Wie ein Hund den Tierarzt lieben lernt!

  • Für alle Tierarztangsthasen und Junghundbesitzer die ihren Hund mit Freude an den Tierarzt gewöhnen wollen.

    Normalerweise sitzen im Wartezimmer einer Tierarztpraxis ja gestresste Vierbeiner: hechelnd, Richtung Ausgang strebend, jaulend, der größte Hund verkriecht sich unter dem kleinsten Stuhl, Streß gähnend und nervös. – Mein Hund liebt den Tierarzt. Wenn wir nur am Haus vorbei gehen rennt sie zur Tür und wimmert ein wenig wenn wir vorbei gehen. Und das kam so:

    Mit 8 Wochen kam meine Wutz Hündin zu mir und da sie ein wenig Hautausschlag am Bauch hatte, den die Züchter bereits mit ihrem TA behandelt hatten, wollte ich die Gelegenheit gleich nutzen um meinen neuen TA kennenzulernen, drauf schauen zu lassen und meine Wutz vorzustellen.

    Bei uns verläuft es so: Nach dem Warten im Vorzimmer geht es hinein ins Behandlungszimmer. Der Hund soll bitte gleich abgeleint werden und kann sich ganz in Ruhe im Raum umschauen, alles abschnüffeln und wird natürlich von Arzt und Helfer/in freudig begrüßt. Es passiert erstmal gar nichts außer einer Unterhaltung in der der Hund sich komplett frei bewegen darf und soll. Allein dafür gibt es im Zimmer verstreut mal ein paar Leckerlies aus der Schublade (Allergien o.ä. werden vorher erfragt o. geklärt).

    Wenn eine Behandlung ansteht geht es auf den Tisch. Das darf man selbst oder auch die Helfer/in hebt den Hund hoch. Auf dem rutschigen Tisch gibt es auch eine kleine Hand voll Leckerlies. Die Untersuchung erfolgt während die Bezugsperson am Kopf des Hundes steht wo es Worte und vor allem ein paar leckere Kekse regnet (am Anfang sind es ja meistens nur Kleinigkeiten die nicht besonders weh tun) und im Idealfall merkt der Hund gar nicht so richtig das er untersucht wird. Dann wieder runter vom Tisch und wieder werden Kekse auf den Boden gestreut die der Hund einsammelt, während die Menschen sich besprechen. Dann werden vom Arzt ein paar Tricks verlangt, also ganz harmloses Sitz und Platz und dafür gibt es noch mal Belohnung.

    Besonders wichtig ist das der TA sich Zeit nimmt und alles in Ruhe abläuft. Der Hund wir freudig begrüßt, aber als erstes darf er rein kommen und sich umschauen, er wird nicht bedrängt oder will angfasst werden. Das passiert nur wenn der Hund es anbietet. Mittlerweile sind wir seit 2 Jahren bei meinem TA und meine Hündin musste auch ein paar mal schmerzhaft Wundbehandlungen mitmachen die sie mehr als blöd fand. Aber trotzdem freut sie sich jedes Mal wie Bolle wenn sie ins Zimmer darf. Den Tisch findet sie nur mäßig gut, aber wenn ich sie hochhebe und festhalte ist sie einigermaßen ruhig. Sie verknüpft also nichts mit dem Arzt sondern mit dem Tisch.

    Außerdem ist es sinnvoll und mein TA legt höchsten Wert darauf dass seine Patienten gerne kommen, ab und zu einfach mal hinzugehen und z.B. den Hund zu wiegen. Bei uns steht die Waage im Flur, so kann man einfach reingehen, hallo sagen, wiegen, Kekse kriegen und wieder gehen. Oder auch zwischen den Sprechstunden mal vorbei kommen zum Üben und den Hund auf den Tisch heben, füttern und wieder nach Hause. Dazu braucht es natürlich einen kooperativen TA – meiner hat mir das einfach angeboten.

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    Und auch bei Angstpatienten kann man was tun. Mein Nachbarshund konnte bislang nur mit Maulkorb zum TA. Sie wurde neben dem Maulkorb – ein Jack Russel Mix – von 4 Leuten fixiert und dann behandelt. Ich habe Frauchen mit Hund also zu meinem TA geschleppt um ihr zu zeigen das es auch anders geht. Hundchen durfte den Raum erkunden, bekam Kekse (die sie nur zum Teil annahm) und zur Ablenkung und um ihr Körpergefühl zu verändern einen engen Body übergezogen. Damit auf den Tisch und der TA schaute ganz vorsichtig nach ihrer Pfote, an der sie sich die Daumenkralle abgerissen hatte. Kekse nahm sie auf dem Tisch nicht an, aber wunder was, nur Frauchen stand am Kopf und hat sie festgehalten und hinten noch Jemand zur Absicherung und Hundi hat ohne Knurren das Verband lösen und Angucken über sich ergehen lassen.

