"andere Länder, andere Sitten" - Vorurteile

  • Angeregt durch den "4-Wochen alten Welpenthread" möcht ich gern hier nochmal was ansprechen und zwar hält sich anscheinend hartnäckig die Ansicht, dass es in ost- und südeuropäischen Ländern nur "Vermehrer" gibt und das wird wohl gerne mit dem "das ist hier aber so, andere Länder, andere Sitten" entschuldigt, wenn man einen Welpen kauft, der wie im vorliegenden Fall viel zu jung, ohne Papiere und auch noch per Bus verschickt wurde...


    Diese Ansicht ist definitiv falsch! Auch in solchen Ländern findet man "richtige" Züchter und JEDER hat die Möglichkeit sich vor Ort zu informieren und sich die Zuchtstätten anzugucken und zu beurteilen, ob er einen Welpen aus dieser Zucht kaufen möchte oder nicht.

    Wie einfach das ist die Züchter zu finden sieht man hier:

    Mitgliederstaaten der FCI:
    http://www.fci.be/membres.aspx

    wählen dann mal aus aktuellem Anlass z.B. die Türkei:
    http://www.fci.be/membreslisting.aspx?p=129

    der türkische Kennelclub auf englisch:
    http://www.kif.org.tr/en/index.asp

    dort gehen wir auf Memberclubs:
    http://www.kif.org.tr/en/dernekler.asp

    und schwubs
    http://www.kif.org.tr/en/dernek.asp?detay=15

    haben wir zum Beispiel die Internetadresse zur türkischen Rottweilerclubseite, auf der wir dann Züchter finden, die in einem Dachverband organisiert sind und deren Zucht sich an bestimmten Richtlinien orientiert.

  • Mal ganz abgesehen von dem Allem...
    Ich stimme dir da voll und ganz zu!
    Doch selbst wenn es einen Ort gäbe wo es anscheinend nur auf eine schlechte Art und Weise geht sollte man sich daran nicht beteiligen... oder sich damit "abfinden".
    Man sollte für sich selbst den Anspruch haben einen guten und gesunden Weg zu finden den Welpen zu bekommen den man sich wünscht.
    Nur weil es irgendwo "so ist" muss man noch lange nicht mitmachen.

    Ich bin einfach entsetzt mit wie viel Unwissen manche Menschen an ein so wichtiges Thema wie die Anschaffung eines neuen Familienmitgliedes rangehen...

  • Danke Finnrotti :gut:

    Vorallem wenn man dann in dem Thread noch über das Leid der Straßenhunde ach so traurig ist und selbst einen Hund aus fragwürdiger Herkunft (fragwürdig da selbst nie gesehen) über 750 km ankarren lässt wofür dieser womöglich noch nicht mal 3 Wochen alter Welpe auch noch sediert wird :mute:

  • Andere Länder haben sehr wohl andere Sitten...
    ich war vor gar nicht allzu langer Zeit auf der Suche nach einem Züchter aus dem Ausland. Gelandet bin ich in Italien, bei einem seriösen Züchter, dessen Rassehundverein dem FCI unterstellt war. Ich glaube, es waren Beagles - und dass was dort auf der HP propagiert wurde, hat sehr wohl nicht viel mit den hiesigen Erwartungen an einen Züchter zu tun. Er schien im Schnitt 10-20 Würfe pro Jahr zu haben... für jeden Wurf wurde ein grosser Abholtermin bekannt gegeben. Gegen Überweisung einer Kaution von ein paar Euro, konnte man sich an diesem Abholtag im Halbstundentakt einen Abholtermin reservieren. Wobei galt: Je früher man kommt, desto mehr Auswahl hat man.

    Es gab KEINE Überprüfung, ob der Käufer geeignet ist. Keine Beratung, welcher Hund aus dem Wurf geeignet ist. Keine Einschränkungen... einfach gar nichts.

