Blinder Zweithund / Pflegehund im Anmarsch
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Hallo zusammen,
in den letzten paar Monaten hab ich viel hier im Forum gestöbert und massenhaft interessante und hilfreiche Beiträge entdeckt, so dass es bisher nie nötig war, selbst einen Thread zu starten. Das hat sich jetzt geändert.
Achtung, Roman!!
Yara, meine kleine Spanierin, ist jetzt seit 2 Monaten bei mir und in dieser Zeit sind wir super zusammengewachsen. Sie hat in vielen Bereichen tolle Fortschritte gemacht, ihre Ängstlichkeit wurde von Tag zu Tag besser, wir haben konkrete Ängste auflösen können und der Alltag klappt auch schon richtig gut.
Sie ist jetzt geschätzte 6 Monate alt, genau werd ich's wohl nie wissen, aber das kommt in etwa hin.
Alleinbleiben klappt jetzt so an die 20 - 30 Minuten, je nach Tagesform, Tageszeit und aktuellen Gemütszustand der kleinen Lady. Da hab ich aber auch noch nicht sooo intensiv dran gearbeitet, weil ich einfach viel Zeit für sie habe.Alles in Allem machen wir beide tolle Fortschritte und sind auf einem guten Weg. Aber was die Erziehung angeht habe ich nach zwei Monaten bei einem jungen Hund mit einer schwierigigen Vergangenheit logischerweise noch kein stabiles Fundament. Sie hat die Regeln in der Wohnung verinnerlicht, kennt die ersten Grundkommandos und kommt (von Tag zu Tag zuverlässiger) auf Zuruf auch im Wald zu mir. Aber wehe, wenn sie wirklich abgelenkt ist. Das ist eben alles verständlicherweise noch nicht übermäßig stabil, aber sehr vielversprechend.
Jetzt ist es so, dass meine Großeltern beide im Abstand von nur einem halben Jahr gestorben sind. Sie hatten einen jetzt 8-jährigen Zwergpinscherrüden, der mittlerweile vollständig erblindet ist. Nach dem Tod meines Opas vor einigen Monaten (er war die absolute Bezugsperson für den Kleinen), haben zwei meiner Onkels sich um den Hund gekümmert. Er lebt bei einem Onkel, ein zweiter übernimmt tagsüber, wenn der erste Onkel in der Arbeit ist, die Gassigänge und das Füttern.
Aufgrund der dummerweise genau jetzt vollständig gewordenen Blindheit und dem Tod meines Opas hat sich der Kleine sehr zurückgezogen. Ich glaube, er leidet wirklich sehr unter der Situation und er kommt kaum mehr aus seiner Höhle (sein Lieblingsplatz zwischen zwei Sofas) raus. Er vermisst seine Bezugsperson und hat bisher, obwohl meine Onkels es gut meinen, niemanden gefunden, zu dem er jetzt gehört. Die beiden Onkels sind sehr einfach gestrickt bzw. ist einer von ihnen geistig behindert. Sie denken, mit Gassigehen und füttern ist es getan. Der kleine braucht aber viel mehr als das, vor allem braucht er jemanden, der ihm hilft mit der Blindheit und Unsicherheit zurecht zu kommen und der sich mit ihm beschäftigt. Meine Großeltern waren ja vom Welpenalter an den ganzen Tag mit ihm zusammen.
Er war bisher der typische kleine Klischee-Rentnerschoßhund (nix gegen Rentner an sich, die sich gut um ihre Hunde kümmern
). Er hat sein Leben an der Flexileine verbracht, kennt andere Hunde fast nur aus der Ferne vom Gassigang (wo alle an der Leine laufen und sich maximal kurz beschnuppern) und war das "Kind" meiner Großeltern und kein Hund mit Hundebedürfnissen. Er hat null Erziehung genossen und kennt einfach wirklich kein Hundeleben, außer seinem Schoßhunddasein.
Das sind die, alles andere als idealen, Voraussetzungen.
Meine beiden Onkel sind jetzt für etwa einen Monat beide verhindert (Urlaub, Reha) und es gibt niemanden außer mir, der bereit ist / die Zeit hat sich um den Hund zu kümmern. Ich wohne 400km weit weg. Naja, also hab ich zugesagt ihn erstmal für diesen einen Monat zu nehmen.
