Rettungshundestaffel

  • Hallo,


    vielleicht ist hier ja jemand von euch ja mit seinem Hund in einer Rettungshundestaffel aktiv.


    Mich würde es mal interessieren wie ich mir das so vorstellen muss.


    Sprich wie läuft die Ausbildung? Was müssen für Prüfungen gemacht werden bevor man in den
    Einsatz geht? Wie ist es wenn man zum Einsatz "muss" aber berufstätig ist?


    Würde mich total über Antworten freuen.


    LG

    • Neu

    Hi


    hast du hier Rettungshundestaffel* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Hallo Amy201011,
      eine gute Seite, um sich über die Rettungshundearbeit zu infomieren ist z.B:
      http://www.drv-rettungshunde.de/
      Dort findest du eigentlich zu allen Fragen eine Antwort und kannst direkt mal schauen, welche Staffel in eurer Nähe liegt.
      LG

    • Bin mal so frei und geb Dir die Seite unserer Staffel, wo viele Deiner Fragen beantwortet werden:
      http://www.juh-rhs-mittelfrank…w=article&id=55&Itemid=53


      Da steht schon ganz viel zu drin. Bei vielen Staffeln mußt parallel zum Staffel-Training die Begleithundeprüfung ablegen, bei manchen geht´s auch ohne (allerdings wird die Unterordnung auf jeden Fall bei der Einsatzüberprüfung abgefragt!).


      Prüfungen: bei uns (damals noch freie Staffel im DRV) gab´s noch eine Vorprüfung, die fällt bei den Organisationen weg, aber der Eignungstest und eben dann die Einsatzfähigkeitsprüfung mußt Du auf jeden Fall machen. Prüfung wird bei den Hilfsorganisation nach einer gemeinsamen Prüfungs- und Prüferordnung gemacht, deren Interpretation aber je nach Ausführungsbestimmungen der jeweiligen Organisation in Kleinigkeiten abweichen kann. Bei freien Staffeln gibt´s jeweils ne eigene Prüfungsordnung, aber in vielen Bundesländern kommen freie Staffeln gar nicht mehr zum Einsatz (Vorschriften des Innenministeriums jeweils).


      Einsätze sind das Geringste der Probleme, vielmehr ist es das Training, das schlauchen kann. Mit 1-2 Tagen die Woche biste locker dabei innerhalb der Staffel, dazu eben noch die Unterordnung privat. Die Fahrerei zu den Trainingsgebieten der jeweiligen Staffel kommt dazu, dafür brauchst auf alle Fälle Auto, und natürlich das Spritgeld. Ich fahre so 80-100 km einfach ins Training, und das jede Woche.


      Außerdem sollte die Familie (Partner/Kinder!) "mitspielen": Du mußt nicht auf jeden Einsatz mitkommen (jeder arbeitet mal), Ziel ist aber schon, daß man Menschen sucht, also möglichst oft dabei ist. Wenn also an Weihnachten jemand wegläuft mit Suizidandrohung, kann es sein, daß die Familie das nicht wirklich lustig findet, ohne Dich weiterzufeiern. Dessen sollte man sich bewußt sein. Auch, daß zu jedem Training ein ganzer Tag "kaputt" ist, an dem man daheim nichts tun wird (und die Familie ohne einen klarkommen muß), gehört dazu. Wenn man kleine Kinder hat und niemanden, der im Einsatzfalle nachts nach denen guckt, ist Deine Einsatzfühigkeit trotz aller bestandenen Prüfungen faktisch gar nicht vorhanden.....


      Und: Einsätze finden grundsätzlich dann statt, wenn man sie gar nicht gebrauchen kann: nachts um 3, an Weihnachten wie vorher geschrieben, bei Schnee/Regen etc. Und sehr oft ist es so, daß man nach einer Alarmierung alles zusammenpackt, den Hund nimmt, ins Auto bringt, losfährt - und dann die Entwarnung kommt, daß die Person gefunden wurde. Super schön - aber für Dich heißt das dann eben, Du bist umsonst aufgestanden..... *gg


      Einsatzfähigkeit wird alle 18 Monate geprüft bei den Hilfsorganisationen, woanders z.T. sogar jährlich. Das heißt jährlich den Prüfungsstreß....


