Ab, Ruhe und "Entlassen"

  • Hallo,

    ich habe meinen kleinen Schaeferhund-Husky-Boxer-Ridgeback-Mix (3 Monate) bisher mit grossem Erfolg allein erzogen. Ich waere zwar gerne auch regelmaessig mit ihm auf einen Hundeplatz gegangen, aber aus verschiedenen Gruenden war das bisher nicht machbar und ich sehe gerade auch keine Moeglichkeit dazu. Trotzdem denke ich, dass mir die Erziehung bisher gut gelungen ist - eine Hundetrainerin hat ihm und mir zumindest mal ein grosses Lob ausgesprochen, ausserdem gibt der Erfolg uns recht: Jaska konnte schon mit elf Wochen "komm", "Sitz", "Platz" und "bleib" (mit und ohne Ablenkung). Inzwischen sind wir auch zu einigen Spass-Befehlen uebergegangen, die ihm einfach gefallen, sowas wie "voice" (gib Laut) und "Rolle". Ausserdem reagiert er natuerlich auf "Nein", "aus" und "pfui", die jeweils auch verschiedene Stimmlagen haben koennen, je nach Situation.

    Nun gibt es allerdings ein paar Kommandos, die ich als wichtig erachte, von denen ich aber nicht weiss, wie ich sie sicher trainieren soll. Ich hoffe, ihr koennt mir da ein paar Tipps geben.

    1. Zunaechst moechte ich ihm irgendwie beibringen, dass er bei "ab" nicht einfach nur seine Taetigkeit unterbrechen, sondern tatsaechlich auch weggehen soll. Das ist z.B. noetig, wenn man den Kindern gerade Jacken und Schuhe anzieht und dazwischen keine Hundenase haben moechte. Oder eben, wenn man einfach will, dass er sich entfernt. Ich sage dann immer "ab" und stosse ihn sanft beiseite (je nachdem wie stuermisch er ist, auch mal etwas heftiger), aber irgendwie scheint das keinen Effekt zu haben, weil er das Wort nicht damit verbindet, dass er gehen soll.

    2. Das naechste ist ein Ruhebefehl. Seine Begeisterung Kommandos auszufuehren in Ehren, aber manchmal ist er so versessen darauf, mir zu zeigen, was er alles kann, dass er Dinge ausfuehrt, die ich ihm gar nicht befohlen habe. Da macht er eine Rolle oder geht in den Platz, wenn ich "sitz" sage oder macht begeistert Sitz, wenn ich ihn eigentlich gerade fuer den Platz loben wollte... Wenn er so aufgedreht ist, kommt es mir so vor als ob er mir gar nicht mehr richtig zuhoert; meistens lasse ich ihn dann Platz machen und lasse ihn eine Weile so. Ich stehe dann ruhig neben ihm und schaue ihn ruhig an. Oder aber, ich gebe ihm "bleib" und entferne mich, komme wieder, ignoriere ihn ein bisschen und lobe ihn dann, damit er sich wieder voll auf mich konzentriert. Das scheint zumindest zu helfen, aber ich habe mich gefragt, ob nicht einer von euch einen guten Tipp fuer ein Signal hat, das man ihm geben koennte, um ihm zu sagen, dass er Ruhe bewahren und mir zuhoeren soll.

    3. Wie mache ich dem Hund klar, dass er etwas gut gemacht hat und damit entlassen ist? Nach einer laengeren Traningseinheit spiele ich halt ein bisschen mit ihm, aber manchmal fuehrt er ja ein Kommando auch nebenbei sehr gut aus. Dann lobe ich ihn und moechte ihm gerne irgendwie sagen, dass er jetzt wieder machen kann, was er moechte (spielen, an seinem Stock knabbern, ruhen, was auch immer...), doch er haengt mir dann an den Fersen, macht Sitz, wenn ich stehen bleibe oder mich setze, als erwarte er einen neuen Befehl. Einfach ignorieren geht manchmal nicht, weil er direkt vor mir sitz und sich mir fast aufdraengt. Ich will ihn dann auch nicht wegschicken, weil ich ja eigentlich zufrieden mit ihm bin. Doch bin ich manchmal nicht sicher, ob er einfach bei mir sein moechte, oder tatsaechlich denkt, ich koennte noch was von ihm wollen?!

