Wenn "Kopfarbeit" kontraproduktiv ist

  • Ich glaube kaum, dass man innerhalb so kurzer Zeit eine wirkliche Aussage dazu treffen kann, was ein Hund so "braucht" und was nicht.


    Ich kenne das Spiel nämlich auch andersrum. Die erste Woche ists toll.. es wird etwas schlechter. Dann macht man eben etwas mehr Kilometer und wieder etwas mehr usw. Bis die Dosis an Bewegung die gebraucht wird so hoch ist, dass man sie kaum mehr bewältigen kann. Erreicht man sie nicht mehr, erntet man die "netten" Reaktionen.


    Desweiteren ist die Schwelle zwischen entspannter und einfach abgestumpfter Hund oftmals sehr schmal.
    Sicher ist es vom Hund abhängig was er "braucht", was er leisten will und was er leisten kann. Natürlich ist nicht jeder eigentlich hochveranlagte Hund auf die Dauer auch wirklich belastbar (z.B. ein deutliches Problem in der Zucht).
    Aber trotzdem möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass ein Hund nicht automatisch "zufrieden", nur weil er sich nicht rührt. Er kann genauso wie Menschen auch verdummen oder abstumpfen.

  • Meine Hunde haben ja nun teilweise sehr arbeitsreiche Phasen. Monate, wo Konditionstraining, Fährte, Schutzdienst und Unterordnung so viel Zeit einnehmen, dass normale Spaziergänge eher selten sind.
    Probleme gibt es allerdings keine. Meine Hunde wissen sehr genau, was kommt. Verschiedene Programmpunkte sind für sie klar erkennbar. So schalten sie daheim oder in Pausen einfach ab, nehmen einen "einfachen" Spaziergang als genau das, was er ist, Zeit sein Ding zu machen, zu schnupper, zu rennen, zu toben, eben einfach Hund sein.
    Wenn sehr ruhige Phasen kommen, dann nehmen sie die auch so, wie sie kommen.
    Sie haben alle unterschiedlich ausgeprägte Grundbedürfnisse in Bezug auf Bewegung und Aufgaben lösen und die ändern sich eher durchs Alter als durch verschieden Trainigspensen.


    LG
    das Schnauzermädel

  • Huhu,


    Zitat

    Susanne, jeder Hund ist anders und jeder HH muss für sich und seinen Hund das richtige Maß herausfinden.


    das kann ich nur so unterschreiben! :gut:


    Ich habe hier auch einen Hund sitzen, der mit Kopfarbeit nicht viel anfangen kann, er liebt es, zu RENNEN. Klar kann ich Kopfarbeit mit ihm machen, aber es bringt ihm nicht wirklich was. ;)


    Meine Hündin dagegen lässt sich prima mit Spielchen innerhalb und außerhalb der Wohnung beschäftigen. Für sie gibt es Suchspiele in allen nur denkbaren Variationen.


    LG
    Shalea

  • Schön, dass sich doch einige eingefunden haben.


    @ Bordy
    ich arbeite mit Tucker nun schon seit zwei Jahren, im Großen und Ganzen recht erfolgreich, er ist ein lieber Kerl mit zuverlassigem Gehorsam, ist mit meinen Kindern geduldig, verhält sich in der Wohnung ruhig, zerstört nix, bleibt prima auch mehrere Stunden alleine usw. Er rennt nicht fordernd und supernervig durch die Weltgeschichte.
    Das hat er alles in diesen 2 Jahren mit mir gelernt und wir haben uns dabei sicher auch sehr gut kennengelernt.
    Deshalb traue ich mir auch jetzt schon, nach nur einer Woche eine erste Prognose zu.


    Die von dir angesprochene mögliche Steigerung des Pensums halte ich für absolut steuerbar. Ich habe noch nie einen Hund erlebt, der von sich aus immer mehr gefordert hätte (außer natürlich bei totaler Unterforderung, wenn ich einen Border nur 3x am Tag 15 Min. angeleint draussen pinkeln lasse, dann wird er er irgendwann sicher fordern- berechtigterweise). Eher ist es so, dass der Mensch dann schnell im "höher, schneller, weiter" Rausch ist und so den Hund pusht bis der Hund durchdreht.
    Mein Bewegungsprogramm für Tucker sieht aber gar keine Steigerung vor, es geht um eine regelmäßige, gleichbleibende Bewegung. Weder Strecke noch Geschwindigkeit sollen irgendwann gesteigert werden.
    Das birgt den Vorteil, dass es für mich auch langfristig leistbar und umsetzbar ist ;) .



