Warum ändern sich die Rassevorlieben der Menschen?

  • als ich ein kind war, sah man bei uns eigentlich nur dackel. die zugewanderten berliner bevorzugten den pudel. sonst kann ich mich nur noch an einen schäfer, einen schnauzer und einige mischlinge sowie die große attraktion, zwei chow- chows (hab keine ahnung wie man das schreibt) mit blauen zungen. man kannte den spitz und das foxerl und die lassie natürlich,das war es.
    so hunderassen wie labrador, mops, malteser waren unbekannt.
    heute sieht man bei uns sogut wie keinen dackel, langhaar schon gar nicht oder auch pudel mehr irgendwie schade.....komme aus bayern und bei uns sind z. Z. aussies, golden retriever, jack russel labradors und so ganz kleine voll angesagt. hab mich gestern voll gefreut als ich mal einen roten dackel sah, wie in meiner kindheit!

  • Nun, ich weiss ja nicht, wie alt Du bist...

    Zum einen denke ich, hat das etwas mit der deutlich höheren Informationsquote zu tun. "Früher" hatte man Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen - und da auch nur beschränkte Programme.

    Heute gibt es jede Menge Programme und dazu natürlich das Internet. Ausserdem reisen die Menschen mehr und sehen im Ausland dann auch andere Hunderassen, bringen Welpen mit....

    Wer hatte denn in den 50er/60er Jahren eine Ahnung von spanischen Strassenhunden? Wer wusste, dass es Golden Retriever gibt? Ok, man hatte vielleicht mal Bilder von den Corgies der Queen gesehen, aber mehr?

    Heute schaut man sich einen Film an und sieht dort einen tollen Hund. Also macht man sich an die Internetrecherche und findet heraus, was das für einer ist. Eventuell versucht man, so einen für sich zu finden.

    Die Auswahl ist einfach grösser geworden.

    Natürlich gibt es immer noch die Dackel, Schäferhunde, Pudel, Boxer, Schnauzer, Spitze, Foxterrier usw. Aber sie fallen nicht mehr so auf, weil es auch deutlich mehr Hunde im Strassenbild gibt als früher.

    Früher hatte man in der Stadt keinen grossen Hund, bestenfalls halt nen Zwergschnauzer, Pudel oder Dackel. Grosse Hunde gab es nur auf dem Land oder dort, wo es etwas zu bewachen gab. Auch das hat sich stark gewandelt.

    Wer früher feststellte, dass er allergisch auf Hunde und/oder Katzen reagiert, der verzichtete halt auf den Kontakt mit diesen Tieren. Heute wird ein "Designerhund" angeschafft, der angeblich keine allergischen Reaktionen hervorruft.... gab es früher einfach nicht.

    Und diese Entwicklung hat halt Vorteile und Nachteile, gute und schlechte Aspekte. Wir müssen alle sehen, wie wir damit klar kommen und jeder für sich entscheiden, welche "neuen Trends" er mitmacht und welche nicht.

    Gruss
    Gudrun

  • diese erklärung trifft es sehr gut, finde ich. mir persönlich gefällt die entwicklung insgesamt. natürlich vorausgesetzt, die hunde werden artgerecht gehalten, beschäftigt und behandelt :gut:

    in unserer gegend gab es in den 70er und 80er jahren auch "nur" rauhaar- und langhaardackel, (mini)pudel, deutsche schäferhunde, rottweiler und dobermänner.

  • Zitat


    so hunderassen wie labrador, mops, malteser waren unbekannt.


    Wie kommst du darauf? Guck dir mal verschiedene Zuchtstätten an, viele züchten schon seit Jahrzehnten ihre Rassen. Dass der Haushund ausserhalb eines "Arbeitsjobs" (Wachen, Hüten, Jagen) erst so ab den 1960/70ern angeschafft wurde, ist eben auch gesellschaftlich zu erklären.

