Ideen für Herunterfahren vom Hund gesucht

  • Ich kann mich Ina nur anschließen.


    Erstmal muss ich sagen, dass ich dich total verstehen kann. Meine andere Hündin Shila ist auch aggressiv gegenüber anderen Hunden und da ist das Ruhigbleiben echt schwer. Ich bin da auch regelmäßig verzweifelt...


    Ich versuch einfach mal zu schreiben, was ich als Außenstehende gesehen habe. Versteh das bitte nicht als Angriff, aber vielleicht hilft es dir ja etwas. Oft ist es ja so, dass man von "außen" betrachtet noch ganz andere Dinge wahrnimmt, als wenn man selbst dadrin steckt.


    Also als erstes mal habe ich einen Hund erlebt, der vollkommen überfordert war. Allerdings warst du auch sehr hektisch und unsicher und Lucky hatte überhaupt keine Möglichkeit, sich an dir zu orientieren. Und ich denke, dass er gerade das total braucht. Wie soll er denn ruhiger werden, wenn sein Frauchen selbst total hektisch ist? Irgendwie wusste er gar nicht so recht, was denn nun richtig und was falsch ist. Zum Beispiel ist mir einmal aufgefallen, dass du mal beim Clickern lobst und ein, zwei mal hast du dabei plötzlich "nein" geschrien. Wie soll er denn jetzt noch wissen, was du von ihm willst?


    Er weiß nicht, was du von ihm erwartest und du bist viel zu unberechenbar für ihn (nicht im Sinne von gefährlich, sondern einfach nicht "lesbar"), das heißt: du gibst ihm keinen Halt. Also versucht er das selbst in den Griff zu kriegen (z.B. wenn Milo kam) und war damit grenzenlos überfordert. Was mir z.B. aufgefallen ist, dass du immer nur im "Schreiton" mit ihm gesprochen hast, was für ihn ja auch nicht gerade souverän ist. Zudem hat man deine Verzweiflung regelrecht rausgehört. Für mich war das eine mal, als er auf Milo zugerast ist, irgendwie so ein Schlüsselmoment. Ich stand ja dazwischen und es reichte in "Lucky, komm" im Flüsterton und dieser Hund ist SOFORT abgedreht und schien geradezu dankbar. Er will das alles nicht. Und das ist auch kein Geprolle. Er weiß bloß einfach nicht, was er tun soll und er sucht regelrecht danach, dass ihm das jemand abnimmt.


    Dass er dich in dem Moment nicht als Stütze sieht, ist da nur verständlich (in seinen Augen). Er hat es getan, weil er einfach nicht anders konnte und weil keiner da war, der ihm das abgenommen hat. Dieser Hund ist dermaßen überfordert damit, dass er keine Stütze hat und er würde dir wohl um den Hals fallen, wenn er das nicht mehr tun "müsste".


    Ich denke, das A und O ist, dass du erstmal selbst ruhiger wirst. Gib Lucky die Chance, dass er sich zu 100% auf dich verlassen kann. Du musst berechenbarer für ihn werden. Ich würde jetzt auch bei einer Methode bleiben. Und vor allem ruhiger reden und weniger schreien.


    Ich weiß, das ist alles einfacher gesagt, als getan. Aber ich denke, dass sich dann vieles von selbst legen wird. Und ich würde unabhängig davon wirklich nochmal den Hormonspiegel checken lassen, um auszuschließen, dass da noch was anderes mit reinspielt. Dann würde ich mir einen guten Trainer suchen, das beruhigt ungemein, wenn der dabei ist. Und wenn du Angst hast, dass er andere Hunde verletzt, mach Lucky doch erstmal nen Maulkorb um - nicht, weil ich glaube, dass er das braucht, sondern weil es dich vielleicht etwas beruhigt, wenn du weißt, dass eh nichts passieren kann.


