Ansatz zur Korrektur von schwer traumatisierten Hunden
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Nchmal scottishborders, was mache ich mit dem Hund, auf welcher Ebene arbeite ich und was bewirke ich in der Psyche des Hundes?
Wie ging es mit dem Hund weiter?
Wie agiert der HUnd in für ihn extremen Situationen?
Manu, danke! Ähnliches hatte ich mir schon gedacht. Hmm, wie erkläre ich diesem Hund, dass es nicht das ist wonach es aussieht und wie händel ich so einen Hund in dem Moment?
Ist ein Händeln da überhaupt noch möglich und lande ich bei Management zur Schadensbegrenzung?
Und wie verhält sich der Hund nach einer solchen Situation?
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Mich erinnert die Methode sehr an Join Up von Monty Roberts (bei Pferden). Natürlich sind da auch deutliche Unterschiede. Gleich ist aber, dass dem Hund bzw. Pferd absolut keine Möglichkeit zur Flucht gelassen wird. Im Gegenteil - gerade durch das runde Gatter kann das Tier rennen und rennen, aber kommt niemals weg vom Menschen.
Deshalb sind Round Pens das "beste" Mittel, wenn man mit erlernter Hilflosigkeit arbeiten möchte...Auch MR behauptet ja, die Pferde würden sich dem Menschen durch diese Art der Arbeit (beim Join Up werden sie vorangetrieben, nicht erschreckt) dem Menschen schließlich anschließen. Letztendlich lernen sie aber, dass es schlicht der einzige Ausweg ist, damit der Stress aufhört. Das hat nicht bei allen Tieren schlimme Folgen, aber es gibt viele, die den psychischen Druck nicht aushalten und explodieren, versuchen, über den Zaun zu kommen, egal wie, sogar angreifen oder einfach immer weiterrennen.... Vor allem ist bei vielen Tieren das Vertrauen in den Menschen böse erschüttert und von Folgen kann ohne Zaun keine Rede sein.
Kurzfristig allerdings erscheint Join Up (WENN überhaupt "richtig" gemacht, was auch so ne Sache ist...) unglaublich effektiv. Das "ergebene" Pferd wirkt erst mal tatsächlich völlig ruhig und folgsam. Die Schäden kommen erst mit der Zeit ans Licht... Inzwischen ist die einst so hochgejubelte Methode ziemlich out.Für mich wäre sowas nichts. Vertrauen muss wachsen, und das dauert eben lange. Ein Hund kann nur vertrauensvoll folgen, wenn er sich dazu entscheiden kann - nicht wenn ihm keine Wahl gelassen wird. Nicht jeder Mensch hat das Zeug dazu, einen wirklich traumatisierten Hund zu führen. Da kommt es - wie m.E. überall in der Hundeerziehung - viel mehr auf Einstellung und Persönlichkeit an als auf die reine "Technik".
Ich wäre z.B. viel zu ungeduldig und unruhig dazu. Da könnte ich im Round pen rummachen, soviel ich will - den Grad an innerer Ruhe und Sicherheit, den ein solches Tier braucht, habe ich nicht. Haben wenige. -
Zitat
Für mich wäre sowas nichts. Vertrauen muss wachsen, und das dauert eben lange. Ein Hund kann nur vertrauensvoll folgen, wenn er sich dazu entscheiden kann - nicht wenn ihm keine Wahl gelassen wird.
Wenn dir fremde Menschen begegnen hat man keine Zeit Vertrauen wachsen zu lassen. Da muss Hund wissen das ich ihn beschütze und keine Gefahr droht.
Mit dem leichten Zwang bringe ich den Hund in Bewegung und dies löst die Anspannung.
Bei Milow habe ich die Erfahrung gemacht das wenn er selbst entscheiden kann was er tun möchte erstarrt er und tut nichts. Dadurch lernt er aber auch nichts. -
Jetzt habt ihr wieder so viel geschrieben, muss ich alles erst mal nachlesen :mocken:
Vorrab eine Frage, was ist wenn der Mensch für den Hund wesentlich bedrohlicher ist als dieser Stein der Krach macht ?
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Ähm, nochmals die Frage: Bin ich ein Hund? Kann ich die hündische Kommunikation in all ihren Facetten und Feinheiten wirklich leisten?............
Kannst Du nicht. Aber: Dein Hund sieht Dich als die, die Du bist - er denkt nicht "Hund oder Mensch?" - er liest Dich einfach, schätzt Dich ein und weiß genau, mit welcher Geste Du was meinst - weil er Dich kennt. Und wenn Du solche Gesten noch so ungeschickt anwenden würdest, er wüßte, was sie zu bedeuten haben, weil er Dich kennt. ;-)
Allerdings entfällt dieser Punkt bei einem Hund, der mich nicht kennt, wie dem im Ausgangspost. Insofern könnte hier die Geste tatsächlich mißverstanden werden.