    Wieder auf dem Boden bekam sie erneut Kekse, die plötzlich doch nicht so übel schmeckten und der Body kam ab. Ab jetzt sollte sie 1x die Woche zum Üben vorbei kommen, immer mit Body und jeder Menge Leckerlies. Es hilft tatsächlich, auch eine folgende Behandlung am Knie war problemlos und ohne Knurren möglich.

    Viel Spaß beim Üben!

  • Zitat

    Dazu braucht es natürlich einen kooperativen TA – meiner hat mir das einfach angeboten.

    Genau, du sagst es :roll: Tierärzte, die sich wirklich soooo viel Zeit nehmen und auch so (teilweise emotional) daran interessiert sind, den Vierbeinern evtl. Ängste zu nehmen oder schon im Vorfeld abzuwehren, sind doch eher die Ausnahme. Meist ist der Warteraum voll und die TÄ haben gar keine Zeit, sich mit einem einzelnen länger zu beschäftigen ...Zeit ist Geld. Bei meinem vorigen Hund (ein extremer Angstpatient) habe ich mehrmals drum gebeten, ihn behutsamer zu behandeln und habe es auch plausibel erklärt ...warum, weshalb, wieso. Als Antwort kam dann meist: Seien Sie nicht so aufgeregt, das überträgt sich auf den Hund" Oder: "Bemitleiden Sie ihn nicht so, das macht es nur noch schlimmer ...das ist ein Hund und kein Mensch"
    Ja nee, ist klar ...wären das Kinderärzte, die würde man für diese Vorgehensweise vom Dienst suspendieren wegen Unfähigkeit ...aber Tiere müssen das alles wegstecken, sind ja "nur" Tiere :/
    Aber schön, wenn es solch einfühlsamen TÄ wirklich gibt =)

  • Zitat

    Genau, du sagst es :roll: Tierärzte, die sich wirklich soooo viel Zeit nehmen und auch so (teilweise emotional) daran interessiert sind, den Vierbeinern evtl. Ängste zu nehmen oder schon im Vorfeld abzuwehren, sind doch eher die Ausnahme. Meist ist der Warteraum voll und die TÄ haben gar keine Zeit, sich mit einem einzelnen länger zu beschäftigen ...Zeit ist Geld. Bei meinem vorigen Hund (ein extremer Angstpatient) habe ich mehrmals drum gebeten, ihn behutsamer zu behandeln und habe es auch plausibel erklärt ...warum, weshalb, wieso. Als Antwort kam dann meist: Seien Sie nicht so aufgeregt, das überträgt sich auf den Hund" Oder: "Bemitleiden Sie ihn nicht so, das macht es nur noch schlimmer ...das ist ein Hund und kein Mensch"
    Ja nee, ist klar ...wären das Kinderärzte, die würde man für diese Vorgehensweise vom Dienst suspendieren wegen Unfähigkeit ...aber Tiere müssen das alles wegstecken, sind ja "nur" Tiere :/
    Aber schön, wenn es solch einfühlsamen TÄ wirklich gibt =)

    Ja klar da hast Du recht und in der selben Praxis arbeiten mehrere TAs von denen nicht alle so extrem für Wohlfühlatmosphäre sorgen und die auch noch die Xte Frage geduldig beantworten. Vielleicht liegt es auch daran, dass mein TA schon etwas älter ist, sein Laden läuft, die Kundschaft weiß warum es manchmal länger dauert im Wartezimmer und er hat es nicht nötig sich zu hetzen. Denn es gibt ja nichts schlimmeres wenn die Ärzte kommen, sich den Hund schnappen, von 3 Seiten fixieren und dann zack zack die Behandlung durchziehen.

    Deswegen sollte man sich ruhig verschiedene TAs angucken und wohl überlegen wo man die nächsten 15 Jahre seinen Vierbeiner behandeln lassen will.

  • Unser TA ist auch so ein Schatz.
    Wir haben ihn empfohlen bekommen von einer Trainerin, die damals eigentlich nur mit "gefährlichen" Hunden arbeitete und rundweg begeistert war.

