Mit dem Hund zu einem Team zusammen wachsen

  • Genau das kann ich absolut unterschreiben. Izuma war mein Seelenhund (wir waren 15,5 Jahre zusammen, sie war mein erster eigener Hund. Eine wie sie, hatte ich nie wieder und ich denke wird es auch nie wieder geben. Ich gehe davon aus, dass es sowas nur einmal im Leben gibt.


    Aber @israel schreibt ebenfalls was sehr Wahres:

    Baxter liebe ich ebenfalls wirklich sehr, er ist ein toller Hund, der mich jeden tag zum lächeln bringt und mein herz erwärmt.


    Und laut deinem Text @Silmarin spürt man auch bei dir, wie sehr du euren Hund liebst und du glücklich bist, sie bei euch zu haben :)

  • Als unser Nikolaus mit 19 Jahren von uns gegangen ist, habe ich die Überlegung pro/contra neuer Hund ganz rational angestellt. Niko war mein zweites ich. Das Verhältnis zwischen ihm und mir war das was in Kitschromanen als die einzig wahre große Liebe beschrieben wird. Das es das ein zweites Mal in dieser Intensität nicht mehr geben wird, war uns allen klar. Also haben wir vorrangig nach einem Familienhund gesucht. Alles andere findet sich. Rosi war dann dieser Glücksfund. Sozialverträglich, keine Schwierigkeiten ab dem ersten Moment als sie bei uns ins Haus kam, einfach da! Wenn ich so darüber nachdenke ist sie in weiten Teilen doch ein wenig wie Niko, nur eben weiblich und kleiner!

  • Inzwischen ist sie übrigens ein unglaublich selbstbewusster Hund, keiner glaubt uns das ausgerechnet Jessy ein Angsthund gewesen sein soll.

    Super! Um dahin zu kommen muss man sehr viel richtig gemacht haben.


    Was mir sofort auffällt: Du scannst den Alltag nach "Liebesbeweisen". Alle möglichen Verhaltensweisen werden abstrus dahingehend interpretiert - zu Ungunsten des Hundes. Der Hund ist in der Bringschuld. Er hat bitte auszuflippen, wenn Du heimkommst. (Ich übertreibe bewusst.) Ein Hund, der ausflippt, wenn sein Besitzer heimkommt, ist übrigens unsicher ihm gegenüber. Ein echter Vertrauensbeweis ist es, wenn der Hund entspannt liegenbleiben kann. Dein Hund scheint sich Dir zuliebe (da ist es, das Wort) dazu überreden lassen, dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten das Verhalten zeigt, dass Du Dir wünschst.


    Nun aber noch mal zu Dir:
    Von der Logik her sagst Du, Du weißt, dass Dein erster Hund ein ganz anderer Typ war. Da kann man nicht vergleichen. Du tust es aber. Denn sonst würden die Kommentare der Menschen um Euch herum Dich nicht dermaßen treffen. Du erlegst Dir selbst etwas auf, das Du erfüllen musst. Du bist der einzige, der davon loskommen kann.


    Du musst Deinen zweiten Hund nicht genauso lieben wie den ersten. Dem Hund ist das egal. Es ist einzig Dein Problem. Und nur Du kannst es ändern und damit den Druck aus dieser Beziehung nehmen.


    Ich habe derzeit sechs Hunde. Einige habe ich schon beerdigt. Zu jedem Hund hatte und habe ich ein völlig anderes emotionales Verhältnis. Und das ist völlig okay. Und völlig normal. Es sind unterschiedliche Hunde und unterschiedliche Individuen.

  • irgendwie klingt das was du beschreibst doch so als würde dich der Hund total mögen. Sie vertraut dir, hat ihre Ängste abgelegt, spielt mit dir, kuschelt, ...


    Sie ist rassebedingt nunmal vom Wesen her ganz anders als dein erster Hund. Ich hatte auch einen Huskymix und ich weiß wie anders und besonders diese Hunde sind. Du kannst und darfst sie nicht vergleichen. Unabahängig von der Rasse ist das eh keine besonders gute Idee aber in deinem Fall sind die Unterschiede schon recht krass.


    Versuh deine Erwartungen mal weg zu lassen und schau was ihr gemeinsam alles habt und das ist scheinbar eine ganze Menge sonst wäre sie nicht so ein toller unkomplizierter Hund geworden.

  • Du vergleichst zwei völlig unterschiedliche Hunde miteinander. Der zweite wird NIE wie der erste sein können, denn er ist ein eigenständiges Wesen.