      Achja - zur ganzen Praxis kommt noch viel Theorie, die vom Zeitaufwand her nochmal zu Buche schlägt: z.B. der SAN-Kurs (Sanitäter) mit ner ganzen Woche Unterricht und anschließender Abfrage des Gelernten (das ist aber der aufwendigste Kurs). Das Ganze muß komplett absolviert (dokumentiert durch Unterschriften im Leistungsheft) sein, wenn Du zum ersten Mal Deine Einsatzfähigkeit nachweisen willst in der Prüfung.


      Ansonsten - damit ich nicht nur die schlechten Seiten schreibe (die viele Menschen unterschätzen): Man hat sehr viel Spaß im Training, aber auch mal Rückschläge und Frust, hat, wenn man in der richtigen Staffel ist, ein tolles Team und viel Spaß zusammen in der Zeit der gemeinsamen Arbeit, kann sich im Einsatz aufeinander verlassen. Man hat den ganzen Tag mit allen Hunden der Staffel zu tun, und die Arbeit an sich macht süchtig *gg Man lernt wahnsinnig viel über den eigenen Hund (aber auch den Hund allgemein), lernt, ihn zu lesen etc. - viel intensiver als man das jemals im Alltag lernen würde.


      Mich fasziniert diese Arbeit jeden Tag aufs Neue, und es ist unglaublich, den Hunden bei der Arbeit zuzusehen, was die alles leisten können. Ich denke, diese Faszination ist es, die die meisten Leute, die mal damit angefangen haben, nicht mehr losläßt...


      Wenn Du noch Fragen hast - immer her damit ;-) Ansonsten würde ich bis morgen früh weiterschreiben, und wäre wahrscheinlich immer noch nicht fertig. Wenn Du das mal live erleben möchtest: normalerweise freut sich jede Staffel über Menschen, die sich für ihre Arbeit interessieren und mal vorbeischauen, oder sich sogar für Suchhunde ins Versteck legen als "Fremdopfer"! Trau Dich ruhig, und nimm Kontakt auf mit Staffeln vor Ort (am besten mehrere, und vergleich ruhig ein bisserl, frag auch nach der Qualifikation der Trainer, wie lange Erfahrung, wie viele Hunde schon selbst erfolgreich genau in dieser Sparte ausgebildet und geführt etc.!). Lieber mal weiter gefahren, als Trainer, die nicht genügend Erfahrung mitbringen, wenn man selbst auch keine hat.... ;-) Die Voraussetzungen, um in einzelnen Staffeln/Organisationen Ausbilder zu werden, variieren nämlich auch ganz schön..... (von "ich hab mal nen Trailer ausgebildet " -und dann andere Hunde in der Fläche ausbilden wollen!- bis hin zu jahrelanger Ausbildung Einsatzerfahrung in der Fläche ist alles dabei).

    • Danke für einen soooo ausführlichen Bericht.


      Das hört sich für mich ziemlich unmöglich an das zu leisten. Ich bin nämlich mit einer 3/4 Stelle berufstätig.


      Ich kam eigentlich auf den Gedanken weil ich mit meiner großen so wie so traile und sie sich, sagen wir mal vorsichtig um nicht doof zu klingen, gar nicht so doof anstellt. Und da war mein Gedanke warum nicht "Spaß" damit verbinden zu helfen.

    • Zitat

      Danke für einen soooo ausführlichen Bericht.


      Das hört sich für mich ziemlich unmöglich an das zu leisten. Ich bin nämlich mit einer 3/4 Stelle berufstätig.


      Ich kam eigentlich auf den Gedanken weil ich mit meiner großen so wie so traile und sie sich, sagen wir mal vorsichtig um nicht doof zu klingen, gar nicht so doof anstellt. Und da war mein Gedanke warum nicht "Spaß" damit verbinden zu helfen.


      Naja - ich bin vollzeit berufstätig, und das geht auch..... ;-) Die Theorie verteilt sich ja auf die gesamte Ausbildungsdauer von 2-3 Jahren. Hört sich schon viel an, gibt auch Zeiten, wo´s recht viel ist - aber verteilt sich wie gesagt. Ich schreibs nur immer ein bisserl deutlich, weil viele sich das so leicht vorstellen - á la da gehn wir 2x die Woche hin und bespaßen den Hund und gut is, und dann gucken die sich das mal an - und kommen nie wieder, wenn sie den Zeitaufwand aufgezählt kriegen *ggg Daher lieber vorher schreiben, was auf sie zukommt, denke ich mir immer.....


