Was es heißt, einen Hund zu haben

  • Naja, Sina, hinzu kommt noch, dass Kinderärzte und Psychologen nur allzu gern bei Kindern jetzt zum Hund raten.

    Weil das ist ja sooo gut für die Kinder und hilft ja sooo ungemein, aus einem allergiegeplagten und verhaltensauffälligen Kind ein normales zu machen.

    Und wie oft wird älteren oder chronisch kranken Menschen zur Therapieunterstützung zum Hund geraten?

    Genauso oft.

    Überall schallt es. Back to the roots durch Hunde!

    Ähm ja, nur dass Mensch gar nicht mehr weiß, was seine Wurzeln sind und wie die aussehen....

  • Tja - und wenn du dann noch das Glück hast, so nette Wuschels zu haben, innerhalb von Wochen zu einer kleinen Sensation im Ort wirst, weil du die ja händeln kannst, da bleiben dann die Leute stehen, du hörst den Gedanken "wenn die Frau drei davon händeln kann, dann können wir ja wohl einen davon schaffen. Lass uns auch so einen kaufen. Und für die Kinder wäre das erst Recht was!! So ein netter, echter Kuschelbär!" :hust:

    Na super und dann kommt dann so ein netter echter Kuschelbär ins Haus und oh wunder, der lässt sich nicht von alleine händeln und mit Kindern will er auch nicht kuscheln :muede:

  • Ich moechte nicht, dass der Eindruck entsteht, meine Hunde waeren eine Belastung fuer mich und ohne vorherige Informationen geht es niemals gut!!

    Lee kam total unueberlegt und zu einer unguenstigen Zeit. Ueberlegungen gab es keine!
    Bei Pepper gab es mehr Ueberlegungen, aber alle Plaene wurden geandert, als sie aelter wurde.
    Bei Juri hatte ich durch Pepps andere Erfahrungen, als vor dem Einzug der Maedels. Somit gab es da andere Ueberlegungen im Vorfeld.

    Ich wuerde sagen es klappt bei allen 3 bzw. es hat geklappt.

    Zur Belastung: Ich kenne durch die 3 einfach verschiedene Seiten als HH.
    Pepper war ein absolut einfacher Hund. Sie ging nicht jagen (obwohl sie ein Weimaraner-Mix war), sie ist 2x ner Spur hinterher und hat sich im hetzen ablegen lassen, sie konnte ueberall mit hin, alles neue nahm sie an und zeigte sich dann so, als haette sie niemals etwas anderes gemacht (egal ob das 1. mal mit der Bahn fahren, am Rad laufen, im Stall sein, am Pferd laufen, Restaurantbesuch, usw.), sie hat alles sehr schnell und nebenbei gelernt, war leicht zu motivieren, absolut vertraeglich, usw. Und nein, ich idealisiere sie nicht!
    Ihr Problem war einzig und allein die Krankheit (wobei so etwas ohnehin kaum ein HH durchmachen wird, was ich persoenlich wirklich gut finde).
    Und um ehrlich zu sein: Peppers Krankheit war eine enorme Belastung fuer mich! Sowohl physisch als auch psychisch. Fuer mich war es eine Belastung ueber 2 Jahre um das Leben eines Hundes zu kaempfen, teilweise alle 30 Minuten nachts mit einem Hund raus zu gehen, weil er nur noch blutiges Wasser kackt, Naechte wach zu liegen um sich den Kopf zu zerbrechen auf der Suche nach Loesungen, immer wieder Termine zum einschlaefern auszumachen um sie wieder abzusagen. Es war eine Belastung zu sehen, dass immer und immer wieder neue Rueckschritte da waren und es war eine Belastung, mir bei allen Fortschritten Hoffnungen zu machen, die dann zerstoert wurden. Und dazu stehe ich auch!
    Und dennoch: Ich moechte keine Sekunde mit diesem Hund missen, ich habe es nie bereut sie und nicht einen anderen Hund ausgesucht zu haben und ich haette diese Belastung noch ueber Jahre hinweg ausgehalten (und das ist keine Vermutung/kein Gerede, ich weiss das und meine es ernst), wenn sie gekonnt haette!

    Und dann hab ich die Spitzohren. Lee leinenaggressiv und nur bedingt vertraeglich; Juri arg aengstlich.
    Die 2 fordern mich anders, als Pepper es gemacht hat. Aber das ist nichts negatives!

    Aus heutiger Sicht denke ich einfach, man sollte sich vor dem Kauf darauf einstellen, das nicht alles einfach flutscht und es eben auch zu Situationen kommen kann, die etwas mehr an Arbeit und Nerven kosten. Das ist ja nicht schlimm, im Gegenteil. Man kann daraus lernen, was ich als sehr wertvoll ansehe..
    Aber Hundehaltung ist eben nicht immer die nette rosa Welt, in der sich alle lieb haben, in der es nie zu Problemen kommt, in der ein HH niemals verzweifelt, usw.

