Blinder Zweithund / Pflegehund im Anmarsch

  • Sooo, er ist da!
    Die erste Begegnung draußen ist super gelaufen. Sie kann mit ihm zwar garnix anfangen und hat schnell gemerkt, dass da nix zu holen ist (spielen), fand es aber voll okay, dass er mit in die Wohnung gekommen ist.


    Aaaaber der Kerl hat nix Besseres zu tun, als sie zu besteigen. Dem fällt wirklich garnix Anderes ein, als das. Yara kommt damit, so unsicher wie sie ist, überhaupt nicht klar. Sie sucht Schutz bei mir oder hält ängstlich still (wirklich ängstlich, nicht weil sie die Jüngere ist oder so) und schaut mich hilfesuchend an.


    Dieser Hund hat in seinem Leben leider noch nie das Wort "Nein" gehört.


    Jetzt steh ich hier doch etwas ratlos.
    Ist das nur Stress bei ihm und es legt sich, sobald er "angekommen" und "runtergekommen" ist?
    Oder lässt der jetzt seinem ein 8-jähriges Hundeleben lang angestauten Sexualtrieb freien Lauf?


    Yara ist definitiv noch nicht läufig, aber er benimmt sich, als wär sie's. Andere Rüden sind an ihr aber noch völlig desinteressiert und können nix mit ihrem Duft anfangen.


    Hmmm, was ratet ihr mir denn?
    Ich tendiere ja grundsätzlich dazu, das soweit möglich die Hunde unter sich regeln zu lassen.
    Aber Yara ist damit leider total überfordert und er ist extremst aufdringlich. Da kann ich deutlich dazwischengehen (und ich kann mir bei Hunden normalerweise ganz gut Respekt verschaffen, so dass die auf ein Splitten oder deutliches Wort von mir reagieren), das interessiert den nicht. So ein Mistvieh :headbash: :D


    Ich bin gespannt, was ihr so zu sagen habt.
    Wenn ich sie einfach nur zusammenlasse, hat meine Kleine keine ruhige Sekunde und meine Beschützerinstinkte werden da deutlich angesprochen.


    Soll ich meinem Gefühl folgen und dazwischen gehen und das eben so lange, bis der verzogene kleine Köter (der mit seiner Blindheit besser zurecht kommt, als mir angekündigt wurde) irgendwann kapiert, dass er das lassen soll? Und sie eben öfter mal in getrennten Räumen halten, so als wär sie tatsächlich läufig? Oder soll ich warten, bis Yara so genervt ist, dass sie sich wehrt? (da sträubt sich aber alles bei mir dagegen, zumal ich glaube, dass das nie soweit kommt. Sie ist so extrem unterwürfig und ängstlich, fühlt sich aber halt definitiv total unwohl)


    Oookay, ich wäre wirklich über den ein oder anderen Ratschlag froh :)


    Grüßle,
    BabaJaga jetzt auch mit nem kleinen Rammler :headbash:

  • Naja, obwohl wir jetzt Ruhe reingebracht haben, er sich in einem anderen Raum etwas entspannen und runterkommen konnte, haben die beiden in Gegenwart des Anderen einfach keine ruhige Sekunde.


    Sobald Yara wieder in der Nähe ist, ist Rex nur noch gestresst und steigt ihr permanent nach und sie ist nur dabei zu fliehen. Er verhält sich wirklich so, als wär sie läufig, ist sie aber definitiv nicht.


    Pff, diese Variante ist mir vorher nicht durch den Kopf gegangen ;)
    Die Nacht werden sie getrennt verbringen. Im Nebenraum kommt er halbwegs zur Ruhe (so lange die Schlafzimmertür und die Wohnzimmertür zu sind, also Puffer dazwischen und sie nicht direkt vor seiner Tür langläuft). Yara entspannt sich so auch wieder besser.


    Mal sehen, wie das morgen dann läuft. Ob er sich wohl an ihre Gegenwart gewöhnen kann oder ob das dauerhaft so stressig für ihn bleibt?


    Morgen werd ich mal versuchen sie mehrere Stunden hier zusammen zu lassen und das aussitzen. Vielleicht braucht er einfach länger, um zu kapieren, was "Nein" heißt. Wenn er aber dauerhaft so einen extremen Stress in ihrer Gegenwart hat, bin ich überfragt.


    Sie komplett getrennt halten für die Zeit, die er hier ist?
    Naja, abwarten und Tee trinken :) Ist ja erst der erste Tag.


