Issorartuyok - Wahnsinn im Wolfspelz
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Ich erinnere mich noch genau an die Worte meines Mannes, als ich ihm erzählte, daß ich mir einen Hund zugelegt hatte. Einen lammfrommen, so aufmerksam wie verschmusten Border Collie-Labrador-Mischling namens Buster. Von privat, irgendwie dubios zwischen Tür und Angel verkauft. Mitgeliefert wurden Leine, Halsband und Geschirr sowie ein Impfpass. Mein erster, eigener Hund! Und alles, was meinem Mann einfiel, war: "Spinnst du jetzt total?!"
Er konnte mit Hunden nichts anfangen, wollte keinen Hund im Haus haben. Und dann war er es, der die meiste Zeit mit dem Tier verbrachte, mit ihm Sport trieb, arbeitete, mein gekauftes Trockenfutter durch frisches Fleisch und gedünstetes Gemüse ersetzte und mir wöchentlich neue Tricks vorführte, die er Buster beigebracht hatte. Deswegen war ich auch nicht verwundert, als er eines Tages äußerte: "Ich hätte gerne einen Wolfhund. So einen tschechoslowakischen, der aussieht wie ein Wolf."
Ich hätte mit "Spinnst du jetzt total?!" antworten sollen, aber vermutlich hätte ihn das ebenso wenig von seiner Idee abgebracht wie mich, als ich mir Buster in den Kopf gesetzt hatte.Es war das Wochenende vor Weihnachten und es lag Schnee, als wir in einen 2 Stunden entfernten Ort fuhren, um uns Welpen anzusehen. Der Züchter öffnete uns die Tür und bat uns herein. Es roch nach frisch gebackenen Plätzchen und Pfefferminztee, gar nicht nach der Wolfshöhle, die ich irgendwie erwartet hatte. Die Züchterin kam gerade zur Terrassentür herein, als wir das Wohnzimmer betraten. Zuerst sah ich nur Mama Wolf, die sich an der Frau vorbei ins Warme drängte. Eine wunderschöne, stolze Wölfin mit grau-braunem Fell und stechenden Augen. Und dann tapsten sie herein: Sechs Wölflinge mit schneebedeckten Pfötchen, quietschend und noch wackelig auf den Beinen. Oh Gott! Ich war sofort verliebt.
Bei Keksen und Tee unterhielten wir uns mit den Züchtern. Mein Mann stellte viele Fragen, und ich war erstaunt, wie viel er wusste. Er hatte sich über die Rasse informiert, sich damit beschäftigt, das wusste ich, aber, daß sein Wissen so breit gefächert war, hätte ich nicht erwartet. Es war ihm verdammt ernst: Er wollte einen Wolf.
Während es mir reichte, die süßen, vier Wochen alten Welpen zu streicheln, unterzog mein Mann jeden von den noch verfügbaren irgendwelchen Tests, bis er schließlich auf einen kleinen Rüden deutete und sagte: "Den. Den nehmen wir."
Und sechs Wochen später zog Issorartuyok - kurz: Tuyok - bei uns ein.Der erste Ball
Meine Vorstellung davon, etwas mit einem Hund zu unternehmen, beinhaltet unter anderem Apportieren. Buster verfolgt diese Aktivität mit gleichbleibender Begeisterung. Er bringt geworfene Beutel, versteckte Beutel, Frisbees, Stöcke, Bälle, Plüschtiere, Seile - kurz: Alles, was man Buster wirft, bringt er einem zurück. Wenn es sein muss, auch 100x nacheinander.
Mein Mann und ich wohnten noch nicht richtig zusammen, aber wir sahen uns fast jedes Wochenende. Tuyok wohnte erst wenige Wochen in seinem neuen Zuhause, und da wir bald richtig zusammenwohnen würden, wollte ich schnell Freundschaft mit dem kleinen Wölfchen schließen. Ich schnappte mir den kleinen Hund und steckte einen weichen Ball in die Jackentasche. Der Spaß konnte beginnen!