    Man muss sich eben immer vor Augen führen:

    Der FCI bietet die wenigsten aller Regeln, quasi das ganz grobe Gerüst.
    Der Landesverband, also alles was analog zu unserem VDH ist, fasst die Regeln etwas enger
    und dann kommt eben noch der Rassehundverein im Land, der auf dem Gerüst des FCI und des Landesverbands seine Zuchtregeln festlegt. Wobei da natürlich von Land zu Land immense Unterschiede sein können und der Stempel FCI erstmal nur für den Stammbaum garantiert.

    Just my 5 Cents.

  • So einfach ist es wirklich nicht wie es von Deutschland aus scheint.
    Ich kann zwar nichts über Türkei sagen, aber in mein Land kann jeder sein Hund in Klub anmelden, vermehren und Papiere kaufen. Es gibt kaum bist gar keine wirkliche Züchter. Hunde werden Vermehrt a la: "deiner ist ein Hübscher und meine ist grad Läufig" Welpen werden ab 4 Wochen schon verkauft. Weil sie noch so klein und so süß sind. Meine Freundin hat eine Cockerspaniel Welpe gekauft, der Hund ist gewachsen und gewachsen und zum Schluss ist er ein Mischling von Labrador und Cockerspaniel geworden. Hat aber Papiere als Reinrassiger Labrador. Sie kann Züchten wenn sie will ( ist aber einsichtig genug es nicht zu tun) . Ich kenne ein Fall, wo Besitzer ihre Hündin nach Notkaiserschnitt ans Auto angebunden in die nächste Stadt mitgenommen haben.
    Ich kenne Persönlich der Gründer von Rotweiterclub der mir selbst erzählt hat dass er ein Mischling von Schäferhund und Rotweiler kupiert hat, weil Besitzerin es so wollte, wiederum weil sie die Welpe als Reinrassiger Rotweiler gekauft hat.
    Ich kämpfe schon seit Jahren, versuche so viele Menschen wie möglich zu erreichen, damit sie einsehen dass man nicht einfach so eine Welpe kauft. Damit man mindestens 1 mal die Familie besucht und sich die Hunde anschaut. damit man bis 8 Wochen wartet, auch wenn er dazu zahlen muss damit die Familie Welpe bei Mutter lässt.
    Es ist ärgerlich, man ist wütend und auch machtlos. Man kann nur erklären und hoffen das von 100 mindestens 1 versteht.

  • Kann ich von Spanien auch nur so bestätigen.

    Gute Züchter hab ich hier noch keine kennengelernt.
    Entweder achten sie sehr auf Linie und Genetik,
    haben aber null Ahnung von Verhalten und Prägung.
    Oder umgekehrt.

    Wenn ich erzähle, dass man meiner Meinung nach
    als Züchter kein Geld an der Sache verdienen können sollte,
    dann werde ich angeschaut wie ein Marsmensch.
    Ja, warum sollte man denn züchten, wenn nicht zum Geldverdienen?

    Hier wird lustig drauflos vermehrt, das alles unterm Dachverband RSCE.
    Papiere kann man kaufen, auch für Mischlinge.

    Daher sucht mein Arbeitskollege seinen Sheltie jetzt auch im Ausland.

    LG
    Chrissi

  • Ich weiß nun nicht um welchen Thread es hier als Stein des Anstoßes geht, darauf beziehe ich mich also nicht.


    Aber es ist wirklich nicht so einfach, dass man sich bloß die ausländischen Vereine und Rasseclubs raussucht, die unter der FCI züchten und dann ist alles paletti. Wie schon jemand anderes sagte, die FCI gibt nur sehr lose Vorgaben, der Landsverband und die einzelnen Rasseclubs können das dann noch enger fassen.
    Es wird aber in vielen Ländern bei vielen Vereinen nicht enger gefasst.

