20 bis 30 Jahre Hundeerfahrung

  • Hallo,


    hier gibt es einige User, bei denen immer wieder durchblickt, dass sie schon zwanzig oder dreißig Jahre mit Hunden zusammenleben - oft sogar noch länger.


    Ich finde das total spannend und frage mich, was sich für Euch in dieser Zeit verändert hat.


    Ich denke vor dreißig Jahren war es als HH noch ganz anders als heute, oder?
    Allein wenn ich an die ganzen Futterfachhandel-Ketten denke, die irgendwann überall aus dem Boden sprossen.
    Wie war es als HH vor dreißig Jahren? Was hat sich geändert, was nicht?


    Mich interessiert aber auch, wie ihr Euch persönlich verändert habt.
    Sind bestimmte Dinge für Euch nur noch Routine? Habt ihr Eure Einstellung in manchen Punkten geändert?


    Ich denke, mit der Zeit ist man wahrscheinlich auch sehr viel ruhiger und versierter im Umgang mit dem Hund.
    Könnt ihr das an bestimmten Punkten festmachen?


    Einfach interessiert,
    Verena

  • ohhh ein interessantes Thema!


    Mich interessiert auch, ob es für euch "normal" geworden ist einen Hund zu erziehen. So nach dem Motto: jetzt ist das dran, dann machen wir das und als nächstes muss unbedingt das und das gemacht werden.


    oder geht man bei jedem Hund anders ran (wegen Individualität)...


    Macht man noch "Erziehungstrends" mit?

  • Ach Verena, diese Frage weckt Erinnerungen. Und nicht immer die Schönsten :-/


    Ich habe viel falsch gemacht und leiste dafür sehr oft bei meiner Bummeline - sie kam 1985 zu mir - und bei meinem Gauner Abbitte.


    Aber ich habe im Lauf der Jahre sehr viel gelernt, weil ich dazulernen wollte.


    Noch heute gehe ich bei der Erziehung Kompromisse ein, weil wir ansonsten keine 4 Hunde gleichzeitig in der Familie haben könnten. Kompromisse jedoch, mit denen jeder einzelne Hund und auch mein Mann und ich leben können.


    Früher habe ich nicht über Futter nachgedacht und glaube auch nicht, dass es zu der Zeit diese Auswahl gab.
    Es gab ein Lederhalsband und eine Lederleine für den Hund. Ok, der Korb war auch damals schon weich gepolstert, hielt aber nicht lange, weil Bummeline Spaß daran hatte, ihn aufzufressen :roll:


    Zu mir zog ein Hund, der nicht alleine bleiben konnte, obwohl ich ganztags (mit 2 Stunden Mittagspause) arbeiten war. Ich hätte diesen Hund nie nehmen dürfen und das Tierheim hätte ihn mir nicht geben dürfen.
    Faierweise muss ich sagen, dass meine gesamte Freizeit schon immer meinen Hunden galt.


    Die ersten Jahre lief und tollte ich "nur" mit den Hunden, ich wüsste auch nicht, dass es bei uns schon Hundeschulen gab.
    Heute gehe ich zu diesem und jenen Training, die Spaziergänge sind abwechslungsreich und wir haben Dummys, Agility-Geräte, einen Scooter usw.


    Jeder Hund ist ein Individuum und entsprechend seine Erziehung. Besonders die von unserem Baffo war eine Herausforderung, bei der wir manchmal nicht wussten, ob wir sie je bewältigen. Gerade von ihm haben wir aber sehr viel gelernt, was uns nun bei der Mehrhundehaltung zu Gute kommt.


    Ja, im Laufe der Zeit hat sich viel geändert und der Lebensstandard der Hunde hat sich verbessert :-)
    Luxusköter halt :lol:


    Liebe Grüße


    Doris

  • Mit Ausnahme von knapp 5 Jahren zwischen Tucker und seinem letzten Vorgänger, hatten wir immer schon Hunde in der Familie, meine Mutter hat auch schon immer in diesem Bereich gearbeitet.
    Verändert hat sich vor allem das Wissen, da ist in den letzten 15 Jahren sehr viel passiert woraus auch eine zunehmend andere Sicht auf den Hund resultiert. Das hat Vor- und Nachteile, wie alles im Leben.
    Der Hundesport ist ziemlich flächendeckend vielfältiger geworden. Gerade Agility und Obedience sind heute auf den meisten Hundesportplätzen Standard, das sah vor 15/20 Jahren auch noch ganz anders aus. Da haben sich Interessierte noch selber Geräte zusammengeschustert und probiert und Obedience nach PO, Videos und Büchern geübt weil meist niemand da war der damit Erfahrung hatte.
    Trockenfutter gabs damals schon, so vor 15/20 Jahren lag Eukanuba ziemlich im Trend, Trockenfutter überhaupt war der Renner, ich kenne niemanden der zu dieser Zeit was anderes gefüttert hat.
    Erziehungsmäßig hat auch ein gewisses Umdenken eingesetzt, wobei ich auch damals nicht wenige Leute kannte die ihre Hunde gewaltfrei und gut ausgebildet haben und damit auch viel erreicht haben. Es hatte damals einfach nicht die Reichweite die es heute hat.
    Eine gravierende Veränderung in der hiesigen Hundewelt sind auch die Auslandshunde, früher hat man aus dem Ausland allenfalls Rassehunde für Sport und/oder Zucht geholt.
    Das fällt mir jetzt so spontan ein.

  • Hi,
    Also ich zaehle jetzt meine Kindheit mal ganz frech mit und behaupte somit, dass ich ueber 30 Jahre Erfahrungen mit Hunden gesammelt habe...
    Mein Grossvater hat DSH vermehrt, meine Mutter Boxer gezuechtet. Im nachhinein beides Beispiele "wie man es NICHT macht"...(vorallem Erziehungstechnisch). Da waren heftige Leinenrucke, Tritte, "Anbinden erzieht", Schnauzgriff, auf den Boden werfen...etc. an der Tagesordnung.
    Mein Papa hatte immer Riesenschnauzer, spaeter Bouviers - da hab ich gesehen, dass Hundeerziehung auch anders geht.
    Mit 8 bekam ich eine kleine Schnauzer/Pudel-Dame und wir beide wurden in der Ausbildung/Erziehung von einem Extrem ins andere gezerrt.
    Spaeter, schon verheiratet hatte ich eine allerliebste Settermixhuendin und mein Mann einen Dobi (er kommt aus einem Dobi-Haushalt mit ebenso fragwuerdigen Erziehungsmethoden...)
    Meine Maus hat nie wirklich Erziehung im eigentlichen Sinn gebraucht- war immer freundlich, immer nett und hat die noetigen Kommandos beim aelteren Dobi "angeschaut".
    Ein toller Hund, aber leider auch etwas "langweilig".


    Heute kann ich sagen, dass ich wohl erst mit Diesel "richtig" gelernt habe mich und meine Wuensche einem Hund zu vermitteln. Klar hat das heranwachsen mit den unterschiedlichsten Hunden mir geholfen Hunde lesen zu lernen, aber was die Erziehung angeht war es mehr ein "Informationssammeln".
    Ich bin jedenfalls sehr froh, dass die "alte Schule" und der Kasernenhof so lamgsam aus den Koepfen verschwindet, der Hund nun mehr als Partner und nicht als Gebrauchsgegenstand in der Gesellschaft gesehen wird.


    Zwar ist die Entwickelung nicht durch und durch positiv (Listenhundeverordnung, aus dem Boden spriesende Hundetrainer und das andere extrem, im dem Hunde Menschen ersetzen muessen...),
    aber doch ein deutliche Verbesserung in der Hundehaltung. Was gleichermassen die Ausbildung sowie die Ernaehrung betrifft!



    LG,


    Tanja

  • Ach ja, Erziehung ist für mich immer etwas individuelles, es gibt da kein Schema F das zum Ziel führt. Manches bringt der Hund einfach mit, anderes lernt er, mal leichter mal schwerer, aber es ist bei jedem Hund anders.
    Und natürlich habe ich mich auch weiterentwickelt. Tucker ist mein fünfter ganz eigener Hund und mit nicht wenigen anderen Hunden habe ich gearbeitet oder war maßgeblich an ihrer Erziehung/Ausbildung beteiligt. Dabei lernt man natürlich Einiges, ebenso wie ich mir über diesen Zeitraum hinweg einige theoretische Hintergründe verschafft und andere auch inzwischen wieder verworfen habe...
    "Erziehungstrends" mache ich nicht unbedingt mit, es kommt eher darauf an, wie schlüssig mir etwas scheint, wenn ich es verstehe und eine Logik dahinter sehe probiere ich es halt einfach mal aus wenn es sich ergibt.