    1. Die "neuen" Rassen sind keine deutschen Rassen...früher gab es eben noch nicht so die Globalisierung, auch nicht beim Hundekauf. Internationale Filme machen gewisse Hunderassen eben auch "sichtbar".

    2. Ein reiner Familienhund ist Luxus...dies konnte man sich erst mit einem gewissen Wohlstand 20-30 Jahre nach Kriegsende leisten. Entweder man hatte vorher einen Hund, der einen Job zu erledigen hatte oder man war wohlhabend und hatte dementsprechend auch gesellschaftliche Begleithunde, die auch damals schon exotisch waren...aus fernen Ländern nach Europa geholt.
    Aber die Otto-Normal-Familie, der Arbeiterstand, der schaffte sich keinen unnützen Fresser an...die mussten zusehen dass sie ihre 7 Kinder durchgefüttert bekamen. ;) Und Zeit spielt auch eine Rolle, geregelte Arbeitszeiten wie max. 40 Std-Woche ist auch noch nicht so alt.

    3. In den letzten Jahrzehnten will man sich immer mehr individualisieren. Und bloß nicht spießig sein. Das spiegelt sich bei allem wieder...man kann es sich wegen des gestiegenen Wohlstandes (und zum Vergleich mit "früher" ist selbst ein Hartz IV-Leben Wohlstand) auch leisten. Also sollte es bloß nicht der Dackel und Pudel sein, den schon Oma hatte. Und man schmückt sich gerne mit Spezialisten, um ebenso einen Eindruck zu machen. Schau dir alleine mal Stadtautos an, die SUVs sind ja ganz in vogue. Aber wer von den Geländewagenfahrern dort wird jemals auch nur ein Fitzelchen unbefestigte Straße befahren?

    4. Ganz groß ja auch das Thema Showlinie. Die "Familienversion" des Spezialisten. Sieht so aus, aber hat hoffentlich nicht die ursprünglichen Eigenschaften. Und dank der aus dem wie Pilze aus dem Boden geschossenen neuen Hundesportarten, glaubt man eben auch, diese Eigenschaften im Griff zu haben. Klar, warum sollte sich ein aufs Hüten durchgezüchteter Gebrauchshund nicht auch mit dem Hüpfen über Hindernissen zufrieden geben?

  • Die meisten Rassen kamen damals halt nur in ihrem Arbeitsumfeld.
    Sprich der Labrador und auch der Golden lagen damals eben nicht als Familienhund auf dem Sofa, sondern begleiteten noch den Jäger. Als ich Kind war, war die Rassewahl auf'm Dorf auch noch sehr begrenzt. Wer ein größeres Grundstück hatte, hatte einen Deutschen Schäferhund. Die Jäger hatten Deutsch Drahthaar, Dackel, Weimaraner oder DJT. Auf den Bauernhöfen waren meist mittelgroße Mischlinge oder Bernersennenhunde zu sehen und der Privathundehalter hatte Spitz oder Zwergschnauzer.
    Die beiden älteren Herren mit dem ChowChow und dem Westi waren damals schon Exoten.

    Allerdings erinnere ich mich auch schon Ende der 80er, dass es bei uns in der Gegend einen berühmt berüchtigten Vermehrer und Händler gab (Ammereuth) wo man Afgahne bis Zwergspitz alles bekam zum Schleuderpreis.
    Die große Rassevielfalt und auch die ersten Tierschutzhunde hielten in der Gegen so ab Mitte der 90er Einzug. Da wurde es normal sich einen Tierschutzhund zu holen - in meiner Kindheit war das eher irgendwie verpönt und etwas für die Tierschutzmuttis die etwas zum tüddeln wollten - und es tauchten nach und nach die ersten Arbeitsrassen als Familienhund auf.

  • Jaja, von Ammerreuth. Mir kam es so vor, als hätten die unsere gesamte Region hier "beliefert". Unsere Dackeldame kam auch ursprünglich von dort. Das waren noch die Zeiten, in denen man beim Gartencenter (Dehner) Hunde kaufen konnte. Ende der 80'er.

