Sehr ängstliche Hündin

  • Hallo allerseits,
    ich habe seit 3 Tagen eine Hündin aus der Tötungsstation. Sie ist sehr sehr ängstlich und ich hab viel Geduld mit ihr.
    Die ersten zwei Tage hat sie nur geschlafen (lange Reise hinter sich). Bin immer nach dem Essen mit ihr raus.
    Leider muss ich sie immer dazu zwingen,raus zu gehen und wenn sie dann mal draussen ist, ist alles gut. Daheim wird dann wieder geschlafen.
    Gestern ist sie mir sogar entwischt, kam aber zum Glück wieder zu mir zurück, was ich ganz toll fand.
    Ich war gestern auch alleine daheim und sie hat sich dann getraut, das Haus ein bisschen anzuschauen.
    Heute wollte ich mit einem Kolleg an den See baden gehen. Ich kenne ein Plätzchen, wo man ganz alleine ist.
    Anfangs dachte ich, das wird wieder was bis ich sie ins Auto bekomme, aber sie ist mir ganz brav hinterher gelaufen , ins Auto rein. Das fand ich echt ganz toll. Sie ist nicht so ängstlich, wenn wir ganz alleine sind.
    Als wir angekommen sind ist sie auch gut aus dem Auto raus. Doch dann als sie Kolleg gesehen hat, hatte sie wieder Angst. Die ganze Zeit sass sie in einer Ecke und hat sich nicht getraut rauszukommen. Als mein Kolleg schnell weg war, konnte ich sie dazu überreden, ein bisschen ins Wasser zu gehen, doch dann hatte sie wieder Angst und rührte sich nicht vom Fleck. Da mein Kolleg es dann eilig hatte, musste ich mich beeilen und habe sie aus dem Wasser getragen, da es schnell gehen musste. Auch ins Auto wollte sie nicht und wollte flüchten, also hab ich sie auch schnell hochgehoben und ins Auto rein. Ich muss dazu sagen, sie wiegt 40 kg!!
    Als ich daheim angekommen war wollte die Arme gar nicht raus und hatte ganz viel Angst. Als ich sie gesehen habe musste ich einfach weinen! Ich fühle mich so mies, dass ich sie am 3 Tag gleich so quäle und ihr Vertrauen ausgenutzt habe. Ich wollte ja eig. dass sie auch Spass hat und nicht dass es für sie der Horror ist.
    Ich musste sie jetzt leider aus dem Auto zwingen und die Arme hat jetzt Angst vor mir.
    Meint ihr, ich hab ihr Vertrauen jetzt verloren? Bin ich für sie unberechenbar, sodass sie keine Verbindung mehr zu mir aufbauen kann?

  • Ach Gottchen, du schleppst also das 40kg-Hündchen durch die Gegend. ;)

    Beruhige dich erstmal.

    Laß ihr Zeit. Laß sie erstmal ankommen, Ausflüge und andere Leute würd ich erstmal komplett streichen. Die Süße ist wahrscheinlich eh total traumatisiert, und die neue Umgebung ist schon aufregend genug. Verhalte dich ganz normal, aber achte darauf, dass du IMMER ausgeglichen bist und auch so wirkst. Sie beobachtet dich, und zwar die ganze Zeit, nicht nur, wenn du dich mit ihr beschäftigst. Das wird schon. Zwing sie zu nichts. Solche Hunde brauchen Zeit und souveräne Menschen. Ich hoffe, du hältst uns auf dem Laufenden.

    Du musst lernen, dein Gefühlsausbrüche zu kontrollieren. Ich meine nicht, dass du sie unterdrücken sollst, du brauchst einfach eine gelassene Grundstimmung, die dem Hund Sicherheit vermittelt. Das gilt umso mehr, je ängstlicher sie wirkt. Eine von euch MUSS doch die Coole sein, oder?

    Ach ja, gibt's Fotos?

  • Sorry, aber unter "ich habe viel Geduld mit ihr" verstehe ich wirklich etwas anderes.

    Mit einem ängstlichen Hund der garnichts kennt, kann man solche Ausflüge einfach nicht nach 3 Tagen machen ohne dass der Hund Panik schiebt.

    Da hättest du mal auf den Badeausflug verzichten müssen.

    Und damit dieser Hund dir in Zukunft nicht nochmals entwischt: bitte IMMER doppelt sichern.

    Es laufen leider immer wieder genügend entlaufene Auslandshunde hier in Deutschland herrenlos durch die Gegend, weil sie nicht genügend gesichert worden sind.

