Erziehung ohne Leckerli & Co.

  • Zitat


    Wer hat denn gesagt, dass er/sie so erzieht??


    Natürlich ist sowas nicht sozial. Das würde ich auch niemals tun oder raten.


    Nichts anderes meinte ich. Ich muss die Zitate aus den ganzen Seiten raus suchen. ;)


    Mein Hund ist total verschmust, er liebt Streicheln und Berührungen, natürlich ist das für ihn eine Belohnung. Er freut sich auch, wenn ich ihn verbal lobe, aber es gibt eben manchmal Dinge, die das Verhalten viel besser bestärken. Und genau das ist es doch, was wir wollen! Der Hund soll zuverlässig das gewünschte Verhalten zeigen..ob es nun sitz, platz, bei Fuß laufen, vom Wild abwenden oder was auch immer ist.


    Ganz einfaches Beispiel: wir sind am Strand unterwegs und Bruno würde sooo gern Vögel jagen. Hund ist offline, weil gut abrufbar. Mit einem mal ruft es von hinten, eine Bekannte hatte mich erkannt. Ich drehe mich um und rufe zurück, natürlich hab ich da den Hund nicht im Auge. Ich drehe mich um und suche nach Bruno und kann ihn nicht entdecken. Scheiße, denke ich. Dann schaue ich ins Gebüsch und da sitzt mein Hund und beobachtet zwei Möven. Sonst hat er immer große Tendenzen zum Mövenjagen gezeigt, auf einmal sitzt er da und schaut den spielenden Möven zu...Möven in Bewegung! Ich habe Bauklötze gestaunt. In dem Moment sucht er mich, schaut mich an und ich war sooo aus dem Häuschen. Das Sitz habe ich extrem abwechslungsreich belohnt, damit das auch wirklich "sitzt" und das war nun die Ernte davon. Und das geile war, er hat es selbst entschieden!!!


    Manch einer mag jetzt sagen "Glück gehabt". Vielleicht stimmt das sogar. Vielleicht aber auch nicht! ;)

  • Also ich möchte noch einmal klar stellen, dass ich nicht so erziehe, aber festhalten, dass es sowas gibt. Damit bezog ich mich auf dein "Streicheln ist da keine Belohnung". Kann es eben schon sein. Damit meinte ich nicht, dass ich das so mache :roll:


    Und zum Thema sowas ist unsozial:
    Wie behandeln Hunde sich denn untereinander? Da werden keine Leckerlis verteilt. Das läuft vor allem über Körperkontakt, Körperpflege, Aufmerksamkeit, oder eben keine. Trotzdem sagt man doch der Hund ist ein sehr soziales Wesen. Wie passt das jetzt?

  • Wie verhalten sich Hunde untereinander, wenn es um Beute/Futter/Ressourcenkonflikte geht?


    Soll ich mir das zum Vorbild nehmen?


    Also ich habe keine Lust, einen Hund zu tackern, oder wegzubeißen. Was für ein merkwürdiger Vergleich.


    VG
    Arnie

  • Naja, wir lecken unsere Hunde ja auch nicht ab, zum Loben, sondern streicheln. Insofern gäbe es da bestimmt auch Pendants fürs Verbeißen, wenn man es so haben will.

  • Das meinte ich:


    Zitat

    Ich denke der Knackpunkt bei der Erziehung ohne Leckerli ist, dass der Hund die Beziehung zum HH als Privileg sieht und auch die Aufmerksamkeit nicht als selbstverständlich nimmt.
    Für die meisten Hunde sind aber Streicheleinheiten nichts seltenes oder besonderes, weil sie ja ständig gestreichelt und beachtet werden.
    Für diese Form der Erziehung muss man sich rar machen. Und ich denke da liegt die Schwierigkeit. Es ist einfach schwer den eigenen Hund den man liebt und mit dem man auch kuscheln will links liegen zu lassen.
    Ich selbst schaff das auch nicht über einen längeren Zeitraum. Aber als ich Janosch mehr ignoriert habe, so 2 Wochen ungefähr, hab ich deutlich gemerkt, dass er sehr viel empfänglicher mir gegenüber war. Er war aufmerksam und wollte gefallen, hörte schon auf leise Stimme und war einfach mehr auf mich fixiert.
    Gescheitert ist das nur wieder an mir :roll: Obwohl es jetzt auch nicht schlecht ist.