Tuyok und ich machten uns auf den Weg zu einer Wiese in der Nähe der Felder. Hier störten wir niemanden, und, was noch wichtiger war, niemand störte uns. Apportierübungen erfordern schließlich vollkommene Konzentration.
Ich führte Tuyok den Ball mit schnellen Bewegungen an der Nase vorbei, bis er aufgeregt umher sprang und nach dem Ball schnappte. Dann warf ich ihn. Tuyok rannte, nahm den Ball auf und hoppelte, angestachelt durch mein lautes Rufen und mit der Leckerlietüte winken, durch den Schnee zu mir zurück. Guter Junge! Ich fütterte ihn mit einem Hundecräcker.
Runde zwei. Wieder warf ich den Ball, Tuyok rannte hinterher, nahm ihn auf und schaute mich an. In seinem Kopf schien es zu arbeiten. Ganz langsam kam er angeschlichen, den Ball vorsichtig im Maul tragend, und schielte auf meine Hand, in der ich den nächsten Cräcker hielt. Dann ging alles sehr schnell: Einen Meter vor mir ließ er den Ball fallen, machte einen Satz nach vorn, schnappte sich den Cräcker und muss ihn am Stück verschlungen haben, denn in der nächsten Sekunde hatte er schon wieder den Ball im Maul und lief davon. Ich rief ihn, er blieb stehen. Aber nicht, um zu mir zu kommen, sondern, um zu schauen, was ich als nächstes tun würde. Und ich tat, worauf er gehofft hatte: Ich lief auf ihn zu. Das nahm er als Stichwort, um sich mit mir ein Katz-und-Maus-Spiel zu leisten, an dem er sichtlich mehr Spaß hatte als ich. Und wer uns von weitem zugesehen hat, hat einen Mann gesehen, der wild mit den Armen in der Luft wedelnd und "Komm her! Tuyok, zu mir! Komm her!"-rufend über ein verschneites Feld lief, hinter einem kleinen Wolfhund her, der alle paar Meter stehen blieb, nur, um sich umzusehen und zu vergewissern, daß der spaßige Spielkamerad noch hinter ihm war.
Irgendwann, als meine Lunge schon in meinen Kniekehlen hing und ich Schnee in den Stiefeln hatte, hatte er Erbarmen mit mir und ließ sich einfangen. Ich hatte genug vom Spaziergang und nahm ihn an der Leine wieder mit nach Hause.
Durchgefroren entledigte ich mich zu Hause meiner Klamotten und ließ mir von meinem Mann ein schönes, heißes Bad einlassen.
Als ich aus dem Bad kam, führte mich eine Wattespur direkt zu Tuyoks Körbchen. Er hatte sich den Ball aus meiner über einem Stuhl hängenden Jacke geholt und ihn zerlegt. Beute gefangen, Beute gefressen. Wolf bleibt Wolf....Fortsetzung folgt...
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Also, ich muss ja ganz ehrlich zugeben das ich eigentlich nichts davon halte TWH's, Saarlos's, Spencer Wolfdogs und wie sie alle heißen, weiter zu züchten (oder zu vermehren...wie man's nimmt...
) und diese "Hunde" aufgrund des menschlichen "Back to the Roots" oder der "Liebe zum Wolf" als Familienhunde über die Welt zu verteilen.Ich finde dieses "Experiment" hätte nie stattfinden dürfen.
Aber, großes ABER, es ist wie es ist und auch wenn ich mir wohl nie solch einen Hund zulegen würde (eben weil ich es iwie fraglich finde) finde ich deine Geschichte wahnsinnig süß und ich musste gerade herzhaft lachen. Ich habe dich förmlich vor meinem gesitigen Auge gesehen wie du hinter diesem "Hund" (der ja ganz offensichtlich doch nicht so viel Hund ist wie es oft gesagt wird
) hinterher spurtest und der kleine "Wolf" entscheidet großzügig darüber wann denn nun genug gespielt wurde. 
Ich bin schon ganz neugierig auf Teil zwei !!
