Ungünstige Ausgangsbedingungen - Trotzdem Tierschutzhund

  • Hallo zusammen,


    Bin ganz neu im Forum und freue mich auf einen Austausch und eure Tipps! Habe schon viel in der Knowledge Base gelesen und aufgrund eurer Empfehlungen das Buch "Kosmos Erziehungsprogramm" bestellt.


    Endlich nach zwei Jahren warten und argumentieren habe ich meinen Vermieter überzeugt, dass es kein Problem ist einen Hund zu halten und er sich keine Sorgen machen muss. (Einverständnis der Nachbar eingeholt, Extra-Kaution, Hunde-Haftpflich die Schäden an der Mietwohnung komplett übernimmt,...)


    Jetzt geht es ans Eingemachte! Ein Hund muss gefunden werden.


    Ich möchte gerne einen Hund aus dem Tierschutz, da ich sicher bin, dass es viele Hunde gibt die ein Zuhause suchen in dem sie es besser haben.
    Zum Wunschund: Welpe bis halbes Jahr alt, etwa Kniehoch, sonst habe ich wenige Ansprüche an ihn oder sie.


    Zum Problem: Wo bekomme ich den Hund her? Ich habe das "Problem", dass ich recht jung bin (19Jahre) und dass ich in einer Stadtwohnung wohne, also kein Garten. Ist aber kein Problem, da es eine große Grünanlage in 500m Entfernung gibt. Meine Befrüchtung ist, dass mir keine Tierschutzorganistation oder kein Tierheim einen Hund geben wir, da sie Bedenken aufgrund v.a. des Alters haben.
    Zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass ich verantwortungsvoll bin, wohne seit 2 Jahre nicht mehr bei meinen Eltern. Davor habe ich mir dort viel um den Familienhund gekümmert und weiß, was ein Hund für Aufgaben und Pflichten mit sich bringt. Ich habe auch sehr viel Zeit für den Hund, da ich ein Fernstudium beginne.


    Was meint ihr, habe ich im Tierheim Chancen? Welche Tierschutzorganisationen kennt ihr, von dennen ich einen jungen Hund bekommen kann?
    Bin bereit auch weit zu fahren. Auch gerne ins Ausland. Wichtig ist mir nur, dass ich den Hund vorher "kennenlernen" kann. Also mindestens sehen, spielen, Gassi gehen muss davor drin sein.


    Liebe Grüße
    Steffi

  • Erstmal Probieren geht über studieren ;)


    Ich hatte ebenfalls recht ungünstige Ausgangsbedingungen und hatte bei einem Tierschutzverein (Konrad Lorenz Tierheim/Stiftung Ungarn) mehr Glück. Da war Stadt, kleine Wohnung, wenig Geld kein Hinderungsgrund.
    Bei der Pfotenhilfe Ungarn hättest du sicherlich auch Chancen. Die anderen Vereine kenne ich nicht so.
    Fragen kannst du aber trotzdem beim Tierheim. Mehr als nein sagen können die ja auch nicht ;)


    Allerdings würde ich mir an deiner Stelle wirklich vorher ganz genau den Hund ansehen. Tierschutz- oder Auslandshunde sind häufig vorbelastet, auch die Welpen durch fehlende oder falsche Sozialisation. Stelle dir das nicht zu einfach vor. Nach meinem jetzigen Tierschutzhund würde ich nie mehr einen nach einmal spazieren gehen zu mir holen.


    Guck dir mal den Thread an, ich find ihn sehr informativ für zukünftige Hundebesis die sich für Tierschutzhunde interessieren :smile:
    https://www.dogforum.de/fragen…m-tierschutz-t167801.html

  • Auch ein junger Interessent kann durchaus von Tierheim einen Hund vermittelt bekommen. Ich denke wichtig ist, zu zeigen, dass Du Dir ueber wichtige Punkte Gedanken gemacht hast, und dass es auch einen "Plan B" gibt, falls etwas nicht so klappt wie Du es Dir vorstellst. Wenn Du den Mitarbeitern im Tierheim erklaeren kannst, wie Du Dir das konkret vorstellst (also nicht "ich bin verantwortungsbewusst, ich krieg das schon hin", sondern konkrete Plaene), dann erhoehen sich die Chancen denke ich drastisch.


