"Rüdenprobleme" - wie erzieherisch begegnen?

  • Offensichtlich willst Du wirklich ne Menge falsch verstehen ? Ich meinte damit "Panik" oder Genervtheit die Du auf den Hund abstrahlst, was wiederum dazu führt, dass er mehr unter Strom steht und noch weniger hört - stell es Dir als Zirkelschluss vor. Ich denke, dass es zumindest einen Teil dazu beiträgt. Du solltest Dich frei von dem Stress machen und von den Misserfolgen nicht leiten lassen.


    Zwischen Hund und Mensch gibt es wirklich, soweit eine starke Bindung da ist, eine Symbiose, bzw. Hunde sind extrem feinfühlig. Bist Du als Mensch genervt oder gestresst, ist das dein Hund auch. Wenn ich Angst (nennen wir es mal so) davor habe, dass wenn ich einen Hund in der Entfernung sehe, mein HUnd hinrennt, dann überträgt sich mein Stress auf den Hund.


    Einfaches Beispiel :


    Wenn ich meinem Hund nicht vertraue und er im Fuß direkt an einem anderen Hund vorbei laufen soll, ich jedoch insgeheim denke "oh mann, er rennt bestimmt hin und hört wieder nicht", wird er hinrennen - 100%.


    Das schleicht sich bei einer Reihe, nicht abreißender Misserfolge sehr schnell ein. Viele von uns vergessen, wie schwer es war, unsere Vierbeiner durch die Welpenzeit zu bringen und wie viele Misserfolge wir da hatten. Jetzt, wo der Rüde beginnt, seinen Frühling zu erleben, beginnt das Spiel von neuem:


    Der Hund kennt keine Kommandos mehr, und macht einfach was er will, bzw. wohin es ihn treibt.



    Einen Ratschlag kann ich Dir wirklich geben, mache Dich frei und versuche positiv zu denken, denn selbst wenn er zum anderen Hund rennt, dann wars das auch, denn es scheint ja schon drin zu sein, da er des öfteren damit Erfolg hatte - vllt zu oft, weshalb das dann auch das schlimmste war was passieren kann.


    Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass dein Hund Dich wichtig findet - optimaler Weise bist Du das wichtigste auf der Welt. Das Lieblingsspielzeug oder ne Salami oder Leberwurstbällchen ganz egal. Er muss lernen, die bisherigen Kommandos, vor allem bleib und fuß bei egal welchen tollen Geruch oder Super Hund, zum aufreiten in weiter Entfernung, zu befolgen.


    Hunde sind sehr wohl in der Lage ihre Triebe zu kontrollieren. Wenn mein Hund fressen will, sagen wir ich lege eine Salami auf den Tisch, er sieht sie und ich gehe einkaufen, liegt die Salami danach noch da, weil er weiß, dass er die nicht vom Tisch holen darf - niemals. Er kontrolliert seinen Trieb zu fessen. Läuft ein Reh im Wald direkt vor uns raus, stehen beide, unsere Hündin aber extrem aufmerksam da, teilweise auf dem Sprung, dennoch genügt ein scharfes NEIN! um dafür zu sorgen, dass beide da bleiben (die Hündin hat einen wirklich starken Jagdtrieb!). All das war ein Haufen Arbeit, letztlich aber nichts weiter als das vertiefen der Grundkommandos, quasi ausgeweitet auf jede Situation müssen diese sitzen. All das habe ich aber erst hinbekommen, als ich nicht mehr so stinksauer wurde, wenn was nicht geklappt hat oder ich zum Hundersten Mal meinen Hund aus dem Wald gefischt habe oder heiser war ... nochmal, sehe ich den Hasen vor meinem Hund, und schreie hektisch hiiiiieeeeer, dann denkt der "Hier ist was los, da check ich lieber mal vorher noch die Umgebung ab" und war weg .....



    Nicht falsch verstehen, meine Hunde sind keine Maschienen, ists mir gerade egal, dann Schnüffelt sich unser Rüde halb um den Verstand und markiert unzählige Liter an noch mehr Sträucher .... und ab und an jagt Madame mal ein Vogel wenn ich nicht aufpasse. Dennoch lag der Schlüssel in den Grundkommandos, was soweit geht, dass unser Rüde unangeleint an einer läufigen Hündin im Fuß vorbei kann und danach wieder frei läuft ohne hinzurennen oder danach hinterher, weil ich ihm auch vertraue. Unser Rüde ist gerade 17 Monate alt und mitten in seiner männlichen Phase :D Du siehst es geht und er war keinen Deut besser als deiner jetzt ist ;) deshlab meine scharfe Reaktion, weils anderes geht und zwar ganz bestimmt!