    Ich würd mich weiterhin über Erfahrungen und Tipps freuen.


    LG,
    BabaJaga

  • Also ich finde das ja gerade sehr spannend. Habe leider keine Erfahrung, die dir helfen könnte.
    Aber wenigstens zu Spruch. Ich finde das toll, dass du dich (vorerst?) dem Kurzen angenommen hast.
    Mein Hund ist momentan auch in einer "Rammelphase", ich hoffe es ist nur ne Phase.
    Unter normalen Umständen, würde ich sagen, besorg dir so ein Wasserspritzdings und "schieß" ihn ab, wenn er sie besteigen will. Allerdings ist das, denke ich mir, nicht sehr förderlich, wenn der andere Hund ein Angsthund ist.
    Sehr schwierig. Ich denke ihm fehlt einfach die Sozialkompetenz im Umgang mit anderen Hunden. Vielleicht könntet ihr mit einer Hündin "üben" die ihm mal die Meinung sagt, wenn er über die Stränge schlägt.


    Das war mein Senf....

  • Danke dir für die nette Antwort :)


    Mal mit einem anderen Hund zu "üben", dass die Ladies seine Aufmerksamkeit nicht automatisch genießen, nur weil er das toll findet, ist eine gute Idee! In der Nachbarschaft kenn ich aber leider nur deutlich größere Hündinnen, da hätte ich um den Kleinen (ich hatte vergessen WIE klein Zwergpinscher sind :D) ja fast schon Angst. Die sind hier alle nicht so zimperlich (davon würde ich Yara eine gute Portion wünschen, dabei hat sie schon viel mehr Selbstbewusstsein, als am Anfang). Die Frage ist, ob er das automatisch auch auf Yara übertragen würde? Ich bezweifle es ja und selbst bei ihrer Schwester, die sie ja gut kennt und vor der sie keine Angst hat, macht sie niemals ne Ansage, wenn ihr Spiele zu wild werden. Sondern dann kommt sie zu mir und sucht Schutz und ich soll das für sie regeln. Wenn nicht, würde sie sich so lange jagen und "bespielen" lassen, bis sie zusammenbricht.


    Dass er null Sozialkompetenz in Bezug auf andere Hunde hat, ist leider mehr als wahr. Aber woher soll's auch kommen, wenn er jetzt, mit 8 Jahren, das erste Mal in seinem Leben direkten Kontakt mit einem anderen Hund hat (der nicht nur an der Leine kurz an ihm vorbeiläuft) *seufz*


    Der Tierarzt, bei dem er gestern war, hat nun auch noch ein Problem mit den Herzklappen festgestellt und allzu viel Stress sollten wir dem Winzling (der auch noch etwas zuviel auf den Rippen hat) nicht zumuten. Er kennt gemütliche Gassirunden von 30 Minuten Dauer maximal. In der gleichen Zeit lege ich mit Yara die dreifache Strecke zurück und das ohne Hektik.


    Hm, ich frage mich, ob man dem Opa (obwohl er mit 8 eigentlich noch keiner ist, aber in seinem Fall passt das leider absolut) den ganzen Stress noch zumuten sollte? Vielleicht ist es zu spät, ihn noch "hinzubiegen" und er wäre in seinem gewohnten Lebensstil glücklicher? Ich weiß auch nicht...
    Yara tut seine Anwesenheit bisher jedenfalls nicht gut. Aber wie ich schon sagte, es ist erst der erste Tag.


    P.S. Das mit dem Wasserspritzen ist bei Yara wohl wirklich nicht so ne gute Idee. Sie soll ja nicht am Ende noch was Negatives mit andern Hunden verknüpfen, wo wir ihre Angst und Unsicherheit schon soweit abgebaut haben bisher. Außerdem bezweifle ich, dass er sich davon beeindrucken lassen würde. Vielleicht teste ich das morgen mal mit der Blumenspritze. Bisher hat ihn absolut gar keine Form der Zurechtweisung auch nur ansatzweise beeindruckt. Wenn ich plötzlich laut in die Hände klatsche, zuckt er nicht mal (Yara rennt aber in ihr Körbchen, weil sie denkt, sie hat ein Kapitalverbrechen begangen :headbash: ) Und ja, der Hund hört eigentlich sonst gut, rein organisch.

  • Tja, da überraschen einen die Hunde doch immer wieder umd kommen mit Varianten daher, die man noch gar nicht bedacht hat.


