Unser Cloud und der lange Weg zur Diagnose Lebershunt

  • Hallo zusammen!!


    Ich möchte hier die Leidensgeschichte unseres Westies "Cloud" mitteilen. Cloud ist das Baby unserer Hündin, wir haben ihn also von Geburt an, er ist am 01.08.2009 geboren...


    Cloud war der größte Welpe seines Wurfs, er war immer sehr selbstbewusst und ein aktiver und verspielter Welpe. Leider entwickelte er sich mit zunehmendem Alter immer weniger so, wie wir es erwartet hätten: Er wurde lange Zeit nicht stubenrein, sprich, er machte noch mit über einem halben Jahr regelmäßig (mehrmals die Woche, manchmal sogar mehrmals täglich) eine große Pfütze in die Wohnung, länger als 3 - 4 Stunden konnte er es - außer in der Nacht - nicht aushalten. Cloud war zudem sehr ruhig geworden, spielte selten mit unseren anderen Hunden und schlief sehr viel. Im Alter von ca. 6 Monaten war ich das erste Mal aufgrund dessen mit ihm beim Tierarzt, woraufhin eine Blasenentzündung diagnostiziert wurde. Trotz Behandlung der Blasenentzündung behielt er dieses Verhalten jedoch bei und nach Ausschluss diverser Krankheiten wie Diabetes mellitus, Diabetes insipitus oder Morbus Cushing, tippte unser Tierarzt letztendlich auf ein psychisches Problem - weshalb wir uns weiterhin mit Pfützen-Wegputzen beschäftigten und uns damit abfanden, dass Cloud bei uns einfach nicht richtig glücklich ist...


    Als Cloud ca. 1 Jahr alt war begann er dann plötzlich, sein Futter Stunden nachdem er dieses gegessen hatte, komplett unverdaut wieder zu erbrechen, zudem merkte man ihm an, dass er Schmerzen im Bauchbereich hatte, die Bauchmuskulatur war sehr angespannt und er machte eine "Gottesanbeterstellung". Am ersten Tag machten wir uns darüber noch keine großen Gedanken, als er jedoch am zweiten Tag wieder sein ganzes Futter erbrach und in der Nacht vor Schmerzen nicht schlafen konnte, sind wir mit ihm zum Tierarzt gefahren. Nach diversen Untersuchungen, die alle zu keinem Ergebnis kamen waren letztendlich die Blutwerte auffällig: er hatte schlechte Leberwerte und seine Gallensäuren waren erhöht, zudem konnte im Urin Bilirubin nachgewiesen werden. In Verbindung mit seinem Trink- und Pinkelverhalten vermutete unsere Tierärztin erstmalig einen Lebershunt.


    Da die Leberwerte schlecht waren und Cloud sein gewohntes Futter sowieso nur noch erbach, fütterten wir ihm die nächsten Tage Leberschonkost namhafter Futtermittelhersteller - ohne Erfolg! Cloud erbrach weiterhin jedes Futter, obwohl er zusätzlich zum Diätfutter ein Medikament (Ursochol) erhielt, welches die Entleerung der Gallenblase unterstützt. Nachdem er über eine Woche jegliches Futter erbrochen und dabei natürlich auch sehr abgenommen hatte, war meine letzte Hoffnung, den Hund zu "barfen". Eine Freundin hatte mir schon länger dazu geraten, aber da unsere anderen Hunde auch alle gut mit normalem Hundefutter leben konnten und auch gut damit alt geworden waren, hielt ich von dieser Art Fütterung nicht wirklich viel - zumal es sich schon ziemich kompliziert anhörte mit den ganzen Futterzusätzen wie Kalzium, Vitamin C und und und...


    Für mein Gewissen habe ich dann Putenbrustfilets gekauft, um Cloud die nächsten 3 Tage damit zu füttern - in der Erwartung er würde genauso auf Rohfütterung reagieren wie auf anderes Futter auch. Cloud erbrach bis dato (bis auf wenige "Ausrutscher", wo er irgendwo anderes Futter ergattern konnte bzw. als ich einmal Rindfleisch und einmal Reis ausprobiert habe) sein Futter nicht wieder! Und - hätte ich es nicht selbst erlebt würde ich es auch nicht glauben - ist seit diesem Zeitpunkt stubenrein, sein Urin hat nun eine normale Konzentration und er kann sein Pipi halten wie jeder andere Hund in seinem Alter auch!! Cloud bekommt seit dieser Erkenntnis als Fleischkomponente ausschließlich Geflügel oder Lamm, dazu dann diverse Arten von gedünstetem, püriertem Gemüse, sowie seine Zusatzstoffe. Ab und an auch Eier, Blättermagen und Pansen. Clouds Leberwerte haben sich seit er "gebarft" wird verbessert, sie sind natürlich nicht im Normalbereich, aber dennoch niedriger als mit Fertigfutter. Man kann sagen - und davon bin ich überzeugt - dass man durch das Barfen einen großen Teil der Lebererkrankung kompensieren konnte; sicherlich nicht bei jedem Hund, aber bei diesem! Seitdem bin ich absolut vom Barfen überzeugt!!