Wie gesagt, ich möchte dich (und auch niemand anderen !!) kritisieren der solch einen Hund - Wolf....( vll sollte man sie Hulf oder Wond nennen...) hält, ich finde sie ebenfalls wunderschön und sie faszinieren mich, genau wie der "echte" Wolf und die meisten "echten" Hunde, aber halten werde ich wohl nie einen.
Zumindest nicht mit meiner jetzige Meinung, allerdings lernt man nie aus und mit mehr Wissen revidiere ich vll auch iwann meine Meinung, wer weiß.
Ich denke alles hat (s)einen Grund und so wird es auch (s)einen Grund gehabt haben das diese "Rasse" begründet worden ist, wer kann schon wissen wozu es gut war. Ich sicher nicht.
Finde deine Story aber sehr schön !! Und finde es ebenfalls gut das ihr/du/dein Mann euch damit so sehr auseinander gesetzt habt. An euch sieht man dann wohl, es kann richtig "gut" sein.
So....genug geschwafelt....Teil zwei bitte !!!
P.S: Issorartuyok....was für ein zungenbrecherischer, völlig irrer, aber auch total cooler Name !!! Bin beeindruckt !! Und was fällt mir ein ? Quilas Ares und Quip Arod.....naja.....

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WAHNSINNIG tolle Geschichte. Wow du kannst das sehr toll erzählen
ABER ich bin so enttäuscht, dass keine Bilder zu sehen sind ... ich mag doch Wölfe total gerne
LG Nicole und Henry
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skysurfer: Juhu. Ein Tuyok-Thread
Ich werde mich genüsslich zurücklehnen, andächtig den Geschichten über dieses kleine Monster lauschen und hin und wieder herzhaft und – man verzeihe mir – auch schadenfroh lachen.So ähnlich liefen Apportierversuche bei uns auch ab. Nur das ich so schlau war, das ganze in der Wohnung zu machen, da ich schon ahnte, was da passieren würde
Das Ergebnis war dennoch ähnlich niederschmetternd ...Tamaris: Ich habe den Eindruck, dass du ein falsches Bild von den Hunden ohne Anführungszeichen hast
Solltest du mal irgendwann in der Gegend des Rhein-Main-Gebiets sein, bist du recht herzlich eingeladen meine kleine Saarloos-Krawallschachtel kennenzulernen. Vielleicht kann sie das Bild ein bisschen gerade rücken, denn letztlich sind die beiden anerkannten Wolfhundrassen eine Hunderasse wie jede andere auch.Viele Grüße
Frank -
Issorartuyok ist gemeinsam mit dem Züchter entstanden und ist nicht so kreativ, wie es anmuten mag. Es ist ein Begriff der Inuit und bedeutet so viel wie "Leithund". Da der Name aber kaum rufbar ist, haben wir ihn abgekürzt. Es ist ein außergewöhnlicher Name, der mir bisher bei noch keinem anderen Hund untergekommen ist. Allein hier im Ort habe ich schon drei Henrys kennen gelernt und zwei Minas. Tuyok ist mit seinem Namen und seiner Erscheinung hier ganz und gar einzigartig.
Ich werde mich bemühen, Tuyoks Geschichten so chronologisch wie möglich aufzuschreiben, damit ihr einen Eindruck davon bekommt, wie er sich entwickelt. Ich finde nämlich, daß er im Laufe der Zeit mit seinen Dummheiten immer kreativer geworden ist - aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein?
Tuyok fliegt von der Schule
Mein Mann unterrichtet Biologie, Sport und Englisch an einer Schule. Nicht der beste Job, um sich einen kleinen Hund zuzulegen, möchte man meinen, aber der Schulleiter seiner Schule gab ihm die Erlaubnis, den Hund mit ins Lehrerzimmer und, zum Zweck ausgewählter Biologiestunden, auch mit in den Unterricht zu nehmen.
Die Kinder freuten sich riesig. Ein kleiner süßer Hund! Jeder wollte ihn mal streicheln und mein Mann setzte sich mit dem Welpen auf dem Schoß aufs Pult, damit jeder Tuyok mal guten Tag sagen konnte. Dann schickte er die Kinder auf ihre Plätze und band Tuyok am Pult fest.