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Lach, nun waren wir nicht beim Thema " Für meinen Hund bin ich ein offenes Buch" sondern beim Thema "Ansatz zur Korrektur bei traumatisierten Hunde".
Aber Du hast Recht, vieles im Alltag sind Gesten oder Handlungen an denen Hund ablesen kann, was jetzt als nächstes passieren wird.
Und andersrum sehen wir doch auch am der Köprersprache und Mimik unserer Hunde, was so als nächstes kommen wird.
Nur ist das immer noch nicht eine Rudelgrundlage und auch keine Absolution zum Thema "Hunde machen das aber auch".
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Nchmal scottishborders, was mache ich mit dem Hund, auf welcher Ebene arbeite ich und was bewirke ich in der Psyche des Hundes?
Ich bringe den Hund in eine kontrollierte Situation mit kontrollierten Erschreckmomenten. Er erkennt mich NICHT als Auslöser dafür und kann durchaus weglaufen, er wird NICHT gescheucht, ohne zur Ruhe zu kommen. Das Ganze geschieht ruhig, kontrolliert und wird an jeden Hund individuell angepasst, logischerweise.
Der Mensch präsentiert sich als Beschützer, er 'entschärft' alles Bedrohliche, bis der Hund überzeugt ist, dass es sich für ihn lohnt, sich anzuschließen. Und da letztendlich kein Hund scharf drauf ist, seine Probleme allein zu lösen, tut er das. DAS ist die Idee und der Grundgedanke des ganzen Prinzips.
ZitatWie ging es mit dem Hund weiter? Wie agiert der HUnd in für ihn extremen Situationen?
Der Hund war gerade auf einem langen Spaziergang an der langen Leine. Er entfernt sich nicht weit, beriecht aber alles ausführlich und erkundet die Umgebung innerhalb dieses Umkreises. Er akzeptiert die kurze Leine und zieht nicht, er ist entspannt und guckt immer mal wieder zum Menschen.
Bleibt man auf dem Spaziergang stehen und sagt nichts, wird erst der gesamte Umkreis ausführlichst berochen, Gras gefressen, dann kommt er und steht neben einem, bis man sich entscheidet weiterzugehen. Dauert das zu lange, legt er sich hin.
Ruft man, kommt er sofort. Geht man, um ein Objekt zu untersuchen, folgt er dichtauf und untersucht mit. Der Hund wurde NICHT in Extremsituationen gebracht, erst wird das gefasste Vertrauen in den Mensch als Beschützer weiter gefestigt, u.a. mit solchen Spaziergängen. Dann geht man einen Schritt weiter.Der Hund ist im Roundpen nicht hilflos, er lernt, den Menschen als Beschützer zu sehen. Das ist der Unterschied. Dass der neue Besitzer dieses Konzept verstanden und verinnerlicht haben muss, ist selbstverständlich, aber während der arbeit hier lernt der Hund zunächst, Menschen grundsätzlich als HILFREICH und nicht als bedrohlich oder nutzlos zu sehen.
Fehlt was? Ihr müsst mich leider immer wieder mit der Nase drauf stoßen, wenn ich Sachen überlese, aber ich hoffe, erlernte Hilflosigkeit abgehakt zu haben und die Zweifel bezüglich Auslösen von Triggerpunkten etc.
Wie weiter vorgegangen wird, werde ich im Verlauf der Arbeit beschreiben. Hier ging es erstmal um den Ansatz 'Mensch beschützt Hund, darum folgt Hund Mensch'.Nochmal: Ich versuche nicht, Hund zu sein. Ich beschütze den Hund. Das ist der Grund für ihn, sich mir anzuschließen und mir die Verantwortung für die Lösung seiner Probleme zu übertragen. Ich nutze im einschätzbaren Rahmen gewisse unmissverständliche Signale, die auch unter Hunden benutzt werden. Natürlich nicht zur Nachahmung von jedem empfohlen etc, hier aber so angewendet. Das nochmal zum Schnauzgriff, der ja eine wahnsinnige Diskussion ausgelöst hat, obwohl es nur ein kleiner Teil des Gesamten ist.
So schwer traumatisierte Hunde, die sich dem Menschen nicht anschließen, kamen hier noch nicht vor. In 20 Jahren und ca. 500 Hunden pro Jahr, also ca. 10 000 Hunde. Es handelt sich um ein Tierheim in Schottland, hier kommen viele schwere Fälle hin, das Gedanke wurde vom Vater an den Sohn weitergegeben, der neben seinen Arbeitshunden eben auch die Tierheimhunde wieder vermittelbar bekommt, Seminare macht, HUndebesitzern hilft etc. Ich lerne hier und sollte diese Diskussion starten :) Es ist also keinesfalls ein Experiment an einem dahergelaufenen Hund.