      Die Trailausbildung dauert halt noch a weng länger als die Flächenausbildung, meist zumindest. Und die Trailerstaffeln sind glaub ich auch meist net ganz so groß, sodaß das einzelne Training vielleicht nicht so lange dauert, da mußt Dich mal bei der Trailer-Staffel erkundigen. Wir haben ja ausschließlich Flächensuchhunde. Aber der Trainingsaufwand könnte da noch größer sein - man bedenke, daß man auch ältere Trails arbeiten muß im Training, sprich Du legst irgendwann einen Abend unter der Woche Trails, damit Du am nächsten Tag nen 24-Stunden-Trail suchen kannst oder sowas. Und im Trailbereich wird viel über Seminare gearbeitet, was ich so mitgekriegt habe, auch in Staffeln, und das kostet natürlich auch nochmal Zeit und Geld..... ;-)


      Wenn mir einer früher so deutlich gesagt hätte, wie aufwendig das werden würde, hätte ich wahrscheinlich genauso reagiert und nie angefangen *gg Aber irgendwie hats dann doch geklappt, und wir sind seit fast 5 Jahren dabei.........

    • Das klang vielleicht auch sehr lapidar von wegen "Spaß mit Hilfe verbinden" :-)


      Also mit dem Zeitaufwand wenn er sich mit meiner Arbeitszeit vereinbaren lässt habe ich kein Problem.


      Kannst du mir evtl. zur Flächensuche erzählen? Was ist der unterschied zum Mantrail?

    • Also ich traile in einer Rettungshundestaffel und zwar von Anfang an quasi.
      Ich habe bisher noch keine reine Mantrailing-Staffel kennengelernt, meistens sind Trailer und Flächenhunde in einer Staffel.
      Zum Mehraufwand des Trailers: Die Ausbildung dauert länger, in der Regel keine BH erforderlich, man muss sich auch mal außerhalb des Flächentrainings treffen und kann nicht immer am gleichen Ort trainieren. Man braucht viel mehr Versteckpersonen und der Aufwand der Trainingsvorbereitung ist größer.
      Einsatztechnisch haben ausgebildete und geprüfte Mantrailer eine viel größere Belastung, sie werden (je nach Ort) häufiger angefordert. Außerdem bist du immer für nicht-finden mit verantwortlich. Sprich du beeinflusst den Hund direkt. Die psychische Belastung ist also nicht zu verachten.
      Der Unterschied ist, dass Flächenhunde quasi Dummyarbeit mit Menschen machen. Sprich eine Freiverlorensuche, mit Witterungsausarbeitung und später anzeigen der Person. Die Anzeige kann durch Verbellen, Bringseln oder Rückverweisen erfolgen. Der Hund arbeitet nicht wie ein Trailer auf einer Spur sondern nimmt jegliche menschliche Witterung auf und versucht bei der Ausarbeitung dem Geruchsursprung nahe zu kommen. Außerdem arbeitet der Flächenhund natürlich frei und nicht in der Stadt sondern auf Gelände wo ein Hund auch so arbeiten kann (Wald, Feld, Trümmer (dafür gibt es Trümmerhunde)) oder durch Scannen, was heißt an einer befahrenen Straße in ein Waldstück rein aber an der Leine um nicht auf die Straße zu laufen...

    • Auch dir Danke für deine Antwort.


      Mir ist gestern Abend eingefallen, dass auf der CACIB in Neumünster Anfang Juni die BRH-Rettungshundestaffel vertreten ist. Meistens eigentlich mit einer Vorführung und einem Infostand.


      Ich werde die dort dann mal ansprechen weil die hier auch bei mir in der Nähe trainieren.


      Darf ich mal fragen, was es für Einsätze sind auf die man gerufen wird?

    • Zum Unterschied Trailen-Fläche hat ja Catta schon was geschrieben.


      Vor allem sei da noch hinzugefügt, daß ein Trailer nur arbeiten kann, wenn ein Ansatzpunkt vorhanden ist - klar, wo keine Spur ist (also die Person nicht war), kann er auch keine verfolgen.


      Beim Flächi ist das egal: er sucht alles in dem Gebiet, das du ihm zuweist (mußt ihn halt steuern), daher ist das Vorhandensein von Spuren egal, wenn keiner da war, kann er halt net finden. Er zeigt dann eben nicht an, weil sein Job ist, nur einen Fund anzuzeigen.


