Meg und das Herrchen Teil II

  • Also eigentlich ist das inzwischen ja ganz wunderbar mit Meg und dem Herrchen.

    Kurz nochmal zusammengefasst: Meg ist jetzt etwa 3 1/2, kommt aus Ungarn, wo sie als Straßenhund aufgesammelt wurde. Wir haben sie seit Anfang März 2009 bei uns.

    Sie hatte am Anfang große Angst vor meinem Mann, wahrscheinlich wegen einschlägiger Erfahrungen, und zwar so sehr, dass sie sich regelmäßig eingepieselt hat, wenn er auch nur zur Tür reinkam.

    Das ist alles inzwischen wirklich wunderbar geworden. Sie legt sich zu ihm ins Bett, wälzt sich genüsslich auf den Rücken, lässt sich das Bäuchlein kraulen, kommt, wenn er sie ruft... es ist einfach so schön, mitanzusehen, wie toll sie sich entwickelt hat und wie schön sie ihre Ängste schon abgebaut hat.

    Eine Sache wär da aber noch. Und zwar diese:

    Es passiert nicht immer, aber meistens. Wenn Meg in einem Raum schon drin ist und Herrchen betritt den Raum, oder manchmal auch wenn er überhaupt die Wohnung betritt, dann tut sie so, als sei er ein Fremder. Sie bellt und knurrt, dabei immer im Rückwärtsgang, aber sie macht ein mords Getöse.

    Das hat sie von Anfang an so gemacht, früher war wie gesagt noch Einpieseln dabei, das ist inzwischen komplett weg.

    Neu ist jetzt, dass sie nach ein paar Augenblicken des richtig wütenden Gebells und Geknurrs plötzlich still ist und fröhlich schwanzwedelnd zu ihm hinläuft und ihn begrüßt, als hätte sie ihn jetzt erst erkannt.

    Irgendwie ist das schon schizo. Was meint Ihr, was könnte da in ihrem kleinen Köpfchen denn vorgehen? Ob sich das auch noch irgendwann mal ausschleift?

  • Hallo,

    freut mich zu hören, dass schon Besserung eingetreten ist, ist doch schon mal ein Forschritt.

    Dieses Verhalten zeigt Meg "nur" bei deinem Mann, wenn er den Raum betritt?
    Ich will damit hinterfragen, ob Augen und Ohren des Hundes wirklich in Ordnung sind?
    Spricht dein Mann sie an, wenn er den Raum betritt?
    Geht er gleich auf sie zu?
    Kann es möglich sein, dass du, bis du den ersten Beitrag geschrieben hast, die Hündin bei diesem Verhalten versucht hast, zu beruhigen?
    Sollte das der Fall sein, könnte (!) das eine Bestätigung für Megs Verhalten gewesen sein.

    Gruß
    Leo

  • Hi

    Du musst dir vorstellen das ein Strassenhund vielen vielen Gefahren ausgesetzt ist. Besonders in acht muss er sich vor fremden Menschen nehmen. Das heist, immer auf der Hut, bei der kleinsten Sache SOFORT in Abwehr/Flucht gehen und erst DANACH checken ob es vielleicht doch nicht gefährlich ist.

    Das ist genau was deine Maus macht. Erst handeln dann schauen. Dieser Impuls wird noch lange da sein, er war ein überlebenswichtiger Teil ihrer Handlungen und kann nicht so schnell abgebaut werden.
    Das hat nichts mit ihrem Vertrauen zu tun, ist einfach ein tiefsitzender Reflex.
    Ignorier es einfach, das wird schon besser.

    Birgit
    die sich freut das es euch mit der Kleinen gut geht

  • Ja, sie zeigt das tatsächlich nur bei meinem Mann. Manchmal reichen auch schon die Geräusche, wenn er naht, dann gibt sie schon ein Knurren von sich.

    Er spricht sie nicht an, er öffnet die Tür, und Meg beginnt ihren Hexentanz.

    Ich hab bisher noch nie was gesagt, weil ich herausfinden wollte, wann sie das wohl warum macht. Ich komm einfach nicht dahinter.