    Ich hoffe für euch beide, dass ihr das in den Griff kriegt. Lucky ist wirklich ein toller Kerl und er hat diesen ganzen Stress nicht verdient.

  • Zitat

    I


    Wie kann ich das erreichen? Ich bin prinzipiell für alles offen, allerdings lehne ich eines ab: Ich werde ihn nicht deckeln, heißt versuchen über ein negativ belegtes Abbruchkommando oder dergleichen zu arbeiten. Ich möchte, dass er begreift, dass diese anderen Hunden nicht das Übel der Welt darstellen und dass er lernt, sauber und vernünftig zu kommunizieren. Mit einigen Hunden klappt das übrigens wunderbar, gerade bei Welpen ist er ein sehr geduldiger Vertreter.



    Da wiedersprichst du dir schon im ersten Satz.


    Ein Hund der wirklich prollt, der muss auch mal Grenzen lernen die konsequent gesetzt werden - dazu gehört dann auch, dass es eben einfach nicht ok ist andere anzupöbeln.


    Souverän und vertrauenswürdig wird man für einen Hund vor allen Dingen auch dadurch, dass man klare Regeln vorgibt, welche man dann auch durchsetzt. Ein Halt für deinen Hund ist berechenbar und ausgeglichen.


    Ein Hund ohne Grenzen "schwimmt" rum und wird sich, gerade wenn er eher unsicher ist, in wohl eher unerwünschte Verhaltensweisen flüchten.


  • das seh ich auch so.
    ich glaube der Weg ist noch nicht gefunden, der dem Hund vorgibt :"nein du sollst nicht ständig an mir kleben und auf jede Regung reagieren"...und gleichzeitig "hier ist deine Grenze"


    Ist doch klar wenn der Hund momentan irritiert ist @Nightstalcer...einerseits soll er selbstständiger werden...andererseits ist er durch seine neue "Selbstständigkeit" überfordert.
    da wo Grenzen sein müssen, hat man dem Hund es aufzuzeigen...sonst weiß der Hund nicht mehr woran er ist.

  • Zitat

    BrunosFrauchen:


    Falls Du das mit dem ruhig bleiben auf meinen Post bezogen hast, ich weiß das es nicht einfach ist und das geht auch nicht von heute auf morgen.


    Nein Ina,
    dich hatte ich damit nicht gemeint!!! ;)
    Ich hatte das schon geschrieben, als ich dein Posting noch gar nicht gelesen hatte. Als ich meins abschicken wollte, stand deins grad da.


    Ich hab das hier nur schon so oft gelesen, dass ein Hundeführer selbstbewusst sein muss etc. Aber das ist etwas, was man sich erarbeiten muss, was nicht einfach so kommt. Und die Selbstsicherheit kommt mit Wissen, wieso und warum ein Hund das Verhalten zeigt, was in seinem Kopf und Körper vorgeht und wie ich die entsprechende Situation bewältigen kann.


    LG
    Marita

  • Wenn der Hund ausrastet, dann ist das keine bewusste Entscheidung. Es ist eine Erfahrung, die sich fest verankert hat, weil er damit Erfolg hatte.
    Weil es der Mensch versäumt hat, dem Hund beizubringen, wie er sich richtig verhalten soll, kriegt er dann noch im Sinne der Erziehung eins auf den Sack. Und das soll ein souveräner Hundeführer sein, der seinem Hund durch aversive Methoden beibringt, dass er gerade etwas falsch macht?


    Souverän ist jemand, der ruhig und besonnen bleibt, die Situation löst, den Hund aus dem falschen Verhalten heraus führt und das ohne Gewalt, Druck und Angst.
    Ich vergaß, ich habe früher auch am besten lernen können, wenn ich eins auf den Hinterkopf bekommen habe und angeschnauzt wurde, weil ich die Mathematikaufgabe nicht richtig gelöst habe... Ich konnte sie nicht lösen, wusste nicht, wie ich das machen sollte! Ich wollte sie nicht falsch ausrechnen, hatte nur nicht das richtige Wissen an der Hand.
    Und ein Hund, der unsere Sprache nur begrenzt versteht, der soll auf einmal verstehen, warum er für ein Verhalten, welches bislang immer Erfolg brachte, von seinem Menschen bestraft wird? Ja, das gibt Vertrauen...


