren gehen meinte ich, dass man ja Hütehunde im ersten Jahr nicht überfordern soll, damit sie nicht total überdrehen. Draußen beim spazieren gehen läuft er auch nur an der Schleppleine, weil der Rückruf nicht zu 100% klappt. Suchspiele, Tricks o.ä. Macht sie mit ihm imsgesamt so ne halbe Stunde am Tag (auf mehrmals mehrere Minuten aufgeteilt und nicht am Stück). Wir wissem halt einfach nicht, wie wir uns verhalten sollen wenn der Hund bei jedem Radfahrer und Auto in die Leine springt. Ich habe selbst leider auch keine Ideen, da ich solche Probleme von meinem Hund einfach nicht kenne und ich würde ihr gerne ein paar Tips weitergeben, da meine Freundin im Moment echt total hilflos ist und langsam aber sicher verzweifelt...
    Wir hatten ums ja in der Hundeschule Tips erhofft, aber da kam ja nur der Vorschlag mit dem Stachler....


    Liebe Grüße, Maggie

  • Meiner findet das ab und an bei Autos (auf riesen Distanzen, sodass sie so klein sind wie Hasen) auch ganz lustig. :pfeif:
    Auf welche Distanz macht der Hund das denn? Wenn er sogar reinspringt, dann ja anscheinend ganz nah? Auf ganz kurze Entfernung würde ich das ehrlich gesagt einfach verbieten. Wenn ein Auto oder Rad direkt an einem vorbeifährt, kann man den Hund eh anleinen ;) bzw. muss ihn bei sich haben und man hat somit direkten Einfluss darauf.


    Beim Hetzen von Autos/Fahrrädern:
    Bevor sie ins Hetzen gehen, bleiben die meisten Hund erst mal kurz stehen und der Körper spannt sich an. Genau den Moment habe ich immer belohnt und damit verlängert. Das kann man ja an der Schlepp ganz gut üben. Daraus kann ich ihn nämlich noch relativ leicht (d.h. ohne Superpfiff) abrufen, wobei man natürlich schon einen sonst zuverlässigen Rückruf braucht. Dadurch, dass man diese Zeit ausdehnt, gewinnt man Zeit, zu reagieren. Alternativ kann man auch auch Sitz oder Platz fordern, wenn das besser klappt als der Rückruf und auch nicht einfach von selbst aufgehoben wird. Wobei ich eine Umorientierung besser finde, weil damit auch das Objekt der Begierde aus den Augen ist, aber am wichtigsten ist, dass das Hetzen erst gar nicht gestartet wird, dann wird es nämlich noch schwieriger.

  • Das spielen ist ok, solange er sich nicht zu sehr hochpusht dabei. Dann heißt es Spiel pausieren und erstmal runterkommen. Danach kann dann wieder getobt werden.


    Impulskontrolle: Erst muss der Hund ruhig sein und abwarten, darf erst auf Anweisung los, z.B. vor dem Fressnapf auf Freigabe warten, erst hinlegen, Ball wird gerollt, wenn er ruhig liegt darf er nach Freigabe hinterher, bevor er gestreichelt/begrüßt wird muss er erst ruhig sitzen/liegen, vor dem Spielen muss er ruhig sein und abwarten, darf erst nach Freigabe zum Kumpel.


    Abbruchsignal: Egal, was der Hund gerade macht - er soll es SOFORT untrebrechen und mit der Aufmerksamkeit zum HH. Bei uns ist das ein "Nein" oder unterwegs bzw. in Bewegung ein "LieDown"/"Platz". Kann man auch mit einem so jungen Hund trainieren (sollte man auch bei dieser Rasse) und lastet kopflich aus.


    Frusttoleranz: Wie ein Kind im Supermarkt vor dem Schokiregal - der Hund lernt Frust auszuhalten. Das passiert z.B. nebenbei mit den oben genannten Übungen zur Impulskontrolle. Denn die Zeit, bis zur Freigabe/Signal hat der Hund schlichtweg Frust, den er einfach aushalten muss.


    Ich würde euch raten einen Trainer hinzuzuziehen, der euch zeigen kann, wie ihr die einzelnen Sachen am sinnvollsten aufbaut. Aber bitte auf jeden Fall gewaltFREI!

  • Mit den Ratschlägen von @gorgeous, Camillo09 und @MrsFrontAngel ist man gut beraten!


    Und die Sache mit dem Spätentwickler kann ich auch unterschreiben.

