Kann man dem Hund was vormachen?

  • Zitat


    Dennoch, wenn man Stress hat dünstet man das auch aus (erhöhte Buttersäurekonzentration etc.). Das geht am Hund nicht vorbei.


    Absolut......aber es geht ja nicht lediglich darum eine auesserliche Fassade aufzusetzen und dem Hund ein Laecheln und relaxte Koerperhaltung zu zeigen.
    Mann kann erlernen seinen inneren Stresspegel zu regulieren, angefangen mit der Atmung. Nur auf auesserliche gespielte Merkmale faellt natuerlich kein aufmerksamer Hund rein....so laesst sich nur der Mensch manipulieren und taeuschen :D

  • Abby hatte ja auch mal ne Zeitlang solche Anwandlungen... war zwar nie minutenlang weg, aber doch schon mal rin in den Wald und dem hinterher was sie da gefunden hat... und ja, da gabs auch ne Strafe für: wegschicken! Wenn sie wiederkam von so nem "Ausflug" haben wir sie teils richtig böse weggejagt, so a la "Hau doch ab zu denen blöden Rehen wenn Du ned mit uns mitwillst"... dann durfte sie uns paar Minuten lang nur in gebührendem Abstand hinterherschleichen, und dann durfte sie irgendwann wieder an die Leine und ab heim... ihren Spaß hatte sie ja...


    hat sie aber aufs Rufen reagiert und ist zurückgekommen gabs ne fette Party, mit Lecker, Spielzeug, Geknuddel und Gebalge!


    dauerte etwas, aber inzwischen klappt der Abruf immer...

  • Sehr schön, danke für die Erklärungen. Vollkommen einleuchtend ist der Zusammenhang von 'vorbereitet sein' und 'souverän bleiben können', das hatte ich auch neulich im kleinen mit meinem Hund. Die Atmung zu regulieren um den Stresspegel unten zu halten, das ist dann wohl die hohe Schule. Da ich meinen Hund natürlich bezüglich seiner Jagdambitionen so gut sichere wie möglich um Ausflüge zu 99,99% zu vermeiden, trifft mich eine Situation wie die von mir geschilderte allerdings wirklich bis ins Mark (beim letzten Mal habe ich eine wildfremde HH um eine Zigarette angeschnorrt) und es fällt mir absolut schwer 'richtig' zu reagieren. Deshalb reagiere ich einfach garnicht (kommentarlos anleinen), bis ich wieder unten bin.

  • Hallo,
    als meine beiden im Wald hinter Rehen hergehetzt sind (Richtung Landstraße, ich bin tausend Tode gestorben und habe nur gebetet, dass niemandem etwas passiert) und bestimmt 15-20 Minuten weg waren, hatte ich, als sie endlich wieder auftauchten, gar keinen Platz mehr für Wut oder Lob.
    Ich habe sie kommentarlos angeleint, hab mich auf den nächsten Baumstamm gesetzt und erst mal geheult. Konnte sie nicht ansprechen, nicht streicheln, gar nichts.
    Das hat noch ein, zwei Stunden angehalten, dann konnte ich wieder auf meine Hunde eingehen.
    Normalerweise machen ich es aber so, dass ich schon mecker, wenn ein Hund mein "Hier" ignoriert, aber spätestens in dem Moment umschalte, wenn der Hund in meiner Nähe ist. Sie sollen darauf vertrauen können, dass ihnen in meiner Nähe nichts passiert.
    Liebe Grüße
    Nele

  • Zitat

    Sehr schön, danke für die Erklärungen. Vollkommen einleuchtend ist der Zusammenhang von 'vorbereitet sein' und 'souverän bleiben können', das hatte ich auch neulich im kleinen mit meinem Hund. Die Atmung zu regulieren um den Stresspegel unten zu halten, das ist dann wohl die hohe Schule. Da ich meinen Hund natürlich bezüglich seiner Jagdambitionen so gut sichere wie möglich um Ausflüge zu 99,99% zu vermeiden, trifft mich eine Situation wie die von mir geschilderte allerdings wirklich bis ins Mark (beim letzten Mal habe ich eine wildfremde HH um eine Zigarette angeschnorrt) und es fällt mir absolut schwer 'richtig' zu reagieren. Deshalb reagiere ich einfach garnicht (kommentarlos anleinen), bis ich wieder unten bin.



    bevor eine irgendwie unbeherrschte reaktion kommt - ist das "gar nicht" reagieren sicher besser. ganz schlecht wäre, die eigene wut dann am hund abzureagieren. wenn man ein gutes timing hat und den hund sobald er wieder "ganz da ist" (nicht nur körperlich sondern auch mitm kopf) bestätigen kann, ist das noch besser.


    die zitierte aussage "ein hund, der kommt, ist immer ein guter hund" ist so falsch nicht. denn eigentlich sagt sie nur aus dass es wenig bringt, einen hund, der grade mal eben 10 minuten hinterm hasen her war und der dann irgendwann abgehetzt aber mit sich und er welt zufrieden, noch so richtig schön zusammenzustauchen.....das bringt vielleicht dem hh eine art "boxsack" gefühl - aber obs den hund davon abhält, dem nächsten hasen hinterher zu gehen, bezweifle ich stark.


