kann ich einem Hund den Schutztrieb abgewöhnen?

  • Luka, war auch nicht nur auf die gemünzt, sondern etwas was mir generell auffällt. Ein Hund zeigt unerwünschtes Aggressionsverhalten und prompt wird ihm ein Trauma und/oder eine Angstaggression attestiert.
    Es muss noch nicht mal Unsicherheit sein, sonder kann eine vermehrtes Sensiblität auf Umweltreize sein, also mangelnde Reizschwelle.
    Ein mali der beschlossen hat Männer in weiten Mäntel in die Kathegorie "alarmstufe Rot, sofortiger Angriff erforderlich!" einstuft, tut das oft nicht weil er Angst hat, sondern weil ein gewisses Wehr und aggressionsverhalten seinem Wesen entspricht und diesem speziellen Hund schlicht weg die Reizschwelle fehlt. Ihm wurde einfach nicht beigebracht, dass das normal ist und noch lange kein Grund für ne gediegene Schlägerrei (auch wenn es ihm in dem Fall sicher Spaß machen würde)
    Ein weiteres Problem ist dass solches Verhalten oft extrem selbstbestätigend ist, die Endorphinausschüttung, das Adrenalin und zu guter letzt oft eben auch der "Sieg"....

  • na klar, gerade malis, denne es an umweltsicherheit fehlt, haben echte probleme, ohne jemals etwas schlimmes erlebt zu haben. kenn ich irgendwoher, so ein bube wohnt bei mir ;)


    ...allerdings sind staffs eher hunde mit realtiv hoher reizschwelle...und da muss man eben in alle richtungen denken. die sind zwar sehr temperamentvoll, haben im normalfall nicht so dünne nerven wie z.b. malis. im gegenteil, eigentlich halten die schon viel aus und sehen oft selbst im groben umgang immernoch überall rosarote blumen.
    und wenn ein staff aufgrund mangelnder umweltsicherheit auffällt, liegt für mich der verdacht nahe, dass da auch irgendwas passiert ist.


    aber klar, sehr oft wird von unsicherem bzw. änsgtlichem verhalten gesprochen, wenn dahinter sogar echtes schutzverhalten bzw. maßregelung steckt.


    und da muss man natürlich differenzieren. andererseits wird auch gerne mal schutzverhalten attestiert, wenn man wirklich klar und deutlich sieht, dass es hier um angst und pure verteidigung geht.

  • Im Endeffekt ist es doch egal, ob aus Angst, aus Schutztrieb oder anerzogen. Es soll so nicht sein und dem Hund, dem jeweiligen Hund, muss auf eine ihm verständliche Art beigebracht werden, dass


    1) Ich die Sache auch ohne seine Hilfe geregelt bekomme.
    2) Wenn ich seine Hilfe brauche, ich gerne auf sein Angebot zurückkomme und ihn darüber auch informiere.
    3) Er sich ruhig und gesittet zu verhalten hat.


    Was da hilft, ist üben, üben, üben. Und dem Hund immer und immer wieder konsequent und geduldig bewusst machen, was von ihm erwartet wird.


    Nehmen wir mal die kindischen Beschimpfungen über den Zaun, wenn ein Grundstück mit Hund passiert wird. In der ersten Stufe boxt der Papst, man macht sich zum Obst und sagt immer wieder Nein, Ruhig, Interessiert nicht. In der zweiten hat es der Hund begriffen, reagiert aber erst auf Aufforderung. Jetzt kommt die dritte Stufe, in der dem Hund vorher gesagt wird, welches Verhalten erwartet wird. "Oh, toll, wie brav der Hund hier vorbei geht!" Nee, das scheint nur so, brav geht der nicht vorbei und ruhig ist er schon gar nicht. Also weiter üben, üben, üben, bis der Hund sich ohne Vorankündigung ruhig verhält und auch innerlich ruhig ist.


    Das Prinzip lässt sich auf viele Situationen übertragen. Ist ja immer wieder das gleiche, was der Hund machen bzw. lassen soll. Deshalb auch immer die drei Befehle munter gemischt anwenden
    Nein - Nein, ich will das nicht, lasse das.
    Ruhig - Sei still und auch innerlich ruhig, es gibt keinen Grund zur Aufregung.
    Interessiert nicht - Das geht dich/uns nichts an.


    Wenn ich mal einen meiner beiden ausgeschimpft hatte, meinte der andere auch immer, er müsste mich unterstützen. "Du, ich kann mich durchaus alleine durchsetzten. Wenn ich deine Hilfe brauche, werde ich mich melden." Und Ruhe war. Andere Situation vom gleichen Typ, eindeutige Reaktion, hier schneller Lernerfolg. Draußen, in vermeintlich gefährlicheren Situationen, wird das länger dauern, klar.

  • Ich finde es ganz und gar nicht unerheblich, warum ein Hund so drauf ist.


    Ein Staff hat eher keinen Schutztrieb. Es ist für diese Rasse eben untypisch. Natürlich kann genau dieser Hund einer der wenigen sein, die es eben doch haben. Aber das ist bei seiner Vorgeschichte eher unwahrscheinlich.
    Wobei ich da auch nicht gleich ein Trauma oder Angst hereinreden möchte.
    Nur hat das, was der Hund aus einem bestimmten Grund tut, sehr großen Einfluss auf das Zusammenleben in der Zukunft und auf die Möglichkeiten der Korrektur.