    Also angerufen, unsere Probleme geschildert (Grund für den Besuch war eine zweite Meinung zur HD, dazu das Problem, dass Herr Hund zu diesem Zeitpunkt eigentlich keinen fremden Menschen in seine Nähe gelassen hat und in einer engen TA-Praxis vermutlich ausgerastet wäre), hingefahren.
    Pluspunkt Nr1: Wir haben extra einen Termin außerhalb der Öffnungszeiten bekommen, dass auch ganz bestimmt nur die nötigsten Menschen anwesend sind
    Pluspunkt Nr2: Finn hat seine "eigene" TA-Helferin bekommen, die jedesmal da war, wenn er einen Termin hatte. So musste er sich erstmal nur an zwei neue Menschen gewöhnen

    Und dann gings los: "Ach, machen se die Leine ruhig ab, und wozu denn der Maulkorb?" Finn durfte 1,5h die Praxis erkunden, die Menschen haben ihn ignoriert bzw sind ihm so ausgewichen, dass es nie zu eng wurde, wir haben derweil die Röntgenbilder besprochen und überlegt, was man da noch machen kann (TA 1 wollte nämlich direkt einschläfern).
    Beim nächsten Besuch gabs dann Kekse im Tausch gegen mal Angucken und Berühren. Und beim dritten Mal konnte der Doc dann ohne Probleme Stellreflexe testen, die Wirbelsäule abtasten, in die Ohren gucken...
    Finn lässt sich von seinem TA und vor allem "seiner" Helferin alles gefallen, egal obs wehtut oder nicht in sein Weltbild passt (=viiiiel schlimmer als jeder Schmerz :roll: ). Auch wenn wir für diesen Luxus 30km eine Strecke fahren müssen, ich bringe keines meiner Tiere mehr woanders hin.
    Ach ja, auf den Behandlungtisch kommt bei diesem TA kein Hund. Seiner Meinung nach gib es nix, was man nicht auch auf dem Boden machen kann, und für die Hunde ists angenehmer.

  • Ja das mit dem Tisch ist irgendwie doof. Klar sind die aus Metall weil sie dann leichter keimfrei zu halten sind, aber angenehm für den Halt des Hundes ist es nicht. Ich habe mal in irgendeiner Doku gesehen, da hatten sie so einer Art Gummimatten auf den Tischen.

    Vieles macht meiner auch auf dem Boden. Aber mein TA ist riesig und wenn der sich zu meiner Lütten auf den Boden hockt um ne Wundspülung zu machen kann ich verstehen, das es bequemer ist auf dem Tisch. Und heller ;)

    Ich geh richtig gern zu meinem TA!

  • Ah, da fällt mir noch was ein: hat Jemand einen Tipp wie man den zappelnden Hund ruhig kriegt wenn er eine Braunülegeschoben bekommt? Das ist bei meiner wirklich anstrengend, weil sie extrem rumzappelt und partout nicht still hält.

    Meint ihr Hinterbein geht besser? Es ist ja zum Glück nur selten nötig oder vielleicht gar nicht mehr(!), aber im Fall der Fälle würde ich ihr und mir den Streß gerne ersparen 6x anzusetzen.

  • mhn, unsrer quatscht die Tiere so zu, dass er sogar damals unserem Kater die Pfote rasieren und die Braunüle schieben konnte, ohne dass wer das Tierchen hätte halten müssen :ugly:

    Du könntest das ruhig Sitzen und Pfote betatschen lassen daheim üben. Ob das beim TA dann allerdings auch noch klappt? :???:

  • Ich hatte ernsthaft überlegt, wenn ich mal Urlaub hab, ein kleines Praktikum bei meinem TA zu machen um mit ihr solche Dinge zu üben. Bei mir lässt sie sich natürlich mit Ruhe fast alles gefallen. Das Pfote üben und dran rum machen ist bei mir kein Thema, aber ich kann es ja mal intensivieren ;)

  • Fini hat große Angst vor jedem TA Besuch. Am Anfang gings noch, aber nachdem wir ein paar Mal wegen ihrer verkrüppelten Pfote dort waren, wars aus.
    Sie würde nie knurren oder beißen. Es geht keine Gefahr von ihr aus, nicht mal, wenn sie extreme Schmerzen hat - sie hat damals zum Kompensieren auf meinem Finger rumgeknabbert und konnte sich scheinbar trotzdem beherrschen - sehr bewundernswert meine Maus.

    Leider habe ich noch keinen TA gefunden, der so kooperativ ist. Ja, beim ersten Mal wurden bei allen Leckerlis gestreut, aber darauf folgend nie wieder. Einfach vorbei kommen zum Leckerli abholen, wurde mir noch nicht angeboten.
    Ich hab mal drüber nachgedacht, die Idee aber danach wieder verworfen, aber einen Versuch wäre es ja wert =)

  • Bei uns war es ähnlich wie bei dir... Und wir haben einen Herdenschutzhundmix, die generell sehr vorsichtig bei Fremden sind. Aber.... Beim zweiten TA-Besuch hat er sich so gefreut als er unsere TÄ sah, dass er sich eingepinkelt hat :grin:
    Aber üblich ist das nicht, wir haben gsd eine ganz ganz tolle Ärztin. Leider nimmt sich nicht jeder so viel Zeit...

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