    verständlich aus menschlicher sicht mag ja ein "wutausbruch" durchaus sein - aber das kind ist bzw war dann schon im brunnen...


    ich persönlich bestätige jedes kommen auf abruf immer. je nachdem, wie die situation grad ist und wie hoch der grad der ablenkung war auch mal mit riesen party. auch dann, wenn ich 2x abrufen muss - in dem moment wo der hund kommt - wird bestätigt - eigentlich wird der moment schon bestätigt, in dem der hund reagiert: stoppt, umdreht, mich anschaut, mich wahrnimmt ect. die bestätigung ist sehr variabel: dass kann vom superleckerli über den fliegenden frisbee bis hin zu einem einfachen "fein" oder einem kurzem tätschel alles mögliche sein. je schwerer der abruf dem hund gefallen ist - desto höher fällt die bestätigung aus.


    sollten meine herrschaften mein "notaus" mal wirklich jemals völlig ignorieren, 10 minuten verschwinden und dann irgendwann wieder auftauchen - würde ich mich erstmal "runterfahren", anleinen und durchatmen.

  • Zitat

    (beim letzten Mal habe ich eine wildfremde HH um eine Zigarette angeschnorrt)


    :lol: ....und das ist kein haemisches Lachen....ich stell mir's nur gerade bildlich vor.


    Zitat

    und es fällt mir absolut schwer 'richtig' zu reagieren. Deshalb reagiere ich einfach garnicht (kommentarlos anleinen), bis ich wieder unten bin.


    Dann machte's ja - fuer Dich und deine persoenliche Situation - genau richtig.

  • Zitat

    Der Kern der Fragestellung ist nun: Selbst wenn ich mir ein leicht hysterisches 'Fein!' oder sowas rausquetschen würde, merkt mein Hund doch haargenau, dass ich gerade überhaupt nicht in positiver Stimmung bin. Mein Hund weiß ganz genau, wann ich wütend bin, fröhlich bin, Angst habe, schon allein deshalb weil ich als Mensch im Vergleich zum Hund ein körpersprachlicher Krüppel bin und mich überhaupt nicht so weit kontrollieren kann um solche Dinge vor meinem eigenen Hund zu verheimlichen. Worin liegt also der Sinn im 'Freude vorspielen'?


    Ich denke, der eigentliche Sinn liegt darin, sich selber zu beherrschen und so weit möglich "hundgerecht" zu reagieren. LaBellaStella hat diesen Wiederspruch schön beschrieben: Hundi kommt gut gelaunt von einer Jagd wieder, ist froher Dinge... und bekommt (dafür) einen auf den Deckel. Das die Jagd aus Menschensicht falsch war, kann der Hund ja nicht wissen und das du 3 mal vorher gerufen und gebrüllt hast, hat er in seiner Jagd-Trance entweder nicht mitbekommen oder nach seiner 10-Minuten-Reise eh wieder vergessen. Er versteht also nicht, weshalb genau er eigentlich Mecker bekommt und verknüpft im schlimmsten Fall: Zurückkommen = doof!


    Von daher ist es mMn nicht so wichtig dem Hund was vorzuspielen, was man nicht empfindet, sondern sich einfach zusammenzureissen, auch wenn man den "Köter" am liebsten zum Mond schicken will! Ob nun jedes zurückkommen belohnt werden muss, ist in meinen Augen Kontextabhängig. Wichtig ist nur, dass es niemals negativ belegt wird. Auch da bin ich LaBellaStellas Meinung: bevor man überreagiert ist es besser, "gar nicht" zu reagieren, den Hund erstmal anzuleinen und die Situation (und sich selbst) zur Ruhe kommen zu lassen.


    Eine weitere Möglichkeit, mit dem beschriebenen Beispiel umzugehen ist, die Situation umzudrehen: der Hund jagd dem Hasen hinterher, ist 10 Minuten auf Achse und kommt dann zu dir zurück. Da es wie schon erwähnt fast unmöglich ist, dem Hund klar zu machen, dass du auf etwas sauer bist, dass er vor 10 Minuten "falsch" gemacht hat, wäre eine Bestrafung kontraproduktiv.
    Kommt der Hund nach getaner Jagd zu dir zurück und auf dich zugelaufen, dann würde ich 20m bevor er bei mir ankommt, noch einmal das Abrufsignal anbringen. Wenn er jetzt kommt, dann darf er auch belohnt werden, da er ja richtig gehandelt hat: er kommt, wenn du rufst. Anleinen, froh sein, dass er nicht vom Jäger erschossen oder vom Auto überfahren wurde und sich fest vornehmen, am nächsten Tag das Abbruch/Rückruf-Training zu starten.


