Junghund mit geringer Frustrationstoleranz beißt

  • Vin, Parson Russell Terrier, ist nun gut 8 Monate alt. Seit er geschlechtsreif ist, ist er draußen oft nicht mehr ansprechbar. Er schnuppert sich in Rage, knattert mit den Zähnen, schäumt und schwelgt in der Durftwelt. Wenn er andere Hunde sieht und nicht hin darf ist er völlig außer sich. Er quieckt und zieht, bis von mir ein Verbot kommt. Dann läuft er winselnd weiter. Wir arbeiten bereits daran, seine Toleranz zu steigern. Die Trainerin hat uns Übungen empfohlen, die alle darauf aufbauen, dass er nur mit Ruhe ans Ziel kommt. Bisher ist der Erfolg eher mäßig.


    An manchen Tagen klappt es Super, er läuft ohne Leine, gibt mir seine Aufmerksamkeit und lässt sich von anderen Hunden zurück rufen. An anderen Tagen könnte ich ihn an den nächsten Baum tackern. Er zieht, hat die Nase nur am Boden, winselt,.... Das volle Programm. :ugly:


    Ich versuche im Moment Suchspiele aufzubauen. Aber an den schlechten Tagen ist ihm jegliches Futter egal.


    Zusätzlich kam es nun schon öfter vor, dass er geschnappt hat. Manchmal kann ich es mir erklären. Zb wenn er auf die Couch durfte und er dann runtergeschickt wird. Das haben wir aber mit Konsequenz in den Griff bekommen. Und er akzeptiert nun, dass ein "runter" auch runter heißt. Oder wenn er abends schon im Körbchen liegt und schläft, wir aber der Meinung sind er muss nochmal raus, dass will er nicht und zeigt es auch. Wir lassen ihn in der Situation jetzt einfach in Ruhe.


    Nun hat er aber schon zwei mal gebissen als ein Bekannter ihn gestreichelt hat. Beide mal waren es Männer die es etwas zu gut mit ihm meinten und ihn aus meiner Sicht grob am Hals gestreichelt haben und an der Haut gezogen haben. Die Warnungen, wie Ohren anlegen, wurden nicht gesehen und schon war es passiert. Er verkrümmelt sich dann auch immer gleich oder sucht Schutz bei mir. In meinen Augen ist sein Verhalten irgendwie nachvollziehbar. und es ist wohl eine Schutzreaktion. Dennoch ist es unangenehm und ich kann solche Situation nicht immer vermeiden. Besonders Kindern ist sowas ja schlecht zu vermitteln.


    Nun darf ich mir anhören, dass ich in Schlagen muss, um ihm zu zeigen wer der Chef ist :muede: In meinen Augen ist das aber genau falsch, wenn er aus Angst beißt und ich ihn dann noch den Schutz verweigere und stattdessen zuschlage.... Nein da wird mir ganz schlecht. Ich schicke ihn dann auf seinen Platz.


    Ich würde ihm gerne zeigen, dass es Alternativen zum beißen gibt, weiß aber nicht so recht wie ich das aufbauen soll. Und ob ich sein Verhalten überhaupt richtig beurteile, weiß ich auch nicht.


    :hilfe:

  • Zitat

    Nun hat er aber schon zwei mal gebissen als ein Bekannter ihn gestreichelt hat. Beide mal waren es Männer die es etwas zu gut mit ihm meinten und ihn aus meiner Sicht grob am Hals gestreichelt haben und an der Haut gezogen haben. Die Warnungen, wie Ohren anlegen, wurden nicht gesehen und schon war es passiert. Er verkrümmelt sich dann auch immer gleich oder sucht Schutz bei mir. In meinen Augen ist sein Verhalten irgendwie nachvollziehbar. und es ist wohl eine Schutzreaktion. Dennoch ist es unangenehm und ich kann solche Situation nicht immer vermeiden. Besonders Kindern ist sowas ja schlecht zu vermitteln.


    Ich würde eher mal mit den Bekannten reden, wenn sie so grob mit Vin umgehen. ;)



    Die Alternative die du anbieten kannst, ist ihn raus zu holen aus solchen Situationen. In der oben genannten Situation z.Bsp. den Bekannten ein paar Takte erzählen und den Hund zu dir holen.

  • Zitat

    Ich würde eher mal mit den Bekannten reden, wenn sie so grob mit Vin umgehen. ;)



    Die Alternative die du anbieten kannst, ist ihn raus zu holen aus solchen Situationen. In der oben genannten Situation z.Bsp. den Bekannten ein paar Takte erzählen und den Hund zu dir holen.


