Meine Tierschutz- und Perrera Arbeit

  • Ooohhh, soooo viele schöne Beiträge, das freut mich sehr :ops:


    Nur zu den Perreras bzw. Protectoras muss ich noch was sagen...die Übergänge sind oft fliessend. Unser Tierheim trägt auch noch den Namen Perrera...das angebliche Tierheim Son Reus z.B. ist nach wie vor eine schreckliche Tötungsstation, wo wir immer wieder Hunde rausholen...(vor ein paar Tagen "Lillebror", ein Yorkie Mix oder unsere Pflegestelle Nicole, die immer wieder trächtige Hunde rausholt)
    Ich selber habe es nie geschafft bis in die Tötung zu gehen. Die Zustände dort sind katastrophal und ich könnte wohl nie mehr schlafen. Das schlimmste ist dass man dann nur Platz für z.B. 3 Hunde hat und es schauen einen 100 Hundeaugen an...das könnte ich nicht. Bewundere unsere Nicole, die das immer wieder macht!!!


    So, weiter gehts mit meinem Bericht:


    Nachdem ich am Abend noch am Meer war und die Landschaft in mich aufgesaugt hatte, war ich zum Abendspaziergang an der Cala Mondrago, eine Badebucht. Es dämmerte schon, ich schwelgte in Kindheitserinnerungen an diese Bucht, als mein Handy klingelte...


    Elke war dran und bat mich, zu ihr zu kommen, wir würden gleich Welpen reinkriegen...
    keine Frage, ich ab in den Wagen, ab zu Elke, die ich erst mal suchen musste, sie wohnt nämlich mitten in der Pampa.
    Zudem ist Mallorca bei Nacht nicht ungefährlich, es werden schon mal Touristen ausgeraubt, deswegen war mir ein wenig mulmig...


    Kaum bei Elke rief eine Frau an, sie sei schon in der Perrera. Wir also schnell hingerast.


    Dort warteten zwei sehr liebe Frauen, die eine Hündin mit ihren Welpen aus einem Verschlag von Zigeunern herausgeholt haben. Sie sagte es waren schreckliche Zustände, die Hunde wären fast verhungert, sie warfen ihnen ca. 1x in der Woche stinkende Innereien auf den Lehmboden... :( :


    Die Hündin war ein Knochengerüst, ein Podenco Andaluz (das sind die Kleinen).
    Die Welpen waren tagsüber schon mit den Frauen beim TA gewesen, weil sie Fieber gehabt hatten, hatten einen Fiebersenker bekommen. Die Hündin hatte kaum Muttermilch...
    Wir mussten die Welpen in der Perrera lassen, obwohl uns das gegen den Strich ging, weil diese kleinen Wesen dort nichts verloren hatten. Also bauten wir ein Matrazenlager und packten alle in die 3, den Quarantänezwinger.


    Nachdem ich noch mal Fieber gemessen hatte, entschieden wir sie dort zu lassen, es waren sowieso nur noch ein paar Stunden bis morgens.


    - KAPITEL 3- KLEINE WESEN; KEINE CHANCE


    Am nächsten Morgen kam ich sehr früh in der Perrera an. Schnell vorbei an heulendem Hermes, und dann der grosse Schock: Der ganze Zwinger 3 war voller Würmer und Blut... :( :


    Zur selben Zeit kamen die ersten Gassiurlauber an, für die war kaum Zeit. Zwei junge Mädels in meinem Alter standen vor der Tür, sagten sie haben uns im Internet gefunden, ob sie helfen könnten...


    Ich sagte Ja, das könnt ihr, drückte ihnen den Korb mit den 4 Welpen in den Arm und sagte sie sollen sie in den Mietwagen packen, wir fahren jetzt zum TA.
    Elke blieb in der Perrera, schliesslich wollten die anderen Hunde gefüttert und versorgt werden, die Zwinger saubergemacht und die Urlauber sollten mit den anderen GAssi gehen.


    Wir also zu Miguel und seinem deutschen Kollegen, beides echt fähige und engagierte Tierärzte, was ja selten ist in Spanien.



    Dort sassen wir dann und warteten. Ich war so froh dass Steffi und Andrea, die Mädels, dabei waren. Die Welpen sahen wirklich schlecht aus, sie taten mir schrecklich leid, gerade mal ca. 6 Wochen alt...


    Dann wurden sie untersucht...dass sie Würmer hatten war ja klar, und wir dachten sie hätten vielleicht einen kleinen Infekt. Wir dachten einfach:"hey, der TA wird ihnen schon helfen, und bald sind sie wieder fit".