    Du mußt dem Hund Zeit geben. Arbeit mit einem Angsthund mißt du am besten in Monaten und nicht in Stunden oder Tagen. Das dauert und ist nur mit ganz viel Geduld hinzubekommen

  • Ich weiss, das mit dem Ausflug war echt dumm von mir..
    Nun ist sie wieder ganz entspannt, zum Glück.
    Sie scheint mir immer noch zu Vertrauen, und sie ist sehr anhänglich.
    Ich habe schon ein Termin ausgemacht mit der Hundetrainerin.
    Ich bin eigentlich ein ganz ruhiger Typ und strahle das auch aus.
    Also sollte ich mal ne Woche lang nichts anderes machen als Gassi gehen und daheim bleiben?

  • Wieso ne Woche? Mach dich locker, lass dich auf das Tier ein. Vielleicht will sie in 3 Tagen action, vielleicht aber auch erst in 3 Monaten. Mach langsam, beobachte die Süße und überfordere sie nicht. Sie scheint dich ja akzeptiert zu haben, von Vertrauen kann man nach der kurzen Zeit noch nicht sprechen, aber was nicht ist, kann noch werden.

  • Meine Hündin war auch extrem ängstlich am Anfang un hat sofort geschrien bzw sich auf den Rücken gedreht um sich zu unterwerfen wenn man sie anfassen wollte... Das wichtigste ist wirklich, wie schon zuvor geschrieben wurde, cool zu bleiben und dich völlig normal zu verhalten. Sie merkt dann dass du jemand bist dem man vertrauen kann. Ganz schlecht ist es solche Hunde zu betüdeln und zu trösten ("is ja aaalles guuut duuu aaaarmer Hund"), versuchen zu locken etc... das macht es noch schlimmer.
    Erkundige dich zum Thema doch mal bei Angsthund.de etc. Ängste sind für Hunde echt schlimm und oft sehr komplex und vor Allem individuell zu betrachten. Ich habe bei meinem Mädel sehr viel Erfolg mit dem Handtarget (gibts hier im Forum bestimmt was drüber) und dem Clicker (indem ich angstmachende Sachen "beclicker")... Es dauert aber es lohnt sich! Jeder macht Fehler und ich habe letztens auch erst wieder geheult weil ich meine nicht vor einer zu krassen "grusliges, glattes-Laminat-Aktion" verschonen konnte... :verzweifelt:
    Du hast ja schon erkannt dass das zuviel war was du ihr zugemutet hast, aber nur wer nix tut macht keine Fehler! Du hast, meiner Meinung nach schon ein ganz gutes Gespür für deinen Hund nach der kurzen Zeit! Steh zu deinem Hund und ihren Ängsten, das hilft ihr. Ich muss mir immer wieder anhören was ich da fürn Schisser habe etc etc, und da merke ich immer dass es gut ist dass sie bei mir gelandet ist, da ich sie sooo gut verstehn kann... Aber gerade dann ist es hart, weil man einfach mitleidet, man sich das aber nicht anmerken lassen sollte - dem Tier zu Liebe! Kennst du das Buch "Das andere Ende der Leine" von Patricia McConnell? Da lernt man viel über Missverständnisse zwischen Hund und Mensch schon allein der Körpersprache wegen... Bei mir hat es am Anfang Wunder gewirkt wenn ich in die Hocke gegangen bin und mich demonstrativ mit dem Körper bzw Kopf weggedreht habe, um zu zeigen dass ich keine Bedrohung bin. Da kam sie sofort her. Und einfach durch die Gegend laufen wie sonst, Tür zu machen wie sonst usw (man muss dabei natürlich auch auf individuelle Ängste/Panik Rücksicht nehmen um das Tier nicht zu überfordern). ich glaube auch dass Bewegung sehr zur Entspannung beiträgt. Wenn du das nicht schon hast besorg dir ne Schleppleine (Biothane-Leinen sind toll) und ein Geschirr (am Anfang am Besten mit Halsband und Geschirr sichern) und erkunde die Gegend mit ihr in Ruhe... Bei meiner hat es auch lang gedauert bis sie sich regeneriert hatte... Am Anfang hat sie nach ner halben Stunde Gassi mindestens zwei Stunden geschlafen! :sleep: Erst jetzt nach einem knappen Jahr kommt ihre Power zum Vorschein! =) Toll dass du zu nem Trainer willst/gehst, aber guck auch da ob er/sie der Richtige für euch ist...

