Hund + Masterarbeit machbar?

  • Huhu ihr Lieben :)


    Ich bin ganz frisch hier im Forum, lese aber schon einige Wochen intensiv mit.
    Wir, das sind mein Freund und ich, beide mitte 20 und (noch) Studenten in München, wünschen uns bereits seit Jahren nichts mehr als einen Hund.


    Ich bin BA Kindheitspädagogin und im Moment im letzten MA Semester Soziale Arbeit. Schon meine Bachelorarbeit hat sich um tiergestützte Pädagogik gedreht und auch die Masterarbeit beschäftigt sich wieder mit einem ähnlichen Thema (Hunde in der SA). Seit kindesbeinen an habe ich Tiere, auch ein Hund war schon darunter.


    Damals war es aber noch unser Familienhund und es ist uns durchaus bewusst wie viel mehr Verantwortung wir tragen werden, wenn dieses (zu Beginn kleine) Lebewesen auf uns angewiesen ist.


    Eigentlich bin ich der Meinung, dass die Zeit nun perfekt ist. Mein Freund studiert an der LMU und das noch mindestens 2 Jahre. Ich selbst bin nun im 3. Mastersemester und habe in Zukunft nur noch 2 Tage die Woche höchstens 4 Stunden am Stück Uni, den Rest der Zeit bereite ich meine Masterarbeit vor und schreibe sie.
    Mein Freund hat kaum Pflichtvorlesungen und ebenfalls eher Lerninhalte, die er Zuhause vor- und nachbereiten muss. Auch finanziell sind wir in der Lage dem vierbeinigen Familienmitglied gerecht zu werden. Freunde und Familie haben sich bereit erklärt als Aufpasser in Notsituationen zu fungieren, wohnen aber ca. 1 Stunde entfernt.


    Alles an Zubehör steht schon fix und fertig bereit, es ist klar welche Rasse es werden soll (Goldi) und ich möchte mich inständig bemühen mit dem Tier die Ausbildung zum Therapiebegleithund zu absolvieren, um ihn hoffentlich auch mit zur Arbeit nehmen zu können.


    Und doch ist da diese Unsicherheit, die tief in meinem Unterbewusstsein immer wieder hochkommt. Die Masterarbeit schreibt sich nicht von alleine, ich muss viel dafür tun und muss auch zu eventuellen Interviewpartnern fahren.


    Bewerbungen wollen ebenfalls geschrieben und verschickt werden, dazu kommen die Bewerbungsgespräche.
    Natürlich sieht mein zukünftiger Arbeitgeber bereits in meinem Lebenslauf und meinen Zeugnissen, auf welchen "Tierfreund" er sich eventuell einlässt, aber auch wenn die SA relativ hundefreundlich ist, heißt es noch nicht, dass der Vierbeiner mich dann auf die Arbeit begleiten können wird.


    Mein Freund ist allerdings die nächsten 2 Jahre weiterhin Student mit überschaubarem Stundenplan (Informatik) und unsere Überlegung war, dass der Mini hoffentlich mit einem dreiviertel Jahr soweit alleine bleiben kann, dass mein Freund auch mal 2-3 Vorlesungen besuchen kann, während ich arbeite.
    Im Berufsleben werden wir wohl kaum mehr so viel freue Zeit haben, um den Welpen einzugewöhnen und in kleinen Schritten das Alleinsein aufzubauen. Abgesehen davon war es mir wichtig beim Berufseinstieg einen Hund zu haben, mit dem ich aufgrund seines Alters auch zügig in die Ausbildung starten kann.


    Es spricht viel dafür, aber eben auch einiges dagegen und ich frage mich, ob ich mir das zutrauen darf. Sind hier Studenten, die sich einen Hund während ihrer Masterarbeit zugelegt haben und trotzdem den Abschluss geschafft haben?
    Sind hier vielleicht auch Hundefreunde die aus dem Raum München kommen, in der Sozialen Arbeit tätig sind und eine objektive Einschätzung geben können und wollen, ob ich hier realistische Vorstellungen habe?!


    Natürlich wünsche ich mir seit einem viertel Jahrhunder von Herzen einen eigenen Hund, aber nicht auf biegen und brechen. Am Ende sollen weder wir, noch der Hund leiden, nur weil ich mich übernommen habe, oder Situationen falsch eingeschätzt habe.
    Am Ende soll es ja beiden Seiten Freude machen!


