Labradorwelpe 12 Wochen, Zucker und Blut im Urin. Hilfe

  • Knurren-Schnappen


    Das ist der andere Thread.


    Ich kann dir nur raten, tief durch zu atmen. Der größte Stressfaktor für den Hund ist die Unsicherheit und Sorge, die du ausstrahlst. Deine Sorge ist natürlich absolut nachvollziehbar. Aber dadurch steht der Hund derart im Fokus, das überfordert ihn. Du hast deinen Hund nicht für immer geschädigt, du musst dir keine vorwürfe und Schuldgefühle machen.


    Was jetzt gar nicht geht, ist Herumprobieren. NICHTS wird von jetzt auf gleich alles ändern, du brauchst Geduld und einen Plan. Und einen Schnaps.


    Nimm dir vor, was du machen willst, und mach das, so stoisch und ruhig wie möglich. Niemand macht alles richtig. Die Leute, die dir hier jetzt Tipps geben, können das, weil sie selbst aus Fehlern gelernt haben.



    Ich schildere dir, wie ich vorgehen würde.


    Ich würde den Welpenauslauf aufbauen, dort, wo du dich aufhälst, im Wohnzimmer. Dorthinein würde ich eine Höhle stellen (bei uns ist das eine Stoffbox - die ist IMMER offen, niemals zumachen).
    Und der Hund bekommt von nun an sein Futter immer und ausschließlich in dieser Box/Höhle. Für einige Wochen bis Monate.


    In der Wohnung würde ich ihn tagsüber in dem Auslauf lassen, und mich oft einfach daneben setzen und ein Buch lesen. Nicht den Hund beobachten!! Einfach da sein, ruhig sein. Wenn er ruhig Kontakt sucht, dann zulassen. Aber streichel ihn mal einfach NICHT mit den Händen. Nimm die Hände raus aus der ganzen Gleichung. Ist schwer, aber hilft. lass ihn ankuscheln, aber fass ihn nicht an.


    Drinnen sollte der Hund pennen, oder was Kauen, aber kein Spielen mit dir, kein Toben. Zum Ausgleich muss er aber draussen Rennen und Toben dürfen - auch ohne Leine, und am Besten Kontakt zu anderen Hunden. Hat er das?


    Die 5 Minuten Regel musst du nicht so streng auslegen, wenn ihr nicht stramm lauft und er nicht an der Leine ist die Ganze zeit. ein bisschen auf einer Wiese rennen und schnüffeln darf er auch mal länger.


    Auch draussen würde ich nichts mit den Händen machen, ausser ihm ab und zu ein Leckerlie geben, für den Rückruf. Dabei achte darauf, dass der Hund dich anschaut, wenn du ihm was gibst (anfangs hälst du dir das Leckerlie vor die Brust oder vor dein Gesicht - in die Knie gehen, logisch)


    Wenn sich drinnen alles beruhigt hat (2-3 Wochen), würde ich mit vorsichtiger Handfütterung anfangen, um die Hand positiv aufzubauen (Blickkontakt, ruhig sein, usw). Und mit einem Spielzeug spielen. Aber nur kurz.


    Also alles runterfahren (und ich würde da nix gewöhnen, sondern einfach machen - nur halt nicht ewig alleine im Auslauf lassen, sondern in der Nähe sein, ohne ansprechen). Das dauert ein bisschen.

  • So, jetzt komme ich mal dazu, über unsere Erfahrungen der letzten drei Monate zu schreiben.


    Lino ist als Zweithund Ende August bei uns eingezogen. Er ist Ende Juni geboren, also jetzt fünf Monate alt.


    Von Anfang an ist uns aufgefallen, dass der Welpe sehr viel säuft und entsprechend viel pinkelt. Viel bedeutete in diesem Fall bis zu drei Liter Wasser am Tag, wenn man ihn ließ und etwa alle zehn Minuten Pipi machen. Manchmal draußen, aber oft genug ins Haus. Ich war nur am Hund bewachen und wischen.


