Mein zitternder Wuschel - Trauma? Was nun?

  • Hallo ihr Lieben!



    Aus aktuellem Anlass komme ich gleich mal mit einer Frage daher.
    Vorher allerdings zur Vorgeschichte unseres Muffins, da ich ein bißchen ausholen muß:


    Er ist seid heute nun genau 3 Wochen bei uns. Wir sind die 3. Besitzer. Haben ihn aus einer Familie geholt, die vollkommen mit ihm überfordert war. (Lt. Aussage der Vorbesitzer soll er sehr aggressiv im Bezug auf Rüden sein usw.)
    Bisher hat Muffin schon eine Menge Artgenossen durch unsere vielen Spaziergänge kennen gelernt (sowohl Rüden als auch Hündinnen) und nicht ein einziges Mal gab es Probleme. Mittlerweile versteht er sich sogar mit dem Rüden meiner Freundin SUPER! Die beiden spielen zwar noch nicht aktiv miteinander. Aber wir können ganz entspannt mit beiden Gassi gehen, über Wiesen und Felder schlendern und auch beim gemeinsamen Kaffeesieren von uns Frauen mit den Wuffs in unseren Wohnungen klappt es ohne das geringste Problemchen. Beide Hunde entspannen sich und schnorcheln dann meist ne Runde. Der eine auf seinem Platz, der andere meist 2m weiter auf dem Boden.
    Auch im Strassenverkehr ist Muffin sehr souverän, finde ich. Krangenwagen mit lautem Tatütata wird weder kommentiert noch sonst irgendwie beachtet. Hupende Autos, Busse, LKW's und lautes Getöse - alles ganz easy.
    Bis...ja bis ich heute Vormittag rasch zum Supermarkt mußte und Muffin mitnahm.
    Ich stehe an der Kasse - höre herzzerreißendes Jaulen, Winseln und Jammern. Denke noch so bei mir: Na - Welcher Wuff da wohl noch Probleme hat, dass der Besitzer mal eben rasch aus dem Dunstkreis entschwunden ist...
    Ich also raus aus dem Laden und sehe meinen Muffin schon durch die Glasscheibe - Angespannt und schlotternd - zitternd bis in die letzte Fellspitze - Augen fokussiert auf den orangenen Müllabfuhrwagen, der auf der anderen Strassenseite grad die Mülltonnen leert.
    Muffin jammert, winselt, jault in den höchsten und für mich verzweifeltesten Tönen - weiß gar nicht so recht was er tun soll - zerrt an der Leine, legt sich flach auf den Boden, springt wieder auf und zerrt wieder an der Leine...


    Ich konnte das nicht mit ansehen - bin zu ihm hin, hab ihn angesprochen. versucht seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und hab mich ihm quasi als Blickhindernis zum Müllwagen in den Weg gestellt. Nochmals versucht, seinen Fokus ruhig und klar auf mich zu lenken. Keine Chance! Ich hab ihn absichtlich nicht beschwichtigt oder gar getröstet, sondern bin aus meiner Hilflosigkeit heraus dann einfach dazu übergegangen, meine Einkaufstasche beiseite zu stellen, und hab mich ruhig und still mit ihm an Ort und Stelle darauf eingerichtet zu warten bis der Müllwagen weg ist. Muffin sprang an mir hoch, schaute immer wieder zum Müllwagen, zerrte an der Leine und wollte weg oder machte sich platt wie ne Flunder am Boden und zitterte dabei unentwegt.


    Nach einer ganzen Weile war es dann überstanden und wir konnten langsam nach Hause - obwohl er immer wieder versuchte den Müllwagen im Blick zu behalten und erst wirklich ansprechbar war als der Wagen ausser Sicht geriet..


    Ähnliches Schauspiel haben wir, wenn bei uns in der Strasse der Müll abgeholt wird. Muffin stellt sich dann mit den Pfoten auf die Heizung und schaut hinaus, sobald er den Müllwagen hört. (Wir wohnen im 1. Stock)Dann kann er den Müllwagen sehen...


    An sich alles ok - bis zu dem Moment wo die Mülltonnen aktiv entleert werden. Also jenes Geräusch welches entsteht, wenn die Müllabfuhr die eingeklinkten Tonnen hoch fahren und scheppernd entleeren. Dann genau dreht er durch - das ganze Prozedere wie heute vor dem Supermarkt. Nur dass er halt ned an der Leine zerrt, sondern scheinbar einen Fluchtweg sucht und hektisch durch die ganze Wohnung flitzt - wahrscheinlich auf der Suche nach einem Versteck.
    Ich würde ihm so gerne helfen - weiß aber ehrlich gesagt nicht wie. Auch weiß ich nicht, ob da irgendwann mal etwas vorgefallen ist, dass er so extrem auf diesen Wagen reagiert. (Muß ja aber, denke ich mir - denn aus lauter Spaß wird er das todsicher nicht machen!)
    Habt ihr ne Idee, wie ich mich da am besten verhalten kann und wie ich ihm helfen kann? Sowohl jetzt (also in Akut-Situationen) als auch auf lange Sicht?