  • Zitat

    Hi

    Du musst dir vorstellen das ein Strassenhund vielen vielen Gefahren ausgesetzt ist. Besonders in acht muss er sich vor fremden Menschen nehmen. Das heist, immer auf der Hut, bei der kleinsten Sache SOFORT in Abwehr/Flucht gehen und erst DANACH checken ob es vielleicht doch nicht gefährlich ist.

    Das ist genau was deine Maus macht. Erst handeln dann schauen. Dieser Impuls wird noch lange da sein, er war ein überlebenswichtiger Teil ihrer Handlungen und kann nicht so schnell abgebaut werden.
    Das hat nichts mit ihrem Vertrauen zu tun, ist einfach ein tiefsitzender Reflex.
    Ignorier es einfach, das wird schon besser.

    Birgit
    die sich freut das es euch mit der Kleinen gut geht

    Das könnte ich mir tatsächlich vorstellen, es sieht auch wie ein Reflex aus. Manchmal hat man direkt das Gefühl, es ist ihr hinterher peinlich (wenn man das bei einem Hund hineininterpretieren darf).

  • Dem schließe ich mich an: tiefsitzender Reflex, bei dem erst gehandelt und dann geschaut wird.
    Was in ihrem Kopf vorgeht, dürfte so was sein wie: "Äh, Moment, ist ja doch nicht gefährlich, die Situation."
    Aber um diese Einschätzung treffen zu können, bringt sie sich erst einmal in sichere Abwehrstellung.

    Es gibt dabei die biologische Seite, ich sag's mal auf Sendung-mit-der-Maus-Niveau: Es werden Nervenbahnen bevorzugt eingesetzt, die durch häufigen Gebrauch stabil und dick sind.
    Es braucht Zeit, bis neue Erfahrungen sich auch in der Dicke der Nervenbahnen widerspiegeln. Bis dahin werden, vor allem im Stresssituationen, lieber die alten Bahnen genutzt. Weil es schneller geht und weil der Hund dieses Verhalten als Problemlösung etabliert hat.

    Der Hund kann sich beim Lernen von neuen Verhaltensweisen deshalb "selbst im Weg stehen", indem er das alte Verhalten abspult.

    Es ist gut, dass Meg bereits lernt, umzuschalten, also in der Konfrontation mit der Situation umschwenken kann! Die Schnelligkeit des Umschaltens wird dabei mit jedem Umschalten trainiert.
    Das ist auch der Grund, warum viele raten, den Hund in Kontakt mit dem Angstauslöser zu bringen.
    Der Hund lernt so mit der Zeit, sein Verhaltenswerkzeugkasten zu erweitern und die richtige - für die Situation passende - Werkzeugauswahl zu treffen.

    Vielleicht kannst du auch beobachten, dass Meg das Verhalten eher zeigt, wenn sie müde ist? Auch dann schlagen die alten Nervenbahnen eher an.

  • Das ist super erklärt, vielen Dank! :smile:

    Ich muss das nochmal genauer beobachten, aber ich glaube, Du hast Recht, ich hab schon so manches Mal gedacht, sie ist jetzt erschrocken, weil sie grade geschlafen hatte. Wenn sie am Futtern ist, dann geht sie auch immer hoch wie eine kleine Rakete, wenn Herrchen die Wohnung betritt - auch wenn er sich gar nicht gen Küche wendet.

  • Die Antwort, die mir beim Lesen spontan einfiel, ist ganz profan. Wahrscheinlich hat sich, weil dein Mann die Knurrerei und Bellerei nie ernst genommen hat und sie einfach freundlich begrüßte, dieses Verhalten bei ihr als Begrüßungsritual für deinen Mann etabliert.

  • Eigentlich hat er sie in solchen Situationen überhaupt gar nie begrüßt, weil ihm die Knurrerei und Bellerei auf den Senkel gehen und er findet, dass sie dann keinerlei Begrüßung verdient hat.

    Wie gesagt, sie macht das ja auch, wenn er schon in der Wohnung drin war und einfach nur einen Raum betritt, in dem sie schon drin ist.

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