Autofahrt wird zur Nervensache, was noch tun?

  • Hallo liebe Mitglieder,

    wir haben folgendes Problem mit unserem Jack Russel Terrier (12 Monate alt).

    Der Gute kann während der Autofahrt einfach nicht still bleiben, fiept und jault in allen erdenklichen Tonlagen - Non Stop! Unabhängig davon, ob wir 5 Minuten oder eine Stunde unterwegs sind.

    Natürlich haben wir schon vielerlei Tipps, Tricks und Techniken angewendet. Beispielsweise Fahrten, bei denen es nicht in den Wald oder die Wiese geht (sprich die Erwartungshaltung für den Hund nicht nur auf positive Ereignisse beschränkt).

    Dann haben wir die Start-/Stop Methode herangezogen. Einfach mal anhalten, Motor abstellen. Erst wenn er ruhig ist, aussteigen.

    Dann haben wir es mit der Hardbox (Hundecase) probiert. Auch hier haben wir zu Hause mit der Box angefangen und trainert. Er geht da problemlos rein und verhält sich sogar ruhig, schläft manchmal! Aber im Auto keine Chance, da geht das Gejaule wieder los. Auch Knochen/Leckerlies werden im Auto ignoriert. Auch haben wir mit der Box sein Sichtfeld eingeschränkt (Decke drüber), so dass er nicht abgelenkt werden kann. Ohne Erfolg!

    Ich glaub, das ist jetzt schon eine ganze Menge was wir da ausprobiert haben. Dennoch hat bisher nichts gefruchtet.

    Was meint Ihr, habt Ihr für Autofahrten weitere Tipps und Hilfestellungen für diesen Fall parat?

  • Ich habe ein ähnliches Problem mit Bachblüten Rescue Tropfen in den Griff bekommen. Unsere hat zwar nicht gejault, aber war richtig unruhig und gestresst. Jetzt gibt es so eine halbe Stunde vor der Abfahrt einen dicken Tropfen aus der Pipette in die Lefzen und das hilft :smile: . Es gibt auch extra Hundedrops von Rescue, falls dir der Alkohol nicht geheuer ist. Ich persönlich bin der Meinung, der eine Tropfen schadet nicht....

  • Ohja, unser Hund war auch als Auto-Teufel bekannt. Er hatte ein zerlegtes-Tierheimauto auf dem Kerbholz, als wir ihn übernommen haben. War allerdings kein Welpe sondern ein Senior.

    Wie lange habt ihr jeweils mit einer Methode trainiert ?
    Habt ihr eine Vermutung, was das Problem für Euren Hund ist ?

    Hier mal eine Zusammenfassung unserer Bemühungen:

    Schritt 1:

    Als wir Herrn Hund abgeholt haben, hatten wir direkt eine ziemlich lange Autofahrt (mit Autobahn) zu überstehen. Da wir seine Vorgeschichte kannten, ihn aber nicht gleich in eine Box stecken mochten, habe ich mich mit dem Hund auf dem Rücksitz verschanzt - mein Freund ist gefahren. Ich hab ihn die ganze Fahrt über gekrault ... außer er hat angefangen zu kläffen und zu fiepen, dann habe ich sofort aufgehört zu kraulen, die Hand aber (zur Beruhigung) auf ihm liegen lassen.

    Da es unumgänglich ist, dass unser Hund ordentlich im Auto mitfährt, gab es von Anfang an keine Gnade. Wir haben ihn, auch in der Eingewöhnungszeit, immer wieder im Auto mitgenommen. Dabei haben wir die Fahrtzeit (soweit möglich) langsam gesteigert. Und nach jeder Fahrt gab es etwas TOLLES - sprich: tolle Spaziergänge.


    Schritt 2:

    Nach einigen gemeinsamen Fahrten auf dem Rücksitz, stellte sich erste Besserung ein. Der Hund stand nicht mehr sooo offensichtlich unter Stress wie vorher. Er kam auch mal zur Ruhe, legte sich sogar hin. Also bin ich auf den Vordersitz umgezogen. Da jetzt natürlich die Bestechung per Kraulen wegfiel, haben wir ihn mit kleinen Leckerchen geködert. Der Hund wurde üüüberschwänglichst gelobt und vollgestopft, sobald er eine kleine Zeitspanne ohne Fiepen, Bellen und Zerstörungsversuche überstanden hatte. Natürlich gab es nach der Autofahrt noch immer TOLLES.