    Ich bin für jeden Rat und Hinweis dankbar, denn ihn so angsterfüllt und gepeinigt zu sehen tut mir in der Seele weh und ich möchte ihm solche Momente gerne in Zukunft positiver bzw nicht so anstrengend für ihn vermitteln...



    Liebe Grüße


    Alexa

  • Hallo.
    Wenn mein Hund so eine Panik hat (sehr selten) hocke ich mich hin und lasse ihn bei mir Schutz suchen, aber ohne ihn zu streicheln. Du kannst nur versuchen, dich ausreichend weit vom Wagen mit ihm hinzustellen und wenn er ruhig bleibt, belohnen und dann immer ein Stück weiter herangehen, also dem Wagen hinterherlaufen.

  • Ich führe meinen Hund aus so einer Situation raus, ertragen ist da nix bei uns. Der Punkt ist: soviel Angst wie der Hund wohl bei dieser Reaktion in dem Moment hat, lernt der durch deine "Nicht"-reaktion ja nichts. Also Verharren in der Situation bei dieser Panik ist für ihn ja total gruselig. Deshalb: Leine nehmen und zügig, aber nicht rennend raus aus der Situation. Sobald er halbwegs wieder da ist geistig bei dir und dann selber aktiv mit dem Angstmacher Kontakt aufnimmt (hinschaut, sich hindreht) loben und bestärken bzw. ein "Fein" und langsam weiter gehen.
    Lernen kann der Hund nur, wenn er nicht mehr auf diesem Paniklevel ist.


    Ich würde mir an deiner Stelle einen Haufen Kekse besorgen und genau zu Hause schon anfangen: Mülltonne - Keks, Mülltonnengeräusch - Keks usw. Das ist aktive Gegenkonditionierung und du drehst mit Minischritten die Erwartungshaltung: Mülltonne = Angst und Schrecken um. Mit Enki hab ich das durch und siehe da: wir können heute an fahrenden LKW vorbei gehen, da klappen die Öhrchen zwar noch hinter, aber er holt sich stolz seinen Keks fürs LKW angucken bei mir ab und wir gehen einfach weiter. Davor hab ich ihn bei Sichtung eines LKW tragen müssen, er hat gespeichelt und gehechelt und teils gewinselt vor Angst.


    Da dein Hund wohl Geräuschempfindlich ist und als aggressiv beschrieben wurde, würde ich dir anraten den Hund mal bei einem darauf spezialisierten Tierarzt evtl. die Schilddrüse testen zu lassen. Das kann auch bei sowas reinspielen.

  • Danke für die Antworten :)


    Ich habe mir halt gedacht, es wäre das beste die Situation ohne viel Tamtam und Aufhebens durchzustehen, damit Muffin merkt, dass kein Zittern und Angst-haben nötig ist - im Laufe der Zeit sich also dran gewöhnt und anhand meiner ruhigen Anwesenheit versteht, dass der Müllwagen keine Gefahr darstellt... :/
    So wie ich das sehe, kann man das wohl drehen und wenden wie man mag: Beide Ansichten haben wohl irgendwo ihre Daseinsberechtigung :???:

  • Und lass Deinen Hund zukünftig zuhause, wenn Du einkaufen gehst und ihn vorm Geschäft anbinden musst. Dort hat selbst der wesensfeste Hund nix zu suchen ;-)

  • Hallo Alexa,


    Annika hat es sehr gut beschrieben: Dein Hund lernt nichts, wenn er in Panik ist.
    Also würde ich auch mit dem Hund aus der Situation rausgehen.
    Dein Hund sollte Müllautos ganz langsam -in seinem eigenen Tempo- kennenlernen können.
    Hierzu eine Verhaltensbiologin im Umgang mit Angst:

    Zitat

    Ganz gleich, ob Ihr Hund vor einem anderen Hund oder einem Menschen Angst hat, er sollte in keinem Fall gezwungen werden sich dem Objekt seiner Angst zu nähern oder gar festgehalten werden. Seine Angst wird nur größer werden. Lassen Sie ihn jeden Schritt selbst tun.
    Damit er nicht lebenslang auf Ihren Rückhalt angewiesen ist, muss er lernen selbständig mit seiner Angst umzugehen und seine Konflikte selbst zu lösen.


    http://www.beziehung-statt-erziehung.de/angst.html


    Hier mal die Ausführungen einer Hundetrainerin zum Anbinden von Hunden vor einem Geschäft:


    http://www.easy-dogs.net/home/…en/mach_schoen_bleib.html

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