    Der Besuch bei der Haustierärztin ergab zunächst, dass der Urin eine geringe Dichte aufweist, ansonsten in Ordnung ist. Ultraschall war ohne Befund und Bakterien konnten auch nicht gefunden werden. Also keine Blasenentzündung. Die Blutuntersuchung ergab auch keine besonderen Befunde. Einzig der Albuminwert im Blut war etwas erniedrigt.


    Wir wurden an die Tierklinik überwiesen. Dort ging der Marathon mit den Ausschluss-Diagnosen los. Diabetes, Diabetes Insidipus, Lebershunt, Morbus Addison... Das wurde alles untersucht und ausgeschlossen. Es wurde erneut ein Ultraschall der Nieren und Harnwege gemacht. Alles unauffällig. Der Urin-Protein-Quotient war leicht erhöht. Außerdem ein Früherkennungswert für Nierenerkrankungen (SDMA) war leicht erhöht. Letzterer wurde 14 Tage später erneut kontrolliert und war komplett im Normbereich! Aber dafür war der Proteintest im Urin höher als vorher. Der Urin war nach wie vor sehr hell und wenig konzentriert.


    Weitere 14 Tage später waren plötzlich alle Werte im Normbereich!! Der SDMA ist gut, das große Blutbild ist völlig in Ordnung und es ist auch kein Eiweiß mehr im Urin festzustellen. Und der Urin wird konzentriert.


    Wir sind sehr erleichtert. Wie gesagt stammt unser Hund aus einer sehr gewissenhaften Zucht und es wäre sicher auch für die Züchterin nicht schön gewesen, wenn Lino eine schwere Erkrankung gehabt hätte.


    Ich habe viele Gespräche geführt in den vergangenen drei Monaten. Meine Gefühle schwankten sehr, weil ich einerseits unendlich gestresst war und andererseits den kleinen Mann schon sehr in mein Herz geschlossen hatte.


    Wir sind inzwischen davon überzeugt dass es sich bei unserem Rüden um ein psychogenes Trinken handelt. Er hat ein extremes Ressourcenproblem gegenüber der Ersthündin und zu Beginn auch mir gegenüber. Er bezieht das nicht nur auf Futter und Spielzeug, sondern eben auch aufs Wasser. Näpfe werden immer abwechselnd sofort ausgesoffen, sobald sie aufgefüllt wurden.


    Ich rationiere jetzt das Wasser. Inzwischen ist Lino fast stubenrein. An der Ressourcenkontrolle arbeiten wir.


    Es waren drei sehr anstrengende Monate für mich, aber bei uns ist es gut ausgegangen. Es gibt sicher Erkrankungen beim Hund, mit denen man leben kann. Natürlich ist es so besser. Bei euch mag alles ganz anders sein. Aber auf jeden Fall kann ich bestätigen, dass sich die Sorge und der Stress, den man sich macht, auf den Hund überträgt. Es ist aber leider nicht zu ändern. Eine unbeschwerte Welpenzeit hatten wir auch nicht.


    Ich wünsche dir und deinem Hachiko alles Gute. Wenn du noch Fragen hast, lass es mich bitte wissen. Ich drücke euch die Daumen!!!

  • Hallo ihr Lieben,


    wir haben uns jetzt Mal eine Weile zurückgezogen, weil man bestimmt gemerkt hat, dass ich mich hier absolut verrückt gemacht habe. Die Wartezeit war der Horror, also habe ich Zuflucht im Forum gesucht und das hat das Ganze für mich noch schlimmer gemacht. Dafür möchte ich mich bei allen hier entschuldigen.


    Da ich in der Zeit meines Rückzugs ein paar Pns bekommen habe und hier wirklich viele liebe Menschen sehr viel Zeit in uns investiert haben, möchte ich ein offizielles Update geben:


