Auslastung des Schutztrieb vom Herdenschutzhundmischling

  • Hallo,


    mein Tibor fängt jetzt mit 7 Monaten an, seinen Schutzinstinkt zu entwickeln. Jetzt stellt sich mir die Frage, wie ich diesen ihm eigenen Trieb an ihm sinnvoll auslasten kann, gibt es spezielle Spiele/Übungen dazu?


    Für Jagdhunde macht man Fährtenspiele, mit Huskys Langstreckenläufe... Hütehunde Denkspiele. Doch was macht man mit Herdenschutzhunden, damit man sie artgerecht auslastet?


    Liebe Grüße
    Corydoras

  • :winken:


    Ganz einfach: Was zum Aufpassen geben. Haus, Hof, Auto... Einfacher geht es kaum.


    Mein Spitz bewacht auch. Leidenschaftlich gern. Der arbeitet demnach immer :wink:


    Viele Grüße
    Corinna

  • Hallo,
    ich habe ein Kangalmix-er bewacht leidenschaftlich gern Hof und Haus.Er liegt sogar oft im Regen draussen.Und seine 2 Mädels(Hündin)bewacht er auch.Und wenn es dunkel wird-liegt er da -wie ein Wächter.
    Viel Spass.
    Lieben Gruss
    Petra

  • Das äußert sich zB auf der Hundewiese: Früher hat er fein mit den anderen Prügeln oder Ball jagen gespielt, neuerdings pickt er sich gleich zu Anfang einen Ball raus und verbringt die gesamte Zeit auf der Hundewiese damit, ihn zu bewachen. An sich stört mich das ja nicht, aber eigentlich soll er sich auf der Wiese körperlich betätigen. Denn den Schutztrieb kann er hoffentlich auch woanders ausleben.


    Hof kann er nicht bewachen, da er mit uns in einer Mietwohnung lebt... die schützt er zwar auch, indem er seltsame Geräusche von draußen verbellt, aber ich dachte, dass es vielleicht gezielt Spiele o.ä. gibt, mit denen man seinen Schutztrieb befriedigen kann (glaube nicht, dass das Bewachen einer Mietwohnung dies ausreichend tut, wenn er schon beginnt, Bälle zu bewachen).


    Ich hatte zunächst auch an Schutzhundesport gedacht, aber davon wurde mir mit einem Herdenschutzhund Mix abgeraten, da Herdenschutzhunde ja ohnehin schon sehr mistrauisch gegenüber Fremden sind und dieser Sport das Mistrauen noch fördern würde.

  • Hallo,
    ich habe jetzt auch keine Idee.
    Mach bloss kein Schutzdienst mit ihn.
    Lieben Gruss
    Petra

  • Hallo,


    ich habe einen Hirtenhundmix, der auch seinen Ball hütet. Grundsätzlich, wenn du einen Hund hast, der seinen Ball oder andere Bälle hütet, dann bleibt der Ball einfach weg. Sobald jemand kommt, muss unser Ball weg, auch Stöckchen und sonstwas. Auf unserem Hundeplatz darf kein Ball wild geschmissen werden. Viel zu gefährlich. Das Verhalten ist nichts ungewöhnliches für Hunde, aber als Besitzer muss man halt aufpassen. Auch andere Hundebesitzer müssen so einsichtig sein, und das Spielzeug auf Verlangen wegpacken. Dein Hund verhält sich ganz richtig, nur du solltest ihm auch den Ball wegnehmen können. Es ist ein menschliches Denken, dass Hunde schön miteinander spielen sollten. Ist aber nicht hündisch! Wenn dein Hund nicht will, will er nicht.


    Um deinen Hund aber sinnvoll auszulasten, ist es gut, ihm Grundgehorsam beizubringen. Das klingt jetzt so streng. Viele Hundeschulen bieten Kurse an, die Spaß machen, wo man Übungen und TRicks lernt.


    Ich könnte mir für deinen Hund auch Obedience vorstellen.


    Ich mache Agility und Obedience und seitdem habe ich einen wunderbar zufriedenen ausgelasteten Hund. Wenn du deinen Hund sinnvoll auslastet, hat er es nicht nötig alles zu bewachen und zu hüten, denn es ist nicht der Job deines Hudnes, sondern deiner! Wenn du diese Aufgabe an deinen Hund abgibst, hast du verloren. Mach deinem Hund klar, dass du auf dich selber aufpassen kannst. Jetzt im Flegelalter wird er eh alles probieren, um zu testen wie weit er gehen kann. Also, gib deinem Hund sinnvolle Aufgaben. Egal, ob Ball suchen, Futter suchen, Sitz, Platz, Komm....blos laß deinen Hund ja nicht seine Jobs selber aussuchen. Gerade bei Herdenschutzhunden braucht der Hund ganz klare Spielregeln.