    Ich hab z.B. eine Hündin aus israelischer FCI-Zucht. Dort ist es so, dass die Hunde zur Zucht nicht angekört werden müssen. Also, wenn die Eltern Papiere haben, meldet man den Wurf an wenn er da ist und die Welpen kriegen dann automatisch auch Papiere. Es kommt mit 8 Wochen mal jemand vom Verein vorbei und tätowiert die Kleinen, aber es wird keine Zwingerabnahme im Voraus gemacht, es gibt keine Vorschriften wie die Zuchtstätte von den Räumlichkeiten her auszusehen hat, bis wann die Welpen geimpft werden müssen und so weiter und so fort.
    Theoretisch könnte man nen ganz anderen Rüden auf seine Hündin packen oder vor dem Tätowieren noch ein paar Welpen aus nem anderen Wurf dazulegen und falsche Papiere für sie beantragen und es würde (außer vieleicht durch Mundpropaganda) nie jemand merken.


    Es gibt aber trotzdem auch in Süd- und Osteuropa gute Züchter. Ich weiß z.B. von ganz guten Saluki- und Greyhoundzüchtern in Russland, guten Salukizüchtern in Tschechien und Polen, guten Galgozüchtern in Spanien, guten Salukizüchtern in Italinen und Ungarn, guten Greyhoundzüchtern in Irland...

    Das muss nicht immer heißen, dass die Haltung und Aufzucht so ist, wie die Zuchtordnung der jeweiligen Rassezuchtvereine sie bei der gleichen Rasse in Deutschland vorschreiben würde. Ich finde auch schon, dass man die lokalen Gegebenheiten mit berücksichtigen muss wenn man beurteilt, ob ein Hund für dortige Standards gut oder schlecht gehalten wird und nicht einfach nur deutsche Zustände als Messlatte nehmen sollte. Grade bei Rassen die in anderen Ländern überwiegend als Arbeitshunde gehalten werden, ist es z.B. selten üblich, sie im Haus zu halten.
    Oft ist Zwingeraufzucht also erlaubt und auch absolut normal. Wenn es vernünftig gemacht wird, hab ich da aber erstmal kein Problem mit. Das muss man sich dann halt in Eigenarbeit genauer angucken, sich mit den Leuten unterhalten und sich überlegen, ob das jemand ist, wo man guten Gewissens kaufen kann.
    Wie immer, das Denken nimmt einem keiner ab.

  • Zitat

    Meine Freundin hat eine Cockerspaniel Welpe gekauft, der Hund ist gewachsen und gewachsen und zum Schluss ist er ein Mischling von Labrador und Cockerspaniel geworden. Hat aber Papiere als Reinrassiger Labrador.

    Sorry, ich weiss, dass dieses Thema sehr ernst ist, aber hier musste ich echt schmunzeln. Das ist so wie:

    Ich kaufe einen roten Ball, der immer heller wird - auf dem Kassenzettel steht "gelber Ball". :D


    --


    Der Ausgangsthread hat auch mich sehr stutzig gemacht. Mit "andere Länder, andere Sitten" kann man einiges erklären, aber mitmachen muss man noch lange nicht, wenn man es besser weiss.

  • Die Zugehörigkeit zu irgendwelchen Verbänden spricht nicht zwingend für eine gute Zucht. Das ist hier in Deutschland so (wo der Hund schon noch sehr viel zählt) und so ist es auch ausserhalb von Deutschland (wo der Hund an sich gar nicht so viel zählt).

    In sofern ist es schon richtig: Nicht alle sind Vermehrer, sie sind aber auch nicht alle gut. :ka:

    Es SIND andere Länder und vorallem andere Sitten. Nicht umsonst gibt es Tötungsanlagen und Straßenhunde. Die haben zwar nichts mit eingetragenen Züchtern zu tun, sondern zeigen einem nur sehr deutlich die Mentalität in diesen Ländern den Tieren gegenüber.

    Wenn man sich allerdings, wie im angesprochenen Thread, einen Welpen 790 KM durchs Land shippern läßt, kauft sich quasi ein Freifahrtschein dafür übers Ohr gehauen zu werden. Wird einem in DE genauso passieren können.

