• Hallo!
    In Anbetracht der Tatsache, dass Janosch so langsam aber sicher seinen Jagdtrieb entdeckt und ich mich in letzter Zeit vermehrt mit diesem Thema beschäftigt habe meine Frage an euch:
    Wie ausgeprägt ist der Jagdtrieb eurer Hunde? Sind sie eher "zufällige" Sichtjäger oder stöbern sie ganz "bewußt" Wild auf? Wie geht ihr damit um?
    Wie steht ihr eigentlich allgemein dazu, dass Hunde hochspezialisierte Raubtiere sind, bei denen Töten zum alltäglichen Handwerk gehört?
    Keine Angst, ich werd natürlich auch noch was dazu schreiben, aber erstmal wollte ich mal was von euch hören :wink:


    Liebe Grüße,
    Björn

    • Neu

    Hi


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    • Na herzlichen Glückwunsch, es gibt nichts schöneres, als einen begeisterten Jäger zu haben. Nix anderes läßt einen derart aufmerksam durch die Prärie traben, man kennt jedes Wildtier mit Namen, weiß welche Kaninchenfamilie wo wohnt und entdeckt Tiere, wo andere 3 mal „Ich seh da nix“ sagen. Das eigene Verhältnis zur Natur ändert sich enorm und zu meinem Glück/Leidwesen wohne ich hier mitten im Wildpark, hier gibt’s von allem reichlich !


      Ich hab zwei unterschiedliche Exemplare:
      Chica, vereint den selbstständig jagenden Terrier, unerschrocken und zäh mit irgendwas windhundartigem, ziemlich schnellen. Perfekte Kombination aus Sicht- und Stöberjäger. Ihr entgeht weder das Reh am Horizont, die Fährte des Hasen, noch das im Farn liegende Kitz. Hat sie die Chance ist sie ein lautloser, perfekter Jäger, der binnen Sekunden tötet.
      Hast du Hunger, geh mit Chica in den Wald ;-)


      Trainiert hab ich sie mit SL, der Weg darf nicht verlassen werden, das Sitz wurde perfektioniert. Abrufen fiel ihr anfangs sehr schwer, deshalb hat sie gelernt bei Rehen vorzusitzen. Bei Katzen reichte ein „Lass, die hat zuviel Fell“, Kaninchen und Eichhörnchen dürfen manchmal auf Ansage gejagt werden, unser rotes Tuch sind aufspringende Hasen. Dank viel Beschäftigung, Fährten- und Stöberarbeit, sowie gemeinsamer (unblutiger) Jagdabenteuer gehören eigenständige Jagden der Vergangenheit an, lediglich ein kleiner Ausflug ins Unterholz von wenigen Minuten kommt an langweiligen Tagen oder bei einem enorm abgelenkten Frauchen schon mal vor.


      Toby, als Malinoismix ist da ganz anders. Während der wahre Jäger nur bei Bedarf sucht und dann vermehrt nach Nase geht, ist der Typ Schutzhund ständig wachsam unterwegs. Ein Rascheln im Gebüsch und er ist sofort alamiert. Diese hundertstel Sekunde des Vorstehens nutze ich bei ihm aus, um ein „Steh“ zu festigen, da er auf Lob sehr anspricht reicht das, um ihn dann abrufen zu können. Ausreichend beschäftigt ist er eher neugierig, ein paar Tage keine Arbeit oder sonstwie vernachlässigt, sucht er sich selbst eine Aufgabe im Wald. Er hat zum Glück aber nie gelernt, eigenständig zu jagen und zu töten. Von daher ists bei ihm eher Neugierde und Spieltrieb.


      Jeder einzeln ist unproblematisch, sie orientieren sich an mir, ich hab die Hunde mehr im Auge und die Gemeinsamkeit steht dann im Mittelpunkt. Bin ich mit beiden unterwegs, hab ich je nach Vegetation und Wilddichte ab und an einen an der Leine. Ein aufspringender Hase, zwei Hunde Schulter an Schulter die lospreschen, da sinken meine Chancen und die paar hundert Meter Hatz oder 5 Minuten durchs Unterholz können schon zuviel sein. Bin ich selber zu genervt, unkonzentriert oder beginnt es zu dämmern, kommen beide an die SL und ich kann einfach entspannt durch den Wald traben. Die Arbeit und das Training hören nie auf !


      Zu deiner Raubtierfrage:
      Nicht falsch verstehen, ich liebe alle Tiere und bedauer jedes, das sein Leben lassen muß, auch hetze ich meine Hunde nicht auf andere Tiere, aber...
      Ich bin fasziniert von den Fähigkeiten, dem Mut und der Schnelligkeit dieser Spezies. Meine kleine süße Chica, die ihr liebstes Lächeln aufsetzt, wenn sie etwas möchte, trägt das Wolfserbe und damit die tiefverankerte „Jagdautomatik“ in sich, packt zu, schüttelt bis zum Genickbruch und setzt bei „Großwild“ gezielt den Biß an die Kehle zum Ersticken ein. Ganz zu schweigen von den mal eben mit einem blitzschnellen Sprung gefangenen Mäusen ...