    Das finde ich einfach unsozial dem Hund gegenüber. Denn es geht nur darum, dass der Hund den Menschen wieder zu schätzen weiß, um Aufmerksamkeit buhlt und gefallen will.
    So, dann knickt Frauchen ein und alles läuft wieder seinen gewohnten Gang. Wie soll ein Hund das bitte begreifen, wenn selbst ein Mensch sowas nicht begeift? Ich würde es nicht verstehen, wenn mein Mann mich zwei Wochen lang so gut es geht ignoriert, sich vielleicht noch zu den Mahlzeiten mit mir unterhält, aber auch nur das Nötigste.


    Warum reagierte der Hund wie beschrieben? Weil er verunsichert war, weil er nicht wusste, was los ist, weil er keine Ahnung hatte, was da gerade passiert. Natürlich orientiert sich der Hund dann an der Vertrauensperson, er hat ja auch sonst nichts, an dem er sich orientieren kann.
    Und sowas finde ich unsozial und einfach unfair, weil der Hund es nicht verstehen KANN. Und genau da geht es nur darum, dass der Mensch sein Ego gepudert haben will. Er möchte wieder wichtig genommen werden, möchte, dass der Hund um den Menschen buhlt. Es geht einzig allein darum, dass der Mensch die Nummer eins für den Hund sein will, eben fürs Ego.
    Diese Methode kommt ja nicht von ungefähr...



    Zitat

    Also ich möchte noch einmal klar stellen, dass ich nicht so erziehe, aber festhalten, dass es sowas gibt. Damit bezog ich mich auf dein "Streicheln ist da keine Belohnung". Kann es eben schon sein. Damit meinte ich nicht, dass ich das so mache :roll:


    Und zum Thema sowas ist unsozial:
    Wie behandeln Hunde sich denn untereinander? Da werden keine Leckerlis verteilt. Das läuft vor allem über Körperkontakt, Körperpflege, Aufmerksamkeit, oder eben keine. Trotzdem sagt man doch der Hund ist ein sehr soziales Wesen. Wie passt das jetzt?


    Das sind zwei paar Schuhe!


    Ich bin kein Hund, also kann ich mich auch nicht wie ein Hund verhalten, weil es überhaupt nicht meiner Spezies entspricht. Ich möchte bitte meinen Hund nicht ablecken müssen, sein Hinterteil zur Begrüßung beschnüffeln liegt mir jetzt auch nicht so und sein Geschlechtsteil ablecken mag ich mal gar nicht. Ferner belle ich ihn nicht an, wenn er sich mein Handy gekrallt hat oder knurre ihn von meinem Teller weg, weil es mein Essen ist und er doch versucht, es zu bekommen und ich möchte mich mit ihm auch nicht durch den Sand wälzen und ihm in die Lefzen zwicken, weil ich gerade Lust auf Spielen habe.


    Es ist genau so absurd, als wenn Bruno menschliches Verhalten imitieren würde. Das tut er nicht. Er umarmt mich nicht zur Begrüßung, er gibt mir auch nicht die Hand zur Begrüßung, er kocht mir nicht mein Essen, wie mein Mann es manchmal tut, wenn ich krank bin und er kauft auch nicht für mich ein.


    Die Sache mit dem sozialen Wesen hast du selbst erfahren: du ignorierst ihn 2 Wochen und er buhlt um deine Gunst, reagiert viel besser auf dich und jeder Kontakt ist für ihn eine mehr als große Freude.
    Ein Hund lebt in freier Wildbahn nicht allein, sondern im Rudel, in einer Gemeinschaft, in der jeder seinen Platz hat, in der man Fressen teilt und gemeinsam seine Schlafplätze nutzt.

  • Zitat


    Wie behandeln Hunde sich denn untereinander? Da werden keine Leckerlis verteilt. Das läuft vor allem über Körperkontakt, Körperpflege, Aufmerksamkeit, oder eben keine. Trotzdem sagt man doch der Hund ist ein sehr soziales Wesen. Wie passt das jetzt?


    Vielleicht würden sie Leckerchen verteilen, wenn sie es könnten :D Spaß beiseite ;) .


    Beim Schnauzengriff sind wir uns doch alle relativ einig, dass es den zwischen Hunden gibt aber das wir uns nicht einbilden sollten den zu simulieren, weil wir es eh nicht können.