    Rein vom Bauchgefühl würde ich ihn mit einem Nein am Halsband von Yara wegholen. So weiss Yara auch, dass sie nicht gemeint ist.


    Kann aber auch nur ein vorübergehendes stressbedingtes Problem sein. Als Schara das erstemal in einer Hundepension war hat sie alle Hunde bestiegen und rumgerammelt. Sie als Mädchen!!! Der Pensionsbesitzer, selbst Tierarzt und Trainer meinte das wäre rein stressbedingt.

  • Ja, ich hoffe jetzt mal noch darauf, dass er sich beruhigt und das wirklich der Stress ist.
    Die Nacht war, gelinde gesagt, "nicht erholsam" ;) Er ist es zwar gewohnt alleine zu schlafen, aber geschlossene Türen kennt er nicht. Früher musste er nur mal kurz kratzen, und dem Hochadel wurde Tür und Tor geöffnet. Ihr könnt euch vorstellen, was er die ganze Nacht über immer wieder gemacht hat?


    Auf dem Morgenspaziergang hat er sich (für seine Verhältnisse, der zerrt einen halt dahin, wo er hin will *g* Da isser absolut schmerzbefreit, hat das ja sein Leben lang so kennengelernt, dass es da langgeht, wo er hinzieht) ganz gut benommen und sie in Ruhe gelassen, das ist doch schonmal ein gutes Zeichen. Außerdem scheint er es mittlerweile zumindest wahrzunehmen, wenn ich "Nein" sage. Das bild ich mir jedenfalls ein.


    Yara versteht, dass nicht sie gemeint ist, wenn ich ihm ein strenges Nein zukommen lasse, weil ich sie dabei nicht ansehe. Ein Nein geht normalerweise bei uns mit einem strengen Blick einher. Aber ich muss wirklich darauf achten, dass sehr zielgerichtet einzusetzen, um sie nicht noch mehr zu verunsichern. Ihm ist es ja egal, ob ich ihn ansehe oder nicht, aber für Yara ist das wichtig. Ich sage jedes Mal vorher noch seinen Namen, damit auch er das schnallt.


    Ist ja nicht so, als würde Yara selbst keine "Neins" provozieren *g*


    Sie stellt heute erstmal jede einzelne Regel, die sie eigentlich beherrscht (nicht in die Küche, nicht auf andere Hunde zustürmen sondern erstmal warten, nicht wie ein Ochs an der Leine zerren, nicht an die Sachen auf dem Tisch gehen usw :headbash: ) auf die Probe. Sie ist halt doch auch selbst gestresst und könnte ja sein, dass sich mit dem Neuling auch die Regeln geändert haben und sich was rausschlagen lässt. Hunde sind ja nich doof. Das kleine Mistvieh :D Aber sie schnallt jetzt langsam, dass alles noch gilt.


    Dass auch Schara so deutlich über das Besteigen Stress abgebaut hat, beruhigt mich irgendwie ein bisschen. So deutlich hab ich das bisher auch bei intakten Rüden einfach noch nicht erlebt. Wie lange hat Schara denn gebraucht, bis sie das gelassen hat?


    Und ja, ich werde ihn weiterhin von ihr wegholen und mal überlegen, was ich dem Opa als Alternative zum Stressabbau anbieten kann. Yara kaut sich den Stress gern von der Seele oder legt draußen mal den ein oder andern Sprint hin, um Energie loszuwerden, aber der Dicke hat leider nicht mehr viele Zähne und die, die er hat, sind wacklig und kaputt. Würde er sprinten, würde er nur gegen den nächsten Baum rennen, außerdem wär da noch sein Herz und das Übergewicht. Habt ihr Tipps oder Ideen?


    Eine einzige Baustelle, dieser Kleine ;)


    Naja, soviel erstmal. Mal sehen, wann ich die beiden das erste Mal aussetzen will, weil sie anfangen mich in den Wahnsinn zu treiben :D Noch bin ich der Ruhepol in dieser Bande.

  • Boah, ich hätte nie gedacht, dass ein blinder Hund so einen Drang nach vorne hat. Ich dachte immer, der würde eher die Nähe zum Mensch oder Tier suchen. Vor allem in fremden Gelände. Schon erstaunlich.