    Kommt er allerdings nicht sofort, weil er schnell noch an einem Grashalm schnüffeln muss, kannst du entsprechend eingreifen und hast nun das Glück, dass jegliche deiner Aktionen vom Hund wirklich auf den nicht ausgeführten Abruf bezogen werden und er auch versteht, was du eigentlich von ihm willst (sofern du es schnell genug und richtig machst).


    By the way und weil wir grad so nett plauschen: Es bringt nichts, den Hund damit "bestrafen" zu wollen, ihn für den Rest des Spazierganges an der Leine zu führen oder den Spaziergang abzubrechen und nach Hause zu gehen! Diese Verknüpfung wird der Hund nicht nachvollziehen können, weil die zeitliche Distanz einfach zu groß für ihn ist, um einen Bezug herzustellen. Man kann das natürlich trotzdem machen, um selber wieder zu sich zu finden. Aber als "Strafe" wird der Hund es nicht verstehen und demnach auch nichts dadurch lernen.

  • Danke schön nochmal an alle für die interessanten Infos zum 'vormachen'! :book:


    Auch wenn ich ursprünglich garnicht die 'Was mache ich wenn der Hund zum jagen abhaut und wiederkommt?'-Frage geklärt haben wollte, habe ich mich doch auch diesbezüglich über den interessanten Meinungsaustausch sehr gefreut. Und nochmal an alle besorgten, das von mir geschilderte Szenario ist mir in dem Ausmaß in den 2,5 Jahren die meine Jagdsau bei mir wohnt vielleicht fünf Mal passiert und ich tue wirklich alles dafür, dass es dabei bleibt. :smile:

  • Zitat

    Swoody/flying paws: Dieser Thread sollte eigentlich die Frage klären, ob man dem Hund was vormachen kann, indem man z.B. lobt obwohl man sauer ist, wie im Fall des jagenden und irgendwann wiederkommenden Hundes.


    ganz ehrlich, sauer bin ich über meine Fehler, aber inzwischen nimmer auf den Hund
    er geht seinem natürlichen Verhalten nach ;)


    vor machen kann man dem Hund nichts, aber man kann an sich arbeiten, nicht zu emotional im Hundetraining zu sein


    ich selbst lobe dann aber nicht, sondern leine an und gehe meinen Weg

  • hm...die frage kann man dem hund was vormachen.......da ist mir eine situation eingefallen, die ich letzens erlebte.


    ich traf zufällig auf eine andere hh mit ihrer wirklich netten border-mix hündin. wir kamen ins reden und beschlossen, da sich die hunde sehr gut vertrugen, die runde gemeinsam zu gehen.


    von vorne sahen wir dann nach einiger zeit eine gruppe stöckchengeher auf uns zukommen, ca 5 oder 6 ältere herrschaften, die da so vor sich hin walkten.


    der weg war recht schmal, wir hatten drei hunde dabei und da wir ja grundsätzlich höfliche menschen sind, riefen wir also unsere hunde und liessen sie neben uns seitlich einen meter neben dem weg absitzen, damit die nordic-walker ohne um die hunde rum slalom laufen zu müssen, vorbei konnten. die herrschaften haben sich auch nett dafür bedankt - also alles flauschig.


    die hunde saßen absolut brav wie die orgelpfeiffen neben uns und warteten geduldig auf die auflösung des kommandos. bevor ich meinen jungs das "weiter" sagte, bekam joey ein leckerli und sam ein verbales lob, wie immer, wenn sie etwas gut machen.


    die andere hh fragte mich danach ganz erstaunt, ob ich denn sowas immer belohnen würde, auch wenn es schon so gut sitzt, wie es eben den anschein hatte...


    ich dachte erstmal drüber nach, unter anderem auch, ob ich mehr oder weniger automatisch schon bestätige oder ob ich das tatsächlich auch so meine. ich kam für mich selber zu dem schluss, dass ich mich tatsächlich immer noch auch bei gut sitzenden "kommandos" freue, wenns gut klappt und dass die bestätigung auch tatsächlich ein "gefühltes" lob ist. (sicherlich auch nicht immer - aber in den allermeisten fällen).


    natürlich - die riesen party mach ich nicht mehr - aber so ein kleines "fein" kommt immer - und ist auch immer genauso gemeint.


    die hh meinte, sie könne einfach nicht ehrlich etwas loben oder bestätigen, was selbstverständlich sei - da würde sie sich komisch vorkommen...


    für mich komm ich da dann zu dem ergebniss, dass es eventuell nicht die frage ist, ob man dem hund "was vormachen" kann - sondern ob man sich selber was vormachen muss wenn man in dem moment es gar nicht so empfindet?


    ich kann mich nach wie vor wirklich ehrlich freuen, wenn meine jungs auch gewohnte dinge gut ausführen - die hh - übrigens ansonsten eine sehr sanfte - empfand das mehr als selbstverständlich - würde ich aufhören müssen, mich zu freuen, müsste ich mich verbiegen - im gegensatz dazu müsste sich die hh verbiegen, wenn sie sozusagen auf einmal anfangen müsste, sich "zu freuen".......

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