  • Darf ich eine Frage an die "alten Hasen" (bitte nicht persönlich nehmen!) einwerfen???


    Meine Schwiegermutter (ja es hat gedauert, aber sie es doch irgendwie erkannt!) gibt mitlerweile zu, dass bei unserer alten Luzi schlichtweg die Erziehung gefehlt hat (sie sieht nun Cheyenne als "Gegenbeispiel").


    Sie sagt (und damit hat sie m.M.n. recht), dass es vor 18 Jahren keine Hundeplätze für Mischlinge gegeben hat und schon garnicht in den neuen Bundesländern (aber SV-Plätze).
    Ich aber habe zu ihr gesagt, dass ich vor 18 Jahren wohl auf keinen (SV-)Platz gegangen wäre.


    Wie seht ihr das???


    LG und Danke, aussiemausi mit Cheyenne und Luzi im Herzen!


    EDIT: ich selbst mit SV-Mitglieb und aktiv in unserer Ortsgruppe!

  • Hundeschulen gab es bei uns nicht.
    Trainiert wurde nach alter Schule auf dem Schäferhundplatz (ok, die haben ihre Ansichten auch bislang wenig geändert *seufz*) und deshalb wäre ich dort nicht hingegangen und würde dort derzeit nicht hingehen.


    Erzogen waren meine Hunde schon. Das, was aus meiner Sicht nötig war. Ist heute nicht anders. Deswegen könnte ich auch mit keinem Hund die BH ablegen, weil ich manche Dinge einfach nicht wichtig finde.


    Viele Grüße


    Doris

  • Zu den "neuen" Bundesländern kann ich dir gar nix sagen. In Westdeutschland sowie in Österreich und auch der Schweiz was es so, dass man auch mit Mischlingen auf die "Rassehundeplätze" (mir fällt der verflixte Begriff nicht ein) gehen konnte und es auch Plätze gab die nicht im Zeichen einer bestimmten Rasse standen... jetzt mal nur auf Plätze bezogen die den jeweiligen FCI angeschlossenen Gebrauchshundeverbänden angehören.
    Wir waren damals im Hundesport unterwegs und durch einige Umzüge auf verschiedenen Plätzen auch 2-3x pro Woche aktiv. Auch damals gab es solche und solche und natürlich hat es auch immer etwas mit Vorwissen zu tun.
    Wer als Laie einen anfängerkurs mitmachte konnte natürlich auf die Nase fallen, je nach Erwartungshaltung. Wer sich vorstellt hier einen alltagstauglichen Hund zu erziehen wird auch heute auf einem Hundesportplatz meist auf die Nase fallen. Und auch Mittel und Methoden sind auf manchen Plätzen immer noch veraltet...gerade in Vereinen drehen die Uhren etwas langsamer ;) .

  • Oh Mann, Verena,
    da hast Du einen Gedanken aufgegriffen, den ich fast täglich denke. Ich habe so viele Fehler gemacht in den 36 Jahren, in denen ich einen Hund hatte. Den ersten bekam ich mit sechs und der hat viel mitgemacht. Er musste immer mit mir spielen (wenn man so will, war das bereits agility :D ), doch meine Eltern hätten mich eindeutig mehr lenken müssen. Ich kann sicher sagen, ich habe mit jedem Hund mehr gelernt und bin an jedem Hund gewachsen und jeder Hund war sowas von einzigartig, keiner mit dem anderen zu vergleichen, nicht mal ähnlich!
    Was ich gelernt habe in der Zeit: Vertraue Deinem Bauchgefühl und vertritt dieses Gefühl mit Selbstvertrauen. Den Mangel daran bei mir musste Robby ausbaden, als mir das Dominanz-Training mit Unterwerfung, an Ohren ziehen, Rücken werfen etc nahegelegt wurde und ich ganze drei Stunden brauchte, um mich dem zu widersetzen.
    Ich denke, es gibt viele Modeerscheinungen, wird immer wieder welche geben und man wird sich immer wieder fragen müssen, ob das Sinn macht oder nicht. Mein Ziel ist unter anderem, meinen Kindern bereits so viel "Hundeverstand" mitzugeben, dass sie zumindest meine Fehler nicht wiederholen und ich möchte noch viel, viel mehr lernen!

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