    Was für eine Rasse ist es denn?


    Gruß Biber

  • Hallo,


    danke für deine ausführliche Antwort!


    Tibor ist ein Ca de Bestiar/ Pastor Mallorquin gemixt mit Dobermann.
    Lustigerweise ist er optisch zweigeteilt, sein Körper ist der eines Ca, aber der Kopf hat Dobermannkopfform!


    Grundgehorsam hat Tibor einen sehr guten für sein Alter, ich bringe ihm das alles selber bei, weil es in unserer Umgebung leider keine einzige gute Hundeschule gibt. Daher muss ich wohl auch auf die dort angebotenen Sportarten verzichten, Obedience würde mich schon reizen, auch Schutzhundesport, aber abgesehen davon, dass die Vereine hier alle schlecht sind, darf Tibor das ja leider nicht. Aber wenn du meinst, dass das Beibringen des Grundgehorsam bereits eine gute Auslastung darstellt, bin ich froh. Gibt es besondere Bereiche, die für einen HSH besonders wichtig sind bzw. die dazu beitragen, seine psychischen Bedürfnisse möglichst optimal zu erfüllen?


    Zitat

    Wenn du deinen Hund sinnvoll auslastet, hat er es nicht nötig alles zu bewachen und zu hüten, denn es ist nicht der Job deines Hudnes, sondern deiner!

    Ja, sicher ist das mein Job, aber erklär das mal einem Herdenschützer, der ja seit Jahrhunderten auf selbstständige Entscheidungen gezüchtet wurde.


    Dieser Schutztrieb ist bei meinem Hund nun mal da, damit muss ich leben, aber ich möchte ihn sinnvoll kanalisieren - damit Tibor seinen Schutztrieb nicht zwanghaft auf alles mögliche überträgt, nur, um ihn ausleben zu können. Unterdrücken möchte ich ihn nicht, das könnte zu Frustration führen. Ich möchte ihn lieber in sinnvolle Bahnen lenken, damit er kontrolliert werden kann und nicht durch Triebstau vielleicht mal ein Ausbruch kommt wie aus einem Vulkan oder mein Hund einfach unglücklich ist, weil er nicht tun darf, was ein Herdenschützer so gerne tun möchte. Daher dachte ich, Schutzhundesport wäre eine feine Sache für einen Herdenschutzhund, aber dem scheint ja nicht so zu sein. Nun suche ich nach anderen Alternativen... scheint aber leider nicht so leicht zu sein :(


    Und noch eine Frage:


    Wenn mein Hund Alarm schlägt, wie sage ich ihm optimal, dass sein Alarm unbegründet ist?


    Schimpfen möchte ich nicht, denn er macht ja nur seinen Job. Aber ich würde ihn gern besser beruhigen können. zB Nachts hat er sich mal vor einem näher kommenden Hund mit so nem Blinklicht am Halsband gegruselt und Alarm geschlagen. Ich habe versucht, ihm zu zeigen, dass ich Auf seinen Alarm reagiere und mir die Situation im Besonderen anschaue, dann aber Entwarnung gebe, indem ich mich abwende aus der Beobachtenden Haltung und locker sage "Ist alles ok." Bin ich mit der Methode auf dem richtigen Weg? Noch lässt er sich schwer überzeugen, dass alles ok ist, wenn er meint, sich gruseln zu müssen, aber ich habe ihn auch erst 3 Monate. Kann ich mit dieser Methode weiterkommen, oder sollte ich lieber Abbruchsignale anwenden? Aber ehrlich gesagt habe ich immer das Gefühl, dass diese eine gespannte Situation nicht gerade entspannen...


    liebe Grüße
    Corydoras

  • Hi,


    wie kommst du darauf, dass du einen Herdenschutzhund hast? Das hast du nicht!!! Du hast einen Ca de Bastiar- Mix, das ist aber ein Hirtenhund! Der Dobermann ist ein Schutzhund! Daraus wird aber nicht ein Herdenschutzhund! Herdenschutzhunde sind Kuvacs z.B. oder ein Pyränenberghund. Also die großen weißen Hunde!


    Ich habe einen Bergamasker-Mix, der aussieht wie der Ca de Bastiar nur mit längerem lockigen Fell. Sleipnir hat glaub auch auch einen Mallorquin.


    Ich kann mir deine Probleme gut vorstellen. Ich habe auch lange mit der Art meines Hundes zu kämpfen gehabt. Dazu kam sie nicht sozialisiert aus einem Bergdorf Italiens.