    Dann kam die schreckliche Diagnose...Parvo.


    Wir waren völlig fertig. Der TA gab den Welpen eine Überlebenschance von 5 %. Normalerweise werden den Welpen mit der Muttermilch Antikörper gegen diesen schrecklichen Virus gegeben, aber da die arme Mutter selber erst ca.9 Monate alt war und völlig unterernährt, hatte sie wohl zuwenig Antikörper.


    Es war furchtbar. Diese kleinen Wesen sassen da, schon ziemlich kraftlos, die kleinen zimtfarbenen Ohren hängend. Und darüber Miguel, der uns sagte dass sie es wohl nicht schaffen würden.
    Einfach schrecklich. Das war keine Selektion der Natur, sondern ein menschengemachtes Problem.
    Ich kämpfte mit den Tränen, raste zurück in die Perrera und fragte Elke was wir jetzt tun sollten (dafür musste ich sie etwas zur Seite nehmen, die anderen Urlauber sollten nicht alles hören).


    Elke machte ein bestürztes Gesicht und sagte wir würden jetzt alles versuchen...


    ok, ich also zurück zu Miguel. Währenddessen desinfizierte Elke die ganze Perrera, aus begründeter Angst vor einer Epedemie. Parvo kann zwar eigentlich bei erwachsenen geimpften Hunden nichts ausrichten, aber wer weiss das schon sicher?


    - Währenddessen gab ein Jäger seine völlig verängstigte Podenca in der Perrera ab, Posh. Posh war völlig panisch, aber kerngesund. Deswegen wurde sie sofort zu Miguel gebracht, in Narkose gelegt.
    Dann wurde ihr aus der Halsschlagader Blut abgenommen um die Welpen mit Antiköpern zu versorgen. In die kleinen Beinchen wurde ein Tropf gestochen und sie wurden in einen Drahtkäfig gelegt, noch nicht mal mit Decke, wegen der Keimgefahr...


    es war einfach nur schlimm.


    Steffi und Andrea waren auch sehr betroffen. Deswegen liessen wir die Welpen erstmal in Ruhe und gingen mit der geeimpften und negativ getesteten Mutter zurück.
    Die war auch total durch den Wind, auf einmal ohne Welpen...


    In der Perrera schickte ich die Mädels erstmal mit der Welpenmutter und Candida raus, damit sie auf andere Gedanken kamen...


    Ich werde hier keine Fotos der Welpen einstellen, weil ich keine gemacht habe. Das konnte ich nicht. Noch nicht mal heute kann ich sie mir anschauen.
    Warum werdet ihr im nächsten Teil erfahren...


    Hier aber die "Zaubermaus" Luz (so hat Steffi sie genannt) und Steffi, der Engel. Luz ist die Mama der Welpen. Im Hintergrund die Parvo- Decken, die wir dann verbrannt haben...ich habe auch noch ein Foto vom Blut und den Würmern, das möchte ich euch ersparen.


    Luz wurde in einem Verschlag gehalten, mit stinkenden Innereien gefüttert wenn die Menschen dazu mal Lust hatten und musste mit 9 Monaten Mutter werden.
    Trotzdem war sie ein anschmiegsames kleines Mäuschen, wie von einem anderen Stern, wahnsinnig verschmust und anhänglich, einfach ein 6er im Lotto. Sie ist nicht schön, aber sie strahlte für uns alle so eine Schönheit aus, dass wir nie verstehen konnten, wie andere sagten "Na, einen Schönheitspreis gewinnt die aber nie..." Für uns schon...



    Und ich mit der Kuschelmaus:



    Der Tag war für mich nicht mehr so schön. Ich lief noch lange mit Hermes und dann mit Tobi, Archie hatten wir schon untergebracht, Burschi wollte wieder niemand. Dann holte ich jeden Hund raus und gab ihnen das Futter, was ich gekauft hatte. In Spanien gilt Pedigree als Nonplusultra, mir wars dann mal egal...
    die Hunde schlungen das Futter runter, unglaublich. Burschi bekam dann noch einen supertollen Kauspass, den er wild rumwarf und lange damit beschäftigt war...


    Ich fuhr dann noch mal los und besorgte eine neue Ladung...


    eine von vielen in den nächsten Tagen...Hermes hatte dann endlich mal keinen Durchfall mehr...