      Hundebegeisterte Grüße
      Silja

    • Unsere Hunde und unsere Einstellung zum Jagdtrieb, dürfte ja aus meinen paar Beiträgen bislang hervorgegangen sein. Er ist bei uns definitiv gewünscht und gefordert. Allerdings beginnen wir schon früh, ihn unter Kontrolle zu bringen, und dafür zu sorgen, dass sie sofort auf Komando(aus) das Jagen einstellen. Wenn sie dann etwas älter sind, bringen wir ihnen bei, ihrem Trieb nur noch auf Komando (Such voran= Such was bestimmtes; Voran= Geh stöbern; Such verwund= Nachsuche; Faß= Hetze) freien Lauf zu geben. Funktioniert auch ganz gut.


      Wild zeigen sie trotzdem an, aber sie laufen erst auf Komando in die Richtung. Ansonsten drehen sie den Kopf in die Richtung und fiepen(ausser aufm Ansitz, da wird nur der Kopf gedreht).


      Die Raubtierfrage : Ist ja bei uns auch gewünschter Effekt(wenn auch nur Teile, das Töten kann aber auch dazu gehören). Ich finde diesen Punkt am Hund sollte aber jeder Hundehalter immer im Hinterkopf haben, egal wie der Hund sonst so ist, etwas Wolf steckt selbst noch in dem dicksten Sofakissen. Bei Gelegenheit kann es aus jeden Hund mal hervor brechen(passiert zwar bei den wenigsten, aber wenn lag das Problem, wie so oft, am anderen Ende der Leine).


      Gruß Christian
      PS: Das Kitz im Farn ist ein Zufallstreffer, Kitze und Rotkälber können in den ersten Lebenswochen ihren Eigengeruch völlig unterdrücken bei "Feindkontakt"(hab ich selbst schon mehrfach erlebt, das unsere Hunde, auch die absoluten Nasenspezis, an Kitzen oder Kälber auf wenige Zentimeter vorrüber gegangen sind). Ein erschnüffeln ist also völlig unmöglich, der Hund (Fuchs, Wildschwein, was auch immer) stolpert per Zufall drüber. Das plötzliche Fehlen von Eigengeruch ist auch gleichzitig die Warnmeldung an das Muttertier.

    • Fassi: das ist wirklich eine erstaunliche eigenschaft der tiere. wie oft hab ich das auf exkursionen erlebt, das 25 mann und 10 hunde an einem kalb auf 5 meter dran vorbei marschiert sind, und KEINER (bis auf einen oder zwei menschen durch zufall) was gemerkt hat. ist echt unglaublich.......

    • Zitat

      Das Kitz im Farn ist ein Zufallstreffer,...


      Ich weiß, daß es theoretisch so ist, komm ja selber aus ner Jägerfamilie. Um so mehr wundert es mich, daß Chica immer wieder Kitze findet und diese meldet. Wir suchen öfter Weiden vor dem Mähen ab, bisher immer erfolgreich !


      Kitze haben keinen typischen Rehgeruch, aber geruchlos sind sie nicht - geht nunmal nicht und scheinbar gibts nur wenige Hunde, die auch auf diesen Geruch reagieren !

    • Ne ist etwas anders, wurde jetzt erst in WuH erklärt. Der Geruch bei Kitzen und Kälber strömt aus der Augendrüse auf und ist wohl hochflüchtig. Sobald Gefahrt naht, können sie die Drüse komplett schließen und es strömt kein Geruch mehr aus(das ist die Warung an die Mutter, Feind naht). Somit haben sie keinerlei Eigenduft. Wahrscheinlich kann Dein Hund noch kleinste Reste des Dufts wahrnehmen(also eine wirklich ervorragende Nase :gut: ). Es gibt da schon Ausnahmen, ich hab ja auch schon Füchse erlebt, die Wiesen systematisch abgesucht haben. Aber unsere Hund haben unser Notfälle erst noch Wochen im Stall bemerkt, im Feld hat nur ein Drahthaar Kitze angezeigt, und da haben wir immer vermutet, er riecht noch Reste der Mutterwitterung. Der Dackel folgt definitiv der Fährte der Ricke beim Absuchen(hat man disjahr ja besonders gut gesehen), und stöbert links und rechts daneben rum, um Kitze zu finden, sie gehen ja nicht soweit weg.


      Gruß Christian

    • Zitat

      Wie steht ihr eigentlich allgemein dazu, dass Hunde hochspezialisierte Raubtiere sind, bei denen Töten zum alltäglichen Handwerk gehört?


      Das kann man so nicht mehr sagen...Die meisten sind viel zu schwer oder zu langsam würden zu keinem Erfolg kommen und schlichtweg verhungern *pfeif* *Mal eben an nen dicken faulen gemütlichen Retriever denk der alles freundlich bewedelt, aber auch ein Jagdhund ist* :wink:

    • Hallo,
      hier mal der Beitrag einer ganz blauäugigen Zufällig-Jagdhund-Besitzerin :rolleyes:


      Obwohl ich nie einen Jagdhund wollte, bin ich ausgerechnet an einen Parson-Labrador(?) Mix geraten....


