Ideen für Herunterfahren vom Hund gesucht

  • War heute auf einer so reizarm wie möglich Strecke. Sprich, Feldweg so weit ab von Zivilisation wie nur geht. Zwei Felder, und weit, weit gar nix. Auch keine Straße. Also fiependen Hund aus dem Auto geholt und abgeleint.
    Er gleich abgezischt, sich lösen.
    Ich bin megalangsam gegangen, hab ihm Pause gesagt und von daan abgewandt + ignoriert.
    Sprich nicht viel anderes als sonst, wenn ich nicht mit ihm spiele.
    Bin dann aber stehen geblieben, weil weiter gehen hat keine Ruhe in ihn gebracht, dann wäre er nur herumgerast wie sonst auch. Also stehen bleiben. Hund war irritiert, hab ihn weiter ignoriert.
    Hab ihn einmal kurz zu mir gerufen und leise gelobt, dann wieder mit Pause freigegeben. Er kam nicht wirklich mehr zu mir, ist aber eher ziellos rumgelaufen.
    Hab mich dann mitten auf die Wiese gesetzt, Hund weiter ignoriert.
    Er hatte natürlich eine weitere Spinner-Handlung in Petto: Rumwälzen. Hingelegt hat er sich nicht. Irgendwann hab ihn ihn wieder herkommen lassen und mit leichtem Druck über die Kruppe abgestrichen. Er stand da wie ne Statue und beobachtete einen weit entfernten Hund.
    Irgendwann hat er sich auch hingesetzt, hat sich aber umgeschaut. Später dann (saß da ca. ne halbe Stunde und bin morgen bestimmt erkältet, Wiese war nass) lief er schnuffelnd um mich herum, in Kreisen, kam aber nicht gezielt zu mir.
    Bin dann zum Auto zurück und hab ihn laufen lassen. Sein Raduis hat sich schponmal vergrößert, er klebte also nicht mehr so an mir.
    Hab dann seinen Namen gesagt als er beim Auto ankam. Er kam dann auch, aber langsam, nicht so manisch. Hab ihn angeleint und bin den Rückweg in Kreisen gelaufen, also immer ihn bis fast ans Ende der Leine kommen lassen, dann umgedreht. Hab das aber sanft und in Übergängen gemacht, nicht ruckartig. Kam dann nach zwei, dreimal reinlaufen (nicht dolle) auch immer mit.
    Am Auto musste ich ihn dann doch ansprechen, denn er guckte mich total verloren an, als ich die Box aufmachte und nix sagte.


    Ich kann momentan noch nicht sagen, ob das langfrisitig was bringt oder nicht. Weiß auch nicht, ob das für ihn gut ist, so alleingelassen zu werden ohne Hinweise oder nicht. Auch nicht, wie ich das Wälzen zu deuten habe. mmn ist das ne Ersatzhandlung, weil er nicht nix tun kann.

  • Zur Ersatzhandlung Wälzen:


    Das war ja heut das erste Mal mit deinen Versuchen. Lass ihn einfach ausprobieren...


    Wegen der Box: Ich bin mir nicht sicher, aber reagiert er auch auf Handzeichen? Ich hätte ihm dann ein kleines Zeichen gegeben und das immer weiter abgebaut. :???:
    Wobei ich nun nicht glaube, dass das sofort was ändern könnte, hilflos scheint er ja zu sein, wenn du ihm nicht "sagst" was er tun soll und mit Handzeichen "sagst" du ihm ja auch was.
    Ich würde es aber dennoch langsam abbauen, bei meinen reicht ein Kopfnicken (ganz ohne gehts nicht und solls nicht, sonst springen alle gleichzeitig rein und donnern sich die Köppe an^^)

  • Hab ja auch ein Handzeichen genommen. Reicht auch aus.


    Das Wälzen kenne ich aber schon von ihm, hat er auch schon öfters mal in solchen Situationen gezeigt, z.b wenn ich ihn hab wo abliegen lassen und dann gestreichelt habe. Dann legt er sich erst auf die Seite und fängt dann an, dem zu entgehen, indem er sich wie blöde wälzt.
    Ich glaube, ich filme das demnächst nochmal, diese eine Strecke.

