Ressourcenverteidigung / Futterneid - Was tun?

  • Hallo ihr lieben.
    Ich habe eine liebe, 6 Jahre alte Staffordshire Dame. Vor einem Jahr aus dem Tierheim Berlin geholt.
    Nun hatten mein Mann und ich die Überlegung, einen zweiten Hund dazu zuholen. Sind schon paar mal mir ihr und dem neuen Rüden (8 Monate alter Staff) spazieren gewesen,
    da war alles soweit gut. Das erste mal wurde Luna komisch, als wir mit ihnen am Strand war und Stöckchen geworfen wurde. Da knurrte sie den neuen Hund an.
    Danach bei uns in der Wohnung, war sie auch wieder garstig. Kontrollierte ihn komplett.
    Der Höhepunkt am nächsten Tag bei meinen Schwiegereltern im Garten. Sie wollte ihn schon beißen, als er nur das Grundstück betreten hat. Dabei ist er ganz ruhig und unterwürfig.
    Als wir dann Mittag gegessen haben, durfte der Rüde sich uns auch nicht nähern, da kam es dazu, das sie sich gebissen haben (Bzw sie ihn...). Danach auf neutralem Boden beim Spazieren gehen,
    war wieder alles ok. Als sie nebeneinander saßen konnten wir auch leckerlis verteilen.


    Gestern sind wir auf dem Feld einem anderen ihr bekannten Hund begegnet. Sie hatten beide einen Maiskolben. Der andere Hund wurde angeknurrt als er ihr zu nahe kam. Dann wollte Luna sich seinen
    Maiskolben klauen, und es kam wieder zum beißen der Hunde.... Sie hat wieder angefangen...


    Was tun?
    Ich selbst kann ihr Futter und Spielzeug problemlos weg nehmen.


    Ist sie eher Einzelhund und wir sollten keinen Zweithund anschaffen?

  • Ich persönlich würde mir mit diesem Verhalten meines Ersthundes keinen Zweithund "antun".

  • Ich würde beim Ersthund erst mal ansetzen und da in dem Bereich "Kontrollierbarkeit" noch ein bisschen was tun.


    Beutefangverhalten kontrollieren (Stöckchen werfen) oder besser ganz lassen, das geht bei Terrier-Rassen und triebigen Hunden meistens schief, Impulskontrolle, Abbruchsignal, Nähe und Distanz strukturieren (wer bewegt wen, wer trifft Entscheidungen, wer sagt, wer wann wo zu sein hat).


    Ihr müsstet euren Ersthund also wahrscheinlich erst mal deutlich runter reduzieren in ganz vielen Bereichen und mehr Ordnung und Struktur reinbringen und wahrscheinlich insgesamt viel mehr managen.

  • Vielen Dank für eure Antworten,
    deckt sich das mit meinen Gedanken, wohl keinen zweiten zu holen, auch wenn das Herz blutet...


    @gorgeous2000
    Zur Impulskontrolle habe ich mich jetzt auch schon ein bisschen belesen.
    Habe Leckerli auf den Boden fallen lassen, die sie erst nehmen durfte, wenn sie mich anguckt.
    Zum der Impulskontrolle meine Frage: Trainiert man damit Sachen, die der Hund immer so machen sollte in Zukunft oder nur im Trainig?
    Soll sie Bällen oder Stöckern erst hinterher laufen, sobald ich ihr das ok gebe?

  • Ich würde das Beute machen (Bälle, Stöcke) bei so einem Hundetypus eigentlich komplett aus dem Programm streichen.


    Klar ist es besser, wenn der Hund erst auf Aufforderung los laufen darf, aber wenn du jetzt nur ein Stop vorher einbaust, darf er zur Belohnung ja trotzdem hin. Die ganze Aktion wird ja nur zeitlich verzögert. Der Fokus wird weiter auch beim Ball bleiben.