    Nachdem alle Hunde versorgt waren kam die grosse Leere und Traurigkeit...würden die Welpen es schaffen?
    Plötzlich fragte Steffi ob ich nicht noch mit an den Strand wolle...ich wollte! Die beiden sind heute richtig gute Freundinnen geworden...und diese Freundschaft hat bei Miguel begonnen...


    wir nutzten den Abend um Erlebtes zu verarbeiten...und ich nutzte die Zeit, um Steffis sichtliche Liebe zu der kleinen Luz verbal zu verstärken... ;)


    -Weiter geht es morgen...
    ach ja, und was aus allen Hunden geworden ist? Ob ich drangeblieben bin? Aber hallo! Ich weiss von jedem Schicksal und verfolge, teilweise begleite ich die Hunde live...aber dazu mehr wenn es soweit ist.

  • *pipi in den augen hab* Meine Hochachtung für die Leute, die diese Arbeit machen. ich würde mit jedem Tier leiden und irgendwann zusammenbrechen. :ops:

  • Einmal tief durchatmen..Träne wegwischen..damit ich schreiben kann.
    Liebe Meike
    Ich finde es sehr gut , daß du da hilfst. Obwohl ich weiß, daß es mir wieder die Tränen in die Augen treibt,lese ich deine Beiträge (und auch andere zum Tierschutz) immer.Mir geht es auch so. Damals als ich meine kira in Spanien zwischen so vielen Hunden in so einem Tierheim fand,hätte ich am liebsten alle mitgenommen. Ich bin froh wenigstens einen mitgenommen zu haben die heute leben darf,bei mir leben darf.
    HAch ja,ist schon schlimm,was da so passiert.
    Hut ab vor Menschen wie Dir. :gut:
    LG Simone

  • Zitat

    *pipi in den augen hab* Meine Hochachtung für die Leute, die diese Arbeit machen. ich würde mit jedem Tier leiden und irgendwann zusammenbrechen. :ops:


    Die Fluktuation ist enorm groß. Die wenigsten Helfer halten das über
    mehrere Jahre hinweg durch. Wer so ein Elend nicht live gesehen hat,
    kann sich überhaupt nicht vorstellen welche Belastung das ist.

  • Ich habe mir lange überlegt ob ich euch die Welpen vorstellen soll...ich bin jetzt soweit. Ich kann mir die Bilder immer noch nicht ohne Tränen in den Augen anschauen. Ich erinnere mich noch genau an ihren Geruch, an ihre Nasen an meinem Ohr...


    Hier sind sie...die Welpen: Ein Mädchen ist nicht mit drauf...es waren alles Mädchen, bis auf den Fledermausmann



    Mit diesen Mäusen sass ich beim TA. Wie man sieht, ging es dem "Fledermausohr" noch am besten. Alle wurden positiv auf Parvo getestet, der Fledermausmann am wenigsten...


    KAPITEL 4 -ES MUSS JA WEITERGEHEN-


    Wir fuhren direkt am nächsten Morgen sehr früh in die Perrera. Frühstück gab es wieder nicht, ich habe ordentlich abgenommen auf Mallorca.


    Steffi und Andrea waren -selbstverständlich- mit von der Partie. Ich weiss nicht was ich ohne sie gemacht hätte....


    Ich kam in der Perrera an, hatte mittlerweile einen Schlüssel. Erstmal leichtes Training mit Elsa, dann raus mit ihr.


    Es wurde schon gewartet...



    Tja, und da stand ich nun und musste das erste Mal alles organisieren...Zwinger mussten gereinigt werden, Wasser und Futter aufgefüllt, Elsa brauchte ihre Medikamente...


    Los gings...


    gleichzeitig kamen ausgerechnet heute ca. 6 Touristen an, die alle Fragen hatten und helfen wollten. Also konnte ich die Hunde verteilen, drückte jedem auch Futter in die Hand und verpflichtete sie zu langen Spaziergängen.
    Dann machte ich die Zwinger sauber, Steffi und Andrea blieben bei Luz, die hatte nämlich Zwingerpflicht.


    Posh, die HÜndin, der gestern Blut abgezapft worden war, hockte völlig panisch in einem Verschlag in der 1. Sie sah schrecklich aus.
    In der Nacht hatte sie wohl versucht aus dem Zwinger zu entkommen und hatte sich die halbe Schnauze angerissen.


    Die arme Maus sass zitternd in der Ecke (sie ist eine Podenca, leider habe ich keine Fotos, wollte ihr nicht noch mehr zumuten). Also wurde sie erst mal mit äusserster Behutsamkeit verarztet. Dann sass ich ganz lange auf dem Boden, bis sie mir aus der Hand frass.


    Sie wurde dann, in Absprache mit Elke, in die 4 gebracht, damit sie erst mal zur Ruhe kommen konnte.