    So, nun aber weiter beim Lebershunt... Wie gesagt, der Lebershunt stand im Raum, es wurden dann in der Tierklinik eine Gallenblasenpunktion, eine Leberbiopsie sowie ein Ammoniaktest durchgeführt, des Weiteren wurde ein Bauchultraschall gemacht - aber ein Lebershunt konnte nicht diagnostiziert werden: die Leber war gut durchblutet und auch nicht "verkümmert", das Ammoniak im Blut war nicht erhöht und beim Bauchultraschall konnte kein Shunt gefunden werden. Die Tierärzte in der Tierklinik konnten mir keinen Rat geben, sie meinten ich solle, nachdem er ja jetzt keine Symptome mehr zeigte weiterhin regelmäßig das Medikament für die Gallenblase geben, sowie Leberschonkost füttern und abwarten...


    Das Barfen war insgesamt ein voller Erfolg, nicht nur die Werte verbesserten sich und Cloud war endlich stubenrein, er war auch viel aktiver als die Monate zuvor, lief nicht mehr ständig mit eingeklemmter Rute umher sondern spielte plötzlich ständig mit unseren anderen Hunden und erwartete einen schwanzwedelnd. Es war zwar immernoch nicht klar, was Cloud wirklich hatte, aber da uns weder unsere Haustierärztin noch die Tierärzte in der Klinik weiterhelfen konnten, und es Cloud ja nun recht gut ging, hofften wir einfach, dass es keinen Rückschlag geben würde und er trotz Leberproblem dank BARF alt werden würde...


    Und knapp 1/2 Jahr lief auch alles wunderbar - bis uns nun am 02.01.2011 (natürlich wie immer abends und auch noch Sonntag - wie es sich für Notfälle gehört) auffiel, dass Cloud ständig und überall versuchte Urin zu lassen, aber kein Urin kam. Nach Ultraschall und Röntgen war klar, dass Cloud unter Blasensteinen leidet, welche die Harnröhre verstopften. Cloud musste im Laufe der Woche mehrfach katheterisiert werden, hatte dabei teilweise starke Schmerzen, reagierte auf die leichte Sedierung, die er dann erhielt zudem mit extrem starkem Nachschlaf (typisch für Lebererkrakungen) und war den ganzen Tag nicht mehr wach zu bekommen. Bei den entnommenen Blasensteinen stellte sich heraus, dass es sich im Ammonium-Urat-Steine handelt - welche nun ein eindeutiges Indiz für einen Lebershunt waren!


    Nachdem unsere Haustierärtzin am Mittwoch letztendlich kein Katheter mehr legen konnte, weil die Harnröhre nicht mehr durchgängig war, sind wir in die Tierklinik gefahren, wo Cloud dann direkt über die Bauchdecke mit einer Spritze die Blase entleert bekam. Dort konnte mir der Tierarzt - im Gegensatz zu meiner Haustierärztin, die mir keine Alternative zum Einschläfern nennen konnte (aufgrund der Blasensteine, die sich bald wieder bilden wäre eine alleinige Entfernung der Blasensteine lediglich eine kurzfristige Lösung gewesen) - eine notfallmäßige Urethralfistel-OP am kommenden Freitag anbieten, einen künstlichen Ausgang zwischen Hoden und Penis, sodass er pinkelt wie eine Hündin. Da dieser "Ausgang" größer ist als der durch den Penis können somit kleinere Steine und der Harngries ausgeschieden werden.


    Als Cloud am Freitag operiert wurde, bat ich die Tierärzte nochmals darum, einen Bauchultraschall zu machen, um vielleicht doch einen Lebershunt nachweisen zu können, welcher nun ja doch recht wahrscheinlich war. Und tatsächlich konnte diesmal ein extrahepatischer Lebershunt dargestellt werden - obwohl bei der vorherigen Blutuntersuchung der Ammoniaktest wieder negativ war! Glücklicherweise zeigt Cloud bis heute noch keine "Hirnsymptome"!