    Es gibt einige Themen, die bei Tierschutzvereinen / Tierheimen zu Misstrauen gegenueber jungen Interssenten fuehrt, ueber die wuerde ich mir an Deinen Stelle natuerlich besonders Gedanken machen.
    Du schreibst nicht, was Du beruflich machst, aber die meisten Leute in Deinem Alter sind vor oder in der Ausbildung. Da ist es oft abzusehen, dass sich das Leben in den naechsten paar Jahren nochmal drastisch aendert. Jobsuche, evtl Umzug (falls Du in unmittelbarer Naehe nichts passendes findest), Zeit, finanzielle Belastung usw. All das macht die Situation fuer die Hundehaltung ein bisschen unberechenbar.
    Mach Dir ueber all diese Dinge jetzt schon Gedanken. Wenn Du jetzt einen jungen Hund <6 Monaten hast, dass hast Du den hoffentlich mit 30 immer noch...
    Wenn Du jetzt schon 2 Jahre gebraucht hast, Deinen Vermieter zu ueberreden, wie willst Du das handhaben, wenn Du (aus beruflichen Gruenden?) umziehen musst? Oder wenn sich einer der anderen Mieter beschwert, und Dein Vermieter Dir die Hundehaltung wieder verbietet? Wie stellst Du sicher, dass der Hund dann nicht "wegen Umzug" wieder zurueck ins Tierheim muss? Hast Du jemanden, der Dir den Hund fuer einige Zeit abnehmen koennte? Was machst Du, wenn Du nach der Ausbildung auf einmal Vollzeit arbeiten musst und den Hund nicht mitnehmen kannst? Bist Du finanziell abgesichert, dass Du Dir einen Hund leisten kannst, und auch evtl hoehere Tierarztkosten uebernehmen koenntest? Oder hast Du dafuer einen anderen Plan (Krankenversicherung?)? Und irgendwann zwischen 20 und 30 wirst Du Dich wahrscheinlich auch mit Familienplanung beschaeftigen...


    Mach Dir KONKRETE Gedanken, wie Du all diese Dinge handhaben willst und sei bereit, das den Tierheimmitarbeitern zu erklaeren.


    Zitat

    .
    Zum Wunschund: Welpe bis halbes Jahr alt, etwa Kniehoch, sonst habe ich wenige Ansprüche an ihn oder sie.
    i


    Da wuerde ich als allererstes mal ansetzen, denn dass Du keine anderen Ansprueche hast glaube ich ueberhaupt nicht.
    Wenn Du in einer Stadtwohnung wohnst und die Erlaubnis Deines Vermieters und der Mitmieter brauchst, dann faengt es doch da mit den Anspruechen schon an. Du wirst ja kaum einen Hund halten koennen, der z.B. sehr viel bellt, grossen Wach-/Schutztrieb hat (so dass er z.B. andere Mieter im Treppenhaus angeht), der regelmaessig ins Treppenhaus kackt, oder der die Wohnung auseinandernimmt, weil er nicht allein bleiben kann. Da steigen Dir ueber kurz oder lang die anderen Mieter aufs Dach und es gibt Aerger.
    Wenn Du in der Stadt wohnst ist es auch z.B. sehr viel angenehmer, wenn der Hund sozialvertraeglich ist.
    Was traust Du Dir erzieherisch zu? Was wenn der Hund Jagdtrieb hat oder Ressourcen verteidigt (evtl auch gegen Dich?) ?


    Also wuerde ich mir da als allererstes Mal ein klares Bild machen, wie Du mit dem Hund leben willst und was Du ueberhaupt von dem Hund erwartest. Zu den "Ueberlegungen vor dem Hundekauf" gibt es hier auch schon ca eine Million Threads.