    Du mußt dir deinen Hund so vorstellen, er ist tagsüber ein Hirtenhund, nachts ein Herdenschutzhund. Dazu kommt, alles Fremde ist erstmal schlimm. Wie der Dobermann durchkommt, kann ich nicht sagen, bei Dobis kenn ich mich nun gar nicht aus, aber auch diese brauchen eine konsequente Hand.


    Bedenke, du wirst nie einen leichterziehbaren Hund haben. Es wird ein Hund sein, der nur das tut, was er einsieht. Jegliche harte Erziehung kann den Hund sagen wir mal, mit der zeit aggressiv machen. Liebevolle, konsequente Erziehung wird gut sein. Das heißt nicht, er darf machen was er will. Ich arbeite viel mit Ball und Leckerchen. Gruselige Situationen werden so gelöst, dass der Hund etwas machen muss. Also, etwas weggehen, Sitz machen lassen und mit Leckerchen zur Beruhigung vollstopfen. Bogen laufen, Gebell ignorieren...Es gibt so viel, was du machen kannst, aber das kann man hier nicht alles erklären.


    Wir waren in einer guten Hundeschule und sind jetzt in einem guten Hundesportverein, der sehr viel Verständnis für die etwas anderen Hunde hat. Schutzhund würde ich nie mit meinem Hund anfangen, das wäre schon gar nichts.


    Mobility, Agility, Inliner fahren, Roller fahren, Obedience, das alles klappt heute sehr gut. Mein Hund ist jetzt 4 Jahre alt. Aber nachts, da wird sie immer noch zum Wachhund. Es ist ganz gut geworden, aber es ist ihre Natur. Also ruhig bleiben.


    ich kann mit meinem Hund mit 100 Leuten Schlitten fahren gehen, es sind alles ihre Schafe. Einer kommt dazu, es ist der blöse Wolf! verstehst du was ich meine? Heute verstehe ich das Gebell, es heißt:" Achtung, Gefahr im Verzug, guck mal was da los ist!" Mehr ist das nicht. Damit kann ich locker umgehen. Es ist die Natur meines Hundes, dafür wurde er gemacht. Und seitdem ich meinen Hund mit Gehorsamsübungen aus der begleithundeprüfung und Obedience auslaste, seitdem ist Ruhe! Der Hund braucht Kopfarbeit. Das ist besser wie 2 Stunden Rad fahren.


    Übrigens, Agility wäre für euch auch ok, so zum Spaß. Mein Hund ist sehr groß, aber es klappt ganz gut. Auch Mobility wird manchmal angeboten, das wäre auch was. Die Hunde sind sehr intelligent, völlig anders wie der Border, und so muss man mit ihnen arbeiten.


    Die Ängstlichkeit verliert sich immer mehr. Früher war eine umgefallene Gießkanne oder ein dreirad der Horror. Das Zeug anfasssen, streicheln, Leckerchen drauflegen, und schon ist der Spuk vorbei.


    Falls du an Material interessiert bist, das Buch "Wie hUnde denken und fühlen" hat mir sehr geholfen, benso Buch und Video "Calmoing Signals" von Rugaas und die DVDs "Fremdsprache Hündisch", siehe hier: Beta-Dog - Die "andere" Hundeschule.


    Gruß Biber

  • Huhu,


    noch mal danke, dass du so viel antwortest!


    Der Ca de Bestiar ist kein Hirtenhund, auch wenn das oft geschrieben wird. Ich dachte das auch erst, habe mich aber mit mehreren Besitzern reinrassiger Cas unterhalten, die mich eines besseren belehrten. Sie alle sagten ausnamslos, der Ca wäre im Gegensatz zu vielen fälschlichen Angaben KEIN Hirtenhund, sondern ein echter Herdenschutzhund. Dass er schwarz ist und kurzes Fell hat ist zwar für einen HSH ungewöhnlich, doch vom Wesen her ist der Ca einer von ihnen. Allerdings wird er heutzutage, entgegen seiner ursprünglichen Verwendung, oft als Hütehund gehalten. Dennoch ist er eigentlich keiner.


    Ich dachte auch erst, als ich herausbekam, was für ein Mix Tibor ist, dass es wohl recht schwierig wird. Aber im Gegenteil, bisher ist er sehr leichtführig (ändert sich vielleicht noch, wenn er erst richtig pubertiert). Er ist zB bereits jetzt als Welpe sehr gelassen, hat eine hohe Reizschwelle. Er schlägt nicht oft Alarm, aber wenn, dann richtig *g* Ansonsten ist er sehr umgänglich mit anderen Hunden, Menschen gegenüber freundlich, bellt kaum, ist für sein Alter relativ ruhig im Wesen, überhaupt keine Nervensäge. Ein sehr angenehmer Hund!


    Mal sehen, hoffentlich bleibt er auch halbwegs so, wenn er erst mal ein richtiger Rüde ist und kein Welpe mehr ;-)

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