    Ich würde einfach eine andere Beschäftigung wählen und zwar eine, die deutlich mehr Kooperation mit dir beinhaltet, zum Beispiel Dummytraining.
    Also einen ordentlichen Apport (rückwärts) aufbauen, die Standruhe ist immer Voraussetzung und der Dummy wird erst auch nicht geworfen, sondern du gehst los, legst ihn ab oder versteckst ihn, gehst zum Hund zurück und schickst ihn. Nimmt deutlich Energie aus dem Hund, der Hund muss beim Suchen seine Nase einsetzen, den Dummy finden, aufnehmen und dir apportieren. Und dann bekommt er bei dir eine Belohnung.
    Später kann man noch das Einweisen aufbauen, also den Hund auf Kommando zum Dummy lenken mit voraus und rechts und links schicken.
    Oder Freiverlorensuche, der Hund sucht mehrere Dummies selbstständig und apportiert dir alle nacheinander.
    Dann gibt es noch das Markieren: Dummy wird abgeworfen, Hund merkt sich die Stelle, du lässt ihn erst was anderes machen oder einen anderen Dummy holen und schickst ihn dann zum markierten Dummy.
    Das alles setzt sehr viel Kommunikation, Kooperation und Konzentration voraus und das ist deutlich schöner und interessanter für jeden Hund als stupide einem Bällchen hinter her zu sagen, zumal die damit das Beutefangverhalten/Jagdtrieb deutlich anfachst.



    Ansonsten kannst du noch andere Nasenbeschäftigungen machen wie Fährtenarbeit oder ZOS. Alles, was einfach ruhiger und konzentrierter abläuft und der Hund nicht einfach hinter einem Objekt her jagd und Beute macht.


    Impulskontrolle heißt nicht, dass du Futter fallen lässt und der Hund darf es nicht nehmen.
    Impulskontrolle heißt, dass der Hund einem (bewegtem) Reiz nicht entspricht.
    Belohung gäbe es für NICHT reagieren und dann auch immer nur BEI DIR.
    Der Hund soll lernen, nicht jedem Reiz/jedem Impuls/jedem Bedürfnis sofort nachzugehen, sondern Rücksprache mit dir zu halten. Wenn das abgesichert ist, kann man es je nach Situation mal erlauben und mal nicht. Das Erlauben kann also dann schon die Belohnung sein, das Verbieten beinhaltet, dass der Hund fürs Befolgen eine Belohnung bei dir bekommen.
    Und dann könnte man theoretisch auch Bällchen schmeißen, wenn ich weiß, dass ich den Hund dabei kontrollieren kann und das er erst mal lernt, NICHT hinterher zu gehen. Ich nutze Bälle immer erst, einem Hund Impulskontrolle beizubringen und stelle mir vor der Ball wäre ein Hase. Wenn ich da zuverlässig weiß, dass ich den Hund am bewegten Reiz kontrollieren kann, dann kann ich auch erlauben, dass er mal direkt hinter her geht, mal erst warten muss und auch mal nicht hin darf und zur Belohnung einen zweiten Ball bekommt, dem er sofort hinter her darf.
    Wenn ich so variieren kann, dann ist der Hund auch nicht so schnell hochgedreht, weil er immer im Gespräch mit mir bleibt und aufpassen muss, was ich sage, was er darf und was nicht. So bekommt man dann auch so schnell keinen Balljunkie und kann einen Ball dann auch sinnvoll nutzen.



    Das gleiche beim Abbruchsignal. Futter auf den Boden fallen lassen, Abbruchsignal geben und der Hund bekommt fürs NICHT NEHMEN und SICH HEMMEN eine (höherwertige) Belohnung und zwar BEI DIR.
    Denk dir, das was auf dem Boden liegt wäre ein Giftköder, den der Hund niemals nicht fressen darf. Die Belohnung sollte daher immer bei dir erfolgen, damit stellst du auch sicher, dass der Hund sich vom Objekt der Begierde abwendet und zu dir hinwendet. Üben sollte man das an verschiedenen Objekten (Futter, voller Napf, Schweineohr, Brötchen, Spielzeug) und auch in der Realität und nicht nur zuhause im Wohnzimmer als Dressurkunststück. Du kannst dir also auch draußen einen Parcours hin legen, wo mehrere Verleitungen liegen und du weißt, wo. Dann mit dem Hund die Strecke abgeben und Abbruchsignal üben, später dann auch an vielen verschiedenen Orten und unter erhöhter Ablenkung.