    Traurig, dass Lerntheorie so völlig missachtet wird und in einem Forum, wo es um Hunde, um Lebewesen geht, zu solchen Maßnahmen geraten wird.

  • Bevor man auf "Lerntheorien" verweist, sollte man sie selbst verstanden haben.




    Souverän heißt nicht, dass man sich alles gefallen lässt.

  • Das Treffen war ne Ausnahmesituation, es war eine vollkommen blöde Idee, ich hab falsch reagiert, ist nunmal so.


    Brunos Frauchen:
    Das ist mir schon klar. Ich arbeite gerne mit Z & B und habe in einigen Situationen auch schon Erfolge gehabt. Zum Beispiel muss ich mittags immer an einem Gartenzaun vorbei, hinter dem zwei kleine Hunde stehen und bellen. Anfangs hing Lucky in der Leine. Mittlerweile können wir da größtenteils max. mit Bürste, manchmal aber auch ohne jegliches Aufregen vorbeigehen.
    Auf weite Entfernungen klappt es auch schon bei anderen Hunden.
    Wo ich bis jetzt keine Chance habe ist bei uns im Wald, wenn wir auf engen Wegen sind (links und rechts Hang, also kein Ausweichen möglich). Da wird schon auf große Entfernung Theater gemacht. Momentan läuft er an der Schlepp, da komme ich gar nicht dicht genug heran, um Leckerlies vor die Schnauze zu packen, außerdem ist er so weggetreten, dass er sie nicht nimmt.


    bordy: Nein, ich widerspreche mir nicht. Ich weiß zwar nicht genau, warum er losgeht, aber ich glaube nicht, dass er wirklich Bock auf eine Auseinandersetzung mit dem anderen Hund hat. Er hat nur bisher keine andere Verhaltensweise kennengelernt, mal abgesehen von jegliche Reaktion unterdrücken, weil es sonst Ärger gibt. Das mag bei vielen Hunden funktionieren, diese tragen da aber auch keinen Schaden davon, wenn man sie mal anmeckert und ggf. ne Rappeldose einsetzt. Die unterlassen dann das Pöbeln und sind sonst normal.
    Bei meinem Hund stellt sich dann das ein, was sch manche Menschen wohl ohne Ende wünschen: Ein Hund, der nur noch schaut, was sein Frauchen macht, ob es ne Anweisung gibt, die er befolgen darf usw.
    Leider vergisst er dabei, dass man auch schnüffeln kann, sich wälzen, Gras fressen, einfach das zu tun, was 90% der Hunde so tun.
    Da ist er gerade dabei, das zu lernen, das er eben nicht mehr permanent auf Abruf stehen muss, dass er nicht dauernd nach mir sehen muss, ob er was tun soll oder lassen soll. Er soll nicht dauernd gestresst sein, das ist ja auch für den Körper nicht gut. Noch hat er keine Krankheitssignale, die aus Stress resultieren können, aber er zeigt ziemlich deutlich und das täglich Stresssignale.


    @Trainer: Termin ist gemacht und wird morgen sein, mal sehen wie weit wir damit kommen. Ist zwar ein Stückchen Fahrt, aber immerhin weiß ich da, wo ich aufgehoben bin und dass wir definitiv nicht über die Gehorsamsschiene fahren werden.

  • Zitat

    Bevor man auf "Lerntheorien" verweist, sollte man sie selbst verstanden haben.




    Souverän heißt nicht, dass man sich alles gefallen lässt.


    Ebenfalls. :D


    Nein, souverän heißt, dem Hund für ihn völlig unverständlich aversiv beizubringen, was er gefälligst zu lassen hat. Das ist das nicht gewusst habe.