    Ich schlecke meinen Hunden nun auch nicht übers Fell :D aber es ist doch so, dass auch unsere Interaktion mit unseren Hunden niemals auch nur annähernd so ist, wie Hunde untereinander. Es mag Menschen geben die das halbwegs konsequent durchziehen aber die entsprechen doch eher der Ausnahme. Somit sind Leckerchen doch auch eine Art Krücke, eine zusätzliche Möglichkeit die wir haben unsere Hunde positiv zu bestätigen. Schauen wir uns doch mal in den Hundeparks um oder im Bekanntenkreis ... wo ist denn wirkliche Körperlichkeit mit den Hunden? Da wird der Kopf getätschelt und der Hund gekuschelt aber wirkliche körperliche Interaktion ist doch eher selten.


    Es gibt doch auch Hunde die absolut keine soziale Interaktion möchten, wenn sie in bestimmten Situationen sind. Da kann man halt die Leckerchen für sich nutzen.


    Warum begrenzen wir uns mental so stark?


    Kommen wir mal wieder auf Max und Moritz .. äh auf Max und Big. Max bekommt so gut wie gar keine Leckerchen, außer beim Tricks-Clickern und einfach mal so ein Leckerchen als Abstauber. Meine Einstellung ist einfach, dass ich mit Leckerchen arbeite, wenn ich dem Hund was neu beibringe, es dann ausschleiche, wenn der Hund weiß worum es geht und danach nur noch über mich (streicheln, verbales Lob, Rennspiel, körperliches Spiel) lobe. Funktioniert bombig und ich muss nicht mit dem Leckerchensack durch die Gegend rennen.


    Big bekommt momentan noch Leckerchen, weil er manche Dinge einfach noch lernen muss, weil er unheimlich gut dafür zu haben ist und weil wir bei anderen Dingen noch beim ausschleichen sind. Für ihn sind Streicheleinheiten aber auch eine grandiose Belohnung, weil er sehr sehr menschenbezogen ist und seine Menschen für ihn das größte sind was es gibt. Von daher ist der Weg dahin, dass wir auch da keine Leckerchen mehr nutzen werden sehr kurz.


    Hätte ich einen Hund der darauf nicht reagieren würde, dann würde ich auch mit dem Leckerchensack durch die Gegend rennen. Mir ist es doch im Endeffekt total schnuppe ... ich bin doch uninteressant und meine Bedürfnisse und Befindlichkeiten (das ich es doof finde mit nem Leckerchensack durch die Gegend zu rennen ;)) sind doch auch schnuppe. Wie mache ich es meinem Hund leichter und was empfindet er als Belohnung ... darum geht es doch. Ich habe schon einige Hunde gesehen die angeblich so toll auf streicheln reagieren die aber, wenn die Hand kommt, total unglücklich aussehen und meiden. Vielleicht sollten wir einfach mal weg von uns und wie wir es gerne hätten und hin zum beobachten unserer Hunde.


    Allerdings muss ich sagen, dass ich schon die Einstellung habe, dass in der Erziehung Leckerlies teilweise eher hinderlich sind. Teilweise finde ich es sogar unfair den Hund über Wochen und Monate in ein von mir gewünschtes Verhalten zu leiten, weil es einfach nett ist, statt ihm klar zu sagen, dass ich das nicht möchte. Das ist halt der nächste Punkt an dem sich die Geister scheiden.


    @ Brunos Frauchen
    Sie hat geschrieben sie hat 2 Wochen ignoriert aber ignorieren hat viele Farben. D.h. nicht zwingend, dass die Hunde 2 Wochen nicht beachtet wurden ;) . Dann würde ich halt erstmal hinterfragen, wie dieses ignorieren aussah bevor ich einfach wilde Verdächtigungen und Unterstellungen in den Raum werfe... das ist nämlich auch unsozial *gg* .

  • Zitat


    Wer behauptet denn sowas?


    Es gibt nur unzählige Hunde die überbetüdelt werden. Die schätzen weder den Menschen noch die Leckerlies, noch das Spiel oder die Aufmerksamkeit ansich. Für die ist es eine Selbstverständlichkeit und ich denke von nix anderem ist hier die Rede. Solchen Hunden tut es gut, wenn sie lernen auch mal nicht im Mittelpunkt zu stehen, sondern zurück zu stecken.


    Ich denke so ziemlich niemand hier würde behaupten, dass man einen Hund bis zum erbrechen ignorieren soll, damit er den Menschen schätzen lernt, dass wäre nämlich die höchste Strafe für den Hund als hochsoziales Wesen.