    Ich würde mich sehr über ein paar Antworten freuen und wünsche euch einen schönen Sonntag :)


    lg,

  • Ich hab Lina geholt im Semester vor meiner Bachelorarbeit (Einsatz von Hunden in der offenen Jugendarbeit). Sie war als ich geschrieben habe gerade so um ein Jahr alt.
    Das ging ziemlich gut.
    Ylvie ist dann in Semester vor meiner Masterarbeit eingezogen. Ich hatte mir das Semester so gut es ging frei gehaltenen und nur eine mündliche Prüfung und noch Hausarbeiten. Das war auch gut so. Ylvie (und dann alle anderen Fellnasen hier im Haus) hatte nämlich lange mit Giardien zu kämpfen. Da wäre mir die Masterarbeit zusätzlich zu heftig geworden. Die hab ich dann wieder geschrieben als Ylvie so um ein Jahr ein war. Das klappte genauso gut wie bei Lina. :)

  • Vielen Dank für deine schnelle Antwort Katha :)


    Bei mir wäre der Welpe (leider) noch klein und sämtliche Sauberkeitserziehung etc. pp. müsste ich neben der Masterarbeit stemmen. Mein Vorteil wäre natürlich, dass wir zu Zweit sind und uns die Aufgaben teilen könnten :)


    Du hast auch Soziale Arbeit studiert? :) Darf ich fragen um was sich deine Masterarbeit dann gedreht hat und wie du mit zwei Hunden dann den Berufseinstieg gemeisterst hast? :)


    lg,


    Julia

  • Nicht ganz Soziale Arbeit.
    Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Sozialpädagogik, aber das Arbeitsfeld bleibt ja fast identisch. ^^



    Meine Masterarbeit war eine qualitative Studie zum Thema Professionalität in der tiergestützte Pädagogik. Ich hab Teilnehmerinnen einer Weiterbildung befragt und das ganze dann ausgewertet.


    Ich denke auch Sauberkeitserziehung etc. lässt sich neben einer Masterarbeit machen. Ich war ja bei Lina noch ganz normal in der Uni, als sie noch klein war. Klar hatte ich nicht mehr viele Seminare, aber ich hab auch noch nebenher gearbeitet.
    Da war Lina dann ab und zu dabei oder eben zu Hause und hat alleine bleiben geübt.
    Bei Ylvie musste ich nebenher auch Arbeiten schreiben und lernen. Das war schon anstrengend, wegen dem vielen Geputze und Gewasche, aber ohne Giardien wäre das dich locker gewesen.


    Berufseinstieg war dann sehr spontan vor einem Jahr. Ich hab erst in der SPFH angefangen, dann hat sich jedoch eine Stelle in der Schulsozialarbeit ergeben.
    Ich habe eine 75% Stelle und in der Schule sind die Arbeitszeiten natürlich gut mit Hund vereinbar.
    Ins Büro kann ich beide auch mitnehmen. Ich hab einige Kolleg_innen mit Hund.
    Nebenher baue ich gerade meine Selbstständigkeit aus im tiergestützten Bereich. Aber schön langsam und das geht natürlich von zu Hause aus.
    Zum Notfall hab ich meine Mutter in der Nähe, die auf die beiden aufpasst.

  • Meine Schwester hat sich in dieser Situation einen Hund geholt und es ging gehörig (!!!) schief. Leider entwickelt sich die Zukunft häufig nicht so, wie man es sich als Student wünscht. Daher würde ich prinzipiell eher abraten.


    Andererseits, wenn du bei deiner Rassewahl bleiben möchtest, wäre es bei einem Golden Retriever durchaus nicht schlecht, wenn er schon dem Jungspund-Dasein entwachsen wäre, wenn du ihn als "Begleithund für die Arbeit" ausbilden möchtest. Ich formuliere das so allgemein, weil es da ZIG Angebote gibt und du dank deines Studiums vermutlich schon entschieden hast, welche Ausbildung er machen soll.