    Ich hoffe diese Nachricht konnte Dir etwas besser helfen und verdeutlichen was ich meine.

  • Ich verstehe im Kern, was Du meinst - natürlich wird alleine meine Entspannung die Probleme nicht lösen, aber dennoch ein Knoten im Verständnis:


    Zitat


    dennoch genügt ein scharfes NEIN! um dafür zu sorgen, dass beide da (...)


    und schreie hektisch hiiiiieeeeer, dann denkt der "Hier ist was los, da check ich lieber mal vorher noch die Umgebung ab" und war weg .....


    Worin genau liegt der Unterschied? Das eine hektisch, das andere scharf - ist es das?


    Mit scharfem Nein! unterlässt meiner alles - außer alles was mit Hündinnen zu tun hat. :hust:


    Ok, gelassener muß ich werden, gebe ich zu.

  • Ja so ziemlich :


    Versuche Dich mal von der Wut etc. zu befreien und versuche jeden Tag aufs neue zu starten, egal wieviele Misserfolge Du am Tag zuvor hattest.


    Ein scharfes Nein muss nicht Geschrei sein, ruhig aber bestimmt - Hunde haben bessere Ohren, als sie uns glauben lassen ;) Es kommt auf dein "Mindset" an. Vertraue ich meinem Hund nicht, dann schwingt immer Panik, Unsicherheit und Wut mit, in allem was ich meinem Hund mitteile. Bin ich jedoch selbstsicher und souverän, dann kann sich mein Hund an mir orientieren.


    Grundlage für all das ist jedoch, dass Du damit die Grundkommandos in deinen kleinen Freund bekommst. Die muss er können, ohne Wenn und Aber. Wenn Du ihn immer ins Fuß bekommst, schleckt und markiert er nicht - Problem gelöst. Wenn er startet um zum Weibchen seiner Begierde zu kommen, und er soll bleiben und bleibt - Problem gelöst.


    All das wird einfacher wenn Du ruhig und souverän deinem Hund genau das beibringst. Ich war mir auch nie zu schade, meinem hinterher zu rennen, und ihn aus dem Spiel zu holen und auszuschimpfen wenn er zu nem anderen Hund hingerannt ist, ganz egal was der andere Hundebesitzer von mir denkt. Das so oft, bis es sich für ihn nicht mehr lohnt. Aber dann auch souverän nicht hysterisch. Hunde wissen ganz genau, wann die Luft brennt.


    In diesem Sinne eine gute Nacht

  • Zitat


    Ich habe geschrieben, dass ich ihn schon immer erzogen habe, Welpenstunde, Junghundegruppe, Kontakt zu Trainern, ....


    Geht auch ohne den ganzen Kram...und manchmal sogar besser..


    Zitat


    .....quasi jeder Spaziergang ist Erziehung --


    Das finde ich traurig....und das hatte ich oben auch gemeint.

  • Zitat


    Aber der Hund der TS ist seit mindestens 1,5 Jahren so wenn ich das richtig gelesen habe und das ist schon ne echt lange Zeit ohne wirkliche Besserung.


    Der ist doch erst 18 Monate... ;)

  • Na ja, ich hab nicht das Gefühl, dass er dabei traurig ist - aber was willste machen? Kannst ja nicht sagen, okay, heute gehen wir spazieren und mir ist wurscht, wie er läuft, und morgen arbeite ich mal mit ihm.


    "Erziehung" heißt in diesem Zusammenhang ja nicht Drill, sondern Arbeiten an seinen Baustellen, wenn akut etwas auftritt, Korrektur wenn was schief läuft, und viel Lob, wenn er was gut macht (und das macht er auch täglich). Sooo traurig ist das nicht.

  • Zitat

    DAS erfordert aber ne Menge Geduld... :D und starkes Umdenken. Querdenken? Hm, weiß nich, ob ich das könnte... ;)


    Könnte aber durchaus eine Lösung sein, weil man auf die Bedürfnisse eingeht, statt sie wegzuhemmen. Ich wünsche dir jedenfalls alles erdenklich Gute, weil ich mir vorstelle, dass das auch für den Hund schlimm ist.