    Ich vermisse die Dackel. Es gibt wirklich kaum noch welche hier. Schnauzer hab ich hier noch nie einen gesehen, Collies ebenfalls Fehlanzeige, Schäferhunde nur als Mix.... das sind so die Rassen, die ich aus Kindheit kenne und die irgendwie von der Bildfläche verschwunden sind.
    Der Trend hier geht in diese Richtung: Entweder total kleiner Hund oder massiger, großer Hund, und wirklich viele, viele "Listenhunde". Die großen, massigen Hunde, werden meist von zierlichen Personen geführt, die kleinen Hündchen eher von robusten Personentypen (natürlich nicht ausnahmslos, aber ich beömmel mich halt immer wieder, wenn ich das beobachte, irgendwie verschoben das Ganze :lol: )

  • Ich weiss ja nicht wie alt du bist, aber in meiner Kindheit in der Stadt waren schon viele und auch exotische Hunderassen vertreten.
    Es gab und gibt immer wieder mal Booms bestimmter Hunderassen.
    In den 90ern kann ich mich an den Westi erinnern. Wahnsinn wieviele Leute plötzlich so einen Hund hatten.
    Heute finde ich boomt der Jack Russel und der Australien Shepherd (insbesondere in Merle) sehr.
    Solche Booms wird es immer geben.

  • Die Antwort auf die Frage heisst "Globalisierung". So, wie es vor 30 Jahren vielleicht auch nur in Ausnahmefällen Litschi, Hummous oder amerikanische Erdnussbutter im Supermarkt gab, war auch die Anzahl der Hunderassen bzw. deren "Dichte" geringer. Vielleicht gabs 50km weiter einen Ridgeback-Züchter, aber wer wusste das schon?
    Und auch durch die Globalisierung wird es möglich, dass Tiere, die nur in bestimmten Gebieten anzutreffen waren, überhaupt den Weg zu uns nach Mitteleuropa finden. (wenn wir mal von den wenigen Exemplaren absehen, die seinerzeit von den Entdeckern quer über die Weltmeere verschifft wurden ;) )

    Sämtliche Art von Information ist heutzutage für jeden zugänglich, jeder kann sich über alles belesen, ohne großen Aufwand zu betreiben (ein Hoch auf Google und Co., die "Herrschaftswissen" im 21. Jahrhundert gewissermaßen ausgerottet haben). Das verbunden mit dem Bedürfnis der Menschen "was anderes / exklusiveres als der Rest" zu haben oder auch dem Bewusstsein für das Tierelend andernorts führt dann dazu, dass es mittlerweile einfach viele viele Rassen "überall" gibt.

    Waren früher unter Dackel (Jagdtrieb), Schäferhund (Schutztrieb) oder Pudel (Oh, so'n Frauenhund mit irrer Frisur) einfach nicht die richtigen Exemplare für einen selbst dabei, gab's halt keinen Hund. Heutzutage gibt's aber für nahezu jedes Bedürfnis die "richtige" Rasse und diese zu finden ist auch nicht mehr so schwer. Eher muss man aufgrund der Informationsflut die Fakten "sortieren".

  • Ich denke das hat was mit den Medien zu tun. Durch Filme wie Kommisar Rex, Lassie, 101 Dalamtiner, etc. kommen eben immer mal bestimmte Rassen in Mode.
    Durch Berichte über Beissattacken, Überzüchtungen, etc. kommen dann wiederrum bestimmte Rassen aus der Mode.
    Dann gibt es immer mal Einwanderungswellen wo Migranten ihre Rassen aus der Heimat mitbringen, wie den Kangal.
    Ausserdem wird heute von einem Hund erwartet, dass er eine gewisse Erziehung und ein gewisses Benehmen hat, was früher nicht so wichtig war. Also holt man sich heute eher Rassen, die einfach zu händeln sind.

  • Zitat

    Also holt man sich heute eher Rassen, die einfach zu händeln sind.

    :hust: Äh, eher nicht.

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