  • Was mir spontan noch einfällt - es gibt viele Hunde die reagieren auf getreidehaltige (insb. Mais und Weizen) Futtersorten mit extremer Hibbelei. Ansonsten würde ich bei solchen Hunden auf den Spaziergängen gar keine großen Übungen machen, sondern nur ab und zu den Rückruf üben und ansonsten nur korrigieren wenn er etwas macht was Du nicht möchtest. Den Rest dann ein- oder zweimal die Woche auf dem Hundeplatz. Da wird bei unserer z.B. ganz deutlich unterschieden. Spazierengehen, OK - entspanntes Trödeln und Hinterherschnüffeln und auf dem Platz geht die Post ab und sie kann sich richtig auspowern :D

  • Sunnydiver spricht da was Wichtiges an. Daran hatte ich garnicht gedacht. Aber ich kenne auch viele Hunde die auf einen hohen Getreidegehalt mit Unruhe und Nervosität reagieren. Ich glaube nicht, dass das bei Euch die Hauptursache wäre, aber natürlich könnte es ein verstärkender Faktor sein. Was kriegt er denn zu fressen?


    Ansonsten finde ich Corinnas Beitrag sehr gut. Ich finde er beschreibt sehr gut wie Dein Hund tickt und wie man mit solchen Kandidaten am besten umgeht.

  • Ich finde es super, wie Du das "Nichts-Tun" gleich anpackst!
    Hier kamen einige gute Tipps, was am besten zu Dir und Deinem Hund passt, musst Du aber letztlich selbst einschätzen- und das kriegst Du doch offensichtlich ganz gut hin!?
    Ich finde Dein Bericht klingt doch echt gut, mal aus dem Zusammenhang gerissen

    Zitat

    Ich bin megalangsam gegangen, hab ihm Pause gesagt und von daan abgewandt + ignoriert...
    ...Bin dann aber stehen geblieben, weil weiter gehen hat keine Ruhe in ihn gebracht, dann wäre er nur herumgerast wie sonst auch. Also stehen bleiben.


    :gut: Einfach in Ruhe auf Lucky und seine Reaktionen eingehen- super!


    Zitat

    ...Hingelegt hat er sich nicht...


    Da hätte ich bei Balto anfangs Stunden warten können ;)


    Zitat

    Irgendwann hab ihn ihn wieder herkommen lassen und mit leichtem Druck über die Kruppe abgestrichen.
    Irgendwann hat er sich auch hingesetzt, hat sich aber umgeschaut.


    Das finde ich schonmal klasse (und würde ich, je nach "Aufgeregtheit" schon als positiv bewerten)!


    Zitat

    ...hab ihn laufen lassen...
    ...er klebte also nicht mehr so an mir...
    Hab dann seinen Namen gesagt als er beim Auto ankam. Er kam dann auch, aber langsam, nicht so manisch.
    Am Auto musste ich ihn dann doch ansprechen, denn er guckte mich total verloren an, als ich die Box aufmachte und nix sagte.


    Das klingt doch echt gut! Und: Du sollst ja nicht von heute auf morgen jegliche Kommunikation zu Deinem Hund einstellen (wer könnte das denn?) und ein ruhiges Ansprechen, damit er in die Box geht- na und?


    Abgesehen davon find ich Deinen Lösungsweg bezgl. der Leinensache SOOOOO genial! Auf die Idee, in langsamen, kreisartigen Bahnen zu laufen, muss man erstmal kommen (in diesem Zusammenhang, ohne den Hund ansprechen und damit "pushen" zu müssen)


    Eine Frage hätte ich noch: wie ging es Dir dabei?
    Sorry für den Roman, aber ich habe selber so lange so krampfhaft versucht, alles richtig zu machen, und mir allgemein bei der "Erziehung" solchen Stress und Druck gemacht, dass ich die kleinen, feinen Veränderungen schlicht übersehen habe.
    Du kriegst das hin, immer mit der Ruhe, Du schaffst das!


    Ganz liebe Grüße, Uli

  • Hallo,


    ich finds auch klasse, dass Du sofort anfängst. Was ich allerdings nicht ganz verstehe ist, warum Du ihn ableinst wenn er nur wie angestochen durch die Gegend rennt. Ich dachte, er sollte an der Schleppleine "runter kommen". Um irgendwann auch entspannt zu sein muss auch mal langsam möglich sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seinen Stress los wird wenn er nur mit Turbo unterwegs ist.


    Das Wälzen draußen auf der Wiese kenne ich von Pedro auch wenn er eigentlich fix und fertig ist. D.h. wenn ich bei einem Spaziergang übertrieben habe oder beim Trailen nach einem schweren oder auch langen Trail kommt das schon mal vor, dass er sich seitlich ins Gras wirft und sich wälzt.