    Wenn du die Übung machst wie bisher, Futter fallen lassen, Hund muss kurz warten und darf es dann trotzdem nehmen, verzögerst du die ganze Aktion wieder nur zeitlich. Gewonnen ist dabei am Ende nicht wirklich etwas, wenn du ein ultimatives Abbruchsignal später auch mal in echten Situationen anwenden willst.
    Der Hund bekommt also die Belohnung bei dir für Meideverhalten.


    Das alles hat jetzt nicht direkt was mit deiner Problematik zu tun und ist auch kein Rezept, eine Ressourcenaggression gegenüber anderen Hunden "weg zu trainieren". Aus meiner Sicht sind das alles wichtige soziale Erziehungsmaßnahmen, die eigentlich jeder Hund können sollte.
    Aber auf jeden Fall hast du deutlich mehr Kooperation mit deinem Hund und am Ende auch Kommandos, die du benutzen kannst. Und eine bessere Kontrollierbarkeit hilft auch immer in Situationen mit anderen Hunden wie du sie beschrieben hast.

  • Ich würd den Hund zielführender beschäftigen und Bälle werfen und Stöckchen ( ultra gefährlich !!! ) ganz streichen.


    Das ist schlichtweg völlig sinnfrei.


    ZOS , Dummytraining, was auch immer dem Hund und euch liegt.


    Ich kann mir vorstellen, dass es mit einem 2. Hund klappen kann, vorausgesetzt ihr habt Lust viel Arbeit und Training zu investieren.

  • Wenn ihr ernsthaft in dieser Konstellation einen Zweithund dazu holen wollt, müsst ihr die Situationen wirklich kontrollieren und managen.


    Es würde an euch liegen, dass eure Hündin den Rüden nicht kontrolliert, ihm Maiskolben klaut oder ihn irgendwie einschränkt.


    Das kann funktionieren, jedoch wäre hier ordentlich Arbeit angesagt und vermutlich müsstet ihr im Umgang mit eurem Ersthund einiges ändern.


    Bei zwei Terriern würde ich dies auch nicht über eine einfache Anleitung aus einem Forum oder aus Büchern machen, sondern mit Hilfe von einem Trainer, der sihc das alles mal vor Ort anguckt und euch anleitet.


    Zusätzlich und unabhängig von der Zweithund-Frage wäre es sicherlich sinnvoll für euch sich mal über gute Beschäftigungsmöglichkeiten mit eurem Hund zu informieren (wie die anderen schon geschrieben haben, sind Bälle und Stöckchen werfen wirklich nicht sinnvoll und lasten den Hund weder geistig aus, noch födern sie irgendwie die Bindung noch die Erziehung des Hundes)

  • Wenn du ein Abbruchsignal wirklich so aufbauen willst, dass es als ultimatives "NEIN" später auch im Alltag funktioniert, darf der Hund nie das, wozu du Nein gesagt hast, bekommen.
    Überleg dir mal Situationen, wo du es im Alltag anwenden würdest.
    Hund will Pferdeäpfel fressen.
    Hund will Aas fressen.
    Hund will irgendwas fressen, was Menschen weg geworfen haben usw.


    Da würdest du ja auch nicht Nein sagen, damit er kurz innehält und zur Belohnung erlaubst du ihm dann, es doch zu fressen.
    Das macht ja keinen Sinn und der Fokus vom Hund wird nie weg vom Objekt der Begierde gehen.


    Er bekommt immer fürs sich Abwenden/nicht nehmen eine Belohnung bei dir und die sollte auch höherwertiger sein, als das, was auf dem Boden liegt. Es muss sich ja für ihn lohnen, das Objekt der Begierde sausen zu lassen in dem Wissen, dass es bei dir was Besseres gibt. Zumindest während des Trainingsaufbaus macht es Sinn, später kann so ein Signal auch ohne Belohnung bzw. rein verbales Lob funktionieren.


    Du legst also ein Stück Trockenfutter auf den Boden, befolgt er das Abbruchsignal, bekommt er bei dir dann ein Stück Käse. Einfach mal als Beispiel.


    Zudem würde ich schauen, dass das Abbruchsignal universal aufgebaut wird, d.h. nicht nur in Verbindung mit Futter, sondern auch mit Spielzeug, mit Verhalten, dass du abbrechen willst usw.


    Wenn das gut aufgebaut wird, hast du eine gute Chance, den Hund in seinem Tun auch in höheren Reizlagen abzubrechen.

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