  • Ich war zum Glück schon mit einem recht großen Hund (Goldie) in den Öffis in Berlin unterwegs, bevor ich mir Othello zugelegt habe, so hatte ich zumindest schon mal eine Ahnung davon, was auf mich zukommen würde. Othello musste schon mit 10 Wochen ein knallhartes Öffitraining über sich ergehen lassen. Bus, U-Bahn, S-Bahn, Tram, Aufzug fahren, später dann Rolltreppe, mit knapp 6 Monaten das erste Mal ICE, mit 11 Wochen der erste Ausflug zum Flughafen Schönefeld (wen abholen)... Ich möchte behaupten, dass es ihm nicht geschadet hat, aber es war einige Wochen Arbeit, da der kleine Kerl natürlich viel gejammert hat. Da hieß es einfach: Aushalten, ignorieren und erst dann loben, wenn Hundchen sich hinlegt und still ist. Mittlerweile bewegen wir uns super im Berliner ÖPNV, mein Hund hat gelernt, sich platzsparend zu verpacken. Auch, wenn er mir jedes Mal irgendwie schon Leid tut. Der Hund soll bitte in den Öffis unsichtbar sein, aber Menschen dürfen ihre gerade bei IKEA gekaufte Einbauküche mit in den M46 schleppen oder sich mit dem Wocheneinkauf für ihre 10köpfige Familie in die Tram quetschen. Nicht zu vergessen die Mamis mit Zwillingskinderwagen, die der Meinung sind, der Bus würde nur für sie fahren und der Platz stünde ihnen frei zur Verfügung :lepra:
    Viele Menschen in Berlin sind locker mit Hunden, einige haben massive Probleme mit Vierbeinern und ein Teil freut sich jedes Mal kringelig, wenn sie einen Hund erblicken. Dem allergrößten Teil der Bevölkerung sind Hunde aber sch***egal. Und dieses sch***egal beinhaltet, dass sie einen Hund nicht wahrnehmen, dass man aufpassen muss, dass nicht auf ihn getreten, er umgerempelt wird oder er nicht im Weg steht. Sobald der Hund auch nur muckt, bist du als Hundehalter der A****. Egal, ob der Hund sich einfach hundetypisch verhalten hat. Es setzte sich mal eine ältere Frau neben mich in den Bus, der Bus halbleer, die mich erst bat, den Fußraum für ihre Füße frei zu räumen, also nahm ich Othello zwischen meine Beine, und mich dann dazu aufforderte, den Hund vom Schnüffeln abzuhalten. "Ich mag das nicht, wenn der so an mir riecht." Ein "Dann steh doch auf und setz dich woanders hin, verdammt nochmal" muss man sich als Hundehalter verkneifen, weil man allein durch die Tatsache, den Hund überhaupt mitzuführen, schon schuldig ist. Und das finde ich schon sehr schade.

    Aber allgemein finde ich Berlin für Hunde schon schön. Man gibt sich zumindest viel Mühe, dem Hund genug Möglichkeiten zu geben, sich artgerecht entfalten zu können mit riesigen Auslaufgebieten, Hundespielplätzen und Hundestränden. Wenn es diese Gebiete hier nicht gäbe, hätte ich mich gegen einen Hund entschieden.

  • Ja, @Murmelchen...gerade bei chronisch kranken Hunden ist eben die Belastung enorm groß.
    Manchmal hat man Glück und manchmal einfach nur Pech.

    ...und wenn es um das Verhalten des Hundes geht, da kommt es eben darauf an wie man die Tatsachen sieht...das ist wenigstens einfacher zu händeln als die andauernde Belastung (auch wenn dies mit Liebe erfüllt ist) mit einem kranken Tier.

  • @ tinks Da hatte ich mal `ne schöne Nummer.

    Ich bin mit Sohnemann unterwegs um Töchterchen abzuholen, natürlich ohne auto und somit ist der Bus gefordert.

    Okay, wir steigen ein, bezahlen brav, suchen uns zwei nette Plätzchen und Hundi verzieht sich formschön unter die Bank. Ist also nicht zu sehen und alles ist easy paletti.

    Ungefähr nach der Hälfte der Strecke steigt eine Gruppe Teenies ein, alles Mädels.

    Zwei von ihnen landen uns gegenüber und sind, wie kann es auch anders sein, nicht leise und hibbeln auf den sitzen rum.

    Grund genug für Hundi, sich zu entrollen und mit seinem Kopf zwischen meinen Beinen aufzutauchen.

    Also erscheint der Kopf eines Herrn Parson, tricolor und neugierig peilend.

    Ähm ja, es ertönte der Schrei: Ein HUND!!!!! Dann setzte die heillose Flucht ein, "HILFE, ein HUND!!!!""

    Kreischend durch den Bus...

    Mein Köterchen sah mich an, Sohnemann blieb der Mund offen stehen, nach dem Satz:" WAS hat DIE denn?"

    Drei Plätze weiter vorn saß ein bibbenderndes Häufchen Teeny, mit panischen Blick auf den Hund und bei jeder Regung von diesem schon aufspringend und flüchtend....