    Ich glaube viele hier, haben einen vollkommen gestressten Hund vor dem inneren Auge, der nie zur Ruhe kommt.
    Das Spannende für mich ist, dass er eben nicht so ist!
    Ein weiterer Thread zu einem Hund der durchdreht weil er der "Dauer-Bespaßungsmaschinerie" seines Menschen nicht gewachsen war... dafür hätt ich keinen Thread eröffnet und ich hätte auch nicht Monate beobachtet und überlegt wie eine Lösung aussehen könnte.


    Wie gesagt, Tucker erfüllt dieses Bild nicht wirklich, er reagiert nur auf ganz bestimmte Dinge mit ganz gewaltigem Stress. Betroffen sind eigentlich nur zwei Dinge: Zusammentreffen mit Hunden und mit fremden Menschen. Mit beidem war er schon immer überfordert, neigte früher zum weggehen, jetzt kann es dazu führen, dass er völlig die Nerven schmeisst und übersprungsartig schnappt...


    Bebachten konnte ich, dass es oft (an guten Tagen) bei der ersten Hundebegegnung/ passieren ohne Kontakt!) gut läuft, danach ist aber ein gewisser Stresslevel vorhanden, eine weitere Begegnung/Passage lässt ihn evtl. "explodieren". Und Menschen die ihn anstarren "oh wie süß", damit kommt er auch nicht klar. Zeitgleich muss man wissen, dass alle Familienmitglieder inkl. meiner 7 und 9 jährigen Kinder ihn angucken, umarmen, überall anfassen etc. können! Da ist er die Ruhe selbst... wenns ihm reicht geht er einfach.
    Jedenfalls konnte ich denselben Erregungslevel wie nach einer "guten" Hundebegegnung auch feststellen wenn wir trainiert hatten. Er arbeitete gut und sauber mit, aufmerksam...wirklich angenehm. Und in der Hauptsache Übungen und Aufgaben die hohe Ansprüche an Konzentration und Geduld stellen. Da reichen fünf Minuten Arbeit/Beschäftigung um sein Erregungslevel enorm hochzutreiben.
    Die Auswirkungen davon sind genau dieselben, wie wenn wir zuvor einem Hund begegnet sind.
    Der Stresslevel, unabhängig vom Auslöser, ist gleich und tut ihm nicht gut.
    Ich kann ihn zwar "runterholen" aber es erscheint mir unwirklich... ich kann das schwer erklären. Er verhält sich danach ruhig aber die Spannung weicht trotzdem oft erst Stunden später.


    Ich kann mit diesen Dingen umgehen, das heißt, ich kann es managen. Das habe ich jetzt monatelang gemacht, solange wie ich gebraucht habe eine patente, durchführbar Lösung zu erarbeiten.
    Tatsächlich möchte ich nämlich das Problem lösen- auch zum Wohle von Tucker, der meiner Meinung nach am meisten darunter leidet.


    Und dieser Weg sieht eben zunächst einmal vor, nicht irgendwelche Spannung abzubauen, sondern viel früher einzugreifen, da wo Spannung und Stress steigen.
    Das Bewegungsprogramm heizt ihn einfach nicht so auf. Gleichzeitig lastet es ihn aber scheinbar durchaus aus, er wirkt sehr zufrieden und keinesfalls gelangweilt. Wobei ich sagen muss, ich habe das Glück so zu wohnen, dass ich diese distanzen auf verschiedensten Wegen zurücklegen kann, so dass es nicht langweilig wird.
    Und ich muss ihn nicht trainieren, ich habe den Bedarf nicht, er kann alles was ein Hund so können muss... er kommt zuverlässig, liegt und setzt sich auf jede x-beliebige Distanz, bleibt auch dort bis aufgelöst wird, entfernt sich selten weiter als 15 Meter von mir, leinenführig, jagt nicht... alles kein Thema.
    Momentan sieht das auch tatsächlich so aus, dass er deutlich weniger "Grundspannung" hat. Er ist deutlich ausgeglichener. Auch seine Rute spricht sehr dafür.
    Begegnungen sind selten (find ich momentan auch gut, wenn ich mehr will wähle ich andere Wege) und ich habe ausreichend Platz mich so zu bewegen, dass ich sinnvoll verstärken kann. Auch nach solchen Begegnungen ist er viel entspannter als vorher.
    Das man auch mal Rückschritte macht, halte ich für völlig normal, das gehört dazu.

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