    Hachiko geht es besser. Wir waren zuletzt am 22.12. beim Tierarzt (haben auch den TA gewechselt) und seine Nierenwerte sind nun im Bereich der Norm. Urin unauffällig, Ultraschall ohne Befund.
    Ich habe mir eben den Beitrag von Trüffelnase und Lino durchgelesen und bei uns sieht es fast genau so aus.
    Alles durchgetestet, während er weiterhin seine Spezialdiät bekommen hat und aufeinmal scheint es, als wäre nie etwas gewesen. Die AB wegen seiner Blasenentzündung hatten damals ja von heute auf morgen eine drastische Verbesserung in seinem Pipi-Verhalten hervorgerufen und die Nierendiät hat ebenfalls direkt angeschlagen. Gelegentlich hatte er Tage, wo er wieder alles zugepinkelt hat, mittlerweile weiß ich aber, dass meine Mutter ihm an den Tagen heimlich normales Welpenfutter untergemischt hat, weil sie ihn so dünn fand und sie meinte: „kein Wunder, dass er alles anknabbert - der arme Kerl hat HUNGER! Danach war er endlich ruhig und hat sich schlafen gelegt!“. Auch mein Onkel hat ihm weiterhin Kaustreifen aus dem Netto gegeben, weil das bisschen ja nicht so schlimm sei. Ich werd an dem Punkt nicht darauf eingehen, was ich den beiden vor den Latz geknallt habe. Sie haben es jedenfalls danach nicht noch mal gemacht.


    Hachiko hat aber nach wie vor Anämie. Wir gehen Montag noch mal zum TA, um nach der Ursache zu suchen.
    Kann es sein, dass Schlafmangel eine Ursache sein könnte? Er schläft nämlich nach wie vor nachts nicht durch. Bisher hat er genau 2 Mal jeweils 5 Stunden geschlafen. Ansonsten sind wir weiterhin alle 1 1/2 - 2 Stunden unten zum Pipimachen. Das macht mich so langsam wirklich fertig. Tagsüber schläft er auch nur maximal für diese Dauer.


    Auch trinkt er weiterhin an die 3L täglich, wenn ich es zulasse. Ich portioniere sein Wasser nun ebenfalls auf Anraten unserer Hundetrainerin und des Tierarztes.
    Nach Hofheim sind wir letzten Endes übrigens nicht gefahren. Bis ich da einen Termin bekam, ist eine Woche vergangen und als ich dann ungeplant absagen musste und mir einen neuen Termin geben lassen wollte, war es wieder dasselbe Spiel. Ständig besetzt und meine Mails wurden bis heute nicht beantwortet. Das hat mich irgendwann einfach so sauer gemacht, dass ich alle Tests bei unserem neuen Tierarzt hab machen lassen, der ein eigenes Labor und alle möglichen Geräte hat.

  • Wir haben eine super Hundetrainerin gefunden, jedoch hat sie mir nahegelegt, Hachiko mit bereits 4 Monaten an einen Maulkorb zu gewöhnen. Er darf wegen der Schnapperei mir gegebenüber auch nicht an Gruppenstunden in der Hundeschule teilnehmen. Der Maulkorb soll Abhilfe schaffen.
    Die Schnapperei hat sich auch ohne den Korb zwar schon stark verbessert, weil sie durch Stress und vor allem Frust entstanden ist und wir konsequent dran arbeiten, aber bisher haben Entspannungsübungen mit ihm (Warten vor dem Essen, Such-Spiele, noch mehr Warten und Kommandos wie Pfote geben usw.) nicht viel geholfen. Er hört zwar und gehorcht zum Großteil, aber er hat generell eine sehr niedrige Frust-Schwelle und weint deswegen sehr oft. Manchmal, hauptsächlich draußen, schlägt es dann noch ins „böse-werden“ um. Ich werde später noch etwas dazu schreiben, weil es nicht nur der Maulkorb ist, wegen dem ich mir unsicher bin.


    Lg!

  • Unter Entspannungsübungen würde ich was anders verstehen. Das klingt eher nach Beschäftigung. Das würde ich in dem Alter mal lieber nicht machen. Vor allem nicht bei der Problematik ...


    Keine Ahnung was mit Hofheim schief gelaufen ist. Gut, dass die nicht sofort einen Termin beim Spezialisten frei haben, ist da nun mal so. Die sind halt mittlerweile sehr bekannt und die Leute kommen nicht nur aus Deutschland dorthin, auch aus dem Ausland!


    Bei mir läuft das so, dass meine Haustierärztin die Termine dort für mich beim Spezialisten macht und auch alle schon vorhandenen Ergebnisse dahin weitergibt.