    Schritt 3:

    Wir haben die Aufmerksamkeit gaaaanz langsam reduziert. Herr Hund musste immer längere Zeitspannen artig sein, um überschwänglich gelobt und mit Leckerlis belohnt zu werden. Inzwischen gab es auch manche Autofahrten, die nicht nur zur Hunde-Bespaßung dienten oder Kombinationen ... erst einkaufen, dann Park.


    Schritt 4:

    Inzwischen hatten wir das Auto bereits mit soviel positiver Erwartung verknüpft, dass der Hund voller Begeisterung ins Auto sprang. Natürlich fand er das Auto nur toll, wenn es STAND. Dafür hat er zusätzlich Spielzeuge auf die Rückbank bekommen, die es auch NUR DORT gab. Ich hab ihm meine Schals gespendet (auf die war er immer so scharf) und später gabs Kuscheltiere. Nach jeder erfolgreichen Autofahrt (und an jeder Ampel) haben wir den Hund gelobt wie die Bekloppten - wir wurden mehr als einmal angeschaut, als müsse man uns direkt einweisen.


    Erinnerung:

    Vor drei Monaten hat unser Hund gefiept, gekläfft, geschnappt, Polster, Gurte und Verkleidung zerstört.


    Ergebnis :

    Heute rastet unser Hund vor Begeisterung förmlich aus, wenn er das PIEP des Autoschlosses hört. Er steigt sofort ein und hockt sich, irre wedelnd, auf die Rückbank - okay, zwischendurch wollte er auch mal den Fahrersitz erobern :roll: . Er ist ein sehr souveräner Mitfahrer, der auch lange Auto fahrten gut übersteht !! Er steigt ein, schnappt sich sein Auto-Spielzeug und macht es sich bequem.

    Lediglich wenn ganz schwache Tage und lange Fahrten zusammen kommen, kuschelt er sich in den Fußraum - zwischen, auf und unter die Beine des Beifahrers - und schnarcht.


    Fehler:

    Wir haben es mit der positiven Konditionierung vermutlich ein bisschen übertrieben. Der Hund LIEBT nun jede Form von Fahrzeugen und möchte ÜBERALL einsteigen - wedelnd wie ein Irrer. Deshalb ist er schonmal einer älteren Dame ins Seitenfenster gesprungen (das war offen, sie parkte hier) ... und diese stolperte auf der anderen Seite mit spitzen Schreien raus. :ops:

    Also ... ähm ... man muss sich ja nicht gleich einen Auto-SÜCHTIGEN ranziehen. Inzwischen hat sich das aber auch etwas gelegt, zum Glück. :ops:

    PS. Er fährt dafür seitdem wirklich ALLES ... Rolltreppen, Straßenbahnen, Busse, Züge ... alles was FÄHRT ist jetzt TOLL.

  • Hallo sunnydiver,

    das mit den Tropfen werden wir definitiv mal auf einer längeren Strecke ausbrobieren, hatte da auch schon mal von gehört.

    Nichtsdestotrotz müssen wir weiter an ihm arbeiten, da wir ja auf kurzen Fahrten (wie täglich in´s Büro) nicht immer Tropfen geben können und wollen.

    Hallo kaenguruh,

    vielen Dank für die ausführlichen Schritte!

    Also vorm Auto selbst hat er keine Angst, da springt er freudig rein. Wir haben den Eindruck, dass er die Nichtbeschäftigung einfach nicht akzeptieren will.

    Wir werden Deinen Ratschlag mit dem Hinten Sitzen noch mal ausprobieren, so dass er bei Ruhephase (10 Sekunden wären schon toll :roll: ) immer gleich belohnt wird...

  • Wie ist euer Hund denn sonst im Alltag ?