    Ich habe mit Newton eine ähnliche Ausbildung absolviert und muss sagen, dass die zwei Wochen Vollzeitseminar mir wirklich sehr viel gebracht haben. Rückblickend hätte ich allerdings besser gewartet bis mein Hund (Labrador) mindestens 2,5 Jahre alt und vollständig erwachsen ist. Außerdem stellt sich mir die Frage, ob es so gut war, diese ganze Unternehmung mit meinem ersten eigenen Hund zu machen. Würde ich bei einem nächsten/zweiten Hund das nochmal anstreben, würde ich von vornherein ganz anders vorgehen. Und das weiß man eben erst aus Erfahrung mit dem ersten Hund.


    Daher würde ich mich persönlich nicht so darauf versteifen, dass das mit dem Ersthund direkt klappt und definitiv nach Plan B gucken. Nämlich für den Fall, dass er nicht mit auf Arbeit soll/kann/muss/darf. Die zusätzliche "Belastung" auf der Arbeit darf man auch keinesfalls unterschätzen. Ob man das das ganze Hundeleben so handhaben will, ist auch die Frage. Ich habe mir zum Beispiel vorgenommen, dass Newton allerspätestens mit 9 Jahren in Rente geht und ich dann zeitgleich auf 80% reduziere. Natürlich kommt es auch darauf an, wie fit er dann noch ist und ob er noch mitmöchte oder nicht, aber das ist die gegenwärtige Planung.


    So, jetzt habe ich dich schön vollgelabert und bin wahrscheinlich weit vom Thema weg. Ich hoffe dass mein Beitrag dennoch hilfreich für dich ist.

  • Vielen Dank euch beiden für die ausfühlichen und ehrlichen Antworten :)


    Ich finde es überhaupt nicht weg vom Thema, oder nicht hilfreich, dass du RafiLe1985 mir deine Erfahrungen und Einschätzungen schilderst! Ich wollte genau das hören, nämlich persönliche Meinungen von Personen die sich mit der Materie beschäftigt haben :)


    Wenn ich keine Kritik, Warnungen, Tipps etc. hätte hören wollen, dann bräuchte ich hier nicht zu fragen :)


    Viele Punkte die du ansprichst kann ich gut nachvollziehen und verstehen. Ich frage mich allerdings auch, ob es mir nicht immer passieren kann, dass sich ein Hund nicht eignet. Das muss ja nicht zwangsläufig nur mir als "Endstudierende" passieren, sondern kann auch der Fall sein, wäre ich nun bereits Jahre berufstätig und schaffe mir dann einen Hund an.
    Ich denke die "Gefahr", dass der Hund NICHT für die tiergestützte Internvention geeignet ist, ist immer gegeben.
    Damit könnte ich leben, denn den Wunsch einen Hund zu halten habe ich nicht nur, weil er dann Teil meines Arbeitsfeldes werden soll, sondern weil ich ein Hundenarr bin.
    Und trotzdem würde ich alles versuchen, von der Rasseauswahl bis zur Sozialisation und Ausbildung, um diese Gefahr zu minimieren. Sollte es nicht funktionieren, wäre es eben ein Familienhund wie es die meisten anderen auch sind :)


    Ich glaube ich habe in einem Thread des Forums die Geschichte von deiner Schwester gelesen. Hab ich das noch richtig in Erinnerung, dass sie Medizin studiert hat? Wobei ich da stark vermute, dass das natürlich weit weniger hundefreundlich ist, als der pädagogische Sektor.


    Und ja du hast absolut Recht, das Leben spielt selten so, wie man es sich in seinen Gedanken spinnt. Ich spreche hier aus Erfahrung, das "leider" lasse ich weg, denn im Endefekt haben alle Stolpersteine und Umwege mich dorthin geführt wo ich bin und das ist gut so :)
    Ich habe seit meinem 5. Lebensjahr Tiere und durchgehend die alleinige Verantwortung gehabt. Dass man ein Lebtag für das verantwortlich ist, was man sich Zueigen gemacht hat, das ist mir sehr vertraut.


    Ich denke was mir "Angst" macht ist die Größe des Schrittes, den man tut, wenn man sich einen Hund zulegt. Eigentlich kommt ja vor dem Hund nur noch das Kind :D Komischerweise habe ich weniger Sorge, wenn ich darüber nachdenke einem Baby gerecht zu werden.


