Hund lässt sich nicht von Fremden anfassen / Angst

  • Hallo,

    mein Windhund-Rüde Picco lässt sich nicht von Fremden anfassen.
    Eigentlich wäre das nicht so tragisch, denn Windhunde sind Fremden gegenüber oft reserviert.

    Da ich jedoch angefangen habe ihn offiziell auszustellen ist es nun eben doch ein Problem und ich möchte gerne daran arbeiten!
    Bei Bekannten dauert es immer 3-4 Treffen mit vielen Leckerchen, bis er sich dann so einigermaßen streicheln lässt ohne zurück zu zucken oder wegzuspringen. Man kann sich vorstellen, dass das bei einer Ausstellung natürlich nicht zu machen ist.

    Schlechte Erfahrungen hat er sicher nicht gemacht. Ich bekam ihn mit einem halben Jahr von einer Züchterin. Beim ersten Kennenlernen war er auch zu mir (damals ja Fremde!) total schmusig und kein bisschen ängstlich!


    Hat jemand Ideen wie ich am besten mit ihm üben könnte??

    Liebe Grüße :hallo:

  • Eigentlich machst du schon die richtigen Übungen. Bekannte kommen vorbei und geben Leckerchen. Ich würde in Übungseinheiten (möglichst mehrere am Tag) Leute bitten, vorbeizukommen und die allerbesten Leckerlis springen zu lassen. Es sollten nicht immer die gleichen Menschen sein. Das wird sicher langwierig und schwierig zu managen, aber ich denke, es wird sich lohnen.

    Zitat

    Schlechte Erfahrungen hat er sicher nicht gemacht. Ich bekam ihn mit einem halben Jahr von einer Züchterin. Beim ersten Kennenlernen war er auch zu mir (damals ja Fremde!) total schmusig und kein bisschen ängstlich!

    Irgendwas wird wohl doch passiert sein. Man bekommt nicht immer alles mit...

  • Solche Dinge haben wir immer in der Hundeschule geübt, da hat man genügend Figuranten. Und ganz wichtig: die wissen oder lernen, WIE der Hund am besten berührt wird, und wie man es nicht machen soll.

    Womit wir bei den schlechten Erfahrungen wären: das braucht kein Schlagen sein, für einen sensiblen Hund kann reichen, wenn er an ungeeigneter Stelle einfach angetascht und gestreichelt wird, wenn möglich noch mit drüberbeugen. Dann hat er gelernt, wie er die milde unangenehme Situation erfolgreich vermeiden kann. Wir haben zum üben die Hunde immer auf ein Podest aus Kisten gestellt, Besitzer ist beim Hund, Annäherung erfolgt seitlich, Ansprache, Berührung, wo der betreffende Hund nicht speziell empfindlich ist (meist seitlich am Rumpf oder Schulter), ruhig und ohne eine grosse Sache drum zu machen, kein streicheln, aber eine spürbare Berührung nicht wie eine Fliege. Leckerchen gibt es erst nachher. Es soll bei aller Rücksicht selbstverständlich wirken, eine Sache, die zwar vielleicht nicht so toll ist für den Hund, aber einfach dazugehört und zu ertragen ist.

    So hat es bei allen Hunden geklappt - wirklich panische waren aber keine dabei. Das Schönfüttern durch Besucher kannst du parallel ruhig beibehalten

  • Danke für eure Antworten.

    Da ich hier bisher keine ordentliche Hundeschule gefunden habe geht eben nur "Heimtraining".
    Dafür habe ich einen guten Tipp bekommen, der vielleicht auch für andere mit ähnlichen Problemen hilfreich sein könnte.

    Und der heißt: FUTTERTUBE !

    Bei den Leckerchen war immer das Problem, dass er sie zwar zaghaft genommen hat und dann aber ganz schnell damit abgedüst ist ;) Bei der Futtertube muss er eben stehen bleiben :D Jetzt bauen wir das langsam immer weiter aus; erst nur mit Frauchen üben, dann sehr gute Gassifreunde, irgendwann Fremde und dann die "Angstpersonen".


    Liebe Grüße :hallo:

  • Ich würde das anfassen zum unter anderem auch ansagen. Zum Beispiel es soll der Rücken berührt werden, dann kurz Rücken sagen und berühren oder halt für alle Körperstellen einfach nur "anfassen". Das mach ich eigentlich mit allen berührungsempfindlichen Hunden.

    Dazu fange ich immer so an, das ich erst den Hund berühre und wenn der sich von mir überall anfassen lässt und dabei entspannt bleibt, dann kommen Fremde in den Raum und sitzen einfach nur auf Abstand, wenn ich da auch wieder überall anfassen kann und der Hund entspannt bleibt, kommt der Fremde näher und sitzt nur daneben und im nächsten Schritt ist die Hand des Fremden auf meiner Hand und dann nehme ich die Hand schrittweise weg.

    Damit habe ich bisher die besten Erfahrungen gemacht.

  • Zitat

    Ich würde das anfassen zum unter anderem auch ansagen. Zum Beispiel es soll der Rücken berührt werden, dann kurz Rücken sagen und berühren oder halt für alle Körperstellen einfach nur "anfassen".


    Kann ich nur unterstreichen.
    Sensiblen/ängstlichen Hunde sind ja schnell in einer Hab-Acht-Stellung. Es ist sehr vertrauensfördernd, wenn sie begreifen: Es passiert nichts ohne Ansage. Sprich: Bis zur Ansage können sie entspannt bleiben (und später dann hoffentlich auch nach der Ansage). Und durch die Ansage lernen was, WAS auf sie zukommt - das stabilisiert sie auch.


    Ich hab übrigens schon öfters von Hunden gehört, die etwas älter vom Züchter abgegeben sind und sich als wenig alltagstauglich oder umweltsicher herausstellten. Ich denke, dass nicht alle Züchter ihre Hunde gut aufs Leben außerhalb der Wurfkiste vorbereiten. Sie haben ihr Fachgebiet dann eher im Bereich Zucht und weniger im Bereich Verhaltenstraining.
    Also man muss schon genauer hingucken und als mündiger Hundehalter bzw. -käufer zeigen, kann sich nicht nur einem "Züchter" anvertrauen, nach dem Motto, der weiß schon, was er tut.

    Und noch etwas, was du vielleicht nicht hören willst: Ich würde bei einem ängstlichen Hund sehr genau überlegen, ob er in die Zucht soll. Denn gewisse Komponenten des ängstlichen Verhaltens sind durchaus vererbbar und zwar vor allem die, die eben nicht auf "hat was Schlechtes erlebt" zurückzuführen sind!
    Ängstliche Mutterhündinnen vermitteln auch ihren Welpen, dass "die Welt" angsteinflössend ist, rein über ihr Verhalten (+ erbliche Komponente). Auch Wesenszüge wie ein zurückhaltendes Verhalten - was sich unter ungünstigen Bedingungen dann zur Ängstlichkeit auswächst - ist erblich.
    (Das erzählt einem natürlich nicht unbedingt ein Züchter, der selbst mit ängstlichen Hunden züchtet oder seine Hunde nur unzureichend sozialisiert ;) )


    Alles Gute für dich und deinen Hund!

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