    LG
    das Scnauzermädel

  • genau das denke ich auch.


    wenn ein hund aus unsicherheit und panik abdreht ist das etwas komplett anderes, als wenn er es tut, um andere einzuschränken. und es erfordert auch ein anderes handeln. sicherlich muss bei beiden hunden an der führung gearbeitet werden, aber während es bei dem unsicheren hund enorm wichtig ist, dass er positive erfahrungen mit den auslösern sammelt und eben lernt, dass da nix geschieht, sollte ein maßregelnder hund z.b. lernen, sich zurück zu nehmen.

  • Zitat

    wenn ein hund aus unsicherheit und panik abdreht ist das etwas komplett anderes, als wenn er es tut, um andere einzuschränken. und es erfordert auch ein anderes handeln. sicherlich muss bei beiden hunden an der führung gearbeitet werden, aber während es bei dem unsicheren hund enorm wichtig ist, dass er positive erfahrungen mit den auslösern sammelt und eben lernt, dass da nix geschieht, sollte ein maßregelnder hund z.b. lernen, sich zurück zu nehmen.


    Ich sehe keinen Unterschied, denn in allen Fällen wird verlangt, dass


    1) Ich die Sache auch ohne seine Hilfe geregelt bekomme.
    2) Wenn ich seine Hilfe brauche, ich gerne auf sein Angebot zurückkomme und ihn darüber auch informiere.
    3) Er sich ruhig und gesittet zu verhalten hat.


    Positive Erfahrung brauchen auch beide, nämlich die, dass die Welt nicht untergeht, wenn hund das tut, was verlangt wird. Nein, im Gegenteil, die Welt dreht sich weiter und alles ist stressfrei und schön.


    Ob der Fokus nun mehr auf "Halte dich mal zurück" oder auf "Da musst du durch" liegt, ist ein Detail, das zwar wichtig ist, aber grundsätzlich nichts an der Sache "Ich erwarte dieses Verhalten von dir" ändert.


    Ist doch klar, dass man immer einen konkreten Hund ausbildet und Methodik und Didaktik individuell wählen muss.

  • @DSH-Bauer: dein Ansatz ist rein verhaltenstherapeutisch Unerwünschtes Verhlaten muss unterbunden und umgelenkt werden, ist aber eher eine symptomatische Therapie und behebt nur teilweise die Grundproblematik.
    ein anderer Ansatz wäre der Ansatz der Gewöhnung, also den den Hund einem gewissen unterschwelligen Reiz auszusetzen, bis er ihn als normal empfindet und dann die Intensität des Reizes an zu heben.
    Diese Methode ist unglaublich mühsam und erfordert viel Fingerspitzengefühl, ist für mich aber in dem Sinne "effektiver", weil sie die Fehlerquelle Mensch ausschließt.
    Wenn ein Hund rein über den Gehorsam lernt Dinge zutollieriren, kann man immer an den Punkt kommen, an dem der hundeführer die Situation zuspät erkennt, oder falsch einschätz und das kann schlecht enden.
    Bei der Arbeit mit Aggression ist überhaupt nich unerheblich warum ein Hund so tickt wie er tickt.
    Beispiel: Hund geht gerne Männer mit Hut und Mantel an.
    Bei einem Angstaggressiven Hund kann man echt viel durch serlbstbewusstes ruhiges Auftreten regeln, habe mehr als einen Hund er lebt der wie ein Sturzkampfflieger auf die Leute zusegelte und als die nicht wie gewohnt unsicher wurden oder hektisch völlig ins flattern kam. Ist echt toll zusehen wie der Hund mit jedem Meter den er auf den Mann zufliegt unsicherer wird und man siehtz es echt rattern in der Birne... "Scheiße, wasn dass? :shocked: Ey, der muss doch wegrennen, was um Himmelswillen tu ich jetzt!?!"


    Wenn du bei einem wirklich Aggressiven Hund stehen bleibst und dem sogar entgegen gehst, dann gut Nacht um 6...

  • Du verstehst mich mis. Der Hund kann ja nur in der entsprechenden Situation, also bei vorhandenem Reiz, lernen, was denn nun erwünscht und was unerwünscht ist. Ob die Lektion dann lautet "Das stehst du gaaanz ruhig durch" (Angsthund) oder "Das geht dich nichts an, ich will das nicht" (aggressiver Hund), ist im Endeffekt egal. Es geht in beiden Fällen darum, dass der Hund sich in einer erwünschten Weise verhält.


    Das 5. Gebot lautet: Du sollst nicht töten. Ob aus Angst oder aus Mordlust ist egal, du sollst nicht töten. Punkt.


    Machen wir das mal beim Hund und stellen das Gebot auf: Du sollst Besuch nicht verbellen. Den ängstlichen Hund werde ich ermuntern den Besuch zu begrüßen. Den "aggressiven" Hund werde ich ebenso mit dem Besuch zusammenführen, anders zwar, aber ebenso. In beiden Fällen wird das Ergebnis sein, dass Besuch nicht verbellt wird. Anfang (Hund verbellt Besuch) und Ende (Hund verbellt Besuch nicht) sind identisch. Die Wege dorthin unterscheiden sich zwar, sie sind im Endeffekt aber nicht völlig andere. Warum? In beiden Fällen gilt es einen Reiz in geordnete Bahnen zu lenken und ein erwünschtes Verhalten zu erreichen. Der ängstliche muss seine Angst überwinden, der "aggressive" seinen Übereifer bzw. seine "Aggression". Für mich kein grundlegender Unterschied.

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