    Und zu guter Letzt: Geduld! Ich weiss, das es hart ist, wenn man JETZT einen Hund will und es klappt nicht. Aber der richtige Hund kommt schon irgendwann. Ich wuerde an Deiner Stelle auch die "Tierschutzorganisation" genau unter die Lupe nehmen und die Finger von unserioesen Organisationen lassen. Ein grosses rotes Tuch ist z.B., wenn die Organisation total unkritisch ist, keine Fragen stellt und keine Vorkontrolle macht. Am besten noch einen Hund aus dem Ausland irgendwo auf einem Parkplatz uebergibt (gegen eine Gebuehr natuerlich) und dann im Nebel verschwindet. Damit tut man mehr Schaden als Gutes. In solchen Faellen scheint es zwar, als sei alles ganz einfach (vor allem weil man sich ja dann den kritischen Fragen nicht stellen muss), aber im schlimmsten Fall sitzt Du dann mit einem kranken oder verhaltensauffaelligen Hund da, ohne jegliche Unterstuetzung des Vereins.


    Also - Plan B zurechtlegen, Gedanken zur Haltung und zu den Anspruechen machen, serioese Organisation(en) suchen, und auf den richtigen Hund hoffen. Das klappt irgendwann schon :).

  • Anja: Danke für die Antworte und die konkreten Tips! :)


    Regula: vielen Dank für deine Nachricht, hat mir vielen Anstöße gegeben und ich habe mir zu einigen Punkte Stichpunkte und Gedanken machen können.


    Du hast noch erwähnt: "Es gibt einige Themen, die bei Tierschutzvereinen / Tierheimen zu Misstrauen gegenueber jungen Interssenten fuehrt, ueber die wuerde ich mir an Deinen Stelle natuerlich besonders Gedanken machen."
    Kannst du mir evtl. welche nennen oder mir einen Link oder Thread schicken, damit ich sie nachlesen kann? Das würde mir selbst weiter helfen. Bis jetzt ist mir dazu nur die evtl fehlende Reife/Verantwortung und die Lebensplanung die du angesprochen hast, eingefallen.


    Grüße
    Steffi

  • Hallo Steffi,


    wo wohnst du denn? Vielleicht kann dir jemand dann konkretere Tipps geben zu Pflegestellen u.ä. in deiner Nähe...
    Ich denke dein Alter kann, muss aber kein Hindernis sein... Je nachdem, welche Vorstellungen du von deiner Zukunft hast und wie du sie der Pflegestelle/dem Tierheim etc. übermitteln kannst...
    - hast du die finanziellen Mittel, um einen Hund zu halten?
    - was machst du, wenn du für Prüfungen etc. in eine andere Stadt musst (kommt beim Fernstudium ja vor) - hast du dann jemanden, der den Hund nimmt
    - hast du jemanden, der den Hund nimmt, wenn du krank bist, lernen musst etc. oder sonst etwas Unerwartetes geschieht
    - was machst du nach deinem Studium? Was, wenn du dann alleinstehend bist und von 8 Uhr bis 17 Uhr arbeiten musst und den Hund nicht mitnehmen kannst?
    --> Auf solche Fragen solltest du 1)gefasst sein und 2)auch tatsächlich eine Antwort haben (zum Wohle des Hundes...)


    Eine Stadtwohnung ohne Garten war, zumindest bei mir, kein Grund, mir den Hund nicht zu geben. Ich habe meine auch von einer Tierschutzorganisation, sie war 4 Monate alt, als ich sie übernommen habe. Und entgegen der Annahme, dass das noch jung genug ist, um nicht "vorbelastet" zu sein, muss ich sagen, dass meine Hündin trotz ihres jungen Alters viele "Baustellen" mitgebracht hat: Angst vor anderen Hunden, Angst vor Menschen, Angst vor der Stadt. Zudem musste sie schon öfters zum Tierarzt. Du musst also sowohl Zeit und Geduld mitbringen, um an Problemen arbeiten zu können (und natürlich auch die Bereitschaft dazu), als auch die finanziellen Mittel, um unerwartete Krankheiten etc. stemmen zu können. Auch Welpen können z.B. Mittelmeerkrankheiten mitbringen. Das sollte dir Bewusst sein....