    Ich glaube ja n bischen daran dass jeder den Hund bekommt der zu ihm passt bzw der Hund zu jemandem kommt zu dem er auch gehört... (leider ist das für manche armen Fellgesichter natürlich nicht der Fall :/ ) Du machst dir Gedanken und willst ihr helfen und das ist schon der erste grosse Schritt!! Wie gesagt, Fehler machen wir alle, und ich kann auch ein Lied davon singen. Aber gerade mit von/einem Angsthund lernt man sooo viel über diese wunderbaren Fellwesen!!

    Viel Glück für euch!!

  • Achso, meine Kali ist mittlerweile nach nur einem Jahr wie ausgewechselt! Ich hätte nie gedacht dass wir in so kurzer Zeit so weit kommen und dass man mit Geduld (auch nicht grad meine Stärke^^) und n bischen Horizonterweiterung (okay, mit Massen von Hundeliteratur, Hundeforum, etc :headbash: ) so viel erreichen kann... mir kommts manchmal vor wie ein Wunder was meine Kleine alles gelernt hat inzwischen. Aber auch wenns (anfangs) nur in kleinen, winzigen Schritten vorwärts gehen sollte, oder manchmal eben auch einen Schritt zurück, nur nie den Mut verlieren!! :gut:

  • @ SissyDarko: Das beruhigt mich dass du es soweit geschafft hast mit deiner Hündin.
    Ich war gestern Abend noch schön mit ihr draussen und dann am Schluss waren zwei Kinder, vor denen sie schreckliche Angst hatte. Sie wollte gar nicht vorbei, so dass ich einen Umweg gemacht habe.
    Danach war wieder alles gut, aber seit dem will sie gar nicht mehr raus. Als ich ihr ihr Geschirr anlegen wollte, hat sie sich weggedreht und gewinselt und hat sich hingelegt. Nun hat sie auch ins Haus gepinkelt.
    Ich will sie auch nich rauszwingen aber sie kann doch nicht den ganzen Tag daheim rumhocken und daheim ihr geschäft erledigen...

  • Zitat

    Als ich ihr ihr Geschirr anlegen wollte, hat sie sich weggedreht und gewinselt und hat sich hingelegt. Nun hat sie auch ins Haus gepinkelt.
    Ich will sie auch nich rauszwingen aber sie kann doch nicht den ganzen Tag daheim rumhocken und daheim ihr geschäft erledigen...


    oje naja aufs katzenklo wird sie ja wohl nicht gehen können oder? :D

    ich würde sagen in einem ruhigen moment versuchst du es mit dem geschirr nochmal und dann lässt du es eben ein paar Tage dran ... davon stirbt die süße nicht ... und wenn du rausgehst einfach anleinen und losgehts ... gar nicht drauf eingehen wenn sie sich sträubt ... du musst sie ja nicht hinter dir herschleifen aber raus muss sie und du willst ihr ja auch nichts schlechtes, sondern etwas gutes :gut:

    du musst ihr einfach zeigen, jetzt gehts raus, ich weiß was ich tue ... wenn du da zögerlich wirst dann bestärkst du sie leider darin, dass rausgehen "gefährlich" ist ... nur mut!

  • und zum thema vertrauen: vertrauen ist ... muss ich dir leider knallhart sagen ... jetzt keines da ... dafür hast du sie zu kurz ... vertrauen muss du dir erarbeiten, indem du souverän reagierst und sie sicher führst ... bei meiner war nach Monaten noch keine Bindung und kein Vertrauen da ... erst jetzt! =)

    meine ist auch jetzt noch unsicher und ängstlich ... ich habe das als hundeanfänger gott sei dank anfangs gar nicht bemerkt und sie überall mit hingeschleift :lol: ich bin da gar nicht drauf eingegangen und habe sie mit zur arbeit genommen, mit auf grillfeste, zu meinen eltern ... :lol:

    ich glaube wenn ich es gemerkt hätte dass sie so ängstlich war, dann hätte ich es noch schlimmer gemacht, weil ich gezögert hätte und zu viel auf sie eingegangen wäre ....

    die brecheisenmethode habe ich natürlich nie angewendet, ich habe schon bemerkt, wenn ihr etwas "ungeheuer" war und mir dann eben ne hundeschule und jetzt einen privattrainer gesucht

    nur mut ... kommt zeit kommt rat ... der hund muss ankommen und braucht eben zeit, der eine länger, der andere kürzer :gut:

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