    :gut:


    Mein 50% Terrier (der sich wie ein 100% Terrier benimmt) würde sich sowas auch verbitten. Wenn er keine Fluchtmöglichkeit hätte und auf sein verwarnen nicht reagiert wird, dann verleiht er seinem Wunsch mit den Zähnen Nachdruck.
    Ich seh das auch nicht als schlimm an, Terrier sind eben nicht gerade für Toleranz gegenüber menschlichen Fehlverhalten (und solches haben deine Bekannten an den Tag gelegt) bekannt.


    Da hilft nur, übernimm Verantwortung und sorg dafür das er nicht in solche blöden Situationen kommt in denen er erst deutlich werden muss um ein Mindestmaß an Distanz zu bekommen.
    Vor allem weil jede dieser Situationen nur dazu führt das er Beißen als Lösung in Bedrängnissituationen kennenlernt, statt das er merkt das du dich kümmerst und ihn schützt so das er sich um nichts sorgen muss. ;)


    Du schaffst das schon :gut:


    Viele Grüße,
    Nina

  • Hallo,


    also meine Große habe ich damals wenn ich gemerkt habe ihr wird etwas zu viel oder ihr ist etwas unangenehm in ihr Körbchen geschickt.


    Es gab dir Regel das sie dort in Ruhe gelassen werden muss, sie hat dann gelernt von selber dort hinein zu gehen wenn sie ihre Ruhe haben will.


    Besuchern wurde diese Regel sofort gesagt und es hat auch immer gut funkioniert.


    Viel Glück euch!
    Lg

  • Das mit dem Körbchen muss ich mal testen. Danke für den Tipp. :gut:


    Und auch danke für eure Meinungen. Ich durfte mir gerade tolle Moralparolen anhören. Dass ein Hund nie beißen darf, egal was man macht und nur Schläge als Reaktion den Hund zeigen wer das Sagen hat... Eure Worte helfen mir an meiner Meinung festzuhalten. Besonders wenn ich daran denke, dass Vin nach seiner Reaktion beschwichtigt und sich zu mir flüchtet, will ich garnicht darüber nachdenken, welchen Effekt zuschlagen dann haben könnte, bei einer Angst oder Stressaggression :fear:


    Fremde fassen meinen Hund auch nie an, dass würde ich auch nicht erlauben. Aber gerade Familienangehörige oder Freunde schalten gerne auf Durchzug. Besonders die, die meinen sie wären Hundeexperten und machen oft was sie wollen, egal was man sagt.... :headbash:


    Hat jemand noch einen Tipp wir ich mit seinem Frust umgehen sollte?

  • Wann genau hat Vin Frust? In welchen Situationen. Sorry ich kann es oben nicht genau rauslesen. :ops:
    Wie reagiert Vin wenn er frustiert ist?


    Die Situation wo er nach deinem Bekannten geschnappt hat kannst du nur lösen in dem du Vin dort wegholst in dem Augenblick in dem du merkst das Vin seine Ruhe haben möchte.



    Ehrlich gesagt, wenn mir jemand erzählen würde, ich müsste meine Hund schlagen, dem würde ich aber gehörig was husten.
    Auch wenn es Familienangehörige sind. " Durch die Blume" würd ich denen mal erklären das es dein Hund ist und sie sich nicht einzumischen haben in deine Erziehung.
    Und wenn die guten Leute auf Durchzug schalten, dann würde ich den Hund nicht mehr in deren Nähe lassen. Ich weiss das klingt hart, aber man muss sich nicht alles bieten lassen. ;)

  • Ich will mal ne andere Sicht einbringen. Mein erster Gedanke beim Lesen deines ersten Beitrags war »Holla, da lernt gerade jemand, dass man Zähne auch prima einsetzen kann, um seine Umwelt zu tyrannisieren«. Drastisch ausgedrückt und es mag sein, dass ich damit falsch liege: für mich klingt deine Beschreibung ehrlich gesagt nach nem kleinen Prinzen, dem der Kragen platzt, wenn das Dienstpersonal nicht spurt.


    Ich finde nicht, dass ein Hund unbedingt jemanden beißen muss, weil dieser ihn (wenn auch grob streichelt). Erstens kann man sich auch zurückziehen und zweitens müsstest du einschreiten, wenn du merkst, dass es gleich knallt.


    Die Spielchen mit »ich habe keine Lust rauszugehen und deshalb halte ich mir meine Leute mit nem Schnapper vom Hals« würde ich so auch nicht mitspielen, sondern ihm einfach die Decke unterm Arsch wegziehen und mit ihm rausgehen. Soetwas kann ich meinetwegen durchgehen lassen, wenn ansonsten alles passt. Aber gerade wenn der kleine Kerl im Bereich Frust so seine Problemchen hat, würde ich mir diese Situationen nehmen, um ihm zu zeigen, dass man nicht wegen jedem Mist explodieren muss und die Welt nicht untergeht, wenn man sich auch mal zurücknimmt.


