Trends in der Hundeerziehung - zeitliche Dokumentation

  • Hallo,


    ich recherchiere grad für ein Projekt zum Thema "Trends in der Hundeerziehung" und versuche, verschiedene Erziehungsmethoden in zeitlicher Abfolge ihrer "geschichtlichen Erwähnung", wie man so schön sagt, aufzuzeigen. Das betrifft zum einen den allgemeinen Umgang mit Hunden und zum anderen Ursprung und Entstehung verschiedener Trainingsmethoden (Clicker, Schleppleine, Dogdancing, Teletakt usw).
    Das Ergebnis wird quasi eine wertfreie Zeitleiste zur Dokumentation.


    Leider ist es recht schwierig, entsprechendes Material zu geschichtlichen Hintergründen zu finden, so dass ich mal in die Runde frage, ob jemand evtl. Bücher oder Websites kennt, die zu dem Thema Infos liefern.


    Wenn alles fertig ist, stelle ich es gerne als "Nachschlagewerk" online :)

  • Also einen kleinen geschichtlichen Vergleich kann ich auch ziehen...1996 war ich erstmals auf versch. Hundeplätzen und in Hundeschulen und damals war der Kettenwürger quasi Standard (wurde damals als sanfter als ein normales Halsband beschrieben, da statt dauerzerren direkt ein besseres Fußgehen erreicht würde etc).


    Heute dagegen bin ich wieder mit einem anderen Hund in der Hundeschule und heute sind sogar die damals so verpönten Geschirre vielerorts erlaubt.

  • Hi,
    soweit ich weiß, wurden die ersten Teletaktgeräte 1994 offiziell von der Firma Pac Handel&Service GmbH importiert......aber die technischen Voraussetzungen, ferngesteuert Elektroschock auf Hunde zu übertragen, gabs schon früher( 1960/70).....teilweise "sicherheitstechnisch" sehr zweifelhaft.
    LG

  • Wir haben 1998 den Einsatz eines Teletakters erwägt und hielten das damals für eine zwar brachiale, aber sehr fortschrittliche Erziehungsmethode bei unerwünschtem Jagdverhalten. Das war damals was für Leute mit echtem Hundesachverstand, die diese Methode anwandten (gab's Seminare für, da konnte man mit Hund teilnehmen oder nur den Hund teilnehmen lassen).
    :shocked:
    Quasi die Lightversion des Teletakters war damals schon die Wurfkette. Die sollte man dem davon jagenden bzw weglaufenden Hund in den Nacken oder vor die Füße werfen, damit der Hund merkt: Dein Arm ist unendlich, er kann dir und deinem Befehl nicht entwischen.


    1998 waren wir auch in einem SV. Immerhin waren dort schon andere Rassen und auch Mischlinge zugelassen. Ansonsten war da Rumbrüllen angesagt. Wer seinem Hund das Kommando zu leise gab, wurde zurecht gewiesen! Der Hund sollte zur Salzsäule erstarren, wenn er deine Stimme vernahm, das war das erklärte Ziel. (Kadavergehorsam)



    Reichen dir "Zeitzeugenaussagen" eigentlich als Quelle?

  • Anfang der Siebzigerjahre wurden z.B. diese Methoden propagiert:


    Den Hund mit einer zusammengerollten Zeitung schlagen statt mit der Leine - suuper fortschrittlich :| .


    Die Schnauze des Hundes in seine "Geschäfte" tunken, damit er schnell stubenrein wird.


    Den Hund (wenn leicht genug) am Nackenfell hochreißen und schütteln, wenn er ungehorsam war.


    Den Hund anleinen, die Leine unter einer geschlossenen Tür hindurchführen, wenn Hund fiept, an der Leine reißen. So wurde das Alleinbleiben geübt.


    Hund rechts, Leine in der rechten Hand, Ende der Leine in der linken. Wenn Hund vom "Fuß" abweicht, mit dem Leinenende in weitem Schwung ausholen und rechts auf den Hund niedersausen lassen.


    Beim Rückweg vom Gassi immer um ein Hindernis herumlaufen, z.B. einen Laternenpfahl. Ein Richtungswechsel ohne zu umkreisendes Hindernis "einfach so" ist für den Hund nicht nachvollziehbar und führt dazu, dass er Herrchen/Frauchen nicht mehr ernst nimmt.


    Wenn's bellt: Schnauze zuhalten.


    Knurren: absolut verboten.


    Als Zeuge einer gerade stattfindenden unerwünschten Verpaarung: sofort einen Eimer Wasser drüberschütten!


    Bei kleineren Vergehen: ins Ohr kneifen. Fiepen seitens des Hundes galt als "er sieht es ein".


    Geschirre wurden als super exotisch empfunden und waren *staun* ausschließlich an Chow Chows zu finden.


    Leckerlis als Erziehungs-Unterstützung gab es gar nicht - es gab nicht mal das Wort. Der Hund sollte "aus Treue" gehorchen.


    Ja, die alten Damen hier im Forum wissen Schlimmes zu berichten :D !


    Liebe Grüße
    Wauzihund

  • Übrigens das erste teletakt in D brachte Dr. Schecker 1959 auf den Markt. Teletakt ist bis heute der Markenname der Teleimpulsgeräte der Firma Schecker.
    Und wer mal ein Gerät dieser ersten Generationen (also nicht das von 59, das wurde noch als Sattel aufgeschnallt) an sich ausprobieren konnte, der wird :shocked: . DAS ist heftig.


    Anfang der 80er war dieses Buch ein "Meilenstein":


    Was da als Erziehung ohne Zwang verbreitet wird, das kann man nur ansatzweise verstehen, wenn man weiß, dass damals eine Gerte das Erziehungsmittel in allen Lebenslagen war.


    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat

    Übrigens das erste teletakt in D brachte Dr. Schecker 1959 auf den Markt. Teletakt ist bis heute der Markenname der Teleimpulsgeräte der Firma Schecker.


    Und der hats nur erfunden, weil er TA war und ständig die Schrotkugeln aus den Jagdhunden operieren mußte (damals war das "anschiessen" eine gängige Erziehungsmethode). Als Alternative erfand er die verletzungsfreie Fernbedienung für die Jäger.


    Vergiß nicht, daß der Hund bis vor wenigen Generationen ein reines Nutztier war. Er hatte seinen Zweck zu erfüllen und wurde auch gegessen (die letzte offizielle Hundeschlachterei schloß 1986 in Augsburg die Tore).


    ...


    Such dir mal Bücher von Ziemen, da haste noch viel von dem alten Zeugs.


    Gruß, staffy

  • Sorry, dass ich erst jetzt antworte. Aber ich war die letzten Tage/Wochen leider zeitlich eingeschränkt.


    Danke für eure Antworten, Hinweise und Erfahrungen! Das hat mir schon sehr geholfen. Das Thema selber hat sich als recht schwierig zu recherchieren herausgestellt, aber ich bleibe dran und melde mich, sofern Interesse besteht :D

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