    Ich wünsche dir viel Glück bei der Suche!
    Liebe Grüße

  • Zitat

    Ich würde einfach ins nächste Tierheim gehen. Bei mir wurde noch nie nach Alter oder Wohnsituation gefragt.


    Spricht jetzt nicht FÜR das Tierheim, oder? :D

  • Zitat


    Du hast noch erwähnt: "Es gibt einige Themen, die bei Tierschutzvereinen / Tierheimen zu Misstrauen gegenueber jungen Interssenten fuehrt, ueber die wuerde ich mir an Deinen Stelle natuerlich besonders Gedanken machen."
    Kannst du mir evtl. welche nennen oder mir einen Link oder Thread schicken, damit ich sie nachlesen kann? Das würde mir selbst weiter helfen. Bis jetzt ist mir dazu nur die evtl fehlende Reife/Verantwortung und die Lebensplanung die du angesprochen hast, eingefallen.


    Diese beiden Punkte meinte ich in erster Linie.
    - Veraenderungen bei der Wohnsituation / Umzug
    - berufliche Veraenderungen
    - finanzielle Engpaesse
    - Zeit
    - Veraenderung in Beziehung und Familie


    Wenn man sich die Gruende so anschaut, warum Hunde von ihren Haltern im TH abgegeben werden, heisst es oft "wegen Umzug", "wegen Zeitmangel", "Hund vertraegt sich nicht mit dem Baby", "Hund kann nicht allein bleiben", "Hund wurde verhaltensauffaellig und wir kamen nicht damit klar". Diese Punkte wuerde ich halt abdecken und mir einen Plan zurechtlegen, was Du tust, wenn so was passiert.


    Was mir auch SEHR geholfen hat bei der Vermittlung meines ersten Hundes (da war ich 23, mitten im Studium, und der Hund war auch aus dem Tierheim) war, dass ich vorher schon fast zwei Jahre regelmaessiger Gassigeher in dem Tierheim war. Die Pfleger kannten mich daher alle schon und wussten, dass ich verlaesslich bin und auch z.B. bei Regen komme. Ich habe auch bei den weniger spannenden Arbeiten (Zwinger ausspritzen, Decken waschen usw) mal mitgeholfen, wenn Not am Mann war oder alle Hunde schon unterwegs waren.
    Die haetten mir glaube ich fast jeden Hund gegeben, den ich mir zugetraut haette...

  • Regula schreibt finde ich viel vernünftiges Zeug, da ist kaum noch was hinzuzufügen.



    Ansonsten, auch wenn ich dafür hier jetzt wahrscheinlich geschlachtet werden, gibt es auch die Möglichkeit einen jüngeren Hund (nicht umbedingt nen Welpen) von privat zu übernehmen.


    Viele merken wenn der Hund so 5, 6, 7 Monate alt wird und nicht mehr nur süß und flauschig ist, dass das doch anstrengender ist als sie dachten. Oder sie haben das Hirn vor der Anschaffung einfach nicht angeschaltet und merken dann auf einmal, das sie doch spontan umziehen müssen, oder sie haben doch den Vermieter nicht um Erlaubnis gefragt und müssen den Hund dann schnell loswerden.
    Ich persönlich finde es nicht verkehrt, mal die örtlichen Kleinanzeigen zu durchforsten, das erspart manchem Hund den Umweg übers Tierheim.


    Man muss einige Dinge beachten damit man nicht auf unseriöse Händler reinfällt, aber das muss man beim Kauf aus dem Tierschutz auch.

  • Zitat

    Bis jetzt ist mir dazu nur die evtl fehlende Reife/Verantwortung und die Lebensplanung die du angesprochen hast, eingefallen.


    Regula hat eines deutlich gesagt, alles steht und fällt mit Deiner beruflichen Orientierung. Merkwürdigerweise versuchst Du dem Thema auszuweichen, daher würde ich sagen, lass das mal mit einem Hund aus dem Tierschutz, wenn Du sogar hier in der geschützen Umgebung nicht einmal Tacheles redest. ;)

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