So, jetzt kamen bestimmt schon wieder ein Dutzend Antworten...
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Öhm, was bewirkst Du mit den "kontrollierten Erschreckmomenten" in der Psyche des Hundes?
Weshalb sieht der Hund den Menschen als Beschützer und in welchem Abhängigkeitsverhältnis steht der Hund zum Menschen?
Ist der Hundin der Lage auch ohne Mensch zu agieren?
Nochmal, wie reagiert ein solcher Hund in Extremsituationen und beim Aktivieren von Triggerpunkten?
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So, wie du das beschreibst, scottishborders, finde ich diese Methode immer ansprechender als abschreckender.
Erstens ist hier anscheinend jemand am Werk, der nicht mal schnell durch spektakuläre Wunderheilungen beeindrucken und das große Geld machen will, sondern jemand, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, geschädigten Hunden zu helfen, die woanders längst aufgegeben wurden - das ist ein harter Job, normalerweise recht brotlos und in meinen Augen sehr bewundernswert!
Zum anderen bin ich der Meinung, dass neue Herangehensweisen zum Thema Hunderverhalten und Erziehung nicht von vornerein als schlecht abgetan werden sollten. Wenn sich das Wissen über unseren Sozialpartner Hund und der Umgang mit ihm in den letzten Jahrzehnten nicht drastisch geändert hätte, würden wir uns hier fröhlich darüber austauschen, dass Hunde nach draußen in ihren Zwinger gehören und es sie verweichlichen würde, sie ins Haus zu holen; wir würden uns darüber freuen, wie unterwürfig sie nach einem gelungenen Alpha-Wurf sind und wie brav sie bei Fuß gehen, nachdem wir ihnen beim Training ordntlich auf die Zehen gestiegen sind... und wir würden denken, dass wir damit total richtig liegen!
Von daher finde ich es wirklich begrüßenswert, wenn jemand, der so viel Erfahrung hat wie von scottishborders beschrieben, versucht neue Wege einzuschlagen, um ausgestossenen Hunde eine Chance zu geben!
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Zitat
Öhm, was bewirkst Du mit den "kontrollierten Erschreckmomenten" in der Psyche des Hundes?
'Huch, was war das denn?' wahlweise auch 'Uiuiui ist das komisch hier' - nicht mehr, nicht weniger. Verunsicherung im kontrollierten Rahmen, als Vorstufe zur realen Welt.
ZitatWeshalb sieht der Hund den Menschen als Beschützer und in welchem Abhängigkeitsverhältnis steht der Hund zum Menschen?
Das hab ich jetzt schon so oft erklärt... Er löst das Problem 'komisches Geräusch', indem er mutigerweise hingeht und es untersucht, wobei ihm nichts passiert. Der Hund (und nicht nur dieser) ist abhängig vom Menschen in bezug auf das Bedürfnis nach Schutz und Entscheidungen. Wenn er das nicht ist, gibt es normalerweise Probleme in unserer Gesellschaft..
ZitatIst der Hundin der Lage auch ohne Mensch zu agieren?
Öhm, wann soll er das? Ich persönlich möchte keinen Hund führen, der ohne Mensch agiert. Er ist nicht passiv, er hält sich schlicht in der näheren Umgebung auf und wendet sich bei für ihn uneinschätzbaren Situationen an den Mensch.
ZitatNochmal, wie reagiert ein solcher Hund in Extremsituationen und beim Aktivieren von Triggerpunkten?
Von welchen Extremsituationen und Triggerpunkten genau sprichst du? Mal davon abgesehen dass ein solcher Hund erst nach einiger Zeit und im Idealfall nicht in solche kommt und wenn, reagiert er nicht anders als ein 'normaler' Hund, der seinem Halter vertraut.
Es erfordert noch Arbeit, aber dafür, dass der Hund eingeschläfert werden sollte, ist das Ergebnis bisher nicht schlecht in meinen Augen :) ZarteSchnauze: Freut mich übrigens, deshalb bin ich auch hier, es ist ziemlich faszinierend. Die Methode ist nicht mal neu, die wurde über Generationen weitergegeben, zumindest die Grundidee..
Das ist ja das Schöne: Man muss nicht die ganze Umwelt 'sichern', sondern nur Vertrauen in die Beschützerqalitäten des Menschen aufbauen, dann sind die Hunde automatisch cool, wenn der Halter es ist.
Das war ein Beispiel aus vielen, Ralph, der Spaniel, der 3 Vorbesitzer übel zugerichtet hat, Buddy, der Cocker, der seinem Frauchen eines Tages an die Kehle gegangen ist, Misty und Lennox, zwei DSH, die ihr Leben im Vorgarten verbracht haben... Die Liste lässt sich leider endlos fortführen.
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