Austauschthread für die Wattebauschler_innen

  • Da hab ich tatsächlich am meisten Erfolg mit dem klassisch konditionierten Entspannungssignal. Komplett ohne Clicker, Marker, Belohnungen. Du hattest ja am Anfang gesagt, dass du das eh schon aufbaust und das noch eine Weile dauert. Da würde ich einfach weitermachen, bei uns hat es sehr schnell gewirkt.

    ok, danke :) ich hatte auf etwas für die übergangszeit gehofft, vielleicht klappts ja doch noch mit dem ruhe belohnen. ich hab jetzt jedenfalls erstmal ein paar hausaufgaben und schau mal, was am besten geht :dafuer:

  • Danke @Sheltie-Power für die Erklärung. Wir haben auch ein keep going signal, das setze ich aber vornehmlich für Alltagsdinge wie zB. bei Fuß an fremden (für Rocco mega spannenden) Menschen vorbei o.Ä.


    Nachteil daran für mich ist nämlich, dass ich das in Form eine IB aufgebaut habe und daher quasi die gesamte Zeit am "Reden" bin, so könnte ich halt beim Longiertraining keine Wortsignale zusätzlich geben.


    Aber die Idee mit den unterschiedlichen Click Signalen könnte ich mir mal durch den Kopf gehen lassen... :rollsmile:

  • Ich schließe mich euch auch mal an, bin ja auch so eine Wattebauschlerin. Vor allem habe ich gerade eine konkrete Frage zum Thema Zeigen&Benennen, und hier haben ja, glaube ich, einige Erfahrung damit. Marley hat Angst vor fremden Menschen. In den meisten Fällen ist er bei Begegnungen draußen skeptisch und misstrauisch, aber nicht panisch. Nun hat uns eine Trainerin den Tipp gegeben, ihn bei Begegnungen abzusetzen und gucken zu lassen. Prinzipiell ein guter Gedanke, hilft ihm oft sehr. Problem: wir leben in der Stadt und haben relativ viele Begegnungen und auch nicht jedes Mal wahnsinnig viel Platz, um auszuweichen. Nun war meine Idee noch, ob ich das Absetzen und Gucken um Zeigen&Benennen ergänze. Mit Z&B habe ich schonmal ein bisschen angefangen, aber nur gelegentlich, ist also noch sehr ausbaufähig.


    Praktisch könnte es jetzt also bei uns so aussehen: wenn wir beim Spaziergang Menschen begegnen (ich würd's nur bei Frontalbegegnungen machen bzw. wenn ich Leute, die hinter uns gehen, vorbei lasse), würde ich soweit wie möglich an den Rand gehen, ihn absetzen und mittels Z&B Leckerchen "reinstopfen", bis die Menschen vorbei sind, anfangs vielleicht sogar noch ohne das Absetzen, falls er das noch nicht hinbekommt. Meine Frage wäre dabei: ist es sinnvoll, das so zu machen, obwohl dabei zumindest anfangs potenziell sein Wohlfühlabstand unterschritten wird? Bei "wirklich gruseligen" Sachen (Kinderwagen, Rollatoren, Krücken, Menschengruppen etc.) würde ich eher die Straßenseite wechseln, um mehr Abstand reinzubringen, aber Menschendichte und beschränkte Ausweichmöglichkeiten machen es extrem schwierig bis unmöglich, bei jeder Begegnung den Wohlfühlabstand zu halten, teilweise reicht, je nach Reiz, das Wechseln der Straßenseite kaum aus.


    Der Rat der Trainerin war eben, ihm das Hinsetzen und Gucken sozusagen als Alternativverhalten zu "Flucht" beizubringen. Er fällt zwar bei weitem nicht jedes Mal in den "bloß schnell weg hier"-Modus, ist aber schon auch froh, wenn wir am "Gruselfaktor" vorbei sind. Andererseits nimmt er es ganz gut an, wenn man ihm sagt, was er in solchen Situationen tun soll. Die Trainerin selbst meinte noch, wir sollten in den Momenten vielleicht auch gar nicht groß loben, damit wir keine Aufregung, sondern erst später dann Entspannung bestätigen, aber für den Alltag halte ich das für relativ schwierig bei uns, weil einfach nur sitzen und gucken bei möglicherweise eigentlich "zu wenig" Abstand zu Anfang extrem schwer für Marley sein dürfte. Bis ich da also mal irgendwann was zu loben hätte, könnte es eine Weile dauern. Und Marley einer schwierigen Situation auszusetzen, ohne ihm Feedback zu geben... vielleicht denke ich da zu menschlich, aber das kommt mir unfair vor. Daher die Idee mit dem Z&B.


    Ich freu mich über Kommentare und Anregungen - und sorry für den Roman...

  • Ich bin generell kein Freund vom Absetzen. Mir ist es lieber, wenn der Hund mir beim Z&B durch Zurückweichen etc. zeigen kann, was gerade die passende Belohnung wäre.
    Aber das kommt natürlich noch mal auf den Hund und die Situation an. Wir wohnen auch mitten in der Stadt, ich bin hier Fan von Flucht statt Aussitzen. |)

  • Ich würde ein gezieltes Training auch anders aufbauen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man aus einem echten flight einen freeze macht, wenn man ihn nur mit Lecker vollstopft. - Habe ich jedenfalls noch nie erlebt. Man muss wenn man das flight ändern will den Konflikt mildern oder nehmen. Das klappt aber - meiner Erfahrung nach - nicht mit "planlosem" Futter geben (auch mit Hinsetzen) - wenn, dann sowas mit einer gezielten Desensibilisierung. Oder eben ZuB aber das ist ja auch nicht planlos, im Gegenteil.