Natürlich mach ich mir dabei auch Sorgen um Yara und die Fortschritte die wir gemacht haben und darüber, wie ich meinen Jungspund und einen älteren, pflegeintensiven, blinden Hund unter einen Hut bringe.Ich hatte schon viel mit behinderten Hunden zu tun und das alleine traue ich mir ohne Weiteres zu. Allerdings hab ich mit so einer Zusammenführung keine Erfahrung.
Wie werden die beiden miteinander klarkommen?
Welche Rolle wird seine Blindheit spielen, seine Unerfahrenheit mit fremden Situationen und anderen Hunden?
Was sollte ich unbedingt von Anfang an beachten?Yara versteht sich mit absolut jedem Hund. Selbst die Hunde in der Nachbarschaft, an die sonst kein anderer Hund näher rankommen darf, weil sie ja so "unverträglich" sind, begegnen Yara total entspannt. Naja, sie ist einfach absolut harmlos und lieb
Sie freut sich über jeden anderen Hund wie verrückt, ist aber wenn die anderen dann näherkommen oder Körperkontakt aufnehmen, doch oft noch etwas unsicher und skeptisch. Sie ist da zwischen Neugier / totaler (Spiel)Freude und Unsicherheit (anfangs hatte sie richtig Angst vor anderen Hunden und hat sie schon von Weitem vorsorglich verbellt) hin- und hergerissen, aber es gewinnt mittlerweile eigentlich immer die Freude und sie spielt dann. Wenn es ihr zu wild und körperlich wird, kommt sie zu mir und sucht Schutz. Sie ist, sicher auch aufgrund ihres zarten Alters aber eben besonders durch ihre sanfte, unsichere Art, ein Hund, der sich eigentlich immer und sofort unterordnet. Ihre deutlich kleinere, schwächere Schwester hatte bei den beiden wohl schon immer das Sagen.
Der kleine Zwergpinscherrüde (den meine Großeltern spaßigerweise "Rex" genannt haben
Das wird peinlich ihn zu rufen
) verträgt sich wohl, soweit man das anhand von Leinenbegegnungen beurteilen kann, mit Hündinnen auch sehr gut. Da isser wohl unkompliziert. Bei Rüden entscheidet er von Fall zu Fall, ob er sie mag oder nicht. Aber er ist eben der große Unsicherheitsfaktor. Wie soll man über einen Hund, der nie ein Hundeleben geführt hat, auch etwas Konkreteres in Erfahrung bringen? *seufz*
Naja, er wird jetzt jedenfalls erstmal für einen knappen Monat zu mir kommen. Ich habe dem Rest der Familie aber auch schon klar gesagt, dass ich erwarte, dass eine gute Lösung auf Dauer für ihn gefunden wird. So wie es jetzt ist, ist der Hund todunglücklich und das werd ich mir nicht mit ansehen. Wenn es gut klappt und sich das hier einspielt, werde ich ihn evtl. auch hier behalten. Aber das kann ich jetzt wirklich noch nicht sagen. Ich wollte frühestens in einem Jahr einen Zweithund dazuholen. Wenn Yara aus dem Gröbsten raus ist und nicht jetzt, wo die Pubertät erst noch auf uns zukommt.
Aber die Umstände sind nunmal, wie sie sind und das kann ich jetzt nicht ändern. Jemand muss sich, zumindest ja erstmal in der Urlaubszeit jetzt, um den armen Wurm kümmern und es gibt niemanden außer mir, der das tun kann.
Jetzt hab ich wirklich viel geschrieben, aber mir geht auch jede Menge durch den Kopf.
Ich würde mich über eure Erfahrungen, Ratschläge und Meinungen sehr freuen.
Was haltet ihr für wichtig, welche Regeln sollten von Anfang an gelten? (für uns alle)
Es ist klar, dass jeder seinen eigenen Schlaf- und Fressplatz bekommt. Yara erarbeitet sich ihr Futter aktuell sowieso größtenteils auf den Spaziergängen.
Wir krieg ich das auf den Spaziergängen unter einen Hut? Yara läuft ohne Leine und braucht meine ganze Aufmerksamkeit dabei - Spaziergang ist eben Trainingszeit. Rex wird, da er die Umgebung nicht kennt und erstmal an der Leine bleiben muss, auch viel Zuwendung brauchen.