    Steffi und Andrea waren unterdessen ganz hingerissen von Luz, dieser kleinen Zaubermaus...


    Hermes hatte ich den Urlaubern nicht mitgeben wollen, er sprang mit seinem BAll um mich rum, also ging ich erst mal mit ihm raus, während Steffi und Andrea Luz Gesellschaft leisteten und Burschi ein paar Leckerchen rüberbrachten.


    Hermes und ich übten wieder wie wild, er machte das wirklich toll!!!


    Wieder zurück kam Elke auf den Hof gefahren um Tobi zu holen, er sollte auch Antikörper spenden...


    Ein Welpe war in der Nacht gestorben. ... :( : Ich kann gar nicht sagen was in mir vorging...warum hatten diese kleinen Wesen keine Chance auf ein Leben? Warum tollten sie nicht auf der Wiese herum, so wie es ein muss??? Warum warum warum??? Warum müssen sie ohne ihre Mutter sein??? Warum?


    Tobi ging völllig brav mit ins Auto, er wusste ja nicht was ihm blühte...


    Wir drei sassen noch ganz lange in der Perrera im Dreck und scheuten uns vor dem Moment zum TA rüberzufahren...aber natürlich wollten wir nach den Welpen sehen...


    da waren es schon nur noch 3. Sie sassen ganz aphatisch in ihren Gitterboxen, schauten so hoffnungsvoll nach uns. Doch wir kamen ohne ihre Mutter, ohne eine Chance ihnen zu helfen ,der TA tat alles was in seiner Macht stand.
    Untendrunter lag Tobi in seiner Box, noch in Narkose, mit rasiertem Hals. Armer, starker Tobi.


    Ich werde nie vergessen was wir gesprochen haben...Steffi sagte: "Wenn jemand Starkes den Welpen helfen kann, dann unser Tobi!"


    Ich musste plötzlich so weinen, ich konnte damit einfach nicht umgehen...


    wie die kleinen Wesen wackelig dasassen und nicht zur Ruhe kamen, schrecklich. Miguel gab ihnen schliesslich ein SChlafmittel, damit sie endlich mal friedlich schlummern konnten.


    Bevor ich ging, sah ich noch ganz verschwommen den kleinen Mann mit den Fledermausohren an, den wir "David- den Kämpfer" genannt hatten. Ich mochte die anderen Welpen eigentlich lieber, sie sahen so hilflos aus mit ihren Schlappöhrchen..aber sie schliefen schon. Deswegen sagte ich zu David, ganz leise: "David, du bist der Kämpfer, du schaffst es gegen Goliath Parvo...du musst kämpfen..."


    Dann rannte ich aus der Praxis, setzte mich draussen auf den staubigen Bordstein und schwor mir, diese Praxis, die für mich mit so viel Leid verbunden war, obwohl sie der einzige Platz war, der den Babys jetzt noch helfen konnte, nie mehr zu betreten...


    Steffi und Andrea sassen neben mir und wir sassen ewig nur da...


    dann gingen wir wieder in die Perrera und trösteten uns bei den Hunden, drückten unsere Gesichter in ihr Fell und konnten es nicht fassen, wie die Welt so grausam sein kann. Wir weinten um diese kleine Seele, die den Kampf verloren hatte und die keine Chance auf ein Leben bekommen hatte...


    Abends gingen wir wieder an den Strand, dort dachte ich viel nach...viel darüber, wie wohlbehütet meine eigenen und die deutschen Hunde sind, wie man sie selber überbehütet und sich um Kleinigkeiten einen Riesenkopf macht.
    Wie diese Hunde auf Mallorca nur darauf angewiesen sind, dass es Menschen wie Elke gibt, der ihr Leben nicht einfach nur egal ist...


  • Meike,
    Deine Fortsetzungen in Ehren, aber bei den Welpen kannst Du das nicht machen.
    Ich seh dieses Podi-Gesichtchen und knabber mir alle Fingernägel weg.


    Ich befürchte schlechte Nachrichten - Andeutungen gibt es ja schon.
    Also bitte, lass die kleinen Dötze in den Herzen Deiner Mitleser nicht nochmal leiden.


    Wir tun ja schon, was wir können.


    LG, Chris

  • Nicht, dass ich nicht teilnehmen würde... Ich hab nur keine Worte ...


    ...Vielleicht hat Chris recht?!


    Oder sollten wir hier nicht Meike eine Plattform geben, sich diese
    Erlebnisse von der Seele zu schreiben?!


    Puh...

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