  • Diese Methode ist aber auch fehleranfällig. Wenn Du das nicht komplett so durchziehst, erreichst Du da glaub ich komplett das Gegenteil.


    Aber ich glaub, ich muß hier mal gegensteuern: Mein Hund ist keine bemitleidenswerte, armselige Kreatur, die den ganzen Tag nur getrietzt und gemaßregelt wird ;) Er führt durchaus auch ein normales Hundeleben, er hat einige (männliche) Spielpartner, kann hier auch regelmäßig die Sau rauslassen, hat jeden Tag viele schöne Erlebnisse etc. Er ist hier nicht die Nervensäge vom Dienst, mit einem Bein im Tierheim oder dergleichen (ja das hab ich jetzt extrem ausgedrückt, macht es manchmal deutlicher). ;)


    Ich werd mir jetzt mal alle Tipps aus diesem Thread rauspicken und gucken, wie dann ein frischer Neuanfang gelingt. :smile:

  • Zitat


    Wie würdet Ihr das handhaben? Nochmal Reset und irgendwie neu aufbauen alles?



    Ich habe einen Rüden, 2 Jahre alt und unkastriert. Meine Hündin ist auch unkastriert. Ich glaube , du würdest dich wundern, wie das hier läuft bei Läufigkeiten.....


    In den Stehtage half es dem Rüden, wenn er angeleint liegen musste, da konnte er sich erholen.


    Ansonsten: er konnte nicht fressen, er jaulte...ect.pp
    Wir beobachten das sehr wohl auch dahingehend, was wir dem Hund abverlangen.
    Wenn der Begriff OVERSEXED nicht schon erfunden wäre, ich würde ihn erfinden müssen..
    Da die Hündin nur einmal im Jahr läufig wird, halten WIR durch und Hund behält sein Gebamsel.


    Draussen, erkenne ich, wenn er eine läufige Hündin (Pusche) "findet". Das kann ich dann gut handlen, weil ich ihn ja in viel extremer Situation auch handlen muss und kann.


    Ich lese aus deinen Zeilen heraus, dass du sehr konsequent bist und durchhälst. Und genau das ist der Schlüssel. Zum VERBIETEN, ABBRECHEN. Klar sollte die Erziehung dahin gehen, dass der Hund von einer läufigen Hündin lässt, wenn du ihn abrufst.
    Mein anderer Rüde macht das....das ist total süss und macht mich unheimlich stolz und gibt mir die Sicherheit, dass es beim Jungspund auch so wird.


    Wenn du in einer Gegend wohnst, wo wirklich überall Hündinnen wohnen, die alle unkastriert sind und es ist immer eine läufig, dann kann das durchaus quälend für euche sein, da zu leben.
    Dann würde ich auch irgendwann an den Chip denken.
    Aber du kannst durchaus noch abwarten.


    Mein Rüde kann auf 100 m 100 mal markieren. Für 100 m kann er eine Stunde brauchen, oder 1 Sekunde. Wenn nämlich ein feines Mädchen auf ihn wartet.


    Die ganze Rammelei hatte ich nicht, weil meine Hunde ihm das absolut verbieten. Ansonsten hätte ich es gemacht.
    Wenn man diese Hilfe nicht hat und selbst nicht wirklich durchsetzungsfähig ist, hilft nur MANAGEMENT! In dem Fall die Leine..


    Du machst doch alles richtig. Du gehst mal alleine in einsamerem Gebiet. Mal im Hundeauslaufgebiet...


    So handhabe ich das auch. Geduld und KONSEQUENZ! Mehr brauchts nicht. Mit dem TA bist du auch im Kontakt.....
    Mach einfach weiter....das wird! Und ab und zu hier schreiben, vielleicht erhälst du Ideen...., die dann wir alle wieder nutzen können.


  • Danke!


    Genau so ist es!
    Ich fand deine anderen Beiträge auch sehr hilfreich!


    Der Hund hört aus der Stimme: Ist es ernst oder nicht!
    Das ist mir früher schon aufgefallen, heute mache ich mir das zunutze.
    Ich habe eine sehr leise Stimme und hatte immer im Kopf "nett" klingen zu wollen.
    Mittlerweile habe ich verstanden, das DEUTLICH nicht unfreundlich oder scharf sein muss....ist echt Übungssache....(und ich bin mitten im Üben....)

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