    Da gebe ich dir absolut Recht, Fanta! Und natürlich muss ein Hund lernen, dass er nicht immer im Mittelpunkt steht und dass sich nicht der komplette menschliche Kosmos um ihn dreht!
    Und auch da stimme ich dir zu, dass es viele Menschen gibt, die es mit der Aufmerksamkeit übertreiben. Bruno wird viel gekuschelt, aber er weiß auch, dass es "jetzt nicht" eben jetzt nicht bedeutet. Er darf gern anfragen, aber er muss auch akzeptieren, dass es nicht immer nach seinen Wünschen geht.


    Aber ich mache das nicht, damit er mich wieder zu schätzen lernt, sondern, weil es für mich völlig normal im Umgang mit Menschen und Tieren ist. Ich bin für meinen Mann auch nicht immer verfügbar, genau so wie für unsere Katzen (die das etwas schlechter akzeptieren ;)).


    Es gibt ein Buch von einem Herren, der ignorieren und Belohnung ohne Spiel und Lecker empfiehlt, mir fällt der nur gerade nicht ein. Der war auch schon mal Thema hier im Forum... :???:

  • Zitat

    ......Bei uns hat das so immer viel besser geklappt als mit der Leckerli-Methode, weil sich der kleine Hund in dem Moment voll auf mich und die spannende Frage, was ich da wohl von ihm will, konzentriert und nicht von der Aussicht auf einen tollen Happen abgelenkt ist. ...


    Nein - eben nicht! Abgelenkt von dem Happen wird er nur, wenn Du versuchst, ihn mit dem Happen zu bestechen, und ihm das Teil vorher zeigst. Wenn Du es richtig machst, weiß ja der Hund gar nicht, daß er etwas bekommen wird für die Ausführung des Kommandos. Er weiß nach langer Erfahrung, daß was rausspringen könnte - aber er ist nie sicher, und deswegen funktioniert´s auch.


    Genau das ist der Unterschied von Bestechung zur richtigen Anwendung von Leckerli.....


    Wenn man die Leckerli-Methode falsch anwendet, nämlich als Bestechung, braucht man sich hinterher nicht zu wundern, wenns nicht klappt - aber dann zu sagen, die Leckerli-Methode funktioniert nicht, ist falsch - man hat sie ja gar nicht ausprobiert, denn man hat bestochen in dem Moment.....


    LG,
    BieBoss

  • Zitat

    @ Brunos Frauchen
    Sie hat geschrieben sie hat 2 Wochen ignoriert aber ignorieren hat viele Farben. D.h. nicht zwingend, dass die Hunde 2 Wochen nicht beachtet wurden ;) . Dann würde ich halt erstmal hinterfragen, wie dieses ignorieren aussah bevor ich einfach wilde Verdächtigungen und Unterstellungen in den Raum werfe... das ist nämlich auch unsozial *gg* .


    Nun, du magst Recht haben, dass es unsozial von mir ist. Aber Anja kann sich wehren! Der Hund in dem Fall nicht. Er hat völlig natürlich reagiert, nämlich wesentlich mehr auf sie geachtet, und ihr damit gezeigt, dass er verunsichert ist.
    Wenn das Ignorieren für den Hund nicht negativ gewesen wäre, dann hätte er sein Verhalten auch nicht geändert. Oder hab ich da jetzt einen Knoten im Denken? :???:

  • Ich bin zwar (wie schon geschrieben) kein Freund von "den Hund einfach so und so lange" ignorieren, aber dennoch muss man sich fragen, was "negativ" denn dann bedeutet.
    Es gibt ja eine Menge Grauzonen zwischen schwarz (Hund existiert für mich nicht) und weiß (ich renne rum und fragen meinen Hund ununterbrochen, was er will und wenn er schläft schaue ich mir das einfach nur an).


    Wenn ein Mensch oder eine Sache nicht ständig verfügbar ist, ist sie interessanter. Das ist beim Mensch nicht anders. Den richtigen und vor allem normalen und natürlichen Weg da zu finden, halte ich für das Beste. Aber grundsätzlich würde ich denken, dass der Hund sein Verhalten ändert, weil er seinen Erfolg (Aufmerksamkeit) haben will und weil er es nicht anders kennt, es auch für sein Recht hält, immer Aufmerksamkeit zu bekommen (wenn man einen "überbetüdelten Hund" als Grundlage nimmt).

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