    Tja, vielleicht hat der eine oder andere ja einen Vorschlag, was ich mal probieren koennte. Ich wuerde mich freuen :-)

  • Hallo

    Herzlich willkommen im Forum. ;)
    Nicht böse sein ja, aber ich finde du fährst da ein ganz schön heftiges Programm mit deinem kleinen Welpen. Da solltest du mal überlegen ob du nicht etwas weniger machst und den kleinen mehr Baby sein lässt. ;)

    Einen Ruhebefehl habe ich jetzt nicht. Ich würde einfach eine Pause machen wenn er so aufdreht.

    "Ab" unterstütze ich mit einer scheuchenden Armbewegung und eventuell einer eingrenzenden Bewegung in seine Richtung.

    Du kannst den Anfang und das Ende einer Trainingseinheit ritualisieren. Macht man oft unbewusst, indem man zu Beginn die Leckerlis rauskramt und am Ende die leeren Hände zeigt.

    VG Yvonne

  • Hallo,

    mal offen und ehrlich:

    Du hast einen Welpen, ein Hundebaby, dein Ehrgeiz in Ehren, aber du verlangst schon eine ganze Menge von ihm.
    Meiner Meinung nach zu viel, du erziehst ihn zum "will to please".
    Darum drängt er sich quasi schon auf.
    Bitte fahre das Lern - und Erziehungsprogramm drastisch herunter.
    Das wichtigste, was er in dem Alter noch braucht und was er lernen muss, ist Ruhe. Das erreichst du mit Ignoranz und weniger Programm.

    Gruß
    Leo

  • Du machst zu viel, ein Welpe der mit 3 Monaten schon so viel "kann", dreht völlig auf, wie du ja schon selbst gemerkt hast.

    Mach weniger mit ihm, dann brauchst du auch keinen Ruhebefehl.

    Bring ihn erst ein Komando sicher bei, mit und ohne Handzeichen. Sonst hast du schnell einen Hund, der von allem etwas kann und nichts richtig und bei einem Komando erstmal alles ausprobiert, was er so kennt.

    Bis ein Komado sitzt braucht es 1000-3000 Widerholungen und die, habt ihr bestimmt noch nicht voll ;)

  • Zitat

    Bis ein Komado sitzt braucht es 1000-3000 Widerholungen und die, habt ihr bestimmt noch nicht voll ;)

    Meinst du das so:

    "Sitz" heißt Popo auf den Boden,
    -auf dem Teppich
    -auf den Fliesen
    -auf dem Rasen
    -im Wald
    -an der Straße
    -auch wenn Frauchen die rote Jacke anhat
    -auch wenn Frauchen mal keine Leckerlis hat
    -auch wenn Frauchen dich dabei nicht anguckt
    -auch wenn Kinder um dich rumspringen
    -auch wenn Hundi eigentlich lieber mit seinen Kumpels spielen will?

    LG Levke

  • Hm, ich hatte bisher eigentlich nicht den Eindruck, dass ich ihn ueberfordere... ich meine, vielleicht ist das ja wirklich so, aber im Grunde sind die allermeisten Kommandos eben die, die ich im Alltag ohnehin staendig brauche und die er meiner Meinung nach einfach koennen muss ("komm", "sitz" und "bleib" auf jeden Fall, aber auch auf "nein"/"aus" sollte er schon hoeren). Ich habe ihn ja immerhin schon fuenfeinhalb Wochen und vieles brauchen wir eben einfach im Alltag. Die Spasskommandos sind eigentlich nicht wirklich antrainiert, sondern haben sich eben aus Zufall ergeben - er macht was, ich gebe ihm einen Namen dafuer und irgendwann macht er's halt auf das Kommando hin. Ich mache auch keine elend langen Trainingseinheiten mit ihm - ganz im Gegenteil habe ich mich schon haeufig gefragt, ob ich da nicht zu wenig mache. Das meiste wird nebenbei im Alltag trainiert - eben immer dann, wenn es gebraucht wird: "komm" sollte er sowieso befolgen, weil es schon seinen Grund hat, wenn er mit mir mitgehen soll; "sitz" muss er machen, wenn ich seine Aufmerksamkeit will, wenn ich ihn untersuchen will, bevor es Futter gibt, bevor wir eine Strasse ueberqueren usw., "bleib" ist immer mal wieder praktisch, wenn man verhindern will, dass er einem aufs Klo oder in den Keller folgt, ausserdem vor einem Laden oder wenn ich Holz hacke, weil das einfach mal gefaehrlich werden kann, wenn er dazwischen rumspringt; "Platz" ist in sich bewegenden Fahrzeugen am sichersten fuer ihn und andere und ausserdem eine Ruheposition, in die ich ihn befehle, wenn er frueh am Morgen Krach machen will, waehrend noch alles schlaeft. Naja, und dass er nicht nach den Kindern schnappen soll, auch wenn das nicht boese gemeint ist, das ist einfach mal ein Muss - "aus" heisst dann auch "aus". Ansonsten lasse ich ihm ja trotzdem vieles "durchgehen", eben weil er ja selbst noch ein Kind ist.