    Ich glaube ebenfalls nicht, dass man einen Hund schlagen muss (wozu auch?). Aber sich hier und da auch mal durchzusetzen, auch wenn das Klein-Vin nicht passt, ist für mich ein Schlüssel, damit der Hund lernen kann, mit Frust umzugehen. Denn lernen mit Frust umzugehen, kann ich nur, wenn ich auch mal Frust schiebe. Und das wiederrum geht nur, wenn ich eben manchmal Dinge entgegen meiner eigentlichen Motivation tun muss, weil es nunmal einfach so ist.


    Viele Grüße
    Frank

  • Theoretisch stimme ich Frank zu, allerdings muss man die Situationen genau betrachten nur dann kann man entscheiden ob sein Verhalten angebracht war oder einfach nur kackenfrech ;)


    Letztendlich kannst nur du das beurteilen !

  • Ich würde mich Schnappi teilweise anschließen: Bei einem Blitzmerker-Junghund, der sowieso mit der Tendenz geboren ist, unangenehme Situationen mit kurzem, hartem Nachvornegehen zu lösen, würde ich auch sehr differenzieren und in manchen Situationen konsequent durchgreifen.


    Da ist von dir jetzt allerdings sehr viel "Diplomatie" gefragt: Bist du am falschen Platz zu hart, kann der Terrier tatsächlich das Vertrauen in dich verlieren. Bist du aber am falschen Platz zu nachsichtig, hast du alle Chancen, daß er dich für einen Deppen hält, und daß du dir einen pubertären Haustyrannen ranziehst, der Zahneinsatz als legitimes Kommunikationsmittel ansieht. Dazu hat Vincent berufsbedingt eine sehr viel höhere Bereitschaft als viele andere Hundetypen - und er MUSS jetzt lernen, die im Alltag unter Kontrolle zu halten.


    Praktisch gesehen: Die ungeschickten Bekannten würde ich ihm vom Hals halten, bis er etwas gefestigter ist - so hartes Begrabbelnlassen ist von einem kleinen Hund wirklich viel verlangt. Wo es bei mir aber absolut, überhaupt kein Verständnis und keine Nachsicht gäbe, wären Situationen wie "anknurren, wenn er vom Sofa soll" (sowas geht später übrigens gern in "anknurren, wenn ich am Halsband von was Interessantem weggeholt werde" über). Da hätte er einen Freiflug, einen Riesenrüffel und im Wiederholungsfall erstmal Sofaverbot kassiert - sowas geht schlicht nicht, weil nicht er, sondern ich über die Ressourcen dieses Haushalts bestimme, und Punkt.


    Hört sich fürchterlich diktatorisch und lieblos an, ich weiß - ist es aber nicht, denn letztlich lebt natürlich auch der Hund besser und entspannter, wenn er generell weiß, was geht und was nicht, als wenn er immer auf dem Sprung sein muß, "seine" Ressourcen zu verteidigen. Das hat übrigens nichts mit Weltherrschafts-Tendenzen zu tun (die er natürlich nicht hat!), sondern einfach mit einem entspannten, zivisierten Alltag für alle Seiten. Du schubst deine Mitmenschen ja auch nicht rülpsend beiseite, wenn sie dir gerade im Wege sind - warum solltest du also deinem Hund das Recht zugestehen, so mit euch umzugehen?


    Ihr habt da jetzt wirklich gerade ein typisches Terrier-Pubertätsproblem: auf eurem Sofa sitzt kein Bichon oder Mops, sondern ein selbstbewußter kleiner Jagdhund, der darauf gezogen ist, seinen Standpunkt zu bewahren auch mal härter zu verteidigen. Daß das, was im Job prima wäre, im Zivilleben ein Tabu ist, müßt ihr dem Teenager jetzt für den Rest seines Hundelebens beibringen. Mit Übungen zur Frustrationstoleranz, so nützlich die generell sind, ist das nicht getan: In manchen Situationen (Sofa!) fordert er eure ganz direkte Reaktion - und danach, wie die ausfällt, wird er sein Verhalten ausrichten.


    Und, wie gesagt: diese Tendenzen in den Griff zu kriegen, kann ist mühsam sein, weil's soviel Taktgefühl fordert. Tief drin sind die kleinen Rüpel ja nun mal absolute Weicheier, und mit sinnloser Härte kriegst du sie schnell kaputt. Die Zauberworte sind wirklich Konsequenz und Timing - und ich wünsche euch da eine glückliche Hand.


    Das kriegt ihr schon hin - und vergiß das Mantra nicht: "Ich wollte einen Terrier, ich wollteeinenterrierichwollteeinenterrierichwollte...." *g*

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