Wie verteile ich meine Aufmerksamkeit generell unter den Hunden? Beide brauchen viel davon.
Wie werden die wohl unter sich ausmachen, wer welche Privilegien genießt?
Yara ist nicht der Typ, der überhaupt jemals freiwillig das Sagen haben will. Außerdem ist sie jung.
Rex ist aber der Neue und es ist ihr zu Hause und blind und unsicher isser ja ebenfalls. Allerdings isser eindeutig und mit großem Abstand der ältere, der erwachsene Hund.Ich bin wirklich sehr gespannt und neugierig darauf, wie die beiden miteinander umgehen werden.
Also, immer her mit euren Tipps, Warnungen, Ratschlägen und Mitleidsbekundungen
Liebe Grüße,
BabaJaga -
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Eine aus meiner Hundeschule hat seit einigen Wochen zusätzlich zu ihrer tauben BC-Hündin (3 Jahre alt) eine junge Hündin (so etwa 1/2 Jahr) aus dem Tierschutz aufgenommen, die hörend ist. Sie erzählte, dass sich beide viel geben können. Die Ältere bemuttert die Kleine, und die Kleine "übersetzt" ihr die Hörzeichen, damit die ältere Frauchen dann ansieht und die Handzeichen liest.
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Hm, entweder mein Roman war zu lang
oder hier hat niemand Erfahrung damit, einen älteren "verzogenen" Hund bzw. einen blinden Hund zu einem Junghund dazuzuholen.
Nina, ich hoffe, dass die beiden sich gegenseitig etwas geben können, was über die Unarten des jeweils Anderen hinaus geht
Yara ist für einen blinden Hund leider nicht so der ideale Partner, der als Orientierung dienen kann. Die springt über Stock und Stein, rein in die Büsche und wieder raus. Da rennt er ihr lieber erstmal nicht hinterher. Aber ich bin wirklich gespannt, wie sich das alles dann entwickeln wird.
Morgen ist es jedenfalls soweit und gegen Abend kommt der kleine Senior hier an. Dann werden wir schon zusammen rausfinden, wie es am besten funktioniert.
Natürlich hat Yara sich heute seit Längerem mal wieder von ihrer schlechtesten Seite geziegt, das kleine Mistvieh
Aber wir werden das schon hinkriegen.
Trotzdem würde ich mich immernoch über Erfahrungen und Tipps von Anderen mit ähnlichen Hunden / Hundekonstellationen freuen :)
Grüße,
BabaJaga -
Ich kann Dir leider nichts zu dieser Konstellation sagen, setze jedoch hier ein Lesezeichen, weil mich das interessiert. Ich habe mir damals bei Schara auch blinde Hunde angeschaut. Nun ja, dann wurde es ein tauber Hund.
Ich glaube, dass die Voraussetzungen mit einem vorhandenen Kollegen definitiv besser sind, als wenn der Hund nur mit Menschen zusammen sein soll. Andererseits war dieser blinde Hund deiner Verwandtschaft bisher immer ohne Zweithund, wenn ich das richtig verstanden habe.
Bin gespannt wie es sich entwickelt. -
Hallo,
ich kann ein wenig was im Ansatz erzählen...
Ich habe hier Zuhause meinen fast zweijährigen Willy sitzen und habe im Oktober letzen Jahres aus unserem Tierheim noch einen alten, blinden und tauben Hund dazu geholt...
Willy und Finchen haben einander kaum etwas zu geben - sie ignorieren sich weitest gehend. Wenn sie allerdings eine Weile getrennt waren wird Finchen von Willy mit einem Ohrenlecken begrüßt.
Ab und zu schlafen beide zusammen in einem Körbchen - das allerdings nur weil Finchen sich unbedingt in DIESES Körbchen quetschen möchte... und Willy keinen Bock hat aufzustehen...
Willy nimmt soweit auch keine Rücksicht - ich bin mir nicht mal sicher ob er merkt, dass sie nix sieht und nicht hört.
Das Zusammenleben klappt - Finchen verbringt hier noch einen schönen Lebensabend - es gibt hier keine Unruhe und keine Streitereien - aber die zwei brauchen einander nicht unbedingt - beide hängen an mir.
In Willy habe ich meiner Meinung nach aber auch einen recht gut erzogenen, souveränen Zweithund - mit kleinen Baustellen
- aber nix dramatisches.