    Eigentlich ist er ein ruhiger, aber neugieriger kleiner Kerl. Er draengt sich ja nur auf, wenn er meint, ich koenne noch was von ihm wollen (und selbst dann macht es eher den Eindruck, als interessiere er sich hauptsaechlich fuer die Leckerlis, die ich evtl. noch habe). Das mit der Ritualisierung und den leeren Haenden zeigen ist aber ein guter Tipp, Yni. Dankeschoen :-)

    Ich fuerchte, ich verstehe nicht ganz, was mit dem "will to please" gemeint ist... also uebersetzen kann ich es mir schon, ich weiss nur nicht, was das bezogen auf das Hundetraining genau bedeuten soll (also wie sich das aeussert, wie man das an-/wegerzieht, Vor-/Nachteile usw.)

    Hat sonst noch jemand Tipps/Hinweise? Bin fuer alles dankbar!

  • Zitat

    Hm, ich hatte bisher eigentlich nicht den Eindruck, dass ich ihn ueberfordere... ich meine, vielleicht ist das ja wirklich so, aber im Grunde sind die allermeisten Kommandos eben die, die ich im Alltag ohnehin staendig brauche und die er meiner Meinung nach einfach koennen muss ("komm", "sitz" und "bleib" auf jeden Fall, aber auch auf "nein"/"aus" sollte er schon hoeren). Ich habe ihn ja immerhin schon fuenfeinhalb Wochen und vieles brauchen wir eben einfach im Alltag.


    Ich möchte Dich mal bitten,
    ganz anders zu denken.

    Stell Dir mal folgendes vor,
    Du bist noch ein kleines Kind, sagen wir mal 1 Jahr alt.

    Deine Eltern wissen schon jetzt, daß Du später mal Englisch können muß, Mathematik ist auch erwünscht, und die Muttersprache sollte ja eh schon perfekt beherrscht werden ;)

    So,
    das ist ja bekannt, also kann man das Ganze ja schon jetzt von Dir fordern! Du bist ja schon ein Jahr alt, und was Du jetzt und vor allem ganz schnell lernst, dann kannst Du das schon und hast später keine Schwierigkeiten mehr.
    Noch besser!
    Du könntest dann schon mit 2 Jahren Dein Abitur machen ;)


    Verstehst Du,
    worauf ich hier hinaus will?

    Natürlich gibt es "wichtigere Kommandos", die auf jeden Fall richtig sitzen sollten, und halt "unwichtige Dinge" die der Hund just for fun lernen kann.
    Aber doch nicht in einem Mordspensum.

    Alles zu seiner Zeit.
    Gerade beim Hund sagt man, und das meiner Meinung nach zu Recht, weniger ist oft mehr!
    Und,
    das Lerntempo bestimmt nun einmal der Hund, und nicht der Mensch ;)

    Je mehr "Druck" man aufbaut, sei es bewußt oder unbewußt, desto mehr wird sich ein Lebewesen dagegen "sperren". Und unter Streß lernt es sich nicht mehr so gut.


    Nimm Dir lieber die Tipps der Anderen zu Herzen.
    Mach lieber nicht zu viel.
    Laß den Kleinen "erwachsen" werden.