Eine Viertelstunde lang erzählte mein Mann etwas über Wölfe und Hunde, dann begann er, ein paar Dinge und Zeichnungen an die Tafel zu bringen. Tuyok schien friedlich unter dem Pult zu liegen und sich zu freuen, in der Nähe seines Herrchens sein zu dürfen.
Bis ein Kichern durch die Reihen ging.
Erst schenkte mein Mann dem keine Beachtung, doch er konnte sich auch nicht richtig erklären, was die Kinder so lustig fanden. Hatte er sich verschrieben? Sah seine Zeichnung so komisch aus? Ihm dämmerte, daß etwas nicht stimmte, und er drehte sich um...
Tuyok hatte sich los gebissen und war auf Erkundungstour durch den Klassenraum gegangen. Er hatte seinen Kopf neugierig in Rucksäcke gesteckt, ein Pausenbrot geklaut und war damit in eine Ecke geflüchtet, wo er sich genüsslich durch die Verpackung gebissen und sich den Inhalt einverleibt hatte. An seiner Nase klebten Papierschnipsel und Margarine.An einer provisorisch geflickten Leine verbrachte Tuyok die große Pause im Lehrerzimmer. Eine Kollegin bat meinen Mann, den süßen Hund doch abzuleinen und ihn den Raum erkunden zu lassen, was mein Mann nur widerwillig tat. Immerhin wusste er, daß der kleine Hund nur Blödsinn im Kopf hatte und hatte Angst, daß er irgendwas im Lehrerzimmer anstellen würde. Aber Tuyok schien sich tatsächlich zu benehmen.
Mein Mann nahm Tuyok mit in den Englischunterricht, wo er die Gruppe Neuntklässler bat, Fabeln über Wölfe zu schreiben. So waren die Kinder beschäftigt und er konnte Tuyok im Blick behalten.
Erst lief der kleine Wolf neugierig unter dem Pult hin und her, dann setzte er sich auf den plüschigen Hintern, legte den Kopf zurück und fing an zu heulen. Herzzerreißend und laut jaulte und heulte er seinen ganzen Frust darüber hinaus, unter einem langweiligen Pult in einem langweiligen Klassenraum mit langweiligen Schülern hocken zu müssen. Mein Mann versuchte, ihn ruhig zu stellen, aber Tuyok hörte einfach nicht auf. Schließlich brachte mein Mann ihn ins Lehrerzimmer und gab ihn in die Obhut einer Kollegin, die gerade Freistunden hatte.
Nach dem Englischunterricht überreichte eine verzweifelte Lehrerin meinem Mann den kleinen Wolf. Er hatte sein großes Geschäft unter einem Tisch und vor der Tür verrichtet – der linke Schuh des stellvertretenden Schulleiters war unfreiwillig in dieses Geschäft verwickelt worden. Außerdem hatte er zwei Schülerhefte gefressen, einen mittelgroßen Benjamini zu Fall gebracht und einen hässlichen, aber notwendigen Fenstervorhang zerrissen.
Der Schulleiter bat meinen Mann zu einem Gespräch in sein Büro und erteilte Tuyok den Schulverweis....Fortsetzung folgt...
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Wie cool ist das denn bitte ?!!
Weiter bitte, immer weiter....

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Schöner Hund, schöner Name, schöne Geschichte( bis jetzt
)
Ich freue mich auf die Fortsetzungen
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Man, da könntest du ja ein Buch draus schreiben. (Unter den Hundegeschichtenbücher die gerade wie Pilze aus dem Boden schießen würde ich mir deines kaufen)
Toll wie du schreibst
Vllt. gibt es unter jedem Text noch ein kleines Bildchen
Bin auf die Fortsetzung gespannt. -
*Lesezeichen*

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Zitat
Der Schulleiter bat meinen Mann zu einem Gespräch in sein Büro und erteilte Tuyok den Schulverweis.
Ich weiß, dass sollte man in Anbetracht eines Schulverweises nicht sagen: aber ich finde Tuyok ist ne coole Socke :cooler:
Viele Grüße
Frank - Vor einem Moment
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