    Ich habe zwei so unterschiedliche Hunde gleichzeitig. Meine Ersthündin ist eine Ziege, gehandicapt, eigenartig, hört nur so semi, eigentlich ein gutes Stück von dem entfernt, was man so als Traumhund bezeichnet und trotzdem vergöttere ich sie und habe den Pudelwelpen, der vor zwei Jahren eingezogen ist, anfangs sehr oft mit ihr verglichen.
    Sprich, wäre der nächste Hund erst nach meiner Hündin eingezogen, ich wäre in die gleiche Falle getappt wie du.


    Dieses Vergleichen (auch wenn es unbewusst war) war unfair, denn mein Rüde ist das komplette Gegenteil von meiner Hündin, was ihn nicht schlechter oder besser, sondern nur anders macht. Inzwischen liebe ich ihn längst ebenso, aber er wird halt nie den Platz meiner Hündin einnehmen können, aber sie eben auch nicht seinen.


    Nichts auf der Welt wird dir deinen geliebten Husky zurückbringen, aber wenn du es zulässt, werden andere Hunde einen anderen Platz in deinem Herz besetzen können.

  • Was du bei dem Hund bewirkt hast - das wäre doch gar nicht möglich ohne eine tiefe Verbindung. Ohne dich wäre deine Hündin nicht so wie sie ist, es ginge ihr nicht gut.


    Vielleicht bist du nicht der Spielpartner (das bin ich z.B. auch nicht, sondern meine Tochter), vielleicht ist dein Hund nicht verschmust, vielleicht ist der Nachbar grad spannender - aber du bist die Basis.


    Wie Eltern für ein kleines Kind, das ist durchaus vergleichbar.


    Ich kenne es von mir selbst, dass man erst mal zulassen muss, den Platz frei zu machen und die neue Bindung zuzulassen - den alter Hund ist ja noch sehr präsent. Vielleicht fühlt es sich ein bisschen wie Verrat an, wenn du die Neue, die alle dem Alten vorziehen, genauso magst?
    Ich glaube, dass einem tiefliegende Schuldgefühle da wahnsinnig im Weg stehen können. Gegenüber dem alten Hund, gegenüber der Neuen...


    Sag dir doch mal, was du an deiner Hündin alles nicht so toll findest, da war der Alte viel besser, jawohl! Die olle treulose Tomate, die.


    Und dann liebst du sie trotzdem... Das ist manchmal einfacher, trotzdem statt weil.


    Das wären dann mal meine verschwurbelten Gedanken dazu.

  • Zunächst mal Hut ab davor wie offen du über deine Gefühle und Verletzungen schreiben kannst! :bindafür: :bindafür:


    Dann möchte ich mich in fast allem meinen Vorredner*innen anschließen. Sie haben so vieles so gut geschrieben, dass ichs nun nicht nochmal in anderen Worten wiederholen brauche.



    Zu ein paar Punkten aus deinem zweiten Post mag ich aber doch nch was schreiben:

    Zitat

    Aber ich bin ehrlich wenn der eigene Hund selbst stärker am Nachbarn hängt wie an mir, ist das manchmal schwer. ( Sie ist wenn "nur ich" da bin tatsächlich auch schon zum Nachbarn getürmt und war da nur schwer wieder weg zu bewegen, dafür wollte sein Hund unbedingt mit :D)

    Ich hatte mal eine Freundin, die mit ihrer Hündin in einer sehr großen WG lebte. Manchmal zog Daja über Zeiträume von bis zu 10 Tagen zu dem Partner dieser Freundin, der eine Etage weiter unten im Haus lebte. Aber sie kam doch immer wieder zurück!
    Für meine Freundin war das, besonders zu Anfang, nicht leicht. Aber es wurde leichter und es wurde deutlich, dass Daja bei ihm etwas fand, was sie auch gern wollte und das holte sie sich eben. Wenn sie genug hatte kam sie wieder "nach Hause".
    Vielleicht ist deine Hündin auch einfach so ein freier Geist und weiß viel besser wo ihr Hafen ist, als du ahnst?


    Zitat

    (Inzwischen weiß ich daß es bessere Trainer gibt)

    Magst du uns verraten bei wem du warst?


    Zitat

    Inzwischen ist sie übrigens ein unglaublich selbstbewusster Hund, keiner glaubt uns das ausgerechnet Jessy ein Angsthund gewesen sein soll.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das wäre, wenn sie in dir nicht ihren Halt gefunden hätte. :respekt:


    Zitat

    Ich lasse sie auch viel in Ruhe, nach 6 Jahren hat man ja auch seine Routine und unsere Routine ist halt sehr distanziert.