Und auch Finchen wird (bevor man sie auf der Straße aussetzte) auch ein schönes zuhause gehabt haben - sie kam im Tierheim nicht klar - hier ist sie allerdings noch einmal super aufgelebt...LG
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Ach ja - ich dachte auch vorher, dass sie sich an Willy orientiert - macht sie aber gar nicht...
Sie folgt meinem Geruch und orientiert sich an der Leine (Flex - wenn die Leine durchhängt verliert sie die Orientierung).
LG
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Blind und taub das finde ich sehr interessant. Aber das würde jetzt diesen Thread sprengen. Gibt es dazu einen eigenen Thread?
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Von mir nicht...
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Danke euch Zweien für die Antworten
Ja, Gaby. Meinen bisherigen Erfahrungen nach, haben die blinden Hunde immer von einem anderen Hund an ihrer Seite profitiert. Da waren die Voraussetzungen aber auch immer etwas anders (engagierte Besitzer, Erziehung für die Hunde, Blindheit meistens schon in sehr jungem Alter oder ab Geburt, die Hundis waren einen Zweithund gewöhnt, etc.). Rex kennt das ja nun so garnicht, dass da noch ein anderer Hund mit ihm zusammen wohnt. Ich denke nicht, dass er sich dann gleich an ihr orientieren wird - zumal sie ja auch noch ein "Kind" ist und keine souveräne, ältere Hündin. Aber ich lasse mich überraschen
Mit tauben Hunden hab ich übrigens meine tollsten Hundeerfahrungen gemacht :fondof: Der erste war ein tauber Dalmi, den ich ein paar Monate in Pflege hatte. Der war aber auch super erzogen, als er zu mir kam - das musste ja einfach toll laufen hihi. Aber da hab ich alle möglichen Sichtzeichen gelernt und die sind jetzt noch so drin, dass Yara schneller und besser auf die Sicht- als auf die Hörzeichen reagiert, weil das für mich so selbstverständlich ist die Gesten zu nutzen, dass ich es oft garnicht bewusst bemerke. Habt ihr zwei denn einen eigenen Thread, wo man von euren Erfahrungen lesen kann?Moehri, vielen Dank auch für deine Erfahrungen! Das Foto ist auch echt süß.
Das ist ja toll, dass ihr so einer alten Nase noch so ein schönes Zuhause gegeben habt! Blind und taub, das ist wirklich "interessant". Dass sie sich an deinem Geruch orientiert, ist klasse.
Was du über die Flex schreibst, also dass Finchen sich an der gespannten Leine orientiert, macht Sinn, zumal sie ja auch noch taub ist. Die blinden Hunde mit denen ich bisher zu tun hatte, waren eigentlich ziemlich gut erzogen und orientierten sich stark an den Kommandos (Vorsicht, Achtung, Stopp, links, rechts, Treppe, etc.) der Besitzer und an den Geräuschen der Besitzer und anderen Hunde.
Es ist gut möglich, dass Rex die Flex (hach, ein Reim!) auch Sicherheit gibt, das werd ich nachher mal genau beobachten, bevor ich ihn einfach an eine normale Leine hänge (weil ich Flexis nicht mag). Vielleicht braucht er das - guter Input, danke!Dass Finchen und Willy sich eigentlich nur in Ruhe nebeneinander dulden, finde ich garnicht schlimm. Wenn man bedenkt, dass Finchen schon so alt war, als sie zu euch kam, kann man wohl nicht erwarten, dass sie nochmal wie ein Jungspund anfängt mit anderen Hunden zu spielen oder in innige Liebe verfällt. Mir würde das auch schon genügen, also wenn die beiden sich nebeneinander akzeptieren würden.
Die jungen Hunde können mit den gemütlichen Älteren vielleicht auch einfach garnicht soviel anfangen.Aber es ist schön zu hören, dass es so friedlich und ruhig nebeneinander funktioniert bei euch
Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, welchen Einfluss die beiden aufeinander haben werden. Vielleicht hilft ein Rex an der Leine ja dabei, dass Yara sich noch mehr als bisher nach mir umsieht, statt jeder Motte hinterherzuspringen
Träumen darf man ja *g*
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Gaby, jetzt hab ich euren Thread gefunden. Hatte wohl Tomaten auf den Augen
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