Ja zum Straßenhund???

  • Ihr habt sie kennengelernt, wart ihr auch mit ihr spazieren?

    Was erzählt die Pflegestelle über sie?

    Meine Große ist von Lanzerote, auf einer Müllkippe gefunden. Damals ca. 2 Monate alt, von der Mutter keine Spur. Die Welpen haben sich dort durchgefressen, eine weitere Schwester hatte überlebt.
    Dusty ist allerdings ein Windhund-Mix und hat/hatte einen extremen Jagdtrieb. Inzwischen ist sie seit 11 Jahren bei mir.

    Ich würde, wenn möglich öfter zu der Hündin fahren und mit ihr spazierengehen. Einfach schauen, wie sie draußen reagiert, wie sie auf Euch reagiert etc.
    Und fragen, ob ihr sie mal für ein Wochenende mitnehmen dürft, denn in fremdem Gebiet ist das Verhalten nochmal ganz anders.

    Gruß
    Bianca

  • Zitat

    Bibi und genau das andere Verhalten zeigt sich nicht an einem WE.. Dazu braucht es doch länger :???:

    Naja, in den Pflegestellen sind oft mehrere Hunde.
    Und es wäre schon interessant, wie die Hündin sich ohne die Hunde im Hintergrund verhält und ohne die "gewohnten Pflegeeltern".

    Natürlich wird sich nach ein paar Wochen oder Monaten nochmal ein anderes Verhalten zeigen, wo ausgetestet wird, aber das weiß man bei Hunden, die man nicht als Welpe nimmt ja eh, oder? :???:

    Gruß
    Bianca

  • Hallo,

    einige haben geschrieben, dass die meisten Straßenhunde ja auch auf Menschen geprägt wären.

    Das kann ich leider nur bedingt teilen.
    Gerade wenn es sich um Straßenhunde handelt, die auch ihr Futter erbettelt haben, so haben gerade diese Hunde nicht nur Positives mit Menschen verbunden.

    An Restaurants werden sie oftmals verjagt, es wird mit Steinen nach ihnen geworfen, sie werden getreten und auch Kinder sind da nicht zimperlich, vor allem wenn es keine Touristen sind.

    Viele Hunde müssen ihr Futter verteidigen und daher kann es zu Problemen mit Resourcen kommen.

    Viele Hunde haben Angst vor Männern, da stellt sich die Frage warum?

    Straßenhunde sind in den Touriorten nicht gern gesehen und gerade wenn die Urlaubszeit beginnt, fangen die Städte mit ihren "Säuberungsaktionen" an, damit ja keine Touris belästigt werden.

    Viele wundern sich auch warum die Straßenhunde Angst vor Autos haben?
    Oft hatten sie unschöne Erlebnisse mit Autos, das geht vom rauswerfen aus fahrenden Autos bis zum angefahren werden.

    Warum ich das alles schreibe?

    Ich habe einen Straßenhund, er wurde in einer Kiste gefunden und war dort längere Zeit drin.
    Als er hier ankam war er 5 Monate alt und zuckte bei jeder Bewegung von mir zusammen. Hab ich ein Bein angehoben, warf er sich auf den Rücken, urinierte und schrie wie am Spieß. Er traute sich nicht zu fressen und verteidigte es bis aufs Blut (mein Blut). Er war eine arme Seele, die einige erlösen wollten weil keiner wusste wie man mit so einem Hund umgehen sollte.

    Dieser Hund war auch auf Menschen geprägt, aber negativ!

    Er ist heute noch misstrauisch Fremden gegenüber obwohl er von seinem Naturell her freundlich ist.
    Er vertraut mir, aber es war ein sehr langer Weg. Wir sind noch nicht fertig, aber wir sind ein Team geworden. Er ist ein Sonnenschein geworden, dessen Strahlen erst ihren Weg finden mussten durch die dunklen Wolken am Horizont.

    Auch arbeite ich mit Hunden und kann daher sagen, dass Auslandshunde eben nicht immer nur super einfach sind, sondern ihre Probleme mitbringen können.

    Erlebnisse prägen uns und lassen uns auch nicht vergessen, bestenfalls können wir damit umgehen und genau so ist es mit den Seelen unserer Hunde.

    Leider haben sich viele meiner Kunden einen Hund gewünscht der gut sozialisiert ist, verwechselten dabei aber sozial mit sozialisiert. Fast alle Auslandshunde sind gut verträglich mit Artgenossen, aber nicht alle sind sozialisiert.

    Manch einer vergisst schneller und manch einer vergisst nichts.
    Sie sind so individuell wie wir Menschen und das muss man einfach wissen.

    Viele Kunden sind überfordert mit den Ängsten die so ein Hund mitbringen kann, mit den Problemen wie zum Beispiel Ressourcenverteidigung. Die Hunde haben dieses Verhalten entwickelt weil sie es zum Überleben brauchten. Sie verstehen nicht warum jetzt plötzlich alles anders sein soll und sie einen vollen Napf haben, oder die Hand die sich zum Streicheln runterbeugt Liebe verteilt und keine Schläge.

    Das müssen sie lernen und vor allem auch verinnerlichen, was Zeit braucht!

    Ich möchte einfach nur darum bitten sich Gedanken zu machen und dann auch zu dem ausgesuchten Hund zu stehen. Ihn erstmal so anzunehmen wie er ist und langsam daran arbeiten, dass er seine Erlebnisse verarbeiten kann.
    Es hilft niemandem wenn er überfordert ist und den Hund wieder abgibt, weder dem Hund noch dem Mensch.

    Ich bin immer wieder bereit mich den Herausforderungen mit der Arbeit von Hunden mit Vergangenheit zu stellen, aber es tut auch weh wenn man sieht, dass die Menschen, die sich diesen Hund rausgesucht haben, plötzlich nichts mehr von ihm wissen wollen weil er nicht so ist wie sie sich ihn vorgestellt haben.

    Für manch einen Hund wäre das Leben auf der Straße besser gewesen als hier im Tierheim zu landen.

    Um nicht zu vergessen:
    es gibt ebenso viele Menschen, die sich dieser Herausforderung stellen, die das Mitgefühl, das Feingefühl und auch ein Ehrgefühl besitzen und alles tun, damit es diesen Hunden besser geht und sie ein lebenswertes Leben führen können.
    Vor diesen Menschen ziehe ich den Hut!

    Wenn Du Dir dessen bewusst bist, dann sag ja zu einem Auslandshund.
    Wenn Du Zweifel hast, dann sag lieber nein und hol Dir einen Hund, dessen Vorgeschichte man weiss.

    Liebe Grüße

    Steffi

    PS: die ihren Filou für nichts in der Welt umtauschen würde, aber auch die Vorzüge von Ronja (vom Züchter mit 8 Wochen) schätzen gelernt hat!

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