    Was jetzt aber nicht heißt, Du sollst gar nichts mit ihm machen.
    Zeig im seine Grenzen, mach im Deine Regeln klar.
    Und die Übungen wie "Sitz" und "Platz" und Co., die baust Du lieber spielerisch und welpengerecht auf.
    Dein Kleiner kann sich nämlich noch nicht so lange konzentrieren. Das kommt erst mit der Zeit.


    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • "1. Zunaechst moechte ich ihm irgendwie beibringen, dass er bei "ab" nicht einfach nur seine Taetigkeit unterbrechen, sondern tatsaechlich auch weggehen soll."
    Du mußt ihm zeigen, was Du meinst: indem Du ihn zum Körbchen/Decke bringst, ins PLATZ legen läßt und BLEIBen läßt..... Oder nimm einen Befehl, der einfach "KÖRBCHEN" heißt, den Du sagst, während Du ihn dort reinbringst. Nach einer Weile wird er kapieren, daß er dort hin soll, wenn Du "Körbchen" sagst, und das mit einer richtungweisenden Armbewegung unterstützt.
    Oder Du läßt ihn bei Dir, dann aber im SITZ, bis die Schuhe fertig angezogen sind. Und raus geht´s nur, wenn Hundi brav gesessen ist, solang der rumspringt, bleibt die Türe zu. Will er lossprinten, sobald Deine Hand an der Türe ist - Tür wieder zu, "NEIN - SITZ!", wenn er sitzt, nächster Versuch.... ;-) Mußt Du nur sturer sein als der Hund *gg, kann bisserl dauern. erst wenn er ruhig sitzenbleibt, wenn Du die Türe aufmachst, gibst ihn frei.

    2. Das naechste ist ein Ruhebefehl.
    Auch hier würde ich ihn einfach ins Körbchen schicken oder Platz machenlassen - das Ganze so lange, bis Du das wieder auflöst und ihn freigibst (zB mit "lauf" oder so, bei mir ist es "OK" - bisserl dumm, das saagt man im Alltag mal so zu anderen, dann denktder Hund, er würde freigegeben....*gg) Damit "erschlägst" Du gleich Problem Nummer 3:

    3. Wie mache ich dem Hund klar, dass er etwas gut gemacht hat und damit entlassen ist?
    Genau mit diesem Freigabe-Kommando, sobald er das kapiert hat. zB Absitzen lassen, loben, - und erst mit der Freigabe ist die Übung beendet-NICHT mit dem LOB! Stell Dir vor, der Hund sitzt am Straßenrand, Du lobst - und er rennt los, während das nächste Auto kommt, weil er das Lob als Freigabe sieht..... Wenn Du das so handhabst, hast Du auch kein Problem, zB die Ablage zu trainieren. Denn wenn Du sagst PLATZ, wird der Hund das nach einer Weile so lang machen, bis Du ihn wieder freigibst! Dann brauchst kein gesonderts BLEIB oder so zusätzlich.

    Viel Spaß noch mit dem Kleinen, und laß Dich nicht verunsichern, daß Du zu viel machst - ich denke, wenn die Kleinen das mit Begeisterung nebenbei lernen, ist das doch besser, als mit "Gewalt" zu bremsen, und später dann mit viel Aufwand zu lernen.... Solang der Hund Spaß dran hat und ein Fortsetzen der Übungen geradezu einfordert, wie Du schreibst, ist es mit Sicherheit nicht zu viel. Aber natürlich mußt Du aufpassen, daß er dabei nicht überdreht (oder anfängt, Dich zu dressieren: "wenn ich ne Rolle macht, wirft sie Leckerli" *gg, das hatten meine ganz schnell raus - hat aber nicht lange funktioniert, nachdem ich das durchschaut hatte...), das kannst ja dann mit dem ins-Körbchen-Schicken regulieren.
    LG
    BieBoss

  • Bei Hunden, die sehr schnell hochfahren,
    trainiere ich das 'Ende' Signal auf ruhige Art,
    indem ich 'fertig' sage und mich dann ruhig
    und passiv vom Hund wegdrehe.

    Viele Leute lösen Kommandos zu aktiv auf
    und der Hund könnte das als Spielaufforderung missdeuten.

    LG
    Chrissi

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