  • Zitat


    ich war vor gar nicht allzu langer Zeit auf der Suche nach einem Züchter aus dem Ausland. Gelandet bin ich in Italien, bei einem seriösen Züchter, dessen Rassehundverein dem FCI unterstellt war. Ich glaube, es waren Beagles - und dass was dort auf der HP propagiert wurde, hat sehr wohl nicht viel mit den hiesigen Erwartungen an einen Züchter zu tun. Er schien im Schnitt 10-20 Würfe pro Jahr zu haben... für jeden Wurf wurde ein grosser Abholtermin bekannt gegeben. Gegen Überweisung einer Kaution von ein paar Euro, konnte man sich an diesem Abholtag im Halbstundentakt einen Abholtermin reservieren. Wobei galt: Je früher man kommt, desto mehr Auswahl hat man.

    Es gab KEINE Überprüfung, ob der Käufer geeignet ist. Keine Beratung, welcher Hund aus dem Wurf geeignet ist. Keine Einschränkungen... einfach gar nichts.


    An einen ähnlichen Züchter kann man aber durchaus auch in Deutschland gelangen. Wohlgemerkt unter dem VDH.
    Ich hatte dies grade vor einigen Monaten in irgendeiner kurzen Reportage gesehen. Ich meine es war bei "Tiere suchen ein Zuhause". Der seriöse VDH-Züchter hielt seine ca. 30 Welpen im Pferdestall. Von Sozialisierung brauchen wir hier nicht zu reden. Und dass der Züchter an jeden verkauft hat, der bereit ist zu zahlen steht auch außer Frage.

    Ich kann es von Griechenland - auch nicht grade bekannt dafür dass die Hunde dort immer toll behandelt werden, siehe die vielen Not-Griechen in Deutschland - so bestätigen, dass es dort durchaus gute und seriöse Züchter gibt die unter dem VDH-Äquivalent K.O.E. züchten. Dass die Auflagen teilweise ganz andere sind als in Deutschland stimmt. Aber für mich macht einen seriösen Züchter in erster Linie erstmal der Umgang mit seinen Hunden, die Aufzucht und Sozialisierung der Welpen und die Wahl des Käufers aus.

    Ich stimme aber zu, dass man in vielen ost- und südeuropäischen Ländern wahrscheinlich viel genauer schauen und viel länger suchen muss bis man einen seriösen Züchter gefunden hat. Aber im Zweifelsfall muss man das in Deutschland auch. Es mag länger dauern als in Deutschland, das gebe ich zu, da hier der Hund doch einen ganz anderen Stellenwert hat.

    Was mir in dem betreffenden Thread sauer aufstößt, ist dass offenbar kein Besuch der Zuchtstätte erfolgte und der Welpe ohne ihn vorher angesehen zu haben durchs halbe Land gekarrt wird. Das ganze mit dem Hinweis "das ist in der Türkei eben so".

    Es mag auch in Deutschland Fälle geben, wo z.B. ein Hund ungesehen aus den Staaten importiert wird weil er aus einer Hochleistungszucht kommt oder von einem besonders prämierten Champion abstammt.
    Hier ist aber der Unterschied, dass die "Importeure" sich im Vorfeld ganz besonders mit der Zuchtstätte und dem Pedigree befasst haben, in der Regel viel Geld für diesen Hund zahlen und der Züchter einen weltweiten Ruf zu verlieren hätte wenn er einen 3-4 Wochen alten Welpen abgibt. Die Halter die sich einen solchen Hund kaufen, haben sich teilweise schon Jahre vorher für einen Welpen aus der geplanten Verpaarung vormerken lassen und werden ggf. sogar selbst mit diesem Hund unterm Verband züchten. Das sind ganz andere Voraussetzungen als in dem Thread.

    Für mich persönlich wäre es aber dennoch nichts einen Hund zu holen ohne vorher den Züchter und die Zuchtstätte persönlich kennen gelernt zu haben.

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