    Ich wünsch Euch viel Erfolg


    Conny =)

  • Zitat

    Hallo,


    ich finds auch klasse, dass Du sofort anfängst. Was ich allerdings nicht ganz verstehe ist, warum Du ihn ableinst wenn er nur wie angestochen durch die Gegend rennt. Ich dachte, er sollte an der Schleppleine "runter kommen". Um irgendwann auch entspannt zu sein muss auch mal langsam möglich sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seinen Stress los wird wenn er nur mit Turbo unterwegs ist.


    Das sehe ich ganz genauso. :smile:

  • Zitat

    Was ich allerdings nicht ganz verstehe ist, warum Du ihn ableinst wenn er nur wie angestochen durch die Gegend rennt. Ich dachte, er sollte an der Schleppleine "runter kommen".


    So wie ich das verstanden habe, hat Lucky an der Leine ja auch Stress. Und aufgrund (bisher) mangelnder Leinenführigkeit sein Frauchen dann auch. Da kann es durchaus sinnvoll sein, den jungen Bursch erstmal fetzen zu lassen, damit sie selbst mal "abschalten" kann, deshalb kamen ja die Tipps mit der reizarmen Umgebung, wo man Hund eben "machen lassen" kann, ohne dass ein (ständiges) Eingreifen nötig ist.

    Zitat

    Um irgendwann auch entspannt zu sein muss auch mal langsam möglich sein.


    Stimmt schon, nur "irgendwann" fordert eben auch einige Schritte dazwischen. Dazu gehört für mich, dass sie Lucky mal nicht dauerbespaßt oder ständig korrigieren muss (wie es an der Leine ja sonst vielleicht der Fall wäre).


    Lg, Uli

  • ich geb zu, ich hab nicht alle Seiten durchgelesen, falls was doppelt ist, oder so ;D
    und ganz vor ab: ich seh da nen hektischen Hund, der oft nachfragt, was er denn als nächstes machen soll - das ist für mich nicht das gleiche, wie erlernte Hilflosigkeit - da tut ein Hund nämlich von alleine NIX mehr, sondern sieht für Ottonormalmensch aus wie der "perfekt gehorchende Hund" aus, der "allerbravst neben Herrchen/Frauchen herschlufft", und vor lauter Angst was falsch zu machen eben keine eigenen Ideen mehr ausprobiert - aber genau das tut er doch: ausprobieren, welches Verhalten denn lohnenswert ist...


    Was manchen?
    Aaaaaaaaaaaalso:


    Als aller erstes tät ich mal ganz fix ein Entspannungssignal einführen.


    Dann würde ich dem Hund viel mehr Struktur vorgeben. Ich hab den Eindruck, dass es für ihn einfacher ist, wenn er eine klare Aufgabe hat, von der er genau weiß, wie er sie erledigen soll. Und da man von einfach zu schwierig trainiert, fängst Du eben so an.


    Klar, er soll auch lernen, sich entspannt mit seiner Umwelt auseinander zu setzen, aber derzeit ist das offenbar zu stressig für ihn, also mußt Du das in kurze Häppchen zerlegen und diese dann langsam aufbauen.


    Ich würde mir da "Ortslernen" zunutze machen, und die Tatsache, dass Hunde Kontextlerner sind. Du mußt ja an bestimmten Streckenabschnitten eh darauf achten, dass er nicht auf Straßen etc. brettert. An den Abschnitten hältst du ihn eben im Arbeitsmodus.


    Dann suchst du Dir ein paar Stellen auf den Strecken aus, wo er es ihm leicht fällt, etwas runter zufahren und machst da Entspannungspausen, an denen du aktiv an der Enspannung arbeitest. Also irgendwelche Orte, wo er möglichst nicht so "guckig" ist, wo es langweilig ist, wo ihr nicht gestört werdet... Setz Dich mit ihm auf Erde (Decke mitnehmen) und mach irgendwas, von dem du weißt, dass es ihm beim Entspannen hilft (siehe Entspannungssignal). Er muß nicht in Tiefschlaf fallen, aber ruhigeres Atmen, ruhiges sitzen oder liegen, vielleicht mit Augen zu, oder zumindest etwas "schlitziger" werden sollte gehen.


    Dann würde ich auch ganz bestimmte Streckenabschnitte vorsehen für: hier wird er möglichst nicht angesprochen sondern soll schnüffeln, buddeln, hundiges Zeug machen. Logisch, das macht man nicht auf der Straße, oder an Stellen, wo du auf andere Leute Rücksicht nehmen mußt, sondern vielleicht auf einer Wiese, paar Meter neben dem Waldweg - auf Wegen, die eben sonst keiner nutzt, etc.