      Aber der Trailer muß schon am Ansatz zu erkennen geben, wenn er die gesuchte Spur (also den Geruch des gegebenen Geruchsartikels) nicht findet (oder auch unterwegs, wenn er die Spur verloren hat, weil derjenige z.b: mit einem Auto weitergefharn ist oder in den Bus gestiegen ist); er darf sich dann nicht einfach "irgendeine" Spur nehmen, um der zu folgen, sondern muß das sauber trennen. Das heißt, der Trailer zeigt an, wenn er findet, aber auch, wenn an der Ansatzstelle keine zum Geruchsartikel passende Spur ist, oder wenn er die Spur verloren hat.


      Ja - Einsätze.... Ganz unterschiedlich. Junge Leute, die im Streit weglaufen, wo die Eltern sich dann am späten Abend anfangen, sich Sorgen zu machen. Demente Menschen, die möglicherweise den Rückweg nicht finden, und abends im Pflegeheim vermißt werden. Menschen, die in Suizidabsichten davonlaufen. Der Jäger, der nachts losgeht, und früh um 10 noch nicht daheim ist, während die Frau das Insulin auf dem Nachttischchen liegen sieht (sprich, er ist möglicherweise ohne Insulin und schon zu lange unterwegs, und es besteht der Verdacht, daß der irgendwo unversorgt im Wald liegt). Menschen, die nach einem Unfall im Schock und möglicherweise verletzt davonlaufen. Kinder, die beim Spaziergang oder im Urlaub am Campingplatz auf einmal verschollen sind.


      Das Ganze häufig abends, denn wenn tagsüber einer unterwegs ist, ist das ja normal - erst, wenns dann ans Bettgehen geht (Heimverschluß im Altersheim, Bettgehzeit bei Kindern, was auch immer), dann fällt auf, wenn jemand (immer noch) fehlt. Wenn einer tagsüber im Streit zur Haustüre rausgeht - kein Grund zur Besorgnis, der muß sich halt ne Runde den Ärger weglaufen. Aber gegen Abend, wenn man meinen sollte, er hätte sich zwischenzeitlich beruhigt, dann möchte die Familie doch mal wissen, wo der steckt, daß nichts passiert ist etc. Dann wird erst die Polizei verständigt, die machen erstmal ne Fragerunde (wo könnte er sein, lassen dort überall anrufen etc.), dann machen sie evtl. Wegesuche in der Umgebung und klappern bevorzugte Cafés und Kneipen ab, und irgendwann (wenns dunkel ist), fällt ihnen ein, daß sie jetzt nichts mehr sehen und nicht weiterarbeiten können - und dann kommen meist (erst) die Hunde ins Spiel (also meist dann, wenn Du gerne schlafen möchtest*gg). Dann geht die Alarmierung raus, die Leute packen Zeugs und Hund ins Auto, dazu die Anfahrt - in der Zeit plant die Einsatzleitung und Aufteilung der Gebiete (welcher Hundeführer wird welches Gebiet durchsuchen, wo macht´s überhaupt Sinn, zu suchen), und dann geht´s los. Aber natürlich gibt´s auch tagsüber Einsätze (bei vermißtem Kind wartet keiner, bis es dunkel wird, bevor er zu suchen beginnt), aber in der Fläche hab ich schon die Erfahrung gemacht, daß es meist nachts losgeht.


      Was dabei natürlich auch ein Punkt ist (bei beiden Sucharten): kann ich damit umgehen, evtl. einen verletzten Menschen vorzufinden, oder jemanden, der sich womöglich schon umgebracht hat? Klar lernt man Erste Hilfe in der Ausbildung, aber wenn ich jemand bin, der bei nem Blutstropfen selbst das Bewußtsein verliert, werde ich einem Verletzten keine große Hilfe sein *gg Man ist zwar nie ohne Helfer unterwegs, aber der kann sich ja auch nicht um den Verletzten und Dich gleichzeitig kümmern....

    • Also ich denke schon das ich mit solchen Situationen um gehen könnte. Sprich ich bin eigentlich in solchen Momentan sehr ruhig, strukturiert und nerven stark. Ich kippe so zu sagen immer erst weg wenn alles vorbei ist und ich zur Ruhe komme :-)


      Vielleicht wieder blöde Fragen :-)
      Ich traile seit Dezember mit meiner Amy jetzt 18 Monate alt. Kann man sie noch von Trail auf Fläche "umpolen? Ist sie noch jung genug um sie auszubilden? Viele schreiben ja man beginnt am besten im Welpenalter.


      Habe mir fast gedacht das die meisten Einsätze Nachts sind. Da ich aber sehr gute und flexible Arbeitszeiten habe denke ich sollte das kein Problem sein.

    Jetzt mitmachen!

    Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!