    Meinen Aussie ließen zwar Jogger, Radfahrer und Autos kalt - dafür war es bei uns das Wild.
    Als mein Hund zwischen einem und ca. drei Jahre alt war, war ich immer mal wieder der Verzweiflung nahe, doch stetiges Üben (Impulskontrolle und Abbruchsignal) führte nach und nach tatsächlich zum Erfolg.


    Übrigens habe ich niemals gestraft, geschimpft oder meinen Hund auch nur ignoriert, wenn er zu mir zurückkam, sondern gelobt und bestätigt, wenn er meinen Rückruf schließlich wahrnahm und darauf reagierte.
    Daher kam er, auch wenn er sich einmal nicht prompt hatte abrufen lassen und kurz außer Sicht war, immer in vollem Lauf und freudig wieder bei mir an, was, im Nachhinein betrachtet, die weitere Arbeit an diesem Problem sehr erleichtert hat.


    Heute reicht ein kurzes 'Nein', wenn er mal wieder die Umgebung abzuscannen beginnt, und er bricht ab. Bei Wildsichtung fixiert er kurz, bevor er durchstartet. Deshalb muß man aufmerksam bleiben, um dies zu verhindern. Bei uns heißt es sofort, wenn der Hund erstarrt, 'waaaarten' - er steht, wo er gerade ist, bis ich bei ihm bin und ihn anleinen oder ins Fuß nehmen kann.
    Das Stehenbleiben war einfacher zu erreichen als das Befolgen des Rückrufs oder 'Platz' und reicht mir. Ist auch bei Radfahrern und Joggern sehr praktisch, denn die sehen sofort, daß der Hund gehorsam wartet und können einfach weiterradeln oder -laufen, während sie beim Rückruf nicht wissen, ob sie besser abwarten sollten, bis der Hund bei mir angekommen und angeleint ist.


    Mein größtes Erfolgserlebnis hatte ich mit meinem nun viereinhalbjährigen Hund, als vor kurzem ein Rehkitz aus der Wiese unseren Weg kreuzte und mitten darauf stehenblieb. Mein Hund, ein gutes Stück vor mir freilaufend, verharrte auf das Kommando 'waaaaarten' wenige Meter vor dem Kitz, bis ich herangekommen war und ihn anleinen konnte, während das Kitz sich wieder in Bewegung setzte und vor seinen Augen in die nächste Wiese wechselte.
    Das war der Lohn aller Mühen, denn ich fürchte, das Kitz wäre eine leichte Beute gewesen, wenn es zum Hetzen gekommen wäre.


    Euch wünsche ich viel Erfolg beim Arbeiten mit dem Hund deiner Freundin.

  • Hey,


    deine Freundin hat einen Aussie der anständig Hütetrieb hat, den er scheinbar nicht ausleben kann und sich deshalb selbstständig einen Ersatz sucht. Grade Autos und Radfahrer sind da sehr beliebt.


    Ich würde euch raten, euch eine Hundeschule oder einen Hundetrainer der suchen, der sich wirklich mit Hütehunden auskennt. Könnte mir vorstellen das die Notorgas für Aussies oder Borders da gewiss gute Kontakte haben.


    Impulskontrolle ist ein gutes Stichwort, das brauch deine Freundin in Zukunft auf jeden Fall um eben solche gefährlichen Situationen wie das mit dem Auto vermeiden/abwenden zu können. Hier im Forum gibt es viele Anleitungen/Übungen dazu, wir selbst trainieren das bei unserem Aussie mit einer Reizangel, sollte man sich aber evlt. auch von jemandem zeigen lassen, weils durchaus nach hinten losgehen kann.


    Was ich persönlich aber als genauso wichtig erachte, der Hund braucht etwas zu tun, was seinen Trieb entweder richtig umlenkt oder wo er diesen Trieb ausleben kann. Was genau und wie viel und wie oft, hängt vom Hund selbst ab, da kann dir aber ein kompetenter Trainer, der deinen Hund kennen lernt mit Sicherheit weiterhelfen.


    JD ist mit relativ wenig zufrieden. Ihm reicht es wenn wir auf den Spaziergängen nebenher ein bisschen was mit ihm tun, Tricks abfragen, UO, Suchspiele... nicht durchgehend aber immer mal wieder und er einmal in der Woche ne Stunde richtig aufm Hundeplatz arbeitet. Er hat allerdings auch fast keinen Hütetrieb.


    LG Keku

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