    Ausserdem würde ich diese unterschiedlichen Streckenabschnitte noch dadurch von einander abheben, was er "anhat" - z.B. normale Leine für "wir gehen im Arbeitsmodus an der Straße/auf dem Radweg lang. Für den "Schüffel/Freizeitmodus" trägt der Hund von heute eine modischer Schleppe. Und für das Entspannungsprogramm ist er nackich ;D
    Ausserdem, und das wurde ja auch schon mehrfach vorgeschlagen, Signale auf- oder ausbauen für alle drei "Zustände". Entspannungs- und Pausesignal ist ja eh klar, aber ich tät auch für den "Ran an die Arbeit"-Modus ein Signal aufbauen.


    Zu diesen drei Streckenabschnitten würde ich noch versuchen, einen vierten einzurichten, wo du das alles "mischt". :D
    Um einem Hund zu vermitteln, dass man sich auch aus einer hohen Erregungslage schnell wieder abregen kann, spiel ich gern ein "revving up/cool down"-Spielchen. Da geht je nach "Intresse" des Hundes ein Zergelspiel oder Reizangeln oder ähnliches. Dabei ist es besonders anfangs extrem wichtig, dass man darauf achtet, dass man das "revving" so gering wie möglich macht - man schubst das Erregungsniveau minimalst an, um dann durch sofortiges "abbrechen" sofort den "cool down" einleitet.
    Mit "abbrechen" meine ich kein Abbruchsignal, sondern dass man einfach nur sofort mit dem anheizen aufhört, möglichst still aber entspannt stehen bleibt, und den Hund "ignoriert". Auch "ignoriert" steht in Häkchen, weil man zwar möglichst nicht auf den Hund reagiert, egal was der so anstellt. Allerdings muß man halt schon genau gucken, denn WENN man ein "runterfahren" beobachtet, dann kann man das markern und mit "revving up" belohnen. Das Spiel geht also um so ehr wieder los, umso schneller sich der Hund abregt.
    Nach und nach kann man das "revving" dann länger ausreizen, wildere Sachen veranstalten, kleine Übungen einflechten, wie Sitz oder Platz aus dem kompletten rumspinnen, etc.
    Und - wie bei den anderen "Zustandsänderungen" würde ich auch hierfür Signale verwenden.
    Wenn z.B. schon ein Entspannungssignal existiert, könnte man es in/mit solchen Spielchen verknüpfen und ausbauen.
    Auch ein "jetzt kannst du mal so richtig abgehen"-Signal finde ich angebracht, weil er dann genau weiß, JETZT darf ich austillen. Beim Reizangeln verwende ich da ein aufputschendes "faaaaaang das Ding". Fürs Zergeln bau ich grad ein "Kill it" auf ;D
    Man sagt also erst das Signal, und leitet dann die dazugehörige Aktion ein.



    Was ich sowieso gerne mache, ist, dass ich benenne, was der Hund grad tut, und von dem ich möchte, dass er es MEHR tut. Also zum Beispiel soll er ja gerne selbstständig schnüffeln. Also sagst du sehr leise und ruhig "schnüffeeeeeeeeln", wenn er es grad tut. Das holt ihn vielleicht die ersten Male raus, aber das macht nichts. Wirf ihm direkt nachdem Du es gesagt hast, relativ kleine Leckerchen in die Nähe der Stelle, an der er grad geschnüffelt hat, und kommentiere es wieder mit "schnüffeln", wenn die Nase hinterhertaucht um die Guddies aufzuschnorcheln.
    Je nachdem, was er sonst noch so an ruhigen, entspannenden Sachen von alleine macht, kannst Du auch diese benennen. Der Gandhi schmeißt sich z.B. gerne mal ins Gras und kullert sich dadrinn rum - das kommentiere ich mit tiefgeflüstertem "wäääääääääääääääälzen" und ruhigem verbalen Lob. Beim Gandhi kann ich da auch reinclicken, weil ihn das nicht unterbricht, und er sich durch weiterwälzen selber belohnt. Würde er aufspringen und Erwartungshaltung kriegen, würde ich das lassen, und einfach nur sehr ruhig und leise loben.





    Noch mal grad zu "stressig" - versuch rauszufinden, was er da alles stressig findet (ausser, dass er grad nicht im Arbeitsmodus sein "darf". ) und dann möglichst viel davon je nach Möglichkeit gegenzukonditionieren oder zu vermeiden, zumindest zeitweise.

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