    UNd Dinge wie diese begegnen Dir als HH in einer Großstadt häufig, in allen Farben, Formen und Varianten....

  • [quote="Abessinierin"]Naja, Sina, hinzu kommt noch, dass Kinderärzte und Psychologen nur allzu gern bei Kindern jetzt zum Hund raten.

    Weil das ist ja sooo gut für die Kinder und hilft ja sooo ungemein, aus einem allergiegeplagten und verhaltensauffälligen Kind ein normales zu machen.

    Und wie oft wird älteren oder chronisch kranken Menschen zur Therapieunterstützung zum Hund geraten?

    Genauso oft.

    Überall schallt es. Back to the roots durch Hunde!

    Ähm ja, nur dass Mensch gar nicht mehr weiß, was seine Wurzeln sind und wie die aussehen....[/quote]
    -------------------------------------------------------------------------

    Wie auch, das Leben ansich wird ja immer naturfremder...

    Ich hab auch ein entwicklungstechnisch verhaltensaufälliges Kind...nein nicht aus Erziehungsgründen...mir hat zum Glück noch kein Arzt zur einer Hundeanschaffung geraten.
    Den Hund habe ich für mich geholt...auch vielleicht um etwas Abstand zu bisherigen Problemen zu bekommen...etwas natürliches um mich zu haben, statt ständig darüber nachzudenken was normal ist und was nicht.
    Ob sich etwas durch den Hund bei meinem Kind verändert hat weiß ich nicht...die Beziehung der beiden tut ihnen gut...sehr gut...aber mehr auch nicht.

    ich finde es einfach entspannend meinen Hund zu beobachten...wie er sich in einzelnen Situationen verhält, wie er seine Körpersprache einsetzt, seine Bewegungen, sein agieren mit anderen Hunden, das Verhalten im Freilauf...eben vollkommen natürlich...ja wahrscheinlich für mich eine Ablenkung von der ständig gekünstelten Umwelt...einfach nur entspannend...das liebe ich so ein meinem Hund und dafür bin ich dankbar.

  • Zitat


    Aus heutiger Sicht denke ich einfach, man sollte sich vor dem Kauf darauf einstellen, das nicht alles einfach flutscht und es eben auch zu Situationen kommen kann, die etwas mehr an Arbeit und Nerven kosten. Das ist ja nicht schlimm, im Gegenteil. Man kann daraus lernen, was ich als sehr wertvoll ansehe..
    Aber Hundehaltung ist eben nicht immer die nette rosa Welt, in der sich alle lieb haben, in der es nie zu Problemen kommt, in der ein HH niemals verzweifelt, usw.

    Voraussetzung ist doch, dass man sich eine gewisse "Offenheit" behält und zumindest die Möglichkeit nicht außer Acht lässt, dass ein Hund Eigenschaften jenseits der Rassebeschreibungen zeigt.

    Er ist eben nunmal kein Auto mit zugesicherten Eigenschaften wie agil, wendig, sparsam im Verbrauch, einfach in der Wartung und Pflege etc. Also bleibt die Forderung stehen in die Mensch / Hund - Beziehung zu investieren. Und daran scheiterts bei manchen: sie sehen die Investition nicht als lohnenswert an.

    Letztendlich ist es doch egal, ob ich den Partner vor die Türe setze, weil er den Zahnpastadeckel nicht zudreht oder den Hund weil er bellt. Hey, dann kauf ich halt die Zahnpasta mit dem Klappdeckel und arbeite an dem Bellproblem. Wer sein Leben allgemein so lebt, dass er eher dazu neigt die Flinte gleich ins Korn zu werfen, für den ist ein Hund auch nicht das Richtige.

    Das soll jetzt kein Vorwurf an die Jüngeren hier sein, aber die Gründe, wieso eine Beziehung plötzlich nicht mehr passt - die sind manchmal so lappert, dass man mit den Ohren schlackert. Nun ja, die Auswahl ist groß, probiert man halt das Nächste. Nur, genau das geht bei einem Hund eben nicht und das muss man erstmal kapieren.

  • Na, man muss aber auch bedenken, dass die Menschen eben unterschiedliche Belastungsgrenzen haben.
    z.B. mein Mann und ich mit dem Troll: ja, Sam ist hart und treibt in die Verzweiflung. Aber ich würde nie aufgeben, weil ich den kleinen Kerl trotzdem oder gerade weil so lieb habe. Mein Mann dagegen war schon öfter an dem Punkt, wo er bei Sam einfach nicht mehr konnte und es alleine - ohne mich - nicht mehr geschafft hätte.

    Zwei Menschen - ein Hund - völlig unterschiedliche Belastungsgrenzen..
    Versteht ihr, was ich damit sagen will?

  • lotuselise: Ich bezeichne das ganz simpel als Wergwerfmentalität.

    Passt nicht, ist nicht unproblematisch? Kommt weg. Hey, an der nächsten Ecke wartet doch das Neue, Bessere, Exclusivere...

    Nur das es sich nicht um ein Hund sondern um einen Hund handelt.

    Ist doch egal... Ich will...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!