    Die Fistel-OP verlief sehr gut, Cloud kann nun wieder Urin lassen und ist dabei sich von den Strapazen der vergangenen Woche zu erholen. Er muss jetzt noch 14 Tage lang ein Höschen tragen, danach sollte die Wunde verheilt sein. Und wenn er sich ausgiebig erholt hat werden wir leider die nächste OP angehen müssen - in der Hoffnung, dass er danach endlich ein ganz gesunder Hund ist!!!


    Laut Aussage des Tierarztes stehen die Heilungschancen recht gut, und da wir nun auch endlich wissen um was es sich handelt und es sonst keinen weiteren Ausweg gibt, werden wir den Lebershunt operieren lassen! Cloud wird also voraussichtlich Ende Februar operiert werden, ich hoffe, dass alles gut geht und werde weiter berichten.


    Ich hoffe hiermit anderen betroffenen Hundebesitzern ein wenig "helfen" zu können.... Bei Fragen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung!!!


    Liebe Grüße


    Beate

  • Danke, Beate, für diesen Erfahrungsbericht. Ein wenig von Eurem langen Weg habe ich ja schon in den anderen Threads mitbekommen - ich möchte mal meinen Respekt zollen dafür, dass Du nicht aufgegeben hast und immer weiter nach einer vertretbaren Lösung gesucht hast.


    Ich drücke Euch die Daumen, dass die hoffentlich letzte OP im Februar ebenso gut gelingt, wie die vorherigen. Und Ihr danach einfach ganz unbelastet Euer Miteinander genießen könnt.


    Meld Dich rechtzeitig zum Daumendrücken für die OP!


    LG, Chris

  • Hallo ihr!!


    Ich wollte euch ein Update - oder besser gesagt das hoffentliche ENDE des Themas Lebershunt mitteilen:


    Cloud wurde am 07.02.2011 erfolgreich am Lebershunt operiert. Cloud musste noch bis zum 09.02.2011 in der Tierklinik bleiben, hat sich von den Strapazen dann jedoch ziemlich schnell erholt und man merkt ihm seine Gesundung nun auch absolut an. Er musste zwar nach der OP noch mehrmals katheterisiert werden, da sich immernoch kleine Blasensteine in der Blase befanden welche sogar zu groß waren um über die Urethralfistel abzugehen, verträgt nun nach der OP aber auch normales Hundefutter und bekommt daher momentan noch steinauflösendes Diätfutter, welches jedoch nach einer weiteren Blutkontrolle in der kommenden Woche abgesetzt werden kann. Cloud ist fit wie nie, hat inzwischen schon 2 kg zugenommen (langsam reicht's jetzt :D ) und macht jeden Tag Fortschritte - gerade in Sachen Selbstbewusstsein, da die endlosen Tierarztbesuche mit Nadelpieks etc. nun hoffentlich endlich vorbei sind! Wir sind froh, das Geld für Diagnostik und OP investiert zu haben (es waren leider mehrere tausend Euro :gott: ) und nun einen so fröhlichen und aktiven Hund zu haben und hoffen, dass das Thema Lebershunt und die damit verbundenen Probleme nun endlich Schnee von gestern sind!!! :gut:

  • Das sind ja schöne Nachrichten :smile: Da wünsche ich euch noch ein langes Leben mit Cloud.


    Danke nochmal für deinen Bericht, viell. kann er einem anderen HH helfen :gut:

  • Das ist ein tolles Ende der Leidensgeschichte und ich freue mich sehr für euch und vor allem für eure Fellschnute, daß er nun ein gesundes, glückliches leben leben darf... :gut:

  • Das sind aber man wirklich gute Nachrichten, das freut mich sehr.


    Da wünsch ich Euch eine fröhliche, unbeschwerte Zeit miteinander.


    LG, Chris

  • Wow, das freut mich wirklich unheimlich für euch! :) Und mir macht es Mut. Denn bei unserem Rüden steht nun nach langem Rätselraten auch die Diagnose Lebershunt im Raum. Da fühlt es sich wirklich extrem gut an, nach den ganzen eher ernüchternden Einschätzungen unserer Tierärzte mal auch zu lesen, dass es durchaus gut gehen kann.
    Ich wünsche dir auf jeden Fall aus ganzem Herzen, dass Cloud glücklich und fidel bei euch alt wird!

  • Dankeschön!


    Verschlossen wurde der Shunt übrigens mit einem Ameroid Constrictor. Dieser Ring wird um das Shuntgefäß gelegt und verschließt sich langsam; so soll der Organismus und vor allem die Pfortader langsam an den geänderten Blutfluss gewöhnt werden. Meines Wissens sollte das Shuntgefäß dadurch innerhalb von 2 bis 4 Wochen verschlossen sein.


    Interessant hierzu:
    http://veterinarymedicine.dvm3…ard/Article/detail/519975

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