    Die größe Sorge ist es wohl dem Aufwand von Masterarbeit und Welpen nicht gewachsen zu sein, wobei ich auch weiß, dass ich schon in ganz andren, weiß Gott negativeren Situationen, Pürfungen bestanden habe.


    Ich möchte schließlich am Ende uns beiden gerecht werden und ich bewundere dich Katha, wie du zwei Labbis UND Studium + Arbeit so zielgerichtet bewerkstelligt hast!


    lg, Julia

  • Meine Hündin zog hier nach dem 4. Bachelorsemester (Lehramt) ein. Ich hab mit ihr also sowohl meine Bachelor- als auch meine Masterarbeit geschrieben. Dass die Masterarbeit schlussendlich nicht so gut geworden ist wie erhofft, lag jedenfalls nicht am Hund :headbash: Sie war aber auch schon 6 Monate alt, als sie hier einzog und soweit stubenrein. Alleinebleiben war allerdings kaum möglich.
    Du kannst dich selbst am besten einschätzen und weißt selbst am besten, wie du lernst und arbeitest. Sicherlich beansprucht ein Hund Energie und Zeit am Tag, aber daneben kann man trotzdem super viel schaffen und wenn man gerade nicht motiviert ist, lässt man sich ja sonst auch von anderen Dingen ablenken, nicht nur vom Hund.


    Wenn das Finanzielle gesichert ist und man für die Zukunft bereit ist, den Hund in seine Lebensentscheidungen mit einzuplanen, finde ich es einen wunderbaren Zeitpunkt für die Anschaffung eines Hundes. Man wird vermutlich nie wieder so viel Zeit haben.

  • Ich habe meine Hündin geholt, als ich das zweite Jahr im Masterstudium angefangen hatte. Ich habe alle notwendigen Kurse im ersten Jahr absolviert (vorverlegt) und hatte dann nur noch die Masterarbeit zu schreiben. Somit hatte ich sozusagen "frei". Keine Seminare, keine Vorlesungen.
    Die notwendige Literatur habe ich mir in der Bibliothek geholt und dann zu Hause gearbeitet.
    Ich hatte so überhaupt keinen Stress und das war auch völlig problemlos. Das Resultat war auch gut ;)
    Kommt vielleicht auch auf das Studium an. In der Germanistik war das jedenfalls unproblematisch.

  • Vielen Dank für eure Antworten :)


    Bei mir wird es eine qualitative Forschungsarbeit werden, sprich ich werde Interviews führen uns sie auswerten. Im Moment an Personen zu kommen gestaltet sich nicht sooo einfach, da ich eigentlich Kinder befragen möchte und mir da die Schulen und Betreuungseinrichtungen wenig kooperativ begegnen. Aber mal sehen :)


    Natürlich ist es aber auch viel Literatur, die ich zum größtenteil schon habe. Allerdings haben wir einen solch unterbesetzten MA Studiengang (bei dem momentanen Fachpersonalmangel in der SA werden alle bereits nach dem BA abgeworben), dass wir keine Seminare vorverlegen konnten. Ich muss also leider auch im 3. Semester noch in die vorgesehenen Veranstaltungen + Prüfung PLUS Masterarbeit :)


    Wie habt ihr beide denn den Berufseinstieg mit Hund gestalten können?


    lg,

  • Ich habe auch qualitativ gearbeitet und viel in einer Schule beobachtet und interviewt.
    Wie voll dein Tagesplan ist und sein wird, kannst ja nur du selber einschätzen. Während der Schreibephase habe ich nebenher noch in der Schule gearbeitet um mich und den Hund zu finanzieren. Das ging alles gut.


    Bei einem Welpen wird es vermutlich wichtig sein, dass du immer relativ schnell wieder ins effektive Arbeiten kommst, wenn du gerade vom Pipimachen mit dem Hund wieder rein kommst. Aber ein Welpe muss und soll ja nun auch nicht dauerhaft bespaßt werden und wenn dein Freund erstmal die Anwesenheit übernimmt, während du in der Uni bist, wird das schon.


    Mein Studium ist quasi gerade erst zu Ende und ich habe momentan eine knappe 50% Stelle, bis es im Sommer dann mit dem Referendariat weitergehen soll. Von daher weiß ich nicht, ob man da bei mir wirklich schon von einem Berufseinstieg sprechen kann ;)

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