    Ich bin nicht sicher ob sie das eigentlich wirklich so will. Klar es kann gut sein, es ist auch Windhund typisch, aber es könnte auch andere Ursachen haben.
    Ayuin war in seinem alten Zuhause überaus ungeliebt, seine Anwesenheit durchgehend unerwünscht. Er wurde als ständig nervend und störend empfunden. Vom Tierheim hatte ich den Rat bekommen ihn zwei Wochen lang angeleint an mir fest zu machen wenn wir zuhause sind um seine Bindung zu unterstützen. Ich hab das sehr spät angefangen und nicht lang durchgezogen. Es war so einfach nicht nötig. Aber als ich es tat, hatte er schon nach 3 Tagen verstanden, dass es nett ist, wenn er überall hin mit mir kommt, dass ich mich freue ihn bei mir zu haben. Auch wenn seine frühere Erfahrung ganz anders war.
    Er tut das nun nicht immer, aber oft. Immer wenn ihm danach ist und er sieht seither viel entspannter und zuversichtlicher aus wenn er meine Nähe sucht. Weil er weiß, dass er bei mir absolut willkommen ist.
    Vielleicht will deine Hündin viel Distanz, aber vielleicht ist sie zum Teil auch nur höflich und bescheiden und ihr könntet doch auch öfter mehr Nähe genießen?


    Zitat

    Es ist schade das man daran nicht arbeiten kann, aber ich werde das wohl einfach akzeptieren müssen.
    Ich habe für mich daraus gelernt, das es wenig bringt den Hund kaufen zu gehen der rational perfekt passt, die Chemie kann kein Tierheimprofil wiedergeben ;)

    Ja, aus meiner Erfahrung sprichst du da einen wichtigen Punkt an. Ich denke, wenn es einem wirklich wichtig ist, mit einem Hund zusammen zu leben, wo die Chemie zu 100% stimmt, sollte man ihn vorher gut kennenlernen! Ein schriftliches Profil, ein paar Fotos und Videos sind einfach zu wenig um darauf, sicher(!) eine so enge Beziehung aufbauen zu können. Selbst wenn es für dich gereicht hätte, solch ein Weg der Vermittlung lässt ja dem Hund keine Möglichkeit zu schauen, obs auch für ihn passt -und das kann eben leider sehr nach hinten losgehen. :verzweifelt:


    Zitat

    Sie ist trotzdem ein toller Hund. Sie hat all das mitgebracht was ich verlangt habe, und dass ist wahnsinnig viel.

    Sie hats für dich getan. =)


    Zitat

    Ich habe normal keine Probleme mich auf Hunde einzulassen, im Gegenteil hier in der Nachbarschaft sind allein schon drei Hunde zu denen ich eine sehr innige Beziehung aufgebaut habe :)

    Ich nehm an hier sind wir wieder bei dem was schon so viele vor mir geschrieben haben. ;) Es ist einfach viel leichter, wenn kein Druck besteht. Versuch loszulassen! :dafuer: Ich glaub, dann findet sich alles. =)

  • Vielen vielen Dank für eure Sicht der Dinge!


    Das ich ein Halt für sie sein könnte, habe ich tatsächlich noch nie irgendwie bedacht. Aber wenn einem das mal direkt gesagt wird, sieht man plötzlich mehr als vorher.


    Für mich gehörte die ganze Trainingsphase dazu, da mussten wir halt durch, da gab es keine Alternativen. Und wir mussten ja auch alleine durch. Ich wünsche mir grad das Forum wäre mir vor 6 Jahren schon begegnet.


    Und ja sie ist ein Freigeist, das ist eine Eigenschaft mit der ich so meine Probleme habe.


    @frauchen07 du hast Recht sie ist nicht perfekt, und hat ihre Fehler. Zum Beispiel dreht sie völlig frei, wenn ich krank mit ihr Gassi gehen, sie fällt teilweise, manchmal sogar komplett in alte Muster. Sie rennt weg, sie mischt Passanten auf, es wäre verantwortungslos wenn ich sie an solchen Tagen von der Leine abmachen würde. Selbst an der Leine sind diese Spaziergänge Horror. Sie ist auch Zuhause unausstehlich(klaut vom Tisch, zerfrisst Sachen...es ist echt ein Segen das ich selten krank bin) Das ergibt für mich nach euren Posts nun aber auch Sinn, ich ging davon aus sie nutzt einfach die Chance, aber vielleicht ist sie nur wieder verunsichert, weil ich nicht die Sicherheit ausstrahle, die sie gewöhnt ist. Das gibt mir nun aber auch die Chance dieses Problem nochmal neu anzugehen.


    Einen Verrat am alten Hund fühle ich nicht. Sie kann seinen Platz ja gar nicht einnehmen, weil er mein Leben ganz anders beansprucht hat als sie. Er ist aber tatsächlich immer sehr präsent, das wird auch so bleiben. Für mich gehört er einfach dazu.