      Anfangs wollte ich ihn weitervermitteln (Pflegehund), aber dann hat er mein Herz erobert.
      Früher hatte ich Katzen und fand immer schlimm, wenn sie Vögel und Mäuse gefangen haben. Aber das konnte ich ja nicht kontrollieren.


      Mein Hund läuft natürlich nicht nachst unbeaufsichtigt durch den Wald, da gehts mir schon mal besser. Dass er Tiere tötet, möchte ich natürlich nicht so gerne. Hab selbst auch so gar kein Jägerblut in den Adern, sondern war sogar lange Vegetarierin (lang, lang ists her...)


      Ich sehe die Leidenschaft meines Hundes als eine Herausforderung, ihm möglichst viel von dem bieten zu könne, was ihm Lebensqualität ermöglichst. Also informiere und lerne ich viel über Beschäftigung von Jagdhunden. Ich hab ihn erst seit etwa 5 Monaten, aber wir haben schon einiges gefunden, womit wir uns gerne gemeinsam die Zeit vertreiben.
      Z.B. Schnüffelspiele oder gemeinsames Leckerlijagen.


      Trotz aller Vorsicht hat Snoop einen meiner geliebten Hasen erwischt (mein Fehler, ich hab nicht überprüft, ob sie wirklich beide im Gehege waren, bevor ich Snoop in den Garten gelassen habe).
      Getötet hat Snoop ihn allerdings nur indirekt, der Hase starb am Schock, verletzt hat Snoop ihn nicht, nur gefangen. (Ist das normal für einen Jagdhund?)
      Jedenfalls bin ich Snoop dafür nicht böse, er hat ganz normal gehandelt.


      Ich finde sehr wichtig, Snoops Jagdleidenschaft kontrollieren zu können.
      Kleine Kinder mit Ball, die plötzlich angerannt kommen, dürfen genauso wenig gejagt werden, wie Nachbars Katze. Fänd ich nicht gut.
      Erlaubt sind nur Mäuslein (bekommt er nicht...) und Bällchen.


      Dafür darf er mit anderen Hunden übers Feld rennen und Hetzen spielen. Das macht ihm auch Spaß.


      Snoop ist nicht so toll ausgebildet, wie offensichtlich einige Hunde hier, aber wir arbeiten dran.
      Sein Jagdverhalten? Was sich nicht bewegt, übersieht er, auch wenns nur 5 Meter weg steht und ein ausgewachsenes Reh ist.
      Dafür schnuffelt er in der Luft, in dem Fall lässt er sich problemlos abrufen.
      Oder er schnuffelt auf dem Boden, da klappt das Abrufen dann leider (noch) nicht. Allerdings rennt er dabei ständig im Zickzag und ich hätte fast immer Gelegenheit, ihn am Geschirr zu packen.
      Naja, und klar: wenn ein Tier vor ihm aufspringt und wegrennt, hätt ich keine Chance mehr, ihn zurückzurufen. Allerdings ist er in wildreichen Gebieten eh immer an der Schleppleine.


      Käm ne Fee, würd ich mir wünschen, dass Kaninchen und Co meinen Hund kalt lassen, aber bisher war keine da und ich bin bereit, mich auf die Herausforderung Jagdhund einzulassen und meine Energie reinzuhängen.
      Macht ja schon auch ne Menge Spaß, vor allem, wenns klappt, wie im Moment bei uns.


      Liebe Grüße
      Christine

    • Also mein Hund hat so gut wie keinen Jagdtrieb.
      Bei unseren Spaziergängen ist mein Hund nie an der Leine und er lässt sämtliche Tiere in Ruhe.
      Meinen Hund habe ich nie Jagen lassen sie darf nur schauen, und das funktioniert super. :Freude: Wenn man das nur manchen Jäger begreiflich machen könnte,mancher begreift es nie!
      Ich glaube das die meisten Hunde schon lange keine hochspezialisierten Raubtiere mehr sind. Es lebe der Wohlstand.

    • Zitat

      Wenn man das nur manchen Jäger begreiflich machen könnte,mancher begreift es nie!


      wird man auch nie schaffen. wie oft muss ich mir das im busch anhören: 'MEIN hund macht sowas nicht!'
      das kann ja sein, aber kann man sich da IMMER drauf verlassen? nein, kann man nicht. so ein tier ist nunmal keine maschine, der man einen urtrieb untersagen kann. und ich glaube DAS begreifen manche hundebesitzer nie!
      allerdings versuche ich immer ein freundliches gespräch mit dem halter darüber zu führen, weil ich auch hunde über alles liebe und verstehe das man nur das beste für sein tier will. allerdings gibt es echt nervige hundebesitzer die dann total uneinsichtig sind und es einfach nicht begreifen wollen. dann werden die auch pampig, und dann kann ich das auch. meist noch besser. da muss auch irgendwo mal verständniss haben wenn man nicht IMMER gut drauf ist :freude:

      • Neu

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