    Schara war 2 Tage in der Tierpension (nur tagsüber, nachts bei uns im Zimmer, war Urlaub) und jedesmal wenn ich Richtung Aussengehege geschaut habe war sie dort schwer zugange. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass Weibchen das auch machen.
    Sonst hat sie dieses Verhalten noch nie an Tag gelegt. Wir haben allerdings auch nicht viele Hundebegegnungen, da sie darauf keinen Wert liegt. Ist ein absoluter Einzelgänger.

  • Bei Hündinnen hab ich zwar davon gehört, aber selbst hab ichs auch noch nicht erlebt, dass die das zum Stressabbau nutzen. Wenn sie eine Einzelgängerin ist, ist es aber auch verständlich, dass das für sie stressig war (erstes Mal in der Pension und dann auch noch lauter andere Hunde).


    Ich wünschte ja echt, Yara würde ihm mal ne Ansage machen. Würde beiden guttun. Aber das wird wohl nix.
    Jetzt pennt erstmal jeder ne Runde in einem anderen Zimmer.


    Ja, also mich wundert's auch, dass er so nach vorne geht. Er braucht auch echt keine Flexi zur Sicherheit oder so. Hab ihn jetzt an ner normalen 2 m Leine und er geht entweder ganz manierlich von sich aus bei Fuß, sucht also die Nähe, oder aber er zerrt nach vorn oder zur Seite weg. Immer der Nase nach, denk ich. Also er kommt definitiv ziemlich gut mit seiner Blindheit klar und kompensiert das super, auch wenn er trotzdem nicht der Schnellste ist. In der Wohnung hat er sich die meisten Wege schon jetzt eingeprägt. Draußen spürt er meist, wenn er sich einem Hindernis nähert (Luftbewegung? Restsehvermögen?) und bewegt sich dann ganz vorsichtig, bis er den Baum z.b. mit der Nase anstupst, dann markiert er fröhlich in der Gegend rum.


    Aber ich werde wohl zumindest teilweise getrennte Spaziergänge machen müssen. Yara fand den Spaziergang total öde und ihre Missbilligung deutlich gezeigt, weil sie alle paar Meter warten musste.

  • Also wenn er sich draussen schon so sicher bewegt, denke ich dass doch ein kitzekleines Restsehvermögen vorhanden ist. Kann man das irgendwie testen? Bei Schara haben wir das Gehör ja auch testen lassen um Gewissheit zu haben.
    Weiss er denn genau wo der Weg ist, wo Wiese/Feld sind usw.? Spürt er wenn eine Treppe kommt, ein Abhang? Könnte man ihn frei lassen? Ist er bisher immer nur an der Leine gelaufen?
    Ich finde das total spannend.

  • Naja, meine Mutter war vorgestern mit ihm bei einem Tierarzt (kenn den nicht, andere Stadt, weiß nicht wie gut der ist) und der meinte, er würde absolut garnix mehr sehen. Aber ich habe den Verdacht, dass da noch ein klitzekleiner Rest an Sehvermögen da ist. Soviel, dass er womöglich sehr helle und sehr dunkle Bereiche unterscheiden kann, ist aber nur eine Vermutung. Vor einer sonnenbeschienenen Wand hat er kurz vorher abgestoppt, in dunkleren Bereichen ist er dagegen gelaufen.


    Blinde Hunde kompensieren aber über so viele Wege. Sie spüren den Luftwiderstand (von einer sich bewegenden Tür hält er Abstand, weil er den Lufthauch zuordnet, der Atem den er ausstößt wird von einer Wand "reflektiert), aber auch der Geruchssinn hilft viel weiter. Sie riechen manche Hindernisse, wenn sie nah genug sind usw.


    Er ist leider noch nie im Leben ohne Leine gelaufen und er braucht das zum Schutz für's Erste auf jeden Fall auch noch. Bordsteinkanten hoch oder runter (er ist ja nicht viel größer als die Bordsteine *g*) - bemerkt er nicht. Genauso Zäune, Pfosten, manches Gestrüpp, Rosenbüsche (aua) - da läuft er dagegen.


    Wir gehen hauptsächlich im Wald (ist direkt vor der Tür) da folgt er dem Weg relativ gut, weil links und rechts eben Gras wächst. Aber er geht auch mal mutig durchs hohe Gras, weil da was verlockend riecht.


    Er hört halt leider nicht zuverlässig. Ich bezweifle zwar, dass er schnell genug wäre mir zu entwischen, aber ich warte lieber noch ein bisschen, bevor ich das ohne Leine mal an einer übersichtlichen Stelle teste.

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