    @Mona X
    Ich war bei keinem Trainer. Von fähigen Trainern habe ich erst erfahren, als ich mich mit anderen Haltern unterhalten konnte. Also erst als Jessy aufgehört hat andere Hunde Zähne fletschend mit aufgestellten Kamm zu begrüßen :D. Da das meine letzte Baustelle war, war ich dann einfach irgendwie fertig. Das Thema Freilauf war als einziges noch offen und nachdem was wir durchhatten, kam mir das Lachhaft vor :D


    Das Kraulen und kuscheln holt sie sich bei meiner Partnerin, das Toben am liebsten mit den Kindern der Nachbarschaft. Bisher habe ich meine Rolle einfach nicht gesehen. Klar darf ich sie kraulen, manchmal genießt sie das auch und kuschelt richtig, meistens steht sie aber stocksteif rum und wartet bis ich fertig bin ':)


    Nochmal Danke für eure Eindrücke, das hat mir wirklich geholfen.

  • Zu diesem Thema gab es ein Buch vom englischen Tierarzt James Herriot. Titel weiß ich jetzt leider nicht, finde ich aber garantiert noch im Regal. Da ist dieses Thema "zusammenwachsen" und leider irgendwann auch wieder trennen sehr gut beschrieben.

  • Darauf möchte ich noch rasch eingehen weil ich das ganz und gar! verstehen und nachfühlen kann.
    Mein spezieller Hund war grottenhässlich für Normalos. Und ich war sehr jung. Am liebsten hätte ich jeden verprügelt der so blöde Sprüche rausliess.


    Menschen sind schrecklich dumm und sie reden einfach viel zu viel. Oft sagen sie Sachen, damit etwas gesagt wurde. Oft sagen sie Schrott weil sie denken, uns zu trösten :kotz:
    Menschen sind einfach so :ka:
    Stell Dir mal die Gesichter vor, wenn Du diesen Honks gesagt hättest, wie weh das tut und stantepede in Tränen ausgebrochen wärst :D Muahahaha. Kerl mit tollem Hund an der Leine heult los... müsste man filmen, die Gesichter der Gegenüber :D


    Meine Hunde heben nicht mal den Kopf wenn ich heimkomme.
    Kuscheln - nun ja, nicht jeder ist ein Kuschler. Und nicht jeder kuschelt mit jedem gern.
    ....wenn Du Deinen Chef (oder Mitarbeiter, ist eigentlich egal) gern hast, gern mit ihm zusammenarbeitest weil Ihr ein Superteam seid zusammen, würdest Du ihn dann gern mal drücken?
    Würdest Du ihn gern jeden Morgen doll drücken?
    Siehste :D Weisst was ich meine, gell.
    Nur weil man ein gutes Team ist, sich zusammen wohlfühlt heisst das nicht, dass man Kuschelkontakt möchte.


    Wenn mein Schatz heimkommt, gibt das derart Theater dass ich in der Regel rausgehe, ich finde das fürchterlich.
    Ihm gefällt's - meistens :roll: bis zu einem gewissen Grad... nur kann er es dann halt nicht einfach abstellen. Es hängt ja alles irgendwie zusammen...
    Die Hunde sind sichtlich unsicher, er erkennt es nicht und interpretiert das als "Liebe".
    Mei :ka:
    Manchmal erkennt er es, allerdings vergisst (?) er das schnell wieder.


    Du bist cool, der Fels in der Brandung.
    Auf Dich ist verlass.
    Rumhampeln kann Dein Hund mit andern :smile:


    Mein Schäfi spielt niemals so mit mir wie mit meinem Schatz.
    Ja manchmal bin ich neidisch, ein wenig zumindest :smile:
    Aber dennoch: ich mag meine Rolle besser, ich bin verantwortlich für die Viecher. Wenn was ist, kommen sie zu mir.
    Wenn mein Tröti Angst hat, krabbelt sie auf meinen Arm, nicht auf seinen.
    Wenn ihr was weh tut, kommt sie zu mir.
    Wenn sie nicht mehr weiterweiss, orientiert sie sich an mir. Immer.
    Es gab Situationen wenn er mit ihr unterwegs war, dass er mich anrufen musste damit der Hund weiterzubewegen war :lol:
    Ich hab dann mit dem Tröti telefoniert :D Herrlich!


    Du bist für Deinen Angsthund der Anker.
    Wenn Du schwankst - weil Du eben mal krank bist - bricht da ihre heile Welt zusammen.
    Da siehste mal wie toll und wichtig DU für sie bist :herzen1:
    Kopf hoch! :gut:

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