  • Zitat

    Das Treffen war ne Ausnahmesituation, es war eine vollkommen blöde Idee, ich hab falsch reagiert, ist nunmal so.


    Brunos Frauchen:
    Das ist mir schon klar. Ich arbeite gerne mit Z & B und habe in einigen Situationen auch schon Erfolge gehabt. Zum Beispiel muss ich mittags immer an einem Gartenzaun vorbei, hinter dem zwei kleine Hunde stehen und bellen. Anfangs hing Lucky in der Leine. Mittlerweile können wir da größtenteils max. mit Bürste, manchmal aber auch ohne jegliches Aufregen vorbeigehen.
    Auf weite Entfernungen klappt es auch schon bei anderen Hunden.
    Wo ich bis jetzt keine Chance habe ist bei uns im Wald, wenn wir auf engen Wegen sind (links und rechts Hang, also kein Ausweichen möglich). Da wird schon auf große Entfernung Theater gemacht. Momentan läuft er an der Schlepp, da komme ich gar nicht dicht genug heran, um Leckerlies vor die Schnauze zu packen, außerdem ist er so weggetreten, dass er sie nicht nimmt.


    @Trainer: Termin ist gemacht und wird morgen sein, mal sehen wie weit wir damit kommen. Ist zwar ein Stückchen Fahrt, aber immerhin weiß ich da, wo ich aufgehoben bin und dass wir definitiv nicht über die Gehorsamsschiene fahren werden.


    Och, das ist uns auch bekannt! ;) Das könnt ihr in den Griff bekommen, ganz sicher!


    Du hast ja schon tolle Erfolge erzielt! Klasse. Ich wünsche dir einen guten Termin und drücke die Daumen, dass ihr bald weitere Erfolge erzielen könnt! :gut:

  • Wow, was für Fortschritte zwischen den Videos!!!


    Aimee hatte mal was ähnliches, auch wenn sie nie so gestresst war, wie Lucky. Sie wollte alles recht machen, war ständig parat- und wahnsinnig im Stress.


    Ignorieren frustrierte sie und rief ebenfalls Stress vor. Nur dass sie dann leider immer hektische Runden durch den Wald gerannt ist, was nicht so toll war wie man sich vielleicht vorstellen kann.


    Ich habe eine Schlepp dran gemacht. Sie lief ausschließlich mit Schlepp. Über mehrere Monate. Jetzt lasse ich sie ab und zu wieder frei. Heute hatte ich die Schlepp vergessen und sie frei gemacht. Sie lief wunderbar und entspannt mit, lies sich aus dem Spiel abrufen usw. ein Beweis in meinen Augen, dass es funktioniert.


    Zwischenzeitlich war der "Jagdtrieb" dann auch wieder wesentlich schlimmer, was allerdings bei ihr auch zum deutlichen Teil druch Stress (durch Ignorieren hervorgerufen) war. Sehe ich dass die Nase in die Luft geht, leine ich kommentarlos an und dann nach ein paar Metern wieder ab.


    Es dauert lange Zeit bis man einen Hund wieder runtergefahren hat (komplett). Wie gesagt, bei mir mehrere Monate und das mit dem hochpushen hatte sich eingeschlichen.


    Trotzdem wird sie natürlich auch ausgepowert z.B. durch ZHS, Sucharbeit o.ä.... aber alles dosiert eben. Ich denke dass Lucky das brauchen wird.


    Was eure Trainerin als unartig bezeichnet kann ich nicht so richtig nachvollziehen. Bei uns im Verein werden gestresste Hunde vom Platz geschickt und langsam mit ihnen Ruhe geübt. Gibt es evt. einen anderen Platz, falls du irgendwann weiter machen möchtest?


    Ich drücke die Daumen, dass ihr weiterhin so tolle Fortschritte macht :gut:

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