  • Das Warten sollte bei ihm mit der Konzentration und Geduld helfen. Damit er z.B. auch nicht direkt losprescht, wenn ein Spielzeug geworfen wird. Damit er wartet, bis das okay kommt und so vermieden wird, dass er sich selbst direkt so hochpusht. Das hat bisher ganz gut geklappt, muss ich sagen und hilft mir selbst auch dabei, ruhig zu bleiben und vor allem geduldiger zu werden.


    Wie würdest du das handhaben?


    Er sitzt da, starrt erst unentwegt auf Spielzeug oder Futter und sobald sich sein Blick löst, bekommt er es.
    Wenn es Zuhause dann doch mal vorkommt, dass er anfängt, nach mir zu schnappen oder sein Bett zerpflücken will, „nein“ beim erstmaligen Sagen nicht hilft, bekommt er ne Auszeit im Flur. Danach ist er wieder ruhig.
    Die Auszeit hat bei uns ungemein geholfen. Seitdem reicht es in der Regel auch, wenn ich ihm ein mal etwas sage.


    Da er auch so ständig wach ist, keine Ruhe findet und angefangen hat, die Wohnung zu markieren, hab ich mich jetzt auch dazu entschlossen, ihn räumlich einzugrenzen. Es wurde mir oft genug empfohlen, aber weil mir sein Geweine leid tat, stand ich mir da selbst im Weg.
    Den Auslauf habe ich zurückgeschickt und mich für eine Box entschlossen (Darf ich hier sagen, welche?). Er hat dort seine Futterstation, ein Kauseil und zwei kleinere Kauartikel, die es auch nur in der Box gibt. Kauen soll ja bekanntlich beruhigen. Wir üben ein paar Mal täglich kurze Sequenzen mit geschlossener Box, ansonsten ist sie immer offen.


    Ich lese mir übrigens den von dir, flying-paws, verlinkten Artikel jedes Mal durch, wenn mir gesagt wird, dass er so wild ist, weil er nicht genug Entlastung hat. Dass ich mehr mit ihm machen muss und er einfach Beschäftigung brauch. Das hilft mir ungemein dabei, nicht nachzugeben und mir vor Augen zu halten, dass ich es so nur noch schlimmer mache.

  • Das Warten sollte bei ihm mit der Konzentration und Geduld helfen. Damit er z.B. auch nicht direkt losprescht, wenn ein Spielzeug geworfen wird. Damit er wartet, bis das okay kommt und so vermieden wird, dass er sich selbst direkt so hochpusht. Das hat bisher ganz gut geklappt, muss ich sagen und hilft mir selbst auch dabei, ruhig zu bleiben und vor allem geduldiger zu werden.


    Wie würdest du das handhaben?

    Ja, das sind Impulskontrollübungen. Die sind an sich auch wichtig - ergeben sich ja eh im Alltag. Aber das sind keine Entspannungsübungen. Ich würde solche Übungen übrigens nicht ständig zusätzlich künstlich in den Alltag streuen, weil die andersrum auch immer wieder eine sehr hohe Erregung erzeugen, die der Hund tagelang verarbeiten muss. Das, was der Alltag da hergibt, ist eigentlich schon mehr als genug in dem Alter.



    Entspannungsübungen sind Übungen, bei denen die Erwartungshaltung des Hundes nicht erfüllt wird, sondern es darin endet, dass der Hund zur Ruhe kommt und den Auslöser gar nicht mehr will. Idealerweise enden sie darin, dass der Hund deutlich zur Ruhe kommt, sich hinlegt, am besten ein Schläfchen macht.



    Ich lese mir übrigens den von dir, flying-paws, verlinkten Artikel jedes Mal durch, wenn mir gesagt wird, dass er so wild ist, weil er nicht genug Entlastung hat. Dass ich mehr mit ihm machen muss und er einfach Beschäftigung brauch. Das hilft mir ungemein dabei, nicht nachzugeben und mir vor Augen zu halten, dass ich es so nur noch schlimmer mache.

    Oh, das freut mich, dass er da so viel hilft. :smile:

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