    Kannst du ihn jederzeit auf seinen (einen) Platz schicken, von ihm ein ruhiges Liegen verlangen ?
    Bleibt der Hund problemlos alleine, wie groß ist seine Frusttoleranz ?

    Kann es sein, daß die Nervensäge einfach nur Aufmerksamkeit will und durch eure vielen Versuche alles nur schlimmer wurde ? Habt ihr es mit ignorieren, aussteigen, nicht beachten versucht ?
    Ists egal, wo der Hund im Auto ist ? Kann er ein verläßliches Platz, das auch im Auto funktioniert ?

    Gruß, staffy

  • Hallo staffy,

    na ja, er ist generell schon ein sehr aufgeweckter Typ. Also ihm einen konkreten Platz zuweisen und ruhig bleiben, funktioniert eigentlich auch nicht wirklich. Zu Hause natürlich schon etwas besser, aber in fremder Umgebung und Restaurants wird das i.d.R. nichts.

    Alleine bleiben hingegen funktioniert sehr gut, wobei er nie länger als mal 2-3 Stunden auf uns verzichten muss. Wenn wir wiederkommen, hat er meist in der Zeit geschlafen.

    Ignorieren haben wir ausprobiert, das klappt zu Hause ganz gut soweit.

    Mit den Plätzen im Auto haben wir auch schon experimentiert. Rückbank, Fussraum, diverse Decken/Stoffe variiert...

    Ich glaube es trifft Deine Eingangsvermutung, dass er Aufmerksamkeit will, am Besten!

  • Dann würde ich an eurer Stelle erstmal daran arbeiten, daß der Kleine lernt, sich in normalen Situationen zurückzunehmen.
    Im Auto hast du keine Möglichkeit etwas durchzusetzen. Da kannst du ihn nur in eine Box sperren, aber die Klappe zuhalten geht schlecht (und jaulende Hunde können einen in den Wahnsinn treiben) ;-)

    Fang zuhause an. Schick ihn mal auf einen Platz und verlange, daß er dort liegen bleibt. Wenn nötig, bind ihn an. Ich würde den Hund öfter wegschicken, mal weniger beachten (du hast einfach gerade keine Zeit) und dieses langsam auch nach draussen verlegen.

    Wenn er jetzt nicht gut stillsitzen kann, wenn du beim Spazierengehen mal stehen bleibst, plauderst, etc. dann plauderst du jetzt auf jedem Spaziergang (mit nervenstarken Menschen), gehst Schaufenster bummeln, setzt dich mal auf eine Bank und genießt die Ruhe ( :D ) ...

    Sinn ist, daß Hundi lernt, nicht immer im Mittelpunkt zu stehen, sich einfach mal zurückzunehmen, abzuwarten und auch damit klarkommt, daß man einfach mal keine Zeit hat.

    Das wäre mein Ansatz, also die Basis ändern, um dann im Auto überhaupt mal an den Punkt zu kommen, wo man zum Hund "Platz" und "Schluss jetzt" sagen kann ...

    Gruß, staffy

  • Hallo,

    ich schließe mich an.
    Filou fuhr auch nicht gerne Auto, was verständlich war nach der langen Fahrt in einer Box von Spanien nach Deutschland.

    Erstmal hab ich den Hund im Auto völlig ignoriert und ansonsten zuhause und draußen mit ihm gearbeitet. Das Autoproblem hat sich dann mit der Zeit in Luft aufgelöst und wenn er jetzt mal kurz fiept weil er einen Weg erkennt der am Ende einen tollen Spaziergang verspricht, dann ist das ok. Ist dann auch nur kurz und pure Freude.
    Es kann aber auch jederzeit abgebrochen werden, da er nun auch weiss was Schluss bedeutet.

    Wenn Du zu viel im Auto machst, dann kann es passieren, dass Du Dir einige Kommandos kaputt machst, da Du sie nicht durchsetzen kannst. Von daher ist es sinnvoll erstmal einen guten Grundgehorsam aufzubauen und damit die Basis zum Arbeiten im Auto zu schaffen.

    Liebe Grüße

    Steffi

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