  • Danke für eure Rückmeldung. Habt ihr denn mögliche Alternativvorschläge? Wir können auch weiter managen, kommen ja jetzt schon seit einiger Zeit ganz gut durch den Alltag. Entspannt ist aber leider trotzdem was anderes, und ich würds gern mal gezielter angehen.

  • Gezieltes Üben, so wie Hummel das vorschlägt, hilft hier sehr. Aber an Orten, wo keine Ablenkung ist.
    Im Alltag muss ich solange noch managen bzw. meide ich die meisten Situationen, die noch zu schwierig wären.
    Wie macht ihr das denn bisher?
    Kann es sein, dass die Trainerin eure Situation auch gar nicht kennt und eher meinte, dass man sich irgendwo ganz weit weg hinsetzt zum Gucken? Das kann man ja schon gut machen.

  • Die Trainerin kennt zumindest unsere Wohnsituation nicht, das stimmt. Sie hat gesehen, dass hinsetzen und gucken lassen aus einer gewissen Entfernung funktioniert. Das muss nicht einmal ewig weit sein, so ca. an die 5-10 Meter, je nach Umgebung und "Gruselreizen". Aber auch diese Entfernung können wir im Alltag eben oft nicht einhalten.
    Bisher führen wir ihn an entgegenkommenden Menschen einfach mit größtmöglichem Abstand vorbei, am liebsten so, dass wir zwischen Hund und Mensch sind. Je nach Bürgersteigbreite ist der größtmögliche Abstand trotzdem relativ gering. Er guckt dann etwas misstrauisch und geht vielleicht mal ein bisschen schneller, bewältigt das aber insgesamt recht gut, je nach Person, die da entgegen kommt, reagiert er kaum. Wenn Leute hinter uns laufen, gehen wir irgendwo, wo möglichst viel Platz ist, an den Rand und lassen die Leute vorbei, sonst dreht er sich permanent um und zieht wie ein Ochse. Wenn eine Straße dazwischen ist, guckt er, je nachdem, was sich auf der anderen Seite tut. Bei einfach laufenden Einzelpersonen interessiert er sich schnell nicht mehr, eine laute Kindergruppe wird immer wieder angeguckt, aber ohne, dass er zu fliehen versucht, da will er einfach ein Auge drauf haben, um nicht überrascht zu werden. Wenn eine ganze Gruppe uns entgegen kommt oder sowas Gruseliges wie eben Rollatoren o.ä. weiche ich auch öfter mal auf die andere Straßenseite aus. Das entscheide ich dann je nach Situation und Gefühl.
    Letztlich laufen wir auch meist nur so viel an der Straße entlang wie eben nötig, um in den nächsten Park zu kommen. Da ist er dann meist schon sehr viel entspannter. Er behält zwar auch dann ganz gern immer mal die Umgebung im Auge, aber kann sich auch um die "üblichen Hundesachen" kümmern. Wenn er irgendwo eine besonders gut duftende Stelle entdeckt hat, kann er übrigens auch starke "Gruselreize" erstaunlich gut ignorieren.

  • Ein Reiz wird stärker durch Nähe, Intensität oder Dauer - oder alles drei gleichzeitig natürlich ;-)


    Schau dass du alles zunächst unterschwellig hast und dann gezielt eines der Parameter erhöhst um ein wenig. Das muss gut abgesprochen sein mit den Hilfspersonen. Und auch die Art und Dauer der Bestätigung anpassen.


    Oder du machst es in real life - aber dann brauchst du es glaub ich schon echt sehr unterschwellig, denn da kann man ja nichts planen oder selten planen ob was passiert, womit man nicht rechnet.

  • Emil gruselt sich ja auch vor Menschen, Aber ist auch gerne hingerannt und bellend vor denen vor und zurück gesprungen. Rennt also nicht weg, hat aber dennoch Angst.
    Mit Z&B ist das inzwischen in 80% der Fälle kein Thema mehr. Aber ich lasse Emil nicht sitzen, weil er das schlecht aushält. Z&B geht ja auch gut in der Bewegung. Er ist nun schon relativ ignorant gegenüber Menschen, Ausrutscher gibt es nur wenn er sehr aufgeregt ist und ihn dann vllt noch jemand anstarrt.
    Gestern war ich mit dem Zwerg joggen im Auslaufgebiet, er hatte eine kurze SL dran, die schleppte aber. Wir bogen um eine Ecke, da kam uns ein Dreiertrupp Menschen, die alle nebeneinander liefen, entgegen. Eigentlich versuche ich Menschen vor ihm zu sehen und dann mit Z&B anzufangen, aber der Moment war rum. Also habe ich von hinten mein "Das ist ein Mensch" gekeucht, er guckte kurz zu mir und lief an den Dreien einfach vorbei, holte sich noch schnell einen Keks vom schnaufenden Frauchen. Fand ich toll, zumal er draussen aufgrund von läufigen Hündinnen und Vorhautkatarh eh schon ziemlich gestresst ist im Moment.
    Ich kann Z&B einfach nur empfehlen, hat uns wahnsinnig